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Kornkreis als Live-Mandala

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Der Kornkreis bei Raisting am Ammersee macht weltweit Schlagzeilen.

Die Nachrichtenagentur Reuters, die Augsburger Allgemeine, SAT 1 Bayern und viele andere Medien haben sogar Videos dazu produziert:

Bemerkenswert ist ein Artikel im Münchner Merkur, der deutlich macht, dass der Kornkreis für die große Mehrzahl der Pilger kaum mehr als ein sonniges Live-Mandala ist:

Gemütlich hat es sich die Gruppe auf ihrer weißen Decke gemacht […] Die Zeit vergessen, entspannen, dem Alltag entfliehen – der Kornkreis in Raisting macht’s möglich.

Wie diese Gruppe pilgern viele in das Weizenfeld der Familie Huttner. Aber warum?

„Weil es friedlich ist“, sagt Brandt. „Man sitzt hier mitten in der Natur, kommt raus, genießt den Moment. Das ist wichtig in der heutigen Zeit.“

Eine Antwort auf die Frage, wie der Kreis entstanden ist, hat auch sie nicht. „Das ist mir egal. Es ist unwichtig. Fest steht: Er ist Mittel zum Zweck. Ein Ort, an dem Menschen glücklich sind.“

Dementsprechend kommentiert auch Karin Seibold in der Print-Ausgabe (Nr. 137 vom 30. Juli) der Augsburger Allgemeinen:

Da sitzen sie, im Schneidersitz, und fabulieren über Außeriridsche, zauberhafte Zeichen und das große Ganze. Da theoretisieren sie, über den Sinn des Lebens, Gott und das Universum.

Und irgendwo in der Nähe des Sees sitzen in diesen Tagen ein paar Leute neben ein paar Schnüren und Holzpflöcken und stoßen mit ganz irdischen Getränken auf ihren Erfolg an. Sie haben es geschafft, Aufmerksamkeit auf ihr Kunstwerk zu lenken, den Tourismus für ein paar Tage anzukurbeln und die Medien zu beschäftigen.

Im Grunde ist es eine Situation, in der jeder gewinnt: Die einen an meditativer Stimmung, die anderen an Spaß, wieder andere damit, dass sie Würstl und Apfelsaftschorle am Rand des Schauplatzes verkaufen.“

Ein „paar Leute mit Schnüren und Holzpflöcken“ als Schöpfer der Ährenzeichen – kann das alles sein?

Gewohnt nüchtern verweist heute Der Nesselsetzer auf dieses feine Erklär-Video:

Und im Skeptiker (1/2014) steht der Kornkreiskenner und -macher Harald Hoos GWUP-Mitglied Dr. Philippe Leick Rede und Antwort.

Der Verleger und Mediendienstleister war einst als „Kornkreiskünstler“ aktiv und erzählt, wie’s geht:

Kornkreise zu machen ist im wahrsten Sinne des Wortes kein Hexenwerk – und kein Alienwerk.

Bei komplexen Strukturen ist präzise Planung erforderlich und später im Feld Disziplin innerhalb der Gruppe […]

Fast alle bisher bekannten Kornkreisformationen sind in einer Nacht umsetzbar, teilweise mit erheblicher Manpower […]

Eine spätere, gezielte Entdeckung „anzuschubsen“ ist gar kein Problem. Oftmals sind die Kornkreismacher, die sich eben auch in der Szene tummeln, selbst die „Entdecker“ […]

Was die [angebebliche] Komplexität [von Kornkreisen] angeht, kann ich die Argumentation absolut nicht nachvollziehen. Alle bekannten Kornkreisgebilde basieren auf einfachen Konstruktionsmerkmalen und -schritten.

Was auf den ersten Blick sehr komplex und kunstvoll wirkt, muss nicht unbedingt auf einer sehr komplizierten Konstruktion beruhen.“

Einen anderen Standpunkt vertritt in derselben Ausgabe der Autor und Kornkreisforscher Andreas Müller.

Er widerspricht der Vorstellung, Kornkreise seien nur ein großer Schwindel, und geht davon aus, dass es etliche Kornkreise gibt, die ganz ohne menschliches Zutun entstanden sind – auf bisher ungeklärte Weise.

Allerdings sucht auch Müller nicht unbedingt nach außerirdischen „circle makers“, sondern vermutet primär noch unverstandene natürliche „Formbilde-Phänomene“ hinter den spektakulären Bodenmustern.

Den Eso-Enthusiasten ist das letztendlich eh egal:

Viele Besucher des Kornkreises in Raisting wollen einfach den Moment genießen – und nicht so viele Fragen stellen.“

Zum Weiterlesen:

