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GWUP in der „Welt“: der Okkultismus-Trend

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Bezeichnenderweise in der Rubrik „Kurioses“ spürt Die Welt heute dem Thema Esoterik nach.

Dabei liest sich das Ganze eher erschreckend als kurios – wenn zum Beispiel eine Berliner Esoterikerin ihre wirkungslosen Ersatzhandlungen an Mobbing-Opfer verhökert:

Um ihnen zu helfen, stellt Heidi Z. individuell auf sie zugeschnittene Sets zusammen und bespricht sie.

„Ich richte mich bei der Erstellung nach den Energien des jeweiligen Menschen.“

Meist enthalten solche Zusammenstellungen eine Kerze (die Farbe ist abhängig von der erwünschten Funktion wie Schutz, Liebe, Geld), Öl, Pulver, Weidenstock, ein Pergament, auf das man seinen Wunsch schreibt, oder einen Spruch, der zu einer genauen Uhrzeit gesprochen werden muss.“

Das ist wenig mehr als purer Infantilismus.

Dass die Dame trotzdem von „zufriedenen Kunden“ salbadert, ist nicht unbedingt wundersam.

Genau zu diesem Thema gibt es einen aktuellen Beitrag im Science-Blog Hier wohnen Drachen:

Warum verrennen sich Menschen oft in Ideen, die jedem Außenstehenden offenkundig absurd erscheinen?

fragt darin der Physiker Martin Bäker.

Ein Grund dafür sei das psychologische Phänomen der „kognitiven Dissonanz“:

Je mehr man investiert, desto stärker ist der Drang, die Investition zu rechtfertigen.

Kontrollierte Experimente zeigen, dass unangenehme Aufnahmerituale tatsächlich die Neigung erhöhen, die Gruppe, in die man aufgenommen wurde, toller zu finden. In ähnlicher Weise neigen Leute, die sich etwas besonders Teures gekauft haben, dazu, diese Anschaffung zu rechtfertigen (weswegen es tendenziell keine gute Idee ist, diese Leute zu fragen, um sich eine Meinung zu bilden).

Und wer viel Geld für eine alternative Heilmethode investiert hat, wird sie auch dann verteidigen, wenn der Erfolg ausbleibt.“

Als Kritiker kommt in dem Welt-Artikel GWUP-Mitglied Sebastian Bartoschek zu Wort.

Das Fazit des Psychologen:

Kein Mensch sollte seine körperliche oder psychische Gesundheit in die Hände von Laien legen.

Statt Homöopathie, Channeling und magischen Ritualen empfehle ich zunächst viel Zeit mit guten Freunden, das entspannt meist effektiver. Und wenn das nicht hilft, haben wir professionelle Psychologen und Ärzte.

Denn mein Auto bringe ich ja auch zu einem Kfz-Meister und nicht einem Pkw-Geistheiler.“

Zum Weiterlesen:

11 Kommentare

  1. << Kontrollierte Experimente zeigen, dass unangenehme Aufnahmerituale tatsächlich die Neigung erhöhen, die Gruppe, in die man aufgenommen wurde, toller zu finden. <<

    Heißt, das, dass es sogar gut wäre, wenn wir Neulinge am GWUP-Stammtisch in Zukunft erst einmal eine Runde zahlen lassen…? =D

  2. @Ute Parsch: Ich könnte mir auch weitergehende Aufnahmerituale vorstellen …

  3. @Bernd Harder

    welche denn ?… ein Besuch beim Homöopathen ? *gg das würde ich dann aber auch als eine Art Mutprobe verstehen ;)

  4. Die „zufriedenen Kunden“ sind vielleicht auch auf selektive wahrnehmung zurückzuführen: Wer zufrieden ist, kommt wieder und gibt positive Rückmeldung. Wer nicht zufrieden ist, geht woanders hin und taucht in der persönlichen Feedbackstatistik nicht auf.

  5. Das Härteste in dieser Richtung habe ich neulich hier gelesen:

    http://edzardernst.com/2013/07/vibrational-medicine-wait-until-our-health-secretary-hears-about-it/#comments

    Insbesondere, wie diese Methode angewendet wird, regt meine Phantasie an, ob man nicht vielleicht doch …..

