Vom 30.04.2010 bis heute, 02.05.2010, findet im Münchner Löwenbräukeller wieder einmal die Esoterikmesse statt. SKEPTIKER-Autor Holger von Rybinski hat sie zusammen mit und seinem Münchner Regionalgruppen-Kollegen Constantin Sluka haben sie besucht. Lesen Sie den ersten Teil seines Berichts über einen Ausflug in die Welt der Tachyonen, Quanten-Transformationen und der feinstofflich aktiven Bettwäsche:
Zunächst sei festgehalten: Erste Zweifel, ob man eine Veranstaltung von Esoterikern mit Eintrittsgeld unterstützen sollte, mussten überwunden werden, wollte man sich einen Überblick verschaffen, wie sich die Esoterik-Szene derzeit darstellt. Wer 10 Euro Eintritt bezahlt hatte, den erwartete tatsächlich eine andere Welt. Wurde man gleich zu Anfang von dem Schriftzug „Kümmel heilt alle Krankheiten“ begrüßt, geriet man danach umgehend an eine Dame, die sich – nach eigenen Angaben Magister der Philosophie – als „spirituelle Lehrerin, Parapsychologin und international bekanntes Medium aus TV, Rundfunk und Presse“ darbot. An Constantin Sluka vom Münchner Skeptiker-Stammtisch gewandt, analysierte sie mittels eines einzigen Blickes eine „wunderbare Aura“, weil er sehr offen sei. Zur näheren Untersuchung führte sie einen Metallstab in Zentimeterabstand zu Constantin auf und ab, um eventuell vorhandene Störungen zu erfassen. Auf seinen kritischen Blick reagierte sie, indem sie darauf hinwies, dass andere in ihm Zweifel säten. Die Diagnose: Er sei in einer neuen Evolution des Geistes. Bei mir sah sie Störungen am Herzen. Außerdem empfahl sie mir, in ihre Praxis zu kommen, dann könne sie gleich das Problem, das ich mit meiner Mutter hätte, beseitigen. Auf das Bild eines kleinen Jungen angesprochen, das an ihrem Stand zu sehen war, sagte sie, für diesen bete sie und sende ihm ihre Kräfte. Ihre Empfehlung: Zahlreiche Dankesschreiben zufriedener Kunden, in einem Schnellhefter an ihrem Stand ausgelegt.
Dann führte uns der Weg zu zwei freundlichen Frauen, die für eine Ausbildung zum Hellsehen (Teil I, Teil II: Anleitung zur Selbstheilung) in einer Schule für Intuitionsentwicklung warben. Auf unsere Frage, ob Hellsehen eine Gabe sei, meinten sie, jeder könne das lernen, diese Fähigkeit sei in jedem Menschen angelegt. Es sei schließlich auch kein Zufall, dass wir an ihren Stand gekommen seien, unsere Schwingungen hätten uns zueinander geführt (ein Argument, das wir mehrfach an diesem Tage hören sollten).
Weiter ging es an einen Stand, an dem eine Verkäuferin Produkte „zur Nutzung kosmischer Energie“ anbot, in diesem Falle Ringe verschiedener Größe, die mit kosmischer Energie wirken sollen. Gerne nahm Constantin die Einladungan, mal an einem Ring zu fühlen. Nachdem er den in die offene Hand gelegten Ring kurze Zeit gehalten hatte, drehte er ihn auf die andere Seite. Sofort wurde ihm verkündet, das sei die falsche Seite, nun werde seine Energie abgestrahlt, die Pyramidenspitze müsse imme vom Körper wegzeigen! Außerdem gibt es ein Amulett in Euro-Größe, das, angebracht am Handy, die Strahlung auf ein Minimum reduziert (Preis: 295 Euro). Alles nach EAV getestet. Auf meine Frage, was EAV bedeute, erhielt ich die Antwort: „Das weiß ich nicht, ist aber alles getestet.“ Außerdem haben ja laut Prospekt qualifizierte Fernwahrnehmer die Produkte geprüft. Na dann! Mein Hinweis auf die schöne Verzierung erbrachte die Antwort: „Das ist keine Verzierung, durch diese wellenförmigen Muster funktioniert es!“ Ferner gibt es noch einen Aqua-Ring, der angebracht an die Wasserleitungen, alle Verunreinigungen und Gifte aus dem Wasser entfernt (178 Euro). Der Beweis: Dunkelfeldmikroskopie-Aufnahmen vom Moskauer Leitungswasser, vorher eine graue Brühe, nach Behandlung durch den Ring wieder mit herrlich „kristalliner Grundstruktur“. Für die Thymusdrüse gibt es übrigens noch ein Amulett, das bei der Verarbeitung von Erlebten hilft (Silber 232 Euro, Gold 790 Euro) und weitere ähnliche Ringe.
Nachdem wir uns Gewissheit verschafft hatten, mit den angebotenen Produkten gut gegen die Widrigkeiten des Lebens abgesichert zu sein, wurden wir doch noch einmal überrascht: Es gibt feinstofflich aktive Bettwäsche! Schlauerweise wird im Werbeprospekt der Firma darauf hingewiesen, dass beim Einsatz der beschriebenen Produkte ein Heilerfolg nicht garantiert werden könne und ein wissenschaftlicher Nachweis derzeit noch nicht erbracht werden konnte. Brauchten wir auch nicht, wie wollten eigentlich nur ungefähr erfahren, wie es funktioniert. Ein kosmisch übermittelter Code auf jeder Garnitur, der aktiviert und deaktiviert werden kann, klingt doch interessant. Die Erläuterung erfolgte von einem alerten jungen Mann, nach eigener Aussage Ingenieur, der in etwa erklärte, dass alle Kinder intuitiv die zu ihrem Seelentyp passende Wäsche fänden. Die Wäsche sei mit Schutzsymbolen versehen (die mich an Kornkreisbilder erinnerten), durch die Bettwäsche sei man vor negativen Energien geschützt. Im Übrigen verändere sich der Seelentyp nicht. Der Seelentyp vielleicht nicht, aber man nutzt doch nicht von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter die gleiche Wäsche!
