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2012, die Krise und die Hellseher des Jahres

| 1 Kommentar

Immerhin:

Während unter anderem die Berliner Zeitung den üblichen Silvester-Orakel-Quark breittritt und den Astrologen Georg Stockhorst ein Berlin-Horoskop für 2012 erstellen lässt (Loser – nicht mal den grandiosen Erfolg des World Skeptics Congress vom 17. bis 20. Mai sieht er voraus …), versucht die Augsburger Allgemeine mal etwas Neues.

In der Print-Ausgabe sucht das Lokalblatt heute den „Hellseher des Jahres“ – allerdings ohne jeden übersinnlichen Impetus.

Die Sache ist ganz einfach: Auf einem Fragebogen „Was geschieht 2012?“ können die Leser bei insgesamt 13 Punkten entweder „Ja“ oder „Nein“ ankreuzen. Die Fragen drehen sich um aktuelle Projekte und künftige Vorhaben der Stadt Augsburg und reichen von „Wird der Theater-Container wie geplant im Mai eröffnet?“ bis hin zu „Hält die Rathaus-Koalition?“

Ende 2012 werden die Antworten aller Teilnehmer ausgewertet, und wer die meisten Treffer hat, ist der „Hellseher des Jahres“.

Schade nur, dass das Ganze nicht als Vergleichstest zwischen Zeitungslesern und Profi-Wahrsagern angelegt ist – aber Letzteren scheint die Redaktion eh nicht zu trauen, denn der Wettbewerb steht unter dem Motto:

Mit Propheten unterhält man sich am besten drei Jahre später.“

Von diesem Peter-Ustinov-Bonmot scheint der Vielprognostiker Nikki Pezaro noch nie etwas gehört zu haben, denn Kollege Michael Kunkel vom Wahrsagerchecks Blog hat bereits jetzt eine lange Liste von Pezaro-Schwurbeleien für 2012 veröffentlicht, darunter etwa „The Holy Grail will be found“.

Ansonsten sind die Prognosen fürs nächste Jahr eher durchwachsen, die Vorzeile „Pessimismus 2012“ über einem aktuellen Welt-Online-Artikel scheint dafür exemplarisch zu sein.

Umgekehrt ist es allerdings auch wieder ganz spaßig, die Leser-Kommentare unter dem heutigen Spiegel-Beitrag „Hallo Krise!“ zu lesen, zum Beispiel:

Diese Lust am Untergang scheint bei Journalisten wie eine ansteckende Krankheit zu wirken.“

Oder:

Eine Woche lang kein Weltuntergangsszenario, das konnten die Spiegel-Redakteure nicht auf sich sitzen lassen.“

Und prompt erscheint im eigenen Blatt eine Art Gegendarstellung zur grassierenden Krisologie, überschrieben mit „Der Irrsinn macht mal Pause“.

Ein Auszug:

Merken Sie was? Nein? Eben. Es ist nichts. Wunderbares, erquickendes Nichts.

Die Welt geht nicht unter, säuft nicht ab, obwohl das Thermometer an Heiligabend in Berlin fast 14 Grad anzeigte und die Narzissen schon sprießen. Kein Apokalyptiker ist erreichbar […]

Es ist nicht zu übersehen und zu überhören: Der Irrsinn macht Pause. Es steht auch einem schnellen Medium wie Spiegel Online gut zu Gesicht, dies einmal mit einem wohligen Seufzer in der stillen Zeit zwischen den Jahren festzustellen. Ruhe, einfach Ruhe – und siehe: Es tut nicht nur gut, es hilft auch. Dem Euro, Europa, der Besonnenheit.

Es wird besser, jedenfalls nicht schlechter, wenn einfach einmal nicht Etwas ist, sondern Nichts.“

In diesem Sinne wünschen wir allen unseren Leserinnen und Lesern ein weltuntergangsfreies Jahr 2012 – und verweisen in diesem Zusammenhang gleich mal auf unsere neue Google-plus-Präsenz, wo es zu den Silvesterwünschen noch ein schönes Video gibt.

Ach ja, übrigens geht der Sieger der „The Next Uri Geller“-Castingshow, Vincent Raven, im Januar 2012 ins Dschungelcamp.

Und Stephen Hawking sucht einen neuen Assistenten:

Sind Sie ein Computergenie, Organisationstalent, begnadeter öffentlicher Redner, technisch extrem begabt und können gleichzeitig noch eine Vorlesung zur höherer Astrophysik vorbereiten? Dann erfüllen Sie zumindest die grundlegenden Voraussetzungen für den bald freiwerdenden Job als Technischer Assistent des Wissenschaftlers Stephen Hawking.“

Na, wenn das keine Aussichten sind …

Zum Weiterlesen:

Ein Kommentar

  1. Schön,
    dass sich die Redaktion auch einmal einem Nirwana nahen Kommentar:

    „Es wird besser, jedenfalls nicht schlechter, wenn einfach einmal nicht Etwas ist, sondern Nichts.”

    anschliesst.

    Der Staudamm irgendwo im fernen Osten hat sich nicht nach der Prophezeiung gehalten und staut noch immer das Wasser. Sorry, das war ja ür 31.12.2011 vorhergesagt.

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