Auch ein Nachkomme der angeblichen Jersey-Devil-Gebärerin „Mother Leeds“ kann das Rätsel um das fabulöse Mischwesen,
… das seit 260 Jahren die Menschen zwischen Philadelphia und New York City erschreckt“,
nicht auflösen.
In seinem aktuellen Buch „The Domestic Life of the Jersey Devil“ legt der US-Journalist Bill Sprouse seine Vermutung dar, dass nicht Deborah Leeds um 1735 den Keim der Legende gelegt habe, sondern ihr Schwiegervater Daniel Leeds, ein Quäker-Prediger, der von seinen Zeitgenossen als „Vorbote Satans“ gefürchtet wurde.
Viel mehr geben seine Recherchen in der Familienhistorie indes auch nicht her.
Ergiebiger wird zweifellos der nächste „Außer Sinnen“-Vortrag am kommenden Dienstag (14. Juli) in Nürnberg.
Der SZ-Redakteur Dr. Markus C. Schulte von Drach spricht zum Thema
Warum Yeti nicht an Chupacabra glaubt – Kryptozoologie: faszinierend, aber auch seriös?“
Aus der Ankündigung:
Natürlich ist es nur ein Baumstamm, der beim Vorbeifahren am Ufer von Loch Ness durch die Sträucher am Seeufer kurz im Wasser zu sehen ist. Oder ist tatsächlich Nessie aufgetaucht, das legendäre Seeungeheuer?
Die Sicht ist zu schlecht, die Kamera nicht zur Hand. Und so bleibt der Wunsch, endlich Gewissheit über Nessies Existenz zu erlangen, leider wieder unerfüllt.
Doch die Faszination, die von den Geschichten ausgeht, die in Schottland seit etwa 1500 Jahren erzählt werden, ist ungebrochen.
Genauso wie die Begeisterung für Berichte von Begegnungen mit anderen geheimnisvollen Wesen: dem Yeti, Bigfoot, den Seeschlangen, im Kongo, dem Urzeit-Riesenhai Megalodon. Oder mit dem blutsaugenden Chupacabra, der sich innerhalb weniger Jahre von Puerto Rico bis nach Texas ausgebreitet hat.
Die Faszination für diese Monster spiegelt sich nicht nur in der Beharrlichkeit wieder, mit der sich die Berichte über sie in den Medien halten, oder darin, dass zum Beispiel die Serie „Akte X“ Kult-Charakter entwickeln konnte. Selbst renommierte Wissenschaftler lassen sich von den Mythen fesseln und versuchen immer wieder mit erstaunlicher Hartnäckigkeit, ihnen auf den Grund zu gehen.
Doch ist die Kryptozoologie – die Erforschung unbekannter Wesen, über die wenig mehr als Anekdoten existieren – nicht nur eine Pseudowissenschaft? Und wieso elektrisieren uns die Erzählungen – insbesondere die gruseligen Geschichten – so sehr?
Eine Reise in die Welt der Mythen von Monstern, von denen einige durchaus real sein könnten.“
Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Nicolaus-Copernicus-Planetarium. Der Eintritt kostet 7 €.
Zum Weiterlesen:
- Mythen von Monstern (1): Der blutrünstige Ziegensauger, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (2): Der verhungerte Kannibale, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (3): Lust auf Menschenfleisch, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (4): Großbritanniens Riesenkatzen, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (5): Der Kongo-Dinosaurier, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (6): Ogopogo und der Champ, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (7): Der Teufel von Jersey, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (8): Amerikas mysteriöser Riesenaffe, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (9): Lebende Flugsaurier, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (1o): Der Mongolische Todeswurm, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (11): Wo ist Nessie? Süddeutsche am 17. Mai 2010
- Mythen von Monstern (12): Der entsetzliche Schneemensch, Süddeutsche am 17. Mai 2010
- My uncle, the Jersey Devil, nj.com am 30. Juni 2015
- Rotglühende Augen und riesige Flügel: der Mottenmann, GWUP-Blog am 2. März 2015
- Kein Yeti und auch kein Rätselbär, GWUP-Blog am 21. März 2015
- Stimmt es, dass Riesenkraken Schiffe angreifen? GWUP-Blog am 8. Januar 2013
- Chupacabra: Mysteriöser Vampirköter oder Legende? GWUP-Blog am 2. März 2014
- Hoaxilla #4 – Kryptozoologie vom 20. Juni 2010
- Hoaxilla #76 – Jersey Devil vom 12. Februar 2012
- The Jersey Devil: The Real Story, Skeptical Inquirer Vol. 37.6, November/December 2013
7. Juli 2015 um 07:31
Kryptozoologie ist aus meiner Sicht natürlich keine Pseudowissenschaft.