2. Mai 2010 um 09:37
EAV ist doch ganz klar: Erste Allgemeine Verunsicherung… ;-) egal, hauptsache, irgendwer hat das Zeug getestet, wo kämen wir denn da hin 300,- € auszugeben für Kram, den niemand mal getestet hat. Am Ende verträgt sich das Amulett nicht mit meiner Handymarke und es bildet sich ein Schwarzes Loch, das uns alle verschlingt! Nicht auszudenken!
2. Mai 2010 um 10:34
Die Eidgenössische Alkoholverwaltung wird auch als EAV abgekürzt. Was die wohl testen?
2. Mai 2010 um 18:09
Verdammt, war mit dem „EAV“-Gag tatsächlich jemand schneller…
Bleibt der kurze, thematisch gerade passende, Hinweis darauf, dass die Jungs auf ihrer aktuellen, im Februar erschienenen CD mit dem Titel „Simsalabim (Die Esoterroristen)“ sogar das passende Lied zum Thema haben – das KANN doch kein Zufall sein!!!
2. Mai 2010 um 22:05
Und Holger, ist bei Problem mit der Mutter und der Störung am Herzen was dran? Okay, die Wahrscheinlichkeit, dass beides zutrifft, ist sehr hoch. Viele Männer haben irgendwelche Probleme mit der Mutter und irgendwas mit dem Herzen, im jüngerem Alter häufiger als Frauen.
Trotzdem tät’s mich interessieren :-)
Viele Grüße
Sonja
3. Mai 2010 um 08:16
Oooch. Muß ich jetzt wirklich meine Alf-Bettwäche wegeben, nur weil ich schon 40 bin? *gucktganztraurig* ;)
3. Mai 2010 um 08:19
Warum schreitet da eigentlich der Verbraucherschutz nicht ein?
5. Mai 2010 um 17:55
hallo
ich fand ihren bericht zutreffend und bin erstaunt das immer noch menschen dazu fähig sind geld für so einen quatsch auszugeben.
ich habe vor jahren ein buch veröffendlicht das diese umstände der sogenannten phänomene für laien erklärbar macht.
der titel
bios logos was auch der name unseres institutes ist welches hier erfolgreich derartige phänomene nach sachlich nachvollziehbaren fakten in der heilthematik anwendet.
das wir den gezahlten betrag bei nicht erfolg sofort zurückzahlen sprach bisher hier für uns.
eine schweizer krankenkasse macht nun auch reklame dafür sich hier bei uns behandeln zu lassen.
auf dem gebiet der sogenannten wundertätigkeiten wird immer mehr quatsch zustande gebracht was unserer arbeit hier nicht sehr zuträglich ist.
eventuell sehen sie sich einmal unsere seite an und machen sich ein bild nach eigener skepsis.
der film der dort zu sehen ist wurde für das schweizer fernsehen gedreht und wurde in deutschland von allen sendern abgelehnt.
die frage ,warum,werden sie sich sicher selbst beantworten können wenn sie das video sehen.
falls wir ihnen fragen beantworten können melden sie sich ruhig.
viele grüße reiner niessen
bios-logos
thailand
Thailand
19. Juli 2010 um 11:33
Mein Gott, wer kauft denn bloß so einen Sch…..dreck?!!!
Den Kunden geht es offenbar finanziell zu gut – deshalb müssten die Preise schleunigst ins Astronomische (fast hätte ich geschrieben „Astrologische“….) steigen, damit sich mal irgendwann eine natürliche Grenze einstellt.
Aber, ob ich das noch erlebe…..
3. November 2010 um 17:41
Huaaaa, lebst Du von Dummheit, Elend und Tod hast du niemals Not.
Klasse der Artikel. Ich bin über die Quanten-Dilletanten hierhin gelangt.
Ich traue mich auf keine Esoterikmesse, da die Gefahr durch Gesundheitsschäden (Lachkrampf) entsteht.
Mein Geheimtipp an solchen Unsinn ist der Oronakkumulator. Zu der Holzkiste sollte man noch eine weiße Jacke liefern. Die Ärmel sind zwar etwas lang, aber die kann man am Rücken zusammenbinden (lol)
Spaß beiseite, was sagt uns das ? Das Mittelalter lebt immer noch in unserer Gesellschaft.
Dazu Aristoteles: Dummheit ist keine Kranheit, deshalb kann man sie nicht ausrotten.
Danke für den herrlichen Bericht.
15. April 2011 um 12:49
Wunderbarer Bericht! Würde mir unglaublichen Spaß machen, da mit zu mischen. Hatte ein ähnliches Erlebnis an einem Frühlingsmarkt-Stand mit magnetischen „Heil-Armbändern“. Ich hatte gefragt, was die Bänder denn anziehne würden und als Antwort zu hören bekommt „Na das Eisen im Blut“. Auf die nächste Frage, warum man dann keine Stauung der Erythrocyten in der Carpalgegend bekäme und ob das dann nicht ehr kontraproduktiv sei, habe ich dann keine Antwort mehr bekommen ;o)