Der Weltuntergang 2012 gründet auf uralten Prophezeiungen?
Unsinn.
Es war der Maya-Forscher Michael D. Coe, der in den 1960er-Jahren als Erster einen Zusammenhang zwischen dem Maya-Datum 13.0.0.0.0 (umgerechnet der 21.12.2012) und dem „Ende“ herstellte. Da sich 2012 gewissermaßen das Datum wiederholt, an dem laut Maya-Mythen die Welt erschaffen wurde, glaubte der US-Anthropologe, die Maya seien davon ausgegangen, dass auch unsere Welt zu diesem Zeit untergehen könnte.
Diese Spekulation hat sich jedoch als ein Irrtum erwiesen“,
merkt der Hamburger Ethnologe Dr. Lars Frühsorge an.
Tatsächlich läuft der Countdown nur für die mexikanische Tourismus-Industrie, berichtet der Stern.
Später waren es dann Autoren wie Frank Waters („Mexico Mystique: The Coming Sixth Age of Consciousness“, 1975) und José Argüelles („The Mayan Factor“, 1987), die Coes Deutung aufgriffen. Allerdings propagierten beide keinen Weltuntergang, sondern einen „Evolutionssprung“ auf eine „neue Bewusstseinsebene“ und ein „neues geistiges Zeitalter“, ausgelöst durch einen kosmischen Strahl aus dem Zentrum unserer Galaxis.
Argüelles berief sich auf ein persönliches Erlebnis in der Ruinenstätte von Palenque, wo ihm der Maya-Herrscher Hanab Pakal erschienen sei, der in Wirklichkeit ein Außerirdischer war. Erstklassige wissenschaftliche Referenzen also …
Neben der letzten „Akte X“-Folge („Die Wahrheit“, Teil 2, 2002), die das Ende des Maya-Kalenders mit einer Alien-Invasion in Verbindung brachte, und einigen Pseudo-Dokus des amerikanischen History-Channels (z.B. „Decoding the Past: Mayan Doomsday Prophecy„, 2009) war es erst der Roland-Emmerich-Blockbuster „2012“ aus dem Jahr 2009, der dann den Weltuntergangs-Hype so richtig befeuerte.
Und der läuft morgen (Sonntag, 8. Januar, 20.15 Uhr) zum ersten Mal im deutschen Free-TV, bei ProSieben.
Schlecht ist das Hollywood-Spektakel nicht mal unbedingt („Not a Complete Disaster“, so der Skeptical Inquirer) – nur wissenschaftlich macht das alles überhaupt keinen Sinn, schrieb damals Astrodicticum simplex zur Kinopremiere.
Auch die NASA kürte „2012“ zum „unrealistischsten Film des Jahres“ und richtete eine Webseite für besorgte Zeitgenossen mit FAQ zum Thema ein.
Wie auch immer: Parallel zum apokalyptischen TV-Abend gibt es ein neues Video im Netz, auf das Astrodicticum heute hingewiesen hat:
Der Weltuntergang 2012 – kurz und knapp entzaubert.“
Einer der Kommentatoren dort hat sich sogar die Mühe gemacht, den englischen Sprechtext ins Deutsche zu übertragen.
Und hier ist das Original:
8. Januar 2012 um 14:50
Ich muss gestehen, dass ich hin und wieder dem Genuss eines soliden Katastrophenfilms fröne. Und Roland Emmerich hat mich auf diesem Gebiet bisher noch nicht enttäuscht.
Auch „2012“ ist mit viel Augenzwinkern inszeniert. In der Kinopause haben ich mit meinen Mit-Sehern erörtert, wer von den Protagonisten es wohl am Ende schaffen würde. Das machte Spaß, weil immer wieder deutlich wurde, dass der Regisseur das Ganze auch nicht ernst nahm.
Wer solchen Filmen auch nur ansatzweise einen Gehalt zubilligt, der über zwei Stunden Unterhaltung und eine große Portion Popcorn hinausgeht, der sollte die Rezeption von Unterhaltungsmedien lieber komplett einstellen.
9. Januar 2012 um 09:09
Ein Hollywood-Streifen, der wissenschaftlich gesehen keinen Sinn macht: Where’s the beef?
9. Januar 2012 um 12:07
Als alter Doctor Who-Fan (wer hätte es denn gedacht, ne?…) kann ich nur sagen, dass die Welt noch viel, viel länger existieren wird, denn schließlich ist der Doctor sehr weit in die Zukunft gereist, auch in die der Erde, und die Erde war immer da, mitsamt Menschen… Also ruhig Blut, es gibt Empirie!
9. Januar 2012 um 14:44
@Andreas:
Nun ja, „the beef“ sind die Angst-Mails, die wir und andere bekommen. Es gibt nicht nur Leute, die die „Lindenstraße“ für echt halten, sondern auch solche, für die „2012“ eine Art Doku darstellt, vg. z.B.:
http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/10/2012-wer-verdient-am-weltuntergang.php