  6. Da sieht man mal wieder, daß der Mensch doch „religiös“ ist…
    Gläubige sehen darin die „Ursaat“ Gottes, um sich ihnen kundtun zu können…
    ebenso sagt man: Wo der Glaube geht, kommt der Aberglauben…
    nun ja, Atheisten würden hier sagen: Ein Glaubenssystem ersetzt das andere…
    Es bleibt aber die Frage: Warum gibt es einen Hang zum Glauben? ist es wirklich eine genetische Disposition? Welchen evolutionären Sinn/Vorteil hat der Glauben?
    Ist es die Hoffnung, die aus ihm resultiert – einen gütigen Schöpfergott oder zornige Götter, die durch Opfer besänftigt werden können (…auch gerne einmal ein Menschenopfer).

  7. @nashom
    Na ja, der Deutsche beschwert sich leichter als das er lobt :-)

    Ich denke, es ist das Gesetz der Anziehung :-) :-) :-) :-)

    Man sucht und findet sich halt
    Wer zu so einem Blödsinn geht ist doch eh ‚pro‘ eingestellt

  8. Wer nichts weiß, darf alles glauben. Leichtgläubigkeit eben.
    Darauf beruht auch der Erfolg aller Religionserfindungen.
    Mit dem Islam wird dieser Bogen nun etwas überspannt und jedermann kann sehen, dass all diese Erfindungen von Märchenerzählern des Morgenlandes herstammen, mittels Sankrosankt ausgestattet und mittels Todesdrohungen gegen jegliche Kritik geschützt.
    Jedoch seit demZeitpunkt dieser Erfindungen, keinerlei Nachweis dieser Gottesbehauptungen. Außer Millionn Tote, sonst nichts gewesen.

  9. Der Irrsinn ist schon viel weiter fortgeschritten.

    Nicht unter „kurioses“ sondern unter „Beruf“ hat meine Tageszeitung (TT) den Beruf der „Energetikerin“ Menschen schmackhaft gemacht.

  10. Ein Psychologe der sich über Esoterik erregt. Lustig. Worin unterscheidet sich die Psychologie von Esoterik? :) Ich bin sicher, würde ich mich jetzt hinsetzen und eine Aufstellung machen was verschiedene Psychologen sagen, kämen zu einer Sache viele gegenteilige Meinungen. Die meisten „Medien“ die für Geld arbeiten verstehen mehr von Menschen als die meisten Psychologen.

    Zu wissen dass es viele dumme Menschen gibt, dazu braucht man keine Psychologie. Diese Menschen werden auch nicht von Esoterikern „gemacht“, sondern höchstens gefunden. Nicht nur von diesen. Es gibt Leute die Geld an Betrüger überweisen. Ihre Internetdaten aufgrund von seltsamen Mails weitergeben. Und eben auch Leute die afrikanischen „Geldwäschern“ glauben, dass man Geld mittels Zauberei in der Waschmaschiene vermehren kann.

    Dumme Menschen kann man nicht vor anderen schützen, man könnte sie höchstens vor sich selbst schützen.

  11. Liebe susanne V:

    Psychologie ist eine (empirische) Wissenschaft, Esoterik nicht. Durch die experimentelle Methode überarbeitet und erweitert die Psychologie seit über hundert Jahren ihr Wissen über belebte Wesen und deren Interaktionen. Gerade die Tatsache, dass Psychologen sich streiten und hinsichtlich der Befunde austauschen, hebt sie von Parawissenschaften ab.

    „Die meisten “Medien” die für Geld arbeiten verstehen mehr von Menschen als die meisten Psychologen.“ –>

    wenn dies nicht nur dümmliche Provokation sein soll: auch welcher Basis kommen Sie zu dieser Aussage?

    „Ich bin sicher, würde ich mich jetzt hinsetzen und eine Aufstellung machen was verschiedene Psychologen sagen, kämen zu einer Sache viele gegenteilige Meinungen.“ –>

    Ich freue mich auf Ihre Liste, fairerweise nehmen Sie aber nur solche Aussagen, die innerhalb der letzten 10 Jahre getätigt wurden.

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