gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Debatte: Brauchen wir eine neue Evolutionstheorie?

| 13 Kommentare

Interessantes Pro & Contra bei spektrum.de:

Brauchen wir eine neue Evolutionstheorie?“

Der Evolutionsbiologe Prof. Kevin Laland von der schottischen University of St Andrews plädiert für eine „Erweiterte Synthese in der Evolutionstheorie“:

Inzwischen fordern immer mehr Biologen, das Konzept der Evolutionstheorie anzupassen. Rückenwind hierfür kommt aus den Nachbardisziplinen, vor allem der Entwicklungsbiologie, aber auch der Genetik, der Epigenetik, der Ökologie und den Sozialwissenschaften.

Wir stehen für eine Revision der Evolutionsbiologie, damit sie uneingeschränkt von den Erkenntnissen dieser Bereiche profitieren kann. Und immer mehr Forschungsergebnisse untermauern unsere Position.“

Dem widerspricht der Biologe Prof. Gregory A. Wray von der Duke University in Durham:

Die gegenwärtige Evolutionstheorie ist alles andere als in der Vergangenheit verhaftet. Im Gegenteil, sie ist dynamisch, kreativ und im Aufwind. Heutige Evolutionsbiologen schöpfen aus den unterschiedlichsten Forschungsfeldern wie der Genomik, der Medizin, der Ökologie, der künstlichen Intelligenz und der Robotik. Darwin würde dem zustimmen.“

Einig sind sich indes alle, dass die Evolutionstheorie gegen den Kreationismus verteidigt werden muss.

Zum Weiterlesen:

13 Kommentare

  1. Worin bestünde denn das „Neue“ dieser „neuen Evolutionstheorie“?

  2. Das frage ich mich auch. Lalands Pädoyer liest sich so, als renne da jemand eine offene Tür ein.

  3. Das „Neue“ ist soweit ich das verstehe, eine andere Gewichtung der Genzentrierung.

    Soll vermutlich heissen, daß der Entwicklungs-Prozess eines Organismus im Vergleich zu den Genen stärker gewichtet wird.

    Allerdings gibt es da ein paar Dinge, die mir spontan dabei aufstoßen:

    * Was Sozialwissenschaftler hier denken, ist für mich schon einmal fragwürdig. Eine Theorie soll beschreiben was ist und nicht wie etwas sein sollte. Hier hege ich die Befürchtung, dass „Wünsche“ in die Theorie eingearbeitet werden sollen.

    * Ich glaube, hier gibt es so etwas wie eine Vermengung von Themen. Darwin wusste nichts von den Genen und die Evolutions-Theorie funzt noch heute wie eh und je. Einzelne Mechanismen der Evolution können mit Hilfe der Genetik/Epigenetik etc. erklärt werden und können getrost als Erweiterung betrachtet werden.

    * Angesichts der Tatsache, dass die Evolutions-Theorie Bestand hat aber trotzdem massiv unter Beschuss steht, halte ich dieses Unterfangen für fragwürdig. Zum Einen macht die Einbeziehung weiterer evolutionärer Mechanismen, die Theorie komplizierter und damit für den Laien weniger verständlich.

    Zum Anderen obliegt es jedem selbst, ob er die genauen Abläufe in der Evolution noch genauer verstehen will und sich dementsprechend in den anderen Gebieten weiterbildet.

    Bye
    costamojan

  4. Nach der Lektüre von Bernhard Kegels „Epigenetik“ würde ich auch darauf tippen, daß es auf selbige hinausläuft.

    August Weismann schuf zunächst drei Jahre nach Darwin die Grundlage des „Neodarwinismus“. Danach sondern sich bereits im Embryo die Vorläufer von Samen und Eizellen ab und entwickeln sich unabhängig von den restlichen Körperzellen.

    Das bedeutet aber, was immer mir im Leben widerfährt hat keinen Einfluß darauf, was ich weitervererbe.

    Die darauf folgende Strömung der „Modern Synthesis“ erklärte erstmals Mutation und Rekombination des elterlichen Erbguts (in den Keimzellen) als Ursache von Veränderungen.

