Die „Vermisstenhellseherin“ Evelyn Störzner hat in Rekordzeit gelernt, was ihre bekannteren Kolleginnen und Kollegen schon seit langem praktizieren:
Je verschwommener die angeblichen Treffer dargestellt werden, desto weniger können sie überprüft werden.
Das erleben wir Jahr für Jahr bei der Prognosenrückschau – und jetzt auch bei Evelyn Störzner.
In den vergangenen Tagen hatte die Frau „Hellseherin & Medium“ noch versucht, ihre Kritiker mit zwei Pseudo-„Dokumentationen“ eines angeblichen Erfolgsfalles mundtot zu machen.
Dass sie dabei Angehörige des tot aufgefundenen Vermissten mit Namen und Foto in die Öffentlichkeit zerrte und hernach die Skeptiker bezichtigte, bei unserer Analyse ihrer Testimonials keine Rücksicht auf die Gefühle der Angehörigen zu nehmen, gibt dem Ganzen eine tragikomische Note.
Bei ihrem neuesten Fallbericht verzichtet Störzner vorsorglich auf alle konkret nachvollziehbaren Angaben und präsentiert lediglich eine E-Mail der Eltern eines vermissten Junge, dass dieser wieder aufgetaucht sei.
Welche Rolle Störzner dabei gespielt haben will, bleibt vollkommen nebulös – allerdings ist auch hier wiederum offenkundig, dass sie zum Auffinden des Kindes nichts beigetragen hat.
Was Störzner indes nicht davon abhält, sich schon mal im Voraus für eine (allerdings angebotene) Spende zu bedanken.
Einen weiteren skurrilen Höhepunkt erreicht der Rechtfertigungszwang der „Vermisstenhellseherin“ mit der Verlinkung eines Stern-Artikels, in dem es um die vermisste Inga geht.
Darin heißt es:
Zwar sind inzwischen Hunderte von Hinweisen eingegangen, der entscheidende aber war bisher nicht darunter. Herrmann und sein Team sind dabei, sie abzuarbeiten, die wichtigsten zuerst, aber auch Hinweise von Leuten, die in die Glaskugel geblickt hätten, um Inga zu finden, würden nicht ignoriert, versprach der 53-Jährige. Fast immer melden sich in Vermisstenfällen auch Hellseher und Glaskugel-Gucker.“
Störzner scheint aus dieser Passage ernsthaft herauslesen zu wollen, dass die Polizei mit „Hellsehern und Glaskugel-Gucker“ zusammenarbeite.
Diese realitätsverweigernde Fehlinterpretation erklärt ihr die Kriminalpsychologin Lydia Benecke:
Sie [die Ermittler] SUCHEN nicht die Hellseher auf, sie müssen nur JEDEN HINWEIS bearbeiten.“
Zu diesem Thema hat mittlerweile auch der bekannte Kriminalist und Profiler Axel Petermann Stellung genommen:
Ich möchte nur kurz anmerken:
Als ich noch aktiv als Ermittler oder Fallanalytiker arbeitete, bin ich na klar sehr häufig auch von selbsternannten Hellsehern angesprochen worden, die für alle möglichen Probleme stets eine Lösung parat zu haben schienen […]
Ich halte von diesen übersinnlichen Fähigkeiten überhaupt nichts und habe stets vor der damit einhergehenden Scharlatanerie gewarnt. Seriosität ist eine Grundvoraussetzung, um Erklärungen und Lösungen finden zu können.
Nur so kann man traumatisierten Angehörigen helfen und nicht mit selbstgefälliger Hokepoke.“
Das wird auch aus drei Fallbeispielen deutlich, die Lydia Benecke auf ihrer Facebook-Seite referiert, und die verdeutlichen, welchen Schaden „Hellseher“ bei verzweifelten Eltern anrichten.
