gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Geisterjäger und Skeptiker

| 2 Kommentare

Hat Spaß gemacht gestern Abend bei egoFM.

„Eine Geisterjägerin und ein Kritiker treffen aufeinander“ hießt es etwas reißerisch in der Ankündigung. Was dann tatsächlich passierte, war ein angenehmes Live-Gespräch ohne Krawall. Sebastian Hensel moderierte interessiert, engagiert und ausgewogen. Da haben wir Skeptiker auch schon ganz andere Erfahrungen gemacht, und nicht nur bei nachmittäglichen Brüll-Talkshows …

Eine wiederkehrende Frage in der Sendung war: Ist Geisterjagd eine Wissenschaft? Oder, etwas anders formuliert: Dürfen Laien (also Nicht-Wissenschaftler) überhaupt solche Untersuchungen durchführen?

Klare Antwort: selbstverständlich!

Neugier und Forschungsdrang ist nichts, was Skeptiker auch nur ansatzweise unterbinden sollten. Forschung darf eindeutig von Laien betrieben werden – in der Biologie zum Beispiel tragen hobbymäßige Insekten- und Pflanzensammler nicht wenig zur Systematik, Ökologie und Biogeografie bei, ebenso wie Amateurastronomen Kometen entdecken oder Nichtfachleute in der Regionalgeschichtsforschung reüssieren. Diese Art von Laienforschung folgt indes entsprechenden Standards beziehungsweise den bekannten wissenschaftlichen Spielregeln.

Das Hauptproblem auf umstrittenen Themenfeldern wie etwa der „Geistersuche“ ist weniger die Laienforschung, sondern die Tatsache, dass es keine allgemein anerkannten und verbindlichen Methodiken und Theorien gibt. Und das führt dazu, dass Laienforschung im Bereich des Paranormalen mit Privattheorien und -methoden daherkommt, die von Beliebigkeit nicht zu unterscheiden sind.

Was Geister eigentlich sein sollen, darüber verbreiten die einschlägigen Internetforen von paranormal.de bis spiritrelease.ch unbekümmert Mutmaßungen, von denen keine eine höhere Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen kann als eine x-beliebige andere: auf die Erde zurückkehrende Seelen? Tote, die sich noch nicht aus ihrem weltlichen Leben lösen wollen oder können? Gestalt gewordene Gedanken von Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten? Nicht-menschliche Lebewesen, Kreaturen aus einer anderen Dimension? Außerirdische? Psychokinetische Energien?

Gerade bei der Untersuchung von stark subjektiven Phänomenen, von Phänomenen mit sehr geringen (oder nicht vorhandenen) Effektstärken und von unregelmäßig auftretenden, nicht replizierbaren Effekten müssen aber besonders viele Vorsichtsmaßnahmen gegen Fehlinterpretationen getroffen werden – das sollten „Geisterjäger“ etwas stärker berücksichtigen, als es derzeit den Anschein hat.

Zu dem höchst fehleranfälligen High-Tech-Equipment der „Ghosthunter“ ist an dieser Stelle schon einiges gesagt worden. Einen ausführlichen Artikel zu allen Aspekten der modernen Geisterjagd gibt’s dann im nächsten SKEPTIKER, der Mitte Dezember erscheint.

Medienleute, die gerade zu diesem Thema recherchieren, können gerne eine Vorab-Version bei uns anfordern.

Links zum Thema:

2 Kommentare

  1. Ich beziehe mich in meinem Kommentar in erster Linie auf den Text im aktuellen Newsletter. Der Text, den ich hier vorgefunden habe, ist denke ich deutlich objektiver.

    Im Prinzip halte ich das Vorgehen der Geisterjäger für sinnvoll: Es gibt Leute, die für sie persönlich unerklärbare Dinge wahrnehmen und die sie stark verunsichern. Es besteht also Forschungspotential, denn es wäre schön, diese Effekte erklären zu können.

    Wenn man nun aber nicht weiß, in welche Richtung die Forschung gehen könnte, macht es Sinn, sich mit allen möglichen Messgeräten an das Problem heranzutasten, bis man mehr Indizien gesammelt hat und sich auf einzelne Aspekte konzentrieren kann.

    Natürlich bringt das zwei große Probleme mit sich:

    1. Man muss sich auf irgendein Gebiet einschränken. Die Psychologie scheint mir bei Geistern (was auch immer man darunter verstehen mag) als ein heißerer Kandidat, als das „wilde vermessen der Realität“. Aber das ist meine persönliche Einschätzung, die sicherlich nicht das Maß aller Dinge ist.

    2. Man muss die erhobenen Daten „richtig“ interpretieren. Das ist natürlich nicht einfach – insbesondere dann, wenn man sich mit den Messgeräten nicht wirklich auskennt.

    Der Artikel im Newsletter macht mir aber trotzdem sorgen: Er scheint zu suggerieren, dass die Suche nach „Geistern“ an sich nicht nur unnütz sondern auch völlig idiotisch ist.

    Wenn dem so ist, würde ich den Autoren vorschlagen, (wissenschaftlicher) zu argumentieren, dass, um das Phänomen von „Geistern“ verstehen zu können, mehr Vorsicht geboten ist und ein breiteres Spektrum an Informationen berücksichtigt werden sollte – ganz wie ich es hier im online-Artikel vorgefunden habe. Konkrete Beispiele, warum die Messtechnik der „Geisterjäger“ ungeeignet ist wären ebenfalls bereits online sinnvoller, als zu unterstellen, dass diese Messtechnik nicht geeignet ist oder sogar überhaupt nicht funktioniert.

  2. @Decay:

    Vielen Dank für die Anmerkungen.

    In den o.g. „Links zum Thema“ finden sich eine Reihe von Informationen zu den Punkten, die Sie ansprechen, z.B.:

    „… ein breites Spektrum an Informationen“

    „Konkrete Beispiele“ zur Messtechnik

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.