Bei „daheim+unterwegs“ im WDR-Fernsehen ist heute Nachmittag (29. April, 16.15 – 18 Uhr) GWUP-Vorstand Ralf Neugebauer zu Gast.
Es geht um das Thema „Undurchsichtiges Fachlatein – Was ist drin in homöopathischen Heilmitteln?“
In der Ankündigung heißt es:
Homöopathische Arzneimittel enthalten die abenteuerlichsten Substanzen: Klapperschlangengift, Walfischdreck oder Schießpulver sind nur einige Beispiele.
Der Patient weiß jedoch meist nicht, woraus die Tabletten und Pillen tatsächlich zusammengesetzt sind, da die Inhaltsstoffe nur mit ihren lateinischen Bezeichnungen auf der Packungsbeilage aufgelistet sind.
Aus der Politik kommt jetzt die Forderung für mehr Transparenz. Darüber sprechen wir mit unserem Studiogast Ralf Neugebauer von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften.“
Damit greift „daheim+unterwegs“ eine GWUP-Forderung auf, die immerhin auch schon in der Politik angekommen ist.
Zum Weiterlesen:
- CDU-Politikerin sieht “Regelungsbedarf” bei der Homöopathie, GWUP-Blog am 19. März 2014
- (Schlechte) Nachrichten für die Freunde der Homöopathie, Christian Buggischs Blog am 23. April 2014
- Medikamente aus Hundekot? Astrodicticum simplex am 16. Juni 2008
- Ein Vorschlag an die Homöopathie: PLT statt PCT, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 27. April 2014
- Dogmatische Homöopathie – Vorlesung von Prof. Dr. Christian Mang an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Ratgeber-News-Blog am 27. April 2014
29. April 2014 um 15:02
Was sagen eigentlich die Homöopathen dazu?
29. April 2014 um 15:10
@Olaf Ramge:
„Die Deutsche Homöopathie Union (DHU) sieht die Forderung nach neuen Inhaltsbezeichnungen kritisch. Da alle homöopathischen Standardwerke in der Nomenklatur gleich sind. Oft seien die homöopathischen Namen sogar geläufiger als die deutschen: z. B. Arnica montana (heißt im Deutschen: Bergwohlverleih).
Bei der DHU gehen im Jahr nach eigenen Angaben rund 25.000 Anfragen zur Homöopathie ein. Der Wunsch nach deutscher Bezeichnung sei noch nie ein Thema gewesen.“
http://www1.wdr.de/fernsehen/regional/daheim-und-unterwegs/sendungen/fachlatein100.html
29. April 2014 um 19:40
„Bergwohlverleih“ hört sich auch nicht richtig gesund an, Hausmittelchen für Kleinigkeiten oder vielleicht wird einem von so was gar übel.
Aber *Arnica montana* ist für den eingebildeten Kranken was dolles zum Angeben, damit läßt sich Krankheitsgeschichte erzählen.
Fremdworte verhelfen einfach zu mehr Ansehen – iwie geBILDet.
29. April 2014 um 20:45
Klar sind die Homöopathie-Hersteller gegen deutsche Produktnamen. Dann würden ihre Kunden, ja sehen, dass die Ausgangsstoffe einiger Mittel nicht so natürlich oder pflanzlich sind, wie sie selbst glauben.
Die meisten Homöopathieanhänger denken doch, dass sie was Pflanzliches nehmen. Wenn die lesen, dass Hundekot, Biene, Mutterkuchen, Eiter, Bettwanzen, Quecksilber, Cola, usw. dann könnte bei dem einen oder anderen doch vielleicht der Zweifel kommen, ob das seriöse Medikamente sind.
Man muss schon sehr im unkritischen Denken erfahren und dem magischen Denken zugeneigt sein, um zu glauben, dass ein Mittel, das aus Hundekot hergestellt wurde und das in Hochpotenzen zwar kein Hundekot mehr enthält, dafür über Informationen, das dies auch ein wirksames Medikament sein kann. Köstlich.
Die Schlangenölverkäufer aus dem vorletzten Jahrhundert hätten ihren Spaß. Gott die haben so in kleinen Dimensionen gedacht, brav mit dem Wagen von Stadt zu Stadt….naja, Homöopathie ist doch viel praktischer.
Weniger Material und ne dümmliche Ideologie und siehe da, die Anhänger attackieren die Kritiker und nicht die Scharlatane.
Genial.
29. April 2014 um 21:56
Ja, ein wichtiges Thema, leider hab ich den Beitrag verpasst und wie es ausschaut kommt der nicht in die Mediathek :(
Bezüglich des DHU-Zitats: Was soll man zu dieser Begründung sagen?
Zum einen: ist es nicht egal, dass das „noch nie ein Thema“ war? Jetzt ist es ein Thema – den „homöopathischen“ Namen (was sind „homöopathische“ Namen, ich dachte Pharmazeuten sprechen Latein?!) dürfen sie auch weiterhin draufschreiben, in der Zutatenliste soll es aber zusätzlich „unverschlüsselt“ draufstehen.
