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Die Sonnenstürme und der Weltuntergang 2012

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Der „Weltuntergang“ am 21. Dezember 2012 nervt.

Nicht nur die Bewohner des französischen Städtchens Bugarach:

Auch der Science-Blogger Dr. Florian Freistetter hat sich gestern über die Bild-Journaille aufgeregt, die ihren Lesern dämliche Ratschläge für die noch verbleibenden knapp vier Wochen gibt.

Bei einer großen Veranstaltung der Bundesstelle für Sektenfragen letzten Mittwoch in Wien hat vor allem das Thema „Sonnenstürme“ die mehr als 100 Besucher interessiert – kein Wunder, denn lediglich dieses Szenario birgt zumindest so etwas wie einen minimalen Realitätsgehalt.

Müssen wir uns im Dezember auf tage- oder gar wochenlange Stromausfälle einstellen und Nahrungsvorräte anlegen, wie solche Spinner-Videos suggerieren?

Natürlich nicht.

Das nächste Aktivitätsmaximum wird für Mai 2013 erwartet und es soll geringer ausfallen als vergangene Maxima“,

schreibt Florian bei Astrodicticum simplex.

Für den Vortragsabend in Wien hatte ich den Physiker Dr. Holm Hümmler von der GWUP um eine aktuelle Einschätzung gebeten.

Hier sein Statement:

Sonnenstürme können Fluktuationen im Erdmagnetfeld auslösen, die Ströme in sehr langen elektrischen Leitern induzieren.
Im 19. Jahrhundert konnten diese Ströme in den damals noch sehr neuen und nicht einmal mit gewöhnlichen Sicherungen versehenen Telegraphennetzen erhebliche Schäden anrichten. Heute sind Kommunikationsnetze gegen Überspannungen gesichert, und lange Telekommunikationsleitungen bestehen überwiegend aus nicht elektrisch leitenden Glasfasern.

In schlecht gesicherten Hochspannungsnetzen könnten die induzierten Ströme (ähnlich wie andere plötzliche Schwankungen, wie z.B. vor ein paar Tagen in München) theoretisch zu Bränden in Transformatoren führen, die dann unter Umständen nur mit hohem Aufwand zu reparieren oder zu ersetzen sind, wenn keine hinreichenden Ersatzkapazitäten zur Verfügung stehen.

In Deutschland sind jedoch Notabschaltungen, die im Lauf einiger Stunden schrittweise rückgängig gemacht werden können, wesentlich wahrscheinlicher. Außerdem müssen unsere Stromnetze derzeit ohnehin wesentlich stabiler und flexibler werden, da auch die wachsende Zahl von Sonnen- und Windenergieanlagen zu problematischen Schwankungen führt.“

Zu einem ähnlichen Fazit kommt ein Artikel im aktuellen GEO-Heft (Dezember 2012).

Außerdem, so der GEO-Autor, arbeitet die Wissenschaft an einer immer besseren Vorhersagbarkeit des Weltraumwetters:

Wüsste man, wann genau ein Sonnensturm auf die Erde trifft, welche Regionen er besonders beuteln wird, könnten zum Beispiel Teile des Stromnetzes vorübergehend abgeschaltet und Satelliten in Sicherheitszustände versetzt werden.“

Auch heute schon können wir hier die Berichte des amerikanischen Weltraumwetter-Vorhersagezentrums online verfolgen.

Was genau es mit Sonnenflecken und Sonnenstürmen auf sich hat, erklärt auch Prof. Harald Lesch bei AlphaCentauri:

Im nächsten Skeptiker (4/2012) geht es ebenfalls um das Thema Sonnenstürme, dann jedoch primär um diverse „Hypothesen über solarmagnetische Einflüsse auf den Menschen“.

Zum Weiterlesen:

5 Kommentare

  1. Für alle, die den Weltuntergang live miterleben wollen:

    ZDF, 21.12., 23:00, Abenteuer Forschung mit Liveschaltungen an die Brennpunkte.

    http://abenteuerforschung.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF.de/Abenteuer-Forschung/2942254/23806402/3e9b3b/Der-Weltuntergang—live.html

  2. @Uwe Götze: Ich soll auch dabei sein …

  3. @ Bernd Harder: Natürlich nur, wenn der Weltuntergang nicht schon mittags stattfindet.

    :-)

  4. @Bernd Harder: Per Schaltung zur Augsburger Weltuntergangsparty??

  5. @Sceric: Oder umgekehrt, das weiß ich noch nicht …

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