Die Frage nach der besten Impfaufklärung beschäftigt uns seit mehr als einem Jahr.
Tendenziell können wir sagen, dass Erfahrungsberichte mehr zählen als reine Fakten. Und tatsächlich scheint die Impfaufklärung der vergangenen Monate Erfolge zu zeigen.
Eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat jetzt ergeben:
Der Anteil derjenigen, die die Impfung gegen Masern als „besonders wichtig“ oder „wichtig“ einschätzen, ist im Vergleich zur BZgA-Studie 2012 signifikant von insgesamt 69 auf 75 Prozent gestiegen.“
Und:
Im Vergleich zur BZgA-Studie 2012 ist der Anteil derjenigen, die dem Impfen befürwortend gegenüberstehen, signifikant gestiegen (von 37 auf 48 Prozent).“
Als häufigstes Impfhindernis – speziell auf die Masernimpfung bezogen – gab eine kleine Subgruppe von 307 nach 1970 Geborenen ohne ausreichenden Schutz vor Masern an, dass niemand sie auf die Notwendigkeit einer Impfung hingewiesen habe (75 Prozent). Ein Viertel erklärte, Angst vor Nebenwirkungen zu haben.
Der Kinderdoc kommentiert derweil das geplante Kita-Verbot für ungeimpfte Mädchen und Jungen bei Ausbruch neuer Masernwellen oder anderer Infektionskrankheiten sowie die verschärfte Beratungspflicht:
Aus den Kreisen der Grünen kommt reflexhaft der Ruf nach dem Recht auf Unversehrtheit des Körpers, als ob dies nicht auch für “nicht impfbare”, chronisch kranke Kinder gelte, die stets Risiko laufen, von Ungeimpften in der Kita angesteckt zu werden.
Was wiegt eigentlich mehr, das Recht der Eltern auf körperliche Unversehrtheit ihres Kindes bei einer verweigerten Impfung oder das Recht auf körperliche Unversehrtheit des schutzbefohlenen Kindes, welches eine impfpräventable Krankheit bekommen könnte?
Immerhin erkennen auch grüne Politiker, dass beim Moment des Eintritts in den Kindergarten die Dimension des Gruppenschutzes erreicht ist und den Eigenschutz des Individuums überwiegt.“
Am 18. und 19. Juni tagt in der Berliner Urania die Nationale Impfkonferenz.
Thema ist unter anderem ein Aktionsplan, mit dem die Masern bis 2020 eliminiert werden sollen.
Zum Weiterlesen:
- Impfaufklärung zeigt Wirkung, idw am 17. Juni 2015
- Jenny McCarthy, ein Shitstorm und die Frage nach der besten Impfaufklärung, GWUP-Blog am 17. März 2014
- Mit Witz und Betroffenheit gegen aggressive Impfgegner, GWUP-Blog am 11. August 2013
- “Buffy” kämpft jetzt für die Keuchhusten-Impfung, GWUP-Blog am 16. Juni 2013
- Was tun gegen Impfgegner? Jetzt sind Emotionen gefragt, GWUP-Blog am 18. Februar 2015
- Impf-Aufklärung: Persönliche Storys zählen mehr als Fakten, GWUP-Blog am 20. März 2015
- Oh je: heute+ fragt ernsthaft, ob Impfen was bringt, GWUP-Blog am 15. Juni 2015
- Masern: In die Kita nur mit Impfschutz, Spiegel-Online am 13. Juni 2015
- Impfpläne gehen Pädiatern nicht weit genug, Ärztezeitung am 15. Juni 2015
- Vor Kita nur Impfberatung oder -check? Kinderdoc am 14. Juni 2015
- Masern sollen bis 2020 eliminiert werden, Berliner Zeitung am 17. Juni 2015
- Österreich: Bioethikkommission empfiehlt Impf-Check in Kindergärten, derStandard am 17. Juni 2015
- Masern-Höchststand bei Kindern alarmiert Ärzte, Süddeutsche am 15. Juni 2015
18. Juni 2015 um 07:28
In der Tat ist dieses „Schulverbot“ bei einem akuten Masernausbruch wichtig und richtig; insbesondere die Klärung per Gesetz „ja, das darf gemacht werden“. Aber es braucht mehr. Es sollte einfach der Normalfall werden: „Ich soll dein Kind betreuen? Klar, mache ich doch gerne, wo ist denn sein Impfausweis?“
Da es keine allgemeine Pflicht zum KiTa-Besuch gibt, würde ich mir halt als Gesetz wünschen, dass generell zumindest KiTas nur geimpft besucht werden dürfen. Bei Schulen ist eine generelle Impfpflicht natürlich verfassungsrechtlich schwieriger, da es ja die Schulpflicht gibt.