Bei der Skepkon 2015 berichtete die englische Skeptikern Hayley Stevens ebenfalls von einer „pretty bad person“, die vorgab, die Eltern eines ermordeten Jungen zu dessen unauffindbarem Leichnam führen zu können (ab Minute 43:48, beim Klick auf den Direktlink zum Video erscheint die richtige Stelle):
The YouTube ID of LlhR0EMlhO4&feature=youtu.be&t=43m48s is invalid.Widerlich.
Und dann hat uns noch ein Leser auf diese Petition hingewiesen:
Nein zu organisiertem Betrug durch Wahrsager“
Ein Auszug aus der Begründung:
Diese Scharlatanerie findet rücksichtslos auf Kosten von Menschen statt, die in ihrer Verzweiflung nach jedem Strohhalm greifen. Es wird schonungslos damit geworben, Antworten und Hilfe für jede noch so schwierige oder aussichtslose Situation zu haben. Sehr oft begreifen die Betroffenen erst, dass sie ausgebeutet wurden, wenn es bereits zu spät ist.“
Zum Weiterlesen:
- Wenn “Hellseher” vermisste Kinder finden wollen, GWUP-Blog am 5. August 2015
- Die Vermisstenhellseherin wütet gegen die Skeptiker – und präsentiert „Beweise“, GWUP-Blog am 7. August 2015
- Immer mehr „Beweise“ von der Vermisstenhellseherin – und der Dritte Weltkrieg, GWUP-Blog am 8. August 2015
- Warum nicht einfach „alles“ versuchen, um ein vermisstes Kind zu finden? Lydia Benecke am 9. August 2015
- Unethical ghost hunters play detective, Hayley is a Ghost am 2. September 2012
- I get mail from angry ghost hunters, Hayley is a Ghost am 6. Juli 2013
- „Mein Horoskop stimmt immer!“ Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013 (mit zahlreichen Links zum Thema Hellsehen und Wahrsagen)
10. August 2015 um 21:08
@Martina Rheken:
Heilungsversprechen sind eine ernste Sache, darum kümmern wir uns noch.
10. August 2015 um 21:20
Wenn sie ne Hand auf die Zyste legt, sieht man die nicht mehr. Sprich sie sind verschwunden. MEhr hat sie doch nicht gesagt… Das könnte man sogar mit nem Foto …äh ner Zeichnung belegen.
Natürlich nicht lustig. Sehr traurig…
Ich schätze, der PR-Atomschlag von unserer Zauberin wird insgesamt sowas von nach hinten losgehen…
11. August 2015 um 00:37
Es wird immer besser:
Wenn Frau Störzner nicht durch ihre einzigartigen Fähigkeiten
reich wird, dann lässt sie sich einfach im TV-Voting zur
Millionärin wählen…!
https://www.facebook.com/fruehstuecksfernsehen/posts/10200265961170588
ZITAT: „Ich helfe diesen Angehörigen wenn sie mich anrufen, mit zuhören und indem ich nachsehe, wie der Ort aussieht, andem sich die vermisste Person befindet. Mit eurem Voting bei Millionärswahl unterstützt ihr meine kostenlose Initiative, welche sich lediglich durch vereinzelte Spenden finanziert. -►Hier bitte voten, helft bitte HELFEN! DANKE“
11. August 2015 um 11:52
Stimmt, vielleicht sollte man sie darauf hinweisen.
Für ne stramme Millionen und deren Zinsen sollte sich der Lebensunterhalt bestreiten lassen. Und da sie dann erwiesenermassen über die „Gabe“ verfügt könnte sie überall den verzweifelten Eltern, Frauen und Männern helfen die ihre Lieben suchen.
11. August 2015 um 12:28
@Bernd Harder:
Wenn Frau Störzner der Öffentlichkeit „Beweise“ ihrer Fähigkeiten präsentieren will, muss sie natürlich Details zu ihren Fällen nennen.
Schließlich war es den Skeptikern auch nur anhand der Daten des realen Falles von Florian Stahl möglich nachzuweisen, dass Frau Störzner keinerlei Beitrag zur Aufklärung geleistet hat.
