Gute Nachricht – und genau zum Erscheinen unserer „Wasser“-Ausgabe des Skeptikers:
Die Gründung einer „Wasserakademie“ im Rahmen des obskuranten „Bad Wörishofener Herbstes“ ist erst mal vom Tisch.
Ein wesentlicher Grund dafür scheint die gegenwärtige Debatte um den „Herbst“-Initiator Jürgen Fliege zu sein.
Offenbar merken mittlerweile nicht mehr nur die Skeptiker auf, wenn der Eso-Pfarrer öffentlich auf Dummenfang geht.
In Bad Wörishofen wird derzeit vor allem der Auftritt von Kurdirektor Alexander von Hohenegg in Flieges Talkshow heiß diskutiert. Dort hatte Hohenegg verkündet, die „Wasserakademie“ nehme bereits im November ihre Arbeit auf.
Jetzt rudert er zurück:
Das war damals der Stand der Dinge, als die aktuellen Diskussionen um Fliege begannen“,
sagte Hohenegg der Augsburger Zeitung:
Der Kurdirektor meint damit die bundesweite Welle der Empörung im August, ausgelöst durch eine Buchveröffentlichung der Sektenexpertin Ursula Caberta, die hauptberuflich bei der Hamburger Innenbehörde arbeitet.
Caberta greift darin unter anderem Fliege für dessen Aktivitäten scharf an. In der Bild-Zeitung warf sie Fliege vor, die „Esoterik-Scharlatane hoffähig“ zu machen.
Beim Bad Wörishofener Herbst werden bekanntlich eine Menge Wunderheiler auftreten, das Kurhaus-Foyer verwandelt sich in eine Esoterik-Messe. Dort wurde gemäß der Darstellung auf Flieges Internetseite bereits im vergangenen Jahr ein umstrittener Raumtrockner angeboten, der von einem Unternehmer vertrieben wird, der Scientology angehören soll.
Auch das wurde Fliege in vielen bedeutenden deutschen Medien vorgehalten.
„Nachdem das alles losging, haben wir das sofort geblockt“, sagt Kurdirektor von Hohenegg und meint die Gründung der Wasserakademie.“
Soso.
Der Vorsitzende der Ärztevereinigung Bad Wörsihofen, Dr. Peter Schneiderbanger, vertritt dagegen die Auffassung, die Stadt habe …
… die Notbremse zu spät gezogen“.
Der Mediziner nennt es Medienberichten zufolge „verwerflich, Krebspatienten mit absolut unwissenschaftlichen Heilungsversprechen die letzten Kröten aus der Tasche zu ziehen.“
Die Augsburger schreibt dazu weiter:
Schneiderbanger spielt damit auf Diskussionen an, wie sie mittlerweile in mindestens zwei Folgen der Talkshow von Jürgen Fliege zu beobachten waren. Schneiderbanger hat sich die Aufzeichnungen der Sendungen angesehen und ist entsetzt.
Schneiderbanger nimmt Bad Wörishofens Bürgermeister Klaus Holetschek in die Pflicht. „Er ist ein guter Bürgermeister, aber er sollte da etwas kritischer sein.“ Die Stadt sei in Sachen Wasserakademie, aber auch in Sachen Fliege „zu blauäugig“ gewesen, konstatiert Schneiderbanger: „Man stürzt sich publizistisch auf alles, was Bad Wörishofen in die Presse bringt, die Qualität bleibt dabei auf der Strecke.“
Genauso isses – und hatten wir hier schon vor einem Jahr angemerkt.
Leider geht der „Bad Wörishofener Herbst“ (auch ohne „Wasserakademie“) demnächst in eine weitere Runde:
Aufgrund der massenhaften Berichterstattung wird beim Herbst heuer sicher Rambazamba sein“, vermutet Schneiderbanger. „Aber Bad Wörishofen wird nur in den Schlagzeilen sein mit Scharlatanerie und Hokuspokus.“
Zum Weiterlesen:
- Das Aus für die umstrittene Wasserakademie, Augsburger Allgemeine am 2. September 2011
- „Die Notbremse zu spät gezogen“, Augsburger Allgemeine am 2. September 2011