  • Richtige Antwort auf Kornkreise: Abmähen! Der Nesselsetzer am 31. Juli 2014
  • Der Kornkreis-Unfug, Der Nesselsetzer am 12. August 2012
  • Invasion im Weizenfeld, Süddeutsche am 26. Juli 2014
  • Irrer Hype! Mysteriöser Kornkreis zieht Tausende an, Focus-Online am 29. Juli 2014
  • Esoterik im Getreide, Spiegel-Online am 30. Juli 2014
  • Der mysteriöse Kornkreis an der Erdfunkstelle, Welt-Online am 29. Juli 2014
  • Besucher sind sich sicher: Höhere Wesen waren am Ammersee am Werk, Augsburger Allgemeine am 28. Juli 2014
  • Hoaxilla #31 – „Kornkreise“ vom 30. Januar 2011
  • “Es gibt ein echtes Phänomen” – Interview mit dem Kornkreisforscher Andreas Müller, Skeptiker 1/2014
  • “Kornkreise sind eine Art Ersatzreligion” – Interview mit dem Kornkreiskenner und -macher Harald Hoos, Skeptiker 1/2014
  • Kornkreise: Wie Esoteriker sich selbst täuschen, Astrodicticum simplex am 19. September 2010
  • Ufos und Kornkreise, Astrodicticum simplex am 25. August 2009
  • „Kreisrunde Zeichen“: Kornkreise, Experimente und Schwurbeleien, Astrodicticum simplex am 12. Juni 2010
  • „GWUP-Magazin“ der Münchner Skeptiker zum Thema Kornkreise, GWUP-Blog am 28. Juli 2014 (mit vielen Links)

12 Kommentare

  1. „… extra aus Wolfratshausen angereist …“

    stinkt bestialisch nach Raum und Zeit Magazin. Ramen.

  2. „Im Grunde ist es eine Situation, in der jeder gewinnt!“

    Nein, falsch gedacht, Frau Seibold.

  3. Wahre Kornkreise gibbet eh nur am Tresen in der Schenke, und die haben wenigstens eine Wirkung.

    Ich denke, mit den Esoterikern kann der Bauer mehr Kohle scheffeln als mit feuchtem Korn nach dem Regen der letzten Tage.

    Bauernschläue nennt man sowas.

  4. Ein sehr schöner und amüsanter Beitrag zum Raistinger Kornkreis in der heutigen Sendung „quer“ (Bayerisches Fernsehen):

    http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/quer/140731-quer-kornkreise-100.html

  5. Auch aus dem Merkur: „Kein Zufall – meint der Münchner Jurist und Autor Franziskus von Ritter-Groenesteyn (55). Die geheimnisvollen Ornamente in Raisting sind Teil eines weltweiten Phänomens, meint er. „Seit wenigen Wochen häufen sich weltweit die Sichtungen von Kornkreisen.““

    Klar, das muss so sein. Ich denk mir das auch immer im Winter, wenn ich innerhalb weniger Tage plötzlich überall Schneemänner sehe, wo ein paar Tage vorher noch keine waren.

  6. Warum brennen die Außerirdische keine Graffitis in den Asphalt? Das wäre haltbarer und auch schwieriger nachzuahmen.

    Woher wollen die „Jünger“ eigentlich wissen, daß das Außerirdische waren? – Wenn es doch so leicht ist nachzumachen; man braucht nur eine Schnur und ein Holzbrett und einen Plog, dann geht man einfach nur systematisch Schritt für Schritt (im Wahrsten Sinne des Wortes) vor ;-)

    …ach ja, die „Energien“ sind der Garant für die Echtheit…lol

    Der Begriff „Energie“ wird in der Esoterik inflationär gebraucht.

    Rein physikalisch ist Energie einfach nur Kraft x Weg, dh es ist die Menge an Arbeit, die man verrichtet in Joule; daran ist nichts mystisches oder geheimnisvolles…oder finden Sie Ihre Arbeit als etwas geheimnisvolles mystisches? –

    Wenn ja, dann haben Sie den falschen Beruf ;-)

  7. Tja Ralf, das ist eine Frage mit einer banalen Antwort – weil die Plätze zu klein sind… und so eine Asphaltfräse macht eben Krach – da kann man nicht mit Füssen im Teer trampeln… Allerdings haben wir als Jugendliche auf Baustellen manchmal Nachts Muster in den frischen Beton gemacht – zählt das auch? Da haben die Bauarbeiter übrigens morgens geflucht und keiner war begeistert über die schönen Muster…. :-)

  8. @Graffiti_Burner
    Nein, das zählt nicht, das machen ja auch die Hollywood-Größen ;-)

  9. Man, man, man…ich hätte gedacht, das dieses Jahr das „Sommerloch“ ausfällt – aber nein…hat die Welt nicht genug richtige Probleme, über die berichtet werden kann?

    Aber ich muß zugeben, daß ich in letzter Zeit auch nicht mehr so gerne die Nachrichten sehe…und da machen „wir“ Schlagzeilen mit einem „Kornkreis“…wie kontrovers (um das Wort ‚pervers‘ zu vermeiden) ist doch die Welt…

  10. Dass sich „in den letzten Wochen die Sichtungen von Kornkreisen häufen“ hat einen banalen Grund: Das Korn ist Ende Juli/Anfang August reif und damit am besten zu bearbeiten.

  11. Ein neues Phänomen ist aufgetaucht.
    Jeden Winter finden besorgte Bürger gelbe Muster im Schnee, sicherlich ist dies ein neuer Versuch der Außerirdischen, mit uns in Kontakt zu treten.

  12. Die „Macher“ des Kornkreises sitzen zuhause und lachen sich einen Ast oder Halm (wie man in diesen Kreisen wohl sagt) :-)

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