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„Geo“: Demut 2.0

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Eine „Lektion in Demut 2.0“ nennt man wohl das, was Geo in den vergangenen Tagen widerfahren ist.

Nochmal kurz zur Erinnerung:

Erst veröffentlichte das Magazin eine grottige August-Titelgeschichte „Die neue Heilkunst“, verfasst von einer bekennenden Homöopathie-Aktivistin.

Daraufhin begann Esowatch eine Debatte über die unterirdische Qualität des Propaganda-Schriebs, der sich andere Blogs anschlossen, etwa SciLogs und diewahrheit.

Auf der Facebook-Seite von Geo forderten die Leser mit zunehmender Vehemenz eine Stellungnahme der Redaktion, und auch Esowatch legte gestern noch einmal nach, und zwar mit einer Ehrenrettung des in Geo verunglimpften Krebsmediziners Michael Baum:

Ja, das ist doch der Schulmediziner wie er im Buche steht: Bevormundend, doktrinär, engstirnig; kalt und lieblos gegen die Patienten und – natürlich – eifersüchtig auf seine Zunft und Pfründen bedacht. Naja.

Der Eingeweihte erkennt sofort die Karikatur daran; aber bevor man nicht das Interview unten gesehen hat, kann man nicht erkennen, eine was für böswillige Karikatur es ist, ja wie infam und niedrig es ist. Denn in dem Interview mit Richard Dawkins zeigt sich Baum wirklich als das Idealbild eines Arztes, man findet auch nicht die geringste Spur von “Fauchen” und “Zornesröte”, nein man findet etwas ganz anderes, das wirklich zu Herzen geht:

Einen Mediziner, der aufrichtig und ehrlich einfach für die Wahrheit und für die Gesundheit seiner Patienten einsteht und der an dem Irrationalismus, der das Leben von Menschen gefährdet, verzweifelt, der einfach nicht verstehen kann, wie sich Menschen verbünden, um das Falsche und Verkehrte auf Kosten von Menschenleben zu propagieren.“

Eine Zeitlang sah es so aus, als wolle Geo die Kritik einfach aussitzen, dann erging via Facebook die Forderung nach „Belegen für Fehler in der Geschichte“, der Prof. Ulrich Berger (GWUP/Kritisch gedacht) prompt nachkam.

Danach begann wieder das Warten auf Godot, bis vor einigen Stunden der stellvertretende Chefredakteur mit einer Stellungnahme herauskam.

Ein Auszug:

Einen wunden Punkt getroffen haben einige Kommentatoren aber in ihrer Kritik an der Auswahl der Begriffe in unserem Text, insbesondere an der Gegenüberstellung der Worte „Schulmedizin“ und Alternativmedizin“.

Das ist, zugegeben, nicht optimal, weil es allzu schnell als pauschale Abwertung der „Schul“-Medizin interpretiert werden kann. Die Begrifflichkeiten sind im Rahmen der redaktionellen Bearbeitung so gewählt worden, das ist daher ausdrücklich kein Verschulden der Autorin.“

Damit wolle man das Ganze „von unserer Seite aus belassen“:

Machen Sie weiter mit Ihrer wachsamen Beobachtung der Medienlandschaft nach unwissenschaftlichen oder gar esoterischen Ausrutschern. Es gibt bestimmt viele lohnende Ziele Ihrer Kritik, vielleicht sind wir es sogar auch manchmal.“

Nun ja, viel mehr als ein klitzekleines Eingeständnis ist das nicht, und auch die konkreten (und von Geo explizit geforderten!) Fragen von Ulrich Berger an die ominöse „Fact Checker Unit“ des Magazins bleiben unbeantwortet – aber immerhin.

Und wenn die Geo-Chefredaktion immer noch der ernsthaften Überzeugung anhängen sollte, dass ihre Autorin „Journalistin genug“ sei, „um ihre – an anderer Stelle geäußerte – persönliche Meinung zu konkreten Einzelthemen von ihrer professionellen Arbeit zu trennen“, dann sollte sie vielleicht mal intensiver verfolgen, wo Frau Thorbrietz ihre „an anderer Stelle geäußerten“ Ergüsse eigenhändig postet: nämlich im Esoterikportal.

10 Kommentare

  1. Tja Fehler eingestehen ist nicht so leicht, aber der Redaktion scheint nicht klar zu sein, dass sie hier Journalismus auf Boulevardniveau betreiben. Wenn das die erklärten Ansprüche der Redaktion sein sollten, kein Problem, dann landet GEO in der selben Schublade wie PM.Schöne Bilder, viele Märchen und vor allem missionarische Verbreitung bestimmter Ideologien, aber immer unter dem Deckmantel der Offenheit.

  2. Titelvorschläge für GEO (Twitter als Quelle):

    „Kreationisten und Evolutionsanhänger – Warum kein Gott auch keine Antwort ist.

    Vorschlag für GEO-Sonderheft: „Altes Wissen, frisch gechannelt.“

    GEO Sonderheft:Erdstrahlen und Feng Shui – oder warum die Praktikanten in der GEO-Redaktion ständig die Tische rücken müssen

  3. Mit diesem Abrutscher auf P.M.-Niveau ist Geo für mich gestorben.

  4. Die Reaktion von GEO auf die Kritik ist schlimmer als gar keine Reaktion. GEO geht auf keinen einzigen der von Ihnen selbst eingeforderten konkreten Kritikpunkte ein.

    Da GEO, Petra Thorbrietz weiterhin als Wirtschafts-Journalistin bezeichnet, stellt doch den Link auf die GEO Facebook Seite ein.
    http://www.esoterikportal24.de/tag/thorbrietz%C2%B4-diagnosen/

    Unter den Videos auf dem Esoterikportal24 findet man fast ausnahmslos Jo Conrads Bestusst.tv

    Unglaublich wo diese Petra Thorbrietz posted!

  5. Neues von GEO Facebook:

    „Wir sind dabei: Ab morgen auf der IdeenExpo 2011 in Hannover. In unserer „Black Box“ könnt ihr in die Fotografien von GEO eintauchen. Außerdem sind GEO-Redakteure vor Ort, die sich gerne Euren Fragen rund um das Thema Wissenschaftsjournalismus stellen. Die Messe läuft bis zum 4.9., der Eintritt ist frei!“

    Vielleicht bekommt man dort die Fragen beantwortet????????

  6. Die vage Hoffnug, GEO könnte darauf vernünftig reagieren – jeder baut schließlich mal Mist – ist nun hiermit endgültig gestorben. Schade, wäre eine riesen Chance gewesen.
    Besonders schade ist, dass man dort offenbar noch nicht mal versteht, worum es wirklich geht, was Wissenschaft in dem Zusammenhang eben bedeutet. Dass Wissenschaft eben keine postmoderne Toleranzveranstaltung ist, bei der „anything goes“ (Sorry an Feyerabend, der hat es anders gemeint aber zu viele haben das wohl missverstanden.).

  7. @trixi

    Geo-Alternativcover:

    http://blog.esowatch.com/?p=151

    hat in diesem Geo Heft nicht auch die “Wissenschafts” Expertin Petra Thorbrietz geschrieben? Hat das Heft noch jemand? Ich meine mich zu erinnern…….

  8. Hier auch noch ne Reaktion

    http://www.scilogs.de/wblogs/blog/enkapsis/medizin/2011-08-26/wie-eine-andere-revolution-in-der-medizin-aussehen-k-nnte

    Wie eine andere Revolution in der Medizin aussehen könnte

    von Sebastian Reusch, 26. August 2011

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