Sie beschäftigt sich vor allem erstmal mit Lebewesen, die noch nicht taxonomisch und genetisch eingeordnet sind, weil man noch keine wissenschaftlich verwertbare Daten hat.
Und diese (Arten) dürften noch immer sehr zahlreich sein.
7. Juli 2015 um 11:09
@vincent:
<< Sie beschäftigt sich vor allem erstmal mit Lebewesen, die noch nicht taxonomisch und genetisch eingeordnet sind, weil man noch keine wissenschaftlich verwertbare Daten hat. << Eigentlich nicht - das ist normale Zoologie. Kryptozoologen suchen nicht nach neuen/unentdeckten Tierarten - das sind ohnehin Zufallsfunde. Kryptozoologen orientieren sich gewissermaßen an "Phantombildern", also an Sagen, Sichtungsberichten etc., und versuchen das reale Äquivalent zu finden: "Im Zentrum des kryptozoologischen Interesses stehen Großtiere, die entweder als sagenhaft oder als lange ausgestorben gelten. Zu diesen sogenannten Kryptiden gehören das Ungeheuer von Loch Ness, der Yeti, Bigfoot, der Mokéle Mbèmbe (ein Dinosaurier, der angeblich in den Urwäldern Zentralafrikas lebt), überlebende Moas in Neuseeland und mehrere Arten von Seeschlangen. Von einigen „seriösen“ Kryptozoologen abgelehnt, bei Laien aber sehr beliebt ist die Suche nach zoologisch eher unwahrscheinlichen Kryptiden wie etwa Nixen, Mottenmännern und dem Chupacabras („Ziegensauger“, ein lateinamerikanisches Fabeltier, das Haustiere töten und ihr Blut trinken sollen). Als Quellen dienen den Kryptozoologen anekdotische Belege, Augenzeugenberichte, Mythen und Legenden, ferner Fotos und Filmaufnahmen von oft schlechter technischer Qualität, zudem werden vermeintliche Fußabdrücke und andere mehrdeutige Spuren vorgelegt. Die Kryptozoologie ist jedoch bislang jeglichen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz all der behaupteten Lebewesen schuldig geblieben, die Heuvelmans in einer Checkliste bereits in den 1990er Jahren klassifiziert hat. Anders als in der wissenschaftlichen Zoologie bei der Beschreibung einer neu entdeckten Art üblich, wurde nie ein lebendes oder totes Exemplar eines Kryptiden beigebracht. Einwandfrei identifizierte Knochen und andere Relikte fehlen ebenfalls. Die Kryptozoologie hat daher bislang keinen Beitrag zum Erkenntnisfortschritt in der Zoologie geleistet. Kryptozoologen halten die Entdeckung der Kryptiden dennoch für wahrscheinlich, weil auch die wissenschaftliche Zoologie täglich neue Tierarten entdeckt. Diese Argumentation übersieht jedoch, dass sich diese Spezies stets in das bekannte zoologische Klassifikationsschema einfügen und ökologisch plausibel sind. Auf Kryptiden treffen diese Merkmale nicht immer zu. Lebewesen wie Nixen und Mottenmänner sind aus Sicht der Zoologie hochgradig unwahrscheinlich, der schottische See Loch Ness verfügt nicht über genug Biomasse, um eine stabile Population von mehrere Meter großen Tieren zu ernähren. Einige der in eher unzugänglichen Gebieten vermuteten Großtiere könnten dennoch existieren." https://www.gwup.org/inhalte/110-themen/kryptozoologie/641-kryptozoologie
8. Juli 2015 um 07:44
@Bernd Harder
Sie haben natürlich soweit Recht, mit Ihrer Definition.
Und doch möchte ich erstens darauf hinweisen, dass die Vorgehensweise: Augenzeugenberichte – theoretische Erklärungsversuche – Versuch der Probennahme jetzt nicht unwissenschaftlich ist.
Unwissenschaftlich sind jedoch einige Protagonisten, die Legenden hinterher jagen, mit völlig abwegigen Theorien.
Zur Erinnerung: Architheuthis galt lange als Kryptide
„Obwohl seit Jahrhunderten über Sichtungen von Riesenkalmaren und Begegnungen mit diesen Tieren berichtet wurde, wurden die Erzählungen meist ins Reich der Legenden und der Kryptozoologie verwiesen. Selbst die Funde gestrandeter Kalmare mit Längen von weit über 10 Metern wurden von der Zoologie nicht ernst genommen. Heute weiß man, dass es diese Tiere tatsächlich gibt.“ (WIKI)
8. Juli 2015 um 10:27
@vincent:
Nach unseren Recherchen ist der Riesenkrake kein Beispiel für einen echten Kryptiden – sehr wahrscheinlich hatte der „mystische“ Riesenkrake mit dem echten Architheuthis nichts zu tun:
https://blog.gwup.net/2013/01/08/greifen-riesenkraken-schiffe-an/