    Offenbar verfügen aber Arten über die rein genetische Variabilität hinaus über Möglichkeiten, sich relativ schnell neuen Verhältnissen in der Umwelt anzupassen – schneller als es alleine auf Grund von Mutation und Rekombination der Fall wäre.

  5. Soweit ich das verstehe, handelt es sich hierbei nicht um eine neue Evolutionstheorie, sondern um eine erweiterte Evolutionstheorie; ich finde das Neu hier etwas verwirrend.

    Wenn man etwas erweitert, wird die Basis-Theorie nicht falsch.

    Ich denke auch, daß eine starre „Mutation und Selektion“ zu „träge“ wäre, um auf die Gegebenheiten zu reagieren.

    Natürlich gibt diese „Plastizität“ wieder Raum für einen „Gläubigen“, genauso, wie die Quantentheorie herhalten muß, um die Freiheit in der „Schöpfung“ zu erklären, denn ohne einen expliziten „Freien Willen“, wären wir nicht „verdammungswürdig“ ;-)

    Ohne ‚Sünde‘ keine ‚Erlösung‘ – letztendlich ist die ‚Sünde‘ eine Notwendigkeit für das Christentum, sie ist so essentiell, das sie sogar „vererbt“ wird – Stichwort: Erbsünde/Ursünde.

  6. Zur Zeit befindet sich die menschliche Evolution eher im Rückwärtsgang. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die im Laufe von Jahrhunderten gewonnen wurden, sind für immer mehr Menschen nicht mehr maßgeblich.

    Beispiel ist die „Schulmedizin“, der weniger vertraut wird als schamanischen Methoden wie der Homöopathie (Wassergeister).

    In unserer Nachbarstadt wurde ein Verein gegründet, der zum Ziel hat, einen sogenannten Waldkindergarten zu gründen. Die Kindergartenzeit wird hier im Wald verbracht, und zwar draussen, bei jedem Wetter. Nur wenns extrem wird, dürfen sich die Kinder in Bauwagen oder Waldhütten zurückziehen.

    Spielzeug gibts keines, ausser solchen Dingen, die der Wald bietet: Stöcke, Moos usw.

    Als ich das gelesen habe, war mein erster Gedanke, dass wir da ja eigentlich wieder das Evolutions-Niveau einer Schimpansenhorde erreicht haben, man könnte es eine Re-evolution nennen.

  7. Evolution geht weder vorwärts noch abwärts, weder aufwärts noch rückwärts, bei Evolution geht es nur um Anpassung. Entsprechend sind die beispiele wie der Waldkindergarten keine Evolution oder Re-Evolution sondern einfach nur normale privilegierte Industrienations Idiotie.

    Zum Hauptthema aber muss ich sagen das es mir auch nicht ganz einleuchtet von einer neuen Synthese zu sprechen. Ich sehe es eher so das die neuen erkenntnisse den Vorgang der Evolution einfach besser erklären als zuvor, da die grundlegenden Prozesse die selben sind, wir aber nur die Details besser verstehen.

  8. @Seneca
    Natürlich geht es bei der Evolution um Anpassung. Aber Anpassung ist ja kein Selbstzweck. Eine Spezies passt sich an, um seine Lebensumstände zu optimieren, um in der Umwelt besser zurechtzukommen.

    Die Evolution hat den Menschen z.B. dazu befähigt, Unterkünfte zu bauen, die ihn vor den Unbilden des Wetters schützen oder Dinge zu schaffen, die ihn zu neuen Erkenntnissen gelangen lassen.

    All dies scheint mir – siehe Waldkindergarten – zur Zeit in eine Richtung zu gehen, die nach rückwärts zeigt.

  9. Was ist an einem Waldkindergarten Idiotie?

    Das Kinder im Kontakt mit der Natur stehen und mit Sachen spielen, die es nicht im Kaufhaus gibt?

    @Werner: schon mal einen Waldkindergarten besucht? Oder etwas zu dem Konzept gelesen?

  10. @bernd
    Ich habe mit einer der Mütter aus dem Verein gesprochen, die mir ein Infoblatt in die Hand gedrückt hat.
    Darin war u.a. von keltischen Baumkreisen, Waldgeistern und Elfen die Rede, und zwar im durchaus ernsthaften Ton.
    Das hat mir eigentlich gereicht, die Richtung war mir klar.
    Wäre schön, wenn ich mich getäuscht hätte, vermutlich eher nicht.