Zum anderen: ist das mit den „geläufigen“ Namen denn wirklich so? Das Argument hört sich ja erst einmal logisch an, wer kennt schon Bergwohlverleih; der Witz ist nur: Arnica montana kann man auf deutsch auch (echte) Arnika nennen, dann kennt es auf einmal wieder jeder – viele Pflanzen haben mehrere deutsche Namen, die teilweise leider auch mehrfach vergeben sind (Butterblume?), sonst bräuchte man die lateinischen (als Nicht-Botaniker) gar nicht.
In meinen Augen ist das kein wirkliches Problem, es kommt nur darauf an, einen eindeutigen, und möglichst nicht den unbekanntesten deutschen Namen zu nennen. Wobei, wenn man nicht will, das der Kunde weiß was drin ist, sollte man vielleicht genau das Gegenteil tun?
Zuletzt muss man noch überlegen, ob Arnica nicht sowieso eher eine Ausnahme ist – hier mal ein paar Übersetzungen der Mittel aus der „DHU Taschenapotheke“ (als Service für die DHU und andere Hersteller ein vermutlich „unbekannterer“ deutsche Name in Klammern):
Aconitum, gebräuchlicher als Eisenhut („Sturmhut“)?
Allium cepa, gebräuchlicher als Zwiebel („Bolle“)?
Apis mellifica, gebräuchlicher als Honigbiene (leider keine andere Übersetzung, aber zur Verschleierung könnte man ja „Maja“ draufschreiben)?
Argentum nitricum, gebräuchlicher als Silbernitrat („Höllenstein“)?
Arnica, gebräuchlicher als (echte) Arnika (siehe oben)?
[…]
Phytolacca, gebräuchlicher als Amerikanische Kermesbeere (-)?
Pulsatilla, gebräuchlicher als Kuhschelle/Kü(h)chenschelle (-)?
Rhus tox., gebräuchlicher als Giftefeu (Eichenblättriger Giftsumach)?
Rumex, gebräuchlicher als Krauser Ampfer (-)?
Veratrum album, gebräuchlicher als Weißer Germer („Lauskraut“)?
Ich wollte das jetzt nicht mit allen Mitteln aufschreiben, aber ich kann versichern, auch bei den anderen ist mir der deutsche Name entweder sehr viel geläufiger als der lateinische, oder ich kenne beide nicht.
30. April 2014 um 05:48
Ist da überhaupt en Wirkstoff in Homöopathie vorhanden, also nachweisbar? Wo nichts drin ist, warum muss ich das angeben? Für die z.B. Diabetiker, muss eigentlich der Zuckergehalt angegeben werden?
30. April 2014 um 12:50
der ist bei globuli immer 100% entweder lactose oder sacharose, braucht aber nicht beachtet zu werden, da auch diese menge zu gering ist.
mfg. d
30. April 2014 um 13:45
Eigentlich sollte auf dem Beipackzettel eines jeden Globuli-Präparats stehen „Eigentlich sollte Katzenklo (Hunde bellen, Sommernacht, Plutonium, Mondstein, Einhornhoden usw usw…) drin sein, was aber nicht ist“ :)
30. April 2014 um 14:51
@Gast
Nach Meinung der Hmoöoholiker ist aber eine „wirkende“ Information enthalten, dann sollten sie auch Klartext angeben müssen woher die Information denn kommt.
Aber die Typen wollen komischerweise immer nur Rechte aber keine Pflichten…
2. Mai 2014 um 02:16
Ich habe durch Zufall den Beitrag gesehen.
Herr Neugebauer kam durchaus sympathisch rüber, aber bestätigte die Erfahrung, dass Vertreter der GWUP meist nicht sehr telegen auftreten.
Seine Sakko-Ärmel reichten ihm bis zu den Fingerspitzen, er stotterte zuweilen und beim Greifen nach einem Kärtchen war das nervöse Zittern offensichtlich.
Damit möchte ich ihn keineswegs persönlich angreifen. Ich hätte es lampenfieber-mäßig sicher selbst nicht besser gemacht, wahrscheinlich schlechter.
Schlecht sitzende Kleidung und unsicheres Auftreten erscheinen mir aber leider langsam typisch für Skeptiker-Auftritte.Ich hätte mir persönlich einen selbstbewussteren, dem (der Homöopathie nicht gerade kritisch eingestellten) Moderator einen selbstsichereren Kontrahenten gewünscht. Einen Kontrahenten, dem man auch an seiner Kleidung ansieht, dass er mitten im Leben steht und kein „vergeistigter Wissenschaftler“ ist.
Auch wenn ich kein Fan von ihm bin, aber es bedürfte mehr Skeptiker im TV vom Schlage eines Mark Benecke.
Oder einfach eines Menschen, der ruhig, aber mit Vehemenz, skeptische Argumente glaubwürdig und authentisch vertreten kann.
Mir fällt da leider aktuell keiner ein.
