Mutiger Beitrag bei Psychologie aktuell:
Warum Pillen gut sind“
Es geht darin um den Irrglauben, dass alles „Natürliche“ per se gut ist.
Seltsamerweise kennen auch wir keinen Impfgegner, der sein Kind mit Skorpionen spielen lässt oder Urlaub am Fuße eines rumorenden Vulkans macht oder einen Brocken Uran als Briefbeschwerer verwendet.
Fazit von Psychologie aktuell:
Wer meint, er könne seine Schilddrüse mit Kokosmilch heilen oder seine Depressionen wegtanzen, der darf das tun.
Wer es aber zu einer „Natur ist toll“-Doktrin macht und andere von wahrer Hilfe fernhält, dem sollte man einfach mal das Krankenkassenkärtchen entziehen. Die Herrlichkeit abseits der „Schulmedizin“ nähme dann bald ihr ganz natürliches Ende. Im Schnitt nach 29 Lebensjahren.
Die Bestatter-Lobby würde sich freuen.“
Zum Weiterlesen:
11. Juni 2015 um 10:06
Dass man eine Depression nicht wegtanzen kann, sollte man wohl ebenso den Verhaltenstherapeuten mal sagen.
Und der dritte Punkt in dem verlinkten Artikel ist ja gruselige Ideologie. Als wäre die Internierung eine Art notwendige Lösung bis zur Erfindung der Neuroleptika gewesen. Und als wäre es die Erlösung, endlich wieder Lohnarbeiten zu dürfen…
11. Juni 2015 um 12:23
Natur ist zweifellos toll. Viele potente Arzneistoffe sind Naturstoffe oder von Naturstoffen abgeleitet.
Natur ist aber, was viele Naturmedizinromantiker nicht wissen (wollen), nicht immer auch sanft und frei von Nebenwirkungen.
11. Juni 2015 um 14:51
Was mir gerade noch so auffiel:
Was soll der Beitrag unter „Homöopathie“?
11. Juni 2015 um 15:56
@Christian Becker:
Leider ist für die allermeisten Zeitgenossen Homöopathie „irgendwas Natürliches“.
11. Juni 2015 um 17:01
„Die Bestatter-Lobby würde sich freuen.“
Warum das denn? Soweit mir bekannt ist, stirbt jeder nur einmal.
11. Juni 2015 um 22:02
Man könnte das auch gegen die Intention lesen, dass hier eine Lanze für eine Pillenschluckmentalität gebrochen wird, die aber ja die Homöopathie und ihre Akzeptanz fördert.
Anstatt einer längeren, umständlicheren Therapie nimmt man eben die Pille – diese Mentalität existiert in der Homöopathie ebenso wie in der Psychiatrie.
12. Juni 2015 um 00:36
Ja, das ist unsere Crux…wir leben zu lange; mMn werden wir auf Dauer nicht diesen Status halten können – man sollte vielleicht anerkennen, daß unsere Evolution, bald das Ende erreicht hat, sofern wir es nicht schaffen uns durch „Innovationen“ neu zu erfinden…Wohlstand auf den ganzen Planeten für alle ist auch nicht zu verwirklichen, deshalb sollten wir froh sein, daß wir zu den Begünstigen gehören, die die Ressourcen der Welt in vollen Zügen „genießen“…
Ein kleines profanes Beispiel: Wollten wir, daß jeder Mensch ein Elektro-Fahrzeug (also klimaneutral und umweltfreundlich), so bräuchten wir mehr Lithium (das für den Akku gebraucht wird), als auf den Planeten vorhanden ist…die Ressourcen sind beschränkt.
12. Juni 2015 um 12:09
Ich verstehe weder, warum das eine Crux sein sollte, noch was das „zu lange“ bedeuten soll.
‚Wir‘ schaffen es doch, uns immer neu zu erfinden. Das nennt sich wahlweise Kultur oder Zivilisation. Die Evolution kann man wohl getrost außenvor lassen, was soll die schon über den Menschen aussagen?
Die wird in solchen Diskussionen auch immer nur zur faden Kulturkritik verwendet. Nur weil die Formen des Stoffwechsels mit der materiellen Natur nicht beliebig funktionieren, heißt das nicht, dass nicht genug Ressourcen zum Wohlstand für alle da wären. Das ist eine zynische Aussage, angesichts der Tatsache, dass es Menschen hier und heute nicht elendig geht, weil der Reichtum der Natur begrenzt wäre, sondern weil die gesellschaftliche Form seiner Produktion und Distribution viele von ihm gewaltsam ausschließt.
Wirklich, was soll dieses ständige, anthropologische und kulturpessimistische Geraune unter solchen Beiträgen?
13. Juni 2015 um 22:49
@Abe
Das „zu lange“ bedeutet, daß die „natürliche“ Lebenserwartung nur durchschnittliche bei 29 Jahren liegt.
Zitat Abe
Den ersten Satz finde ich gut, aber den Zweiten nicht, denn die Evolution hat uns hervorgebracht und wir können unsere Abstammung nicht verleugnen, auch wenn wir uns durch Kultur und Zivilisation „neu erfinden“ – den Ballast unserer Ahnen tragen wir mit uns (vielleicht ist das auch das, was als „Erbsünde“ bezeichnet wird).
Ich weiß nicht, was daran so zynisch ist, wenn ich schreibe:
Hier schreibe ich, daß wir in den sogenannten zivilisierten Ländern froh sein sollten, daß wir einen hohen Medizinstandart haben – und deshalb ist es nur um so unverständlicher, daß man in der Medizin „zurück zur Natur“ will.