  11. …im „Hope Channel“ gesehen…
    Dort wurde die Frage nach der Autorität der Bibel folgendermaßen beantwortet: Wenn man glaubt, daß Jesus der Messias ist und wahrhaft von den Toten auferstanden ist, so muß man auch glauben, daß die Genesis wahr ist, denn sonst könnte man auch „Gottes Wort“ in Bezug auf „Jesus“ in Frage stellen…wahre Worte…aber die Konsequenz daraus ist ein „Kreationismus“ und dieser ist bewiesenermaßen unwahr…sollte dann auch ein überzeugter Christ nicht alle „Wahrheiten“ der Bibel hinterfragen?
    Ist die Erkenntnis der Wissenschaft nicht der ‚Hammer‘, der das Fundament der ‚Dogmen‘ der Religionen zerschlägt?
    Je mehr sich die Religionen gegen diese Erkenntnis stemmen, um so mehr verlieren sie…das scheint der aktuelle Papst „Franziskus“ begriffen zu haben und versucht noch zu retten, was nicht mehr zu retten ist…Fiat…

  12. Evolution ist die einzig wahre und vernünftige Realität. Die Natur spielt mit uns und die am besten angepassten Gene setzen sich garantiert durch.Beim Menschen wie bei den anderen Tieren auch innerhalb der Art zum Zwecke der Arterhaltung.Da der Steinzeitmensch das nicht begreifen konnte,glaubte er an höhere Wesen, an Götter, Totems,Geister,Religionen etc…
    Immer war es die nicht begreifbare Realität seines eigenes Todes und die Urängste davor.Im Glauben, in diesem Gespinst aus Empfindungen, Gefühlen und den damit verbundenen pawlowschen Konditionierungen, suchte er eine „glaubhafte“ Erklärung für diese seine brutale Welt vom ewigen fressen und gefressen werden. Glaube als das Für Wahr Halten eigener Überzeugungen,Gedanken und Gefühle. Aber dagegen steht die einzig wahre Realität, die Realität der Natur mit ihren Naturgesetzen, die kein Mensch und kein Glaube je außer Kraft setzen kann ! Oder ist schon mal ein Mensch oder ein Tier wieder von den Toten auferstanden-und gibt es dafür fundierte Beweise ? Sterben ist ein Naturgesetz. Dieser gläubige Mensch ist ein kleiner Spinner wenn er glaubt mehr zu sein als diese Natur.Und da er sie auch heute noch nicht verstehen will, glaubt er ein Gott hat all diese „Wunder“ geschaffen. Warum sollte ein Gott mit unserem Genmaterial spielen ?
    Warum sollte ein Gott dieses Tier in Menschengestalt(was so arrogant ist und glaubt es sei die Krone der Schöpfung) so wichtig nehmen ?
    Allein die Evolution entscheidet das – und die hat unendlich viel Zeit bis …zum nächsten Urknall.

  13. @Martin
    Viele Ihrer Aussagen unterstütze ich, aber ich würde nicht sagen, daß der Glauben einfach nur eine „primitive“ Erklärung für das Unerklärliche ist…ich glaube eher, daß der Glauben auch eine wichtige soziale Funktion erfüllte und auch heute noch teilweise erfüllt – natürlich gibt es auch einen Missbrauch durch den Fanatismus, den es nicht nur im Islam, sondern auch bei den Christen gibt.
    Bis zum nächsten „Urknall“ – Sie meinen wohl die Theorie, daß das Universum wieder in sich zusammenfällt und es dadurch zu einem neuen Urknall kommt? Diese Theorie halte ich für unwahrscheinlich – ich glaube eher, daß es zu einem „Kältetod“ kommt, dh der zweite Hauptsatz der Thermodynamik wird das Ende dieses Universums herbeiführen, durch die zunehmende Entropie werden die komplexen Strukturen zerstört, die im Wesentliche das „Seiende“ sind – auch wir sind das Ergebnis der neuronalen Vernetzung unserer Synapsen und wir müßen täglich Energie zuführen, um der Entropie zu trotzen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.