2. Mai 2014 um 05:58
Hab neulich im Baumarkt ‚homöopathische Notfalltropfen‘ für Pflanzen gesehen. Neudorff hat eine ganze Produktlinie.
Teures Wasser?
2. Mai 2014 um 12:37
@Hopeless
Natürlich ist das teures Wasser – lt. Neudorff sind in den homöopathischen Produkten „alle notwendigen Nährstoffe und Spurenelemente in homöopathischer Form“, also „potenziert/dynamisiert“.
Wie wir wissen sagt das Simile-Prinzip ja aber, dass man bei Problemen das Mittel geben muss, welches unter normalen Umständen ebendieses Problem auslösen würde. Auf Pflanzen bezogen also einer chlorotischen Pflanze eine Substanz geben, die Chlorose auslöst (z.B. ein Herbizid).
Ich habe mir die „Notfalltropfen“ mal online angesehen, sie werden empfohlen für „stressbedingten Problemen der Pflanzen, wie Trockenheit, Frost oder Standortproblemen“; wenn eine Pflanze aus versehen mal zu lange nicht gegossen wurde ist gießen (mit oder ohne „Notfalltropfen“) ganz sicher richtig, und auch wenn sie einen Frostschaden hat oder ohne bestimmten Grund kränkelt ist „normal weiterpflegen“ das einzige, was man tun kann.
Wenn man fies wäre könnte man jetzt behaupten, dass Neudorff einen genialen Weg gefunden hat, um das Abwasser vom Reinigen der Produktionsanlagen zu vermarkten, aber hier ist ja niemand fies.
Letztenendes ist es vermutlich schon so, dass diese Produkte den Pflanzen zugute kommen, indem sie den Anwender/die Anwenderin dazu bringen, die Pflanzen regelmäßig zu gießen, besprühen und zu düngen, und ihnen einmal die Woche „Aufmerksamkeit“ zu schenken.
Damit meine ich jetzt nicht, dass man mit ihnen spricht, sondern dass man sie sich ansieht, wobei dann z.B. Schädlinge an den Pflanzen auffallen.
Meine Oma macht (mindestens) einmal die Woche einen Gartenrundgang, bei dem sie nach soetwas Ausschau hält, andere brauchen vielleicht einen zusätzlichen Grund, um die Pflanzen eingehender anzusehen.
2. Mai 2014 um 18:41
@ Hopeless, Vicky
Klar ist das nur teures gefärbtes Wasser (der endverkaufspreis liegt bei ca. 10 Euro). Das Konzept dahinter geht aber eher in Richtung Schüsslre-Salze, aber das Schlagwort „Homöopathie“ ist eben bekannter. Die Pflanzen sollen bei Mangelerscheinungen durch die Gabe einer unendlich verdünnten Menge eines Nährstoffes dazu verleitet werden, eine größere Menge eben dieses Nährstoffs aufzunehmen. Und ja, ich weiß, das hört sich nicht nur gaga an, das IST gaga.
Der Absatz ist allerdings nicht besonders, Neudorff hatte sich mehr davon versprochen.
3. Mai 2014 um 07:13
@Melanie
Ah, Schüssler für Pflanzen, ja, das kommt hin!
Ob der hohe Preis für den schlechten Absatz verantwortlich ist? Oder, ich wag es kaum zu hoffen, erkennen die Kunden, dass das Konzept an sich Quatsch ist?
3. Mai 2014 um 09:24
@ Hopeless, Vicky, Melanie
Scheitert wahrscheinlich doch am notwendigen eingehenden Anamnese-Gespräch…
3. Mai 2014 um 19:23
Hallo, schaut euch doch mal die Apotheken Blättchen, die jede Woche in der Zeitung sind an, die sind voll mit Homöopathie und An deren bullshit, wenn die Apotheken es so bewerben, wundert es jemanden? Meine mutiger ist das beste Beispiel, die glaubt dem Apotheker mehr als mir.
Viele Grüße
4. Mai 2014 um 15:16
@ Hopeless, Vicky, Susanne H.
Ich denke, bei Pflanzen liegt der (Miss-)Erfolg einer Maßnahme eher auf der Hand weil bei deren Wohl und Weh psychische Zustände keine Rolle spielen. Anders gesagt, gibt man dem Buchs kein Wasser, vertrocknet er, egal wie oft man mit der Flasche mit „Buchselixier“ wedelt.
Es sind eben weniger und leichter eingrenzbare Faktoren, die so ein Pflanzenleben bestimmen.
Ich fürchte aber, gerade das könnte ein Argument dafür sein, weshalb H. beim Menschen wirkt und bei Pflanzen nicht.
„Erfolgsmeldungen“ gabs meiner bescheidenen Erfahrung nach bisher nur bei Orchideen.
IMHO kein Wunder, da man das „Orchideenelixier“ regelmäßig verdünnt auf Blätter und Blüten sprühen soll, und dass Orchideen gern besprüht werden und hohe Luftfeuchtigkeit mögen, ist nun wirklich kein Geheimnis.