Wenn sie dagegen nur anonyme Fälle präsentiert, heißt es seitens der Skeptiker wieder, „Das ist ja nur nicht-nachprüfbares Geschwätz.“
Möglicherweise war es der Familie Stahl auch unangenehm, dass der Name ihres Sohnes in der Skeptikergemeinde verbreitet wurde. Meines Erachtens hat die Wahrheit hier aber Vorrang, zumal der Fall eh schon öffentlich bekannt war.
11. August 2015 um 12:37
@nota.bene:
<< Wenn Frau Störzner der Öffentlichkeit "Beweise" ihrer Fähigkeiten präsentieren will, muss sie natürlich Details zu ihren Fällen nennen. << Klar - was ihr aber nicht klar zu sein scheint: Wenn wir dann wiederum ihre "Beweise" kritisch analysieren (die sie ja explizit für uns, für die Skeptiker, aufbereitet hat), müssen wir diese Details natürlich auch vollständig zitieren. Dafür gibt es ein wissenschaftliches Zitatrecht, das sich auf Texte und Bilder erstreckt, und das ihr vollkommen unbekannt zu sein scheint. << Möglicherweise war es der Familie Stahl auch unangenehm, dass der Name ihres Sohnes in der Skeptikergemeinde verbreitet wurde. << Verstehe ich - aber wie naiv muss man sein, einer "Hellseherin" ein Testimonial mit Namen und Foto zu schreiben?
11. August 2015 um 12:44
War es nicht die Schwester von Florian Stahl die diesen Fall als Referenz auf der Facebookseite von Frau Störzner gepostet hat?
11. August 2015 um 12:44
@Tony:
Ja.
11. August 2015 um 12:55
So tragisch der Fall ist, aber wer so für eine Wahrsagerin wirbt die offensichtlich keine Leistung erbracht hat, macht sich zum Mittäter.
Damit werden doch nur falsche Vorstellungen und Erwartungen geweckt. Das mag sicher nicht die Motivation der Schwester gewesen sein, aber das was dabei raus kommt.
11. August 2015 um 13:49
„Die Evelyn hat es geschafft: ein eigener Psiram-Eintrag!“
Herzlichen Glückwunsch, den hat sie sich redlich verdient.
11. August 2015 um 13:54
@hans:
Eher „un-redlich“.
11. August 2015 um 16:16
Scheinbar hat Frau Störzner die sozialen Netzwerke unterschätzt und angenommen sie würde naive Neukunden erreichen.
Aber jetzt wird die Aktion langsam ein Boomerang und mehr und mehr Leute fordern Nachweise und Quellen. Bevor sie sich da aber jetzt im Geschichten spinnen selbst verheddert wählt sie lieber den Weg des armen Opfers. Ganz schwache Leistung, dennoch befürchte ich das wird ihr bei ihren Anhängern eher noch Punkte bringen.
Die arme helfende Seherin verfolgt von Skeptikern und Zynikern.
11. August 2015 um 16:18
@Tony:
Ihre „Anhänger“ interessieren uns aber auch nicht weiter.
12. August 2015 um 00:32
Ich habe bis jetzt versucht abzuwägen, ob Frau Störzner sich selber auf den Leim geht und glaubt, dass sie tatsächlich diese Fähigkeiten hat oder ob sie bewusst die Leute hinters Licht führt.
Mittlerweile tendiere ich eher zu zweitem.
Jemand, der dermaßen viele Felder beackert wie Hellsehen, Channeling, Kartenlegen, Heilen durch Handauflegen, Vermisstensuche, Karmagedöns, Prophezeihungen, sich für PEGIDA und Ken Jebsen stark macht (in ihrem Blog) und dazu noch bei Pro7 die 1 Mio Euro (unter Vortäuschung karitativer Absichten) absahnen möchte, weiß meiner Meinung nach ganz genau was er da tut.
Sich auf dermaßen vielen Themenfeldern anzubiedern, erfordert ein großes Maß an Abgebrühtheit – manche würden sagen, Skrupellosigkeit.
Dazu kommt, dass jegliche Form der Kritik sofort massivst bekämpft wird.
