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Blutwunder von Neapel: Bald ins Labor?

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Wird das Blutwunder von Neapel jetzt endlich wissenschaftlich untersucht? Ein Sprecher des neapolitanischen Kardinals Crescenzio Sepe bestätigte u.a. gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), der Kardinal denke derzeit zumindest über eine solche Untersuchung nach: Er erwäge, nächstes Jahr eine internationale Expertenkommission aufzustellen, die den Inhalt der mysteriösen Blutreliquie analysieren und das Phänomen ihrer regelmäßigen Verflüssigung klären soll. Sogar Josef Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. soll bereits informiert sein, schreibt Welt Online.

Prinzipiell ein erfreulicher Schritt – war es Wissenschaftlern doch bisher nicht gestattet, eine Materialprobe aus der Phiole zu entnehmen. Die feste Substanz darin verflüssigt sich üblicherweise an drei Terminen im Jahr: am Samstag vor dem ersten Maisonntag (also zuletzt vor zwei Tagen), am 19. September und am 16. Dezember. Der christlichen Legende zufolge handelt es sich dabei um Blut des heiligen Januarius, der laut der Überlieferung im Jahr 305 als Bischof den Märtyrertod starb.

Skeptiker wie der Chemiker Dr. Silvano Fuso, Mitglied der italienischen Aufklärer vom „Comitato Italiano per il Controllo delle Affermazioni sul Paranormale“ (CICAP), begrüßen die Idee des Kardinals, dem Mythos nach vielen Jahrhunderten endlich auf den Grund zu gehen.

Auch Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe und Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP, hat das Blutwunder im Dom von Neapel 2004 beobachtet und darüber u.a. in der GWUP-Zeitschrift SKEPTIKER berichtet. Benecke stellte fest: Es ist sehr einfach, so ein „Wunder“ mit thixotropen Stoffen im Labor zu reproduzieren, wie sie schon im Mittelalter bekannt gewesen sind. Solche Stoffe sind im Ruhezustand geleeartig, verflüssigen sich aber, wenn sie geschüttelt bzw. bewegt werden. Daher könnte das „Blut“ eine einfache chemische Reaktion sein – und eben kein übernatürliches Phänomen.

Nun bleibt abzuwarten, welche Experten von Kardinal und Kirche zur Analyse zugelassen werden.

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Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

2 Kommentare

  1. Was unterscheidet den Teil des Christentums, der an solche „Blutwunder“ glaubt, eigentlich noch von Scientologen mit ihren E-Metern oder afrikanischen Buschmännern, die gerade irgendwelche Geister verjagen?

  2. „Nun bleibt abzuwarten, welche Experten von Kardinal und Kirche zur Analyse zugelassen werden.“

    … und welches „Schweigegelübde“ sie davor/danach ablegen (müssen) ;-)

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