Promis, die fragwürdige persönliche Ansichten zu Medizin und Gesundheit missionarisch hinausposaunen, sind kein rein amerikanisches Problem.
In der Online-Zeitschrift des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) ist vor vier Wochen ein selten peinliches Interview mit der Schauspielerin Marion Kracht erschienen.
Sicher, die wenigsten wissen, dass die nette Anekdote von dem Arzt, der früher „so lange bezahlt [wurde], wie man gesund blieb“, nur ein Mythos ist.
Oder dass es Placebo-Effekte auch bei Kindern und Tieren gibt.
Oder dass Homöopathen keineswegs „ganzheitlich“ behandeln, sondern lediglich auf die Symptome einer Erkrankung zielen.
Allerdings geben die meisten auch keine Interviews, bei denen sie im Brustton der Überzeugung Schwachfug erzählen.
Krachts Antworten lesen sich so, als würde sie einfach das „Homöopathie-Bullshit-Bingo“ Feld für Feld abarbeiten.
Dass solche verbalen Fehlgriffe von Schauspielern, Sportlern, Models und Co. durchaus üble Folgen haben können, sehen wir zum Beispiel in den USA, wo Jenny McCarthy die MMR-Impfung massiv in Verruf gebracht hat.
Kaum zu glauben war daher eine Meldung, die Anfang Januar umging, und nach der das Ex-Playmate langsam von ihrem Trip herunter komme, da ihr Sohn möglicherweise gar nicht wirklich an Autismus leide.
Erwarungsgemäß stellte sich das Ganze schnell als Ente heraus.
Das Klatsch-Portal Radar Online hatte lediglich ein drei Jahre altes Time-Interview mit Jenny McCarthy verkürzt und sinnentstellt aufgewärmt.
Mittlerweile hat die Impfgegnerin den Artikel mit dem ihr eigenen Furor als „blatantly inaccurate and completely ridiculous“ zurückgewiesen.
Somit bleibt Jenny McCarthy „a public health menace“ – und ist noch stolz darauf.
Verweisen wir daher zum Abschluss auf dieses Video (via Astrodicticum simplex):
Zum Weiterlesen:
- Jenny McCarthy: A health menace that needs to do penance, Doubtful News am 4. Januar 2014
- Jenny McCarthy: Rumors that my son does not have autism are “blatantly inaccurate and completely ridiculous”, salon.com am 5. Januar 2014
- Medizin: Wenn C-Promis die „Experten“ spielen, GWUP-Blog am 1. November 2013
- Mythen der Traditionellen Chinesischen Medizin, GWUP-Blog am 20. Juni 2012
- Homöopathie bei Kindern und Tieren, GWUP-Blog am 5. März 2010
- Homöopathie, “Ganzheitlichkeit” und die sprechende Medizin, GWUP-Blog am 20. April 2013
- Mit Witz und Betroffenheit gegen aggressive Impfgegner, GWUP-Blog am 11. August 2013
- Video: Impfungen und Autismus, Astrodicticum simplex am 5. November 2013
- Jenny McCarthy: anti-vaxxer, public menace, LA Times am 27. Januar 2015
12. Januar 2014 um 18:56
Übrigens gibt es hier ein nettes kleines Interview mit Mark Benecke zum Phänomen, dass die Leute Stars und Sternchen eher in Gesundheitsfragen vertrauen als anderen Nichtprominenten: http://www.radioeins.de/archiv/podcast/die_profis_benecke.html
12. Januar 2014 um 20:43
@trixi
Das ist vielleicht aber das Problem…Menschen, die sich für Umwelt, Klima oder sozialen Projekten einsetzen, sind meist auch nicht abgeneigt von der „Alternativmedizin“, da sie das mehr in einem „Werte-Kontext“ sehen – Alternativmedizin als Pseudo-Religion…
13. Januar 2014 um 09:14
„Homöopathie ist nichts anderes als Trickbetrug und organisierte Kriminalität und Korruption“
http://ariplex.com/folia/archives/585.htm
13. Januar 2014 um 18:01
Wir man zwangsläufig einfältig, wenn man prominent ist, oder wird man nur prominent, wenn man vorher bereits einfältig ist?
15. Januar 2014 um 04:46
Hat den diese jemand diese Marion Kracht mal informiert oder gefragt warum sie für einen solchen Schwachsinn auch noch wirbt?
Die hat doch sicherlich Facebook oder eine Agentur?
Peinlich für eine Schauspielerin wie Marion Kracht, ist die nicht auch in der „Sekte“ „Religion“ Vegan? Das sind ja auch Spinner.
18. Januar 2014 um 12:41
@nota.bene
Weder das eine noch das andere, denke ich. Es gibt sehr viele „Prominente“, und die meisten von ihnen wissen auch, dass Prominenz keine Qualifikation darstellt. Es ist die Ausnahme, nicht die Regel, dass Schauspieler/innen (und auch „Schauspielerinnen“ wie Frau McCarthy) meinen, irgendwelche Medizinexperten zu sein.
@Gast
Auch bei den Veganern (wie überhaupt bei jeder Gruppe, in die man Menschen „einteilen“ kann) gibt es solche und solche, und auch hier sind es die „Extremisten“ die auffallen und von Außenstehenden als exemplarisch für die ganze Gruppe betrachtet werden.
18. Januar 2014 um 17:31
Es gibt ja ebenso auch auch Prominente, die sich vernünftig äußern und engagieren:
https://blog.gwup.net/2013/06/16/buffy-kampft-jetzt-fur-die-keuchhusten-impfung/