Sei es durch Androhung rechtlicher Schritte oder durch paranormalen Nonsense von wegen „Ich komme euch im Traum besuchen!“.
In diesem Falle ist es gut, dass das Netz nichts vergisst.
12. August 2015 um 13:17
Sie kann niemandem vertrauen der schonmal „Hasstiraden“ gepostet hat? Voraussagen aber scheinbar auch nicht.
12. August 2015 um 13:20
Dass ihre PM ein Schuss in den Ofen wird, hätte sie auch voraussehen können …
12. August 2015 um 13:55
Die Frau ist Wahnsinn(ig ?)!
Die „Flugzeuglandung“ auf dem Hudson hat sie auch vorhergesehen!
http://www.dailynet.de/EsoterikSpirituel/34159.php
„Es ist taghell, ein Flugzeug fliegt inmitten einer Stadt hinein.
Blaue Buchstaben oder Streifen am Flugzeug.“
oder auch:
http://test.seherin-eva.de/html/seherin-eva.de/02b1fb9a2f1171a09/index.php
mit noch mehr Prophezeiungen (allerdings nur bis Mai 2009)
Sucht man mit Google, wird der Text gefunden
Fakt:
http://diepresse.com/images/uploads/9/7/8/444792/hudson-new-york-airbus20090118095128.jpg
Hmm, ja – blau und Streifen.
Und was sagt Google dazu?
https://www.google.de/search?q=airlines+lackierung&num=50&safe=off&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0CCcQsARqFQoTCP-y77LIo8cCFQW0GgodprUBCA&biw=1600&bih=1085
Und Wählen geht sie übrigens auch!
Sie wählt, wen verwundert’s:
http://die-violetten.de/
12. August 2015 um 13:59
Verschwörungstheoretikerin und Impfgegnerin ist die Dame auch noch:
<< Kontrolle - Zwangsimpfung - Randale = Sicherheitschip? <<
12. August 2015 um 14:06
Blau und streifen? Ganz klar Chemtrails. Also bei Flugzeugen einen Bezug zu „blau und Streifen“ herzustellen ist nicht besonders schwierig.
Sie sagte auch den EHEC Skandal 2011 voraus. Und ohne zu wissen welcher Lebensmittelskandal in diesem Jahr hochgejazzt wurde.
http://www.evelyn-stoerzner.de/hellsehen_seherin_htm_files/90.jpg
Hätte es dieses Jahr nicht EHEC gegeben sondern nur die üblichen „kleinen“ Zwischenfälle wie es sie in jeder Mensa oder Großküche mal gibt.
Frau Störzner hätte sich auch darin bestätigt gesehen.
12. August 2015 um 14:10
Der „Wahrsagerchecks-Blog“ wird die Dame künftig sicher genau verfolgen.
Bislang flog sie ja eher unterhalb von jedem Radar.
12. August 2015 um 18:17
Noch was:
http://www.vermisstensuche.net/
„vermisstensuche.net ist eine private gemeinnützige Initiative“
Beim zuständigen Finanzamt ist nichts von einer anerkannten Gemeinnützigkeit bekannt.
Möchte hier jemand abmahnen/klagen?
http://www.it-recht-kanzlei.de/irrefuehrende-werbung-kompetenzzentrum-gemeinnuetzige-stiftung.html
https://books.google.de/books?id=2zIxqrJK53cC&pg=PA105&lpg=PA105&dq=gemeinn%C3%BCtzigkeit+irref%C3%BChrende+werbung&source=bl&ots=5h52aXFljk&sig=lEn8W7Akhc5fn1mNwNsbN6rux70&hl=de&sa=X&ved=0CEAQ6AEwBmoVChMI6KuG7IWkxwIVQ7oUCh1v6AT7#v=onepage&q=gemeinn%C3%BCtzigkeit%20irref%C3%BChrende%20werbung&f=false
https://www.jurion.de/Urteile/BGH/1981-05-13/I-ZR-114_79
Insbesondere Hinweis auf §3 UWG:
https://www.jurion.de/Gesetze/UWG/3?from=0:305058