Das liefe dann ja de facto auf eine Impfpflicht hinaus, welche zwar durchaus gerechtfertigt sein kann: immerhin haben wir auch die Wehrpflicht im Gesetz. Grundsätzlich _kann_ man also die persönliche Freiheit verfassungskonform einschränken. Zumindest, wenn die andere Seite der Abwägung „schwer“ genug wiegt, was ich beim Seuchenschutz persönlich ja bejahen würde, aber das ginge wohl definitiv bis Karlsruhe rauf.
Gerade bei KiTas gibt es aber eigentlich kein echtes Problem. Man könnte es einfach ins Gesetz schreiben, wo der Anspruch auf KiTa-Plätze geregelt ist: Anspruch ja, aber halt nur bei vorliegenden Impfungen gemäß STIKO.
Und zusätzlich dann die Betriebserlaubnis von Betreuungs- und Freizeitstätten (nicht nur KiTas: einfach _alles_, wo Kinder unter ca. 8-10 betreut werden) davon abhängig machen, dass Mitarbeiter geimpft sind und der Impfschutz der Kinder kontrolliert wird. Spätestens wenn die Einrichtungen andernfalls mit Schließung rechnen müssten, _würden_ sie darauf achten.
Damit würde man zwar wohl immer noch nicht tatsächlich 100% der Bevölkerung erreichen, aber es würde vermutlich reichen. Und es würde vielleicht endlich in die Gehirne gebrannt, dass Impfung normales Sozialverhalten ist und Impfverweigerung asozial.
18. Juni 2015 um 09:34
als erstes noch bevor geklärt wird ob der/die bewerber/in das „richtige“ glaubt. muß der betreiber der kita prüfen ob denn der/die bewerber/in auch komplett durchgeimpft ist, ist dies nicht der fall kann nicht eingestellt werden. aus fertig.
damit würde die erste große hürde schon beseitigt, denn dann würde das personal bei elternbedenken klar sagen können, wir sind geimpft damit ihr kind nicht gefährdet wird, lassen sie ihr kind impfen damit es andere kinder nicht gefährdet.
18. Juni 2015 um 09:59
@ Robert
Meine Zustimmung zu deinen Ausführungen. Dann dürfte das Gesetz aber auch nicht vor den Angestellten halt machen. Also Erziehrinnen und Erzieher sollten sich ebenfalls impfen müssen, sofern es keine vernünftigen Gründe dagegen gibt. Warten wir mal ab, wie sich das thema Masern, Impfen und Schule bzw. Kita weiter entwickeln wird. Langsam scheint die Vernunft zu siegen.
18. Juni 2015 um 19:29
Vielleicht könnte man einen Orden gründen: Die Schwestern der barmherzigen Impfung…wenn dieser Orden ein Kindergarten betreibt, kann der Arbeitgeber verlangen, daß die Mitarbeiter geimpft sind.
18. Juni 2015 um 19:53
unsere Ärztekammer (Westfalen-Lippe) hat sich heute für die Einführung einer Impfpflicht gegen Masern ausgesprochen!
http://www.aekwl.de/index.php?id=198
18. Juni 2015 um 20:54
Impfungen sind derzeit in den Medien breitgetreten (und mit mehr Sorgfalt als noch vor kurzem wie mir scheint), die Frage ist, ob dieses Hoch anhält.
Mir scheint das eine viel zu große Menge doe Gesundheitstipps gemeinsam mit der derzeitigen Mode aufschnappen. In ein paar Jahren haben die Dackel umd Pudel vielleicht wieder andere Frisuren und deren Besitzer ne andere Meinung.
Die jetzige informationswelle ist nunmal mit den derzeitigen Ausbrüchen begründet und diese mit der impfmüdigkeit bzw. Gegnerschaft. Falls die impfrate wieder genug steigt geht das ganze wieder von vorne los?
Ohne zwänge bin ich mir nicht so sicher ob die Masern endgültig ausgerottet werden