Zehn Tage bleiben noch bis zur 6. Weltskeptikerkonferenz mit Rednern aus aller Welt. Sie sprechen zum Thema Kreationismus mit dem Schwerpunkt islamischer Kreationismus, über „alternative“ Medizin; erklären, warum auch schlaue Menschen sich irren können, und erläutern Probleme der Risikowahrnehmung. Als Stargast begrüßen wir den legendären James Randi, dessen Lebenswerk Massimo Polidoro würdigen wird. Schon jetzt erwarten wir mehr als 300 Teilnehmer, und noch gibt es einige Karten.
Greifen wir einen Schwerpunkt heraus: wie man die wissenschaftlichen Standards der Medizin wahrt und sich gegen eine Aufweichung stellt. Dies betrifft selbstverständlich alles, was den Anspruch erhebt, Medizin zu sein, nicht nur der „alternativen“ Medizin.
Seit den 1970er Jahren müssen wir mitansehen, wie die Politik Standards in der Medizin dann aufweicht, wenn ein Behandlungsverfahren das Etikett „alternativ“ trägt. Heutzutage wird eher die Etiketten „komplementär“ und „integrativ“ verwendet. So haben sich Bundesregierungen der letzten 30 Jahre als Handlanger der Wirtschaftsinteressen einer klug operierenden Lobby betätigt. Seit 1976 dürfen Interessengruppen der Homöopathie und der anthroposophischen Medizin ohne objektive Kontrolle eigenmächtig bestimmen, welche Therapien zugelassen werden und welche nicht. „Binnenkonsens“ nennt sich dieser Kniefall vor den „besonderen“ Therapien, von denen zumindest die Homöopathie und die anthroposophische Medizin Quacksalberei in Reinform sind.
Dass aber an Universitäten und wissenschaftlichen Instituten inzwischen Unsinn gelehrt werden darf, ist besorgniserregend! Wir haben im Skeptiker und hier im Blog über den Kauf einer Stiftungsprofessur an der Charité in Berlin sowie über esoterische Lehrangebote an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) berichtet. Auch eine Ayurveda-Gastprofessur wurde von der indischen Regierung eingekauft. In Großbritannien macht der „Schlangenöl-Verkäufer“ (Zitat Edzard Ernst) Prinz Charles sich zum Förderer von Paramedizin an den Hochschulen. Zu recht werden diese „alternativen“ Fächer an Universitäten quackademische Medizin genannt.
Ein Protest der akademischen Wissenschaft und der Fachverbände ist weitgehend ausgeblieben. Im Gegenteil: Die Bundesärztekammer fördert zum Beispiel den Dialog zwischen der Medizin und der quackademischen Medizin auf „gleicher Augenhöhe“.
Wir freuen uns, bei der Tagung drei Personen auszuzeichnen, die sich trotz teils massiver Einschüchterungsversuche gegen diese bedenklichen Entwicklungen gestellt und sich für Wissenschaft und kritisches Denken eingesetzt haben:
- Edzard Ernst, der jahrelang in diesem Bereich geforscht hat und mit Prince Charles einen mächtigen Gegner hat, der ihn kaltstellen wollte.
- Simon Singh, der einen von Chiropraktikern gegen ihn gerichteten fast aussichtslosen Verleumdungsprozess gewonnen hat.
- Willem Betz, der belgische Professor, der sich jahrelang in europäischen Institutionen für eine evidenzbasierte Medizin eingesetzt hat.
Für diese einmalige Veranstaltung sind noch Plätze frei. Vielleicht sehen wir uns in Berlin!
Zum Weiterlesen:
- Wissenschaftler fordern vernunftgeleitete Medizin, GWUP-Nachricht
- Fragen an die Parteien zum Binnenkonsens
9. Mai 2012 um 16:47
Hier gibt es einen ganz eifrigen „Fan“, der das Design der GWUP-Internetpräsenz cool findet und sich auf seine Weise mit dem Event auseinander setzt ;-)
http://world-skeptics-congress.blogspot.de/2012/03/sind-skeptiker-im-bereich-der.html
Die GWUP hat halt eine inspirierende Ausstrahlung!
9. Mai 2012 um 19:31
HPD Online weißt auf den Publikumstag und Berliner Skeptikeraktivitäten hin. Das wird eine ganz schön skeptische Woche in Berlin;-)
http://hpd.de/node/13349
„Zu einem ersten Treffen “Sceptics in the pub” laden die Berliner Skeptiker bereits am Mittwoch (16.05.2012) ein. Um 20:00 Uhr treffen sie sich im “Schleusenkrug”. Gleiches gilt für den Sonntag (20. Mai) an dem die Skeptiker-Konferenz ausgewertet werden wird.“
http://berlinskeptics.wordpress.com/