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Skeptiker 2.0: Neuer Wissens-Blog der GWUP online

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Es ist soweit! Wenige Wochen vor ihrer diesjährigen Konferenz geht die GWUP mit einem neuen Weblog online: blog.gwup.net. Damit bauen wir Skeptiker unsere kleine Dependance in Kleinbloggersdorf weiter aus. Mehr über die GWUP, unseren neuen Weblog und die baldige Konferenz verrät Amardeo Sarma, Vorsitzender der GWUP, hier im ersten Artikel.

Amardeo, wenn man derzeit bei der Google-Blog-Suche „GWUP“ eingibt, findet man allerhand Treffer zum Thema Uri Geller. Wie kommt das, wenn der GWUP-Blog doch gerade eben erst online gegangen ist?

Amardeo Sarma: Viele dieser Treffer verweisen auf unseren alten Blog auf wordpress.com, den wir im vergangenen Jahr starteten. Damals haben wir das 20. Jubiläum der GWUP gefeiert und wollten einmal einen neuen Kommunikationskanal ausprobieren. Also haben wir mit einem Live-Blog begonnen, der anfangs nur zur Dokumentation der Konferenz gedacht war. Dann hat uns so die gute Resonanz aus der Blogosphäre so überrascht, dass wir einfach weitergemacht haben. Absolut überwältigt hat uns dann aber der riesige Ansturm auf den Blog und unsere Website gwup.org, als im Januar 2008 die Casting-Show „The next Uri Geller“ auf ProSieben anlief. Unser Blog war einer der ersten, wo es kritische Informationen zu Uri Geller, der Sendung und den Kandidaten gab. Über Nacht stieg die tägliche Besucherzahl von ein paar Dutzend auf einige Tausend. Für Wochen war das Thema ganz weit oben auf der Agenda der deutschsprachigen Weblogs, und sowohl bei uns als auch auf vielen anderen Blogs und in den klassischen Medien entstanden viele gute, skeptische Beiträge.

Trotzdem hat wohl kaum jemand abgeschaltet – ganz im Gegenteil. Für ProSieben war es ein großer Erfolg mit traumhaften Einschaltquoten. Und in einem Interview meinte Uri Geller sogar, erst die ständigen Gegenreden der Skeptiker hätten ihn im Laufe seiner Karriere berühmt gemacht. Ging die Aufklärung also nicht nach hinten los?

Amardeo Sarma: Im Gegenteil: Dass sich Uri Geller heute immer mehr windet, wenn er über seine angeblich paranormalen Fähigkeiten gefragt wird, ist ein Erfolg der Skeptiker aus vielen Ländern. Immer öfter gibt er an, nur „Entertainer“ zu sein. Er weiß andererseits selbst sehr gut, wie er sich öffentlich inszenieren muss, um beim Publikum gut anzukommen. Offenbar ist es ihm inzwischen auch egal, ob Leute zuschauen, weil sie an seine Fähigkeiten glauben – oder weil sie auch mal „Quatsch“ sehen wollen. Im Zusammenhang mit „The next Uri Geller“ haben wir schnell reagiert. Über das Internet findet man heute sehr leicht kritische Infos über Gellers Tricks, und dabei kommt man an unseren Webseiten oder an unserem Blog nicht vorbei. Viele verweisen inzwischen auf uns, und wir sind in Sachen Uri Geller bei Google oder Ask auf den vorderen Positionen. Blogger, professionelle Journalisten und etablierte Redaktionen kennen und schätzen die GWUP als zuverlässige Informationsquelle.

Also verbessert die GWUP mit dem Weblog ihre Öffentlichkeitsarbeit?

Amardeo Sarma: Ja, für uns ist das ein neuer, zusätzlicher Kanal, über den wir jetzt öfter senden wollen, aber mit dem wir auch viel besser empfangen können. Die Aufklärung der Öffentlichkeit „über para- und pseudowissenschaftliche Behauptungen auf der Basis des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes“ – wie es in unserer Satzung heißt -, ist schließlich ein wesentliches Ziel der GWUP. Da ist es nur ein logischer Schritt, unsere Präsenz in der Blogosphäre weiter auszubauen. Wir sind bereits seit vielen Jahren mit unserer Webseite gwup.org ganz gut aufgestellt, wenn es um kritische Informationen zu Para- und Pseudowissenschaften geht. Unsere Nachrichten-Redaktion ist sogar in den Google-News gelistet, und dann gibt es noch unseren Newsletter – den e-Skeptiker -, mit dem wir ebenfalls viele tausend Abonnenten erreichen. Diese Online-Medien ergänzen hervorragend den Skeptiker, unsere Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken, die vier Mal im Jahr als Print-Ausgabe erscheint. Die derzeit rund 830 GWUP-Mitglieder erhalten den Skeptiker kostenlos. Daneben haben wir etwa 1500 weitere Abonnenten, die zwar keine Mitglieder sind, aber kritisch über Parawissenschaften informiert sein wollen. Mit dem Weblog wollen wir den Dialog mit unseren Zielgruppen weiter ausbauen.

Die GWUP packt oft sehr heiße Eisen an, wenn sie Esoterikern und Scharlatanen das Wasser abgräbt, ja sogar ihre Wirtschaftsgrundlage angreift. Ist ein offener Dialog da überhaupt möglich?

Amardeo Sarma: Wo eine Diskussion auf wissenschaftlicher Grundlage möglich ist, tun wir das. Wir heißen jede Form von konstruktiver Kritik willkommen, denn nur so können wir unsere Argumente prüfen und eventuell verbessern. Trotzdem gibt es leider Situationen, wo eine Diskussion sinnlos ist. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn jemand von uns verlangt, wir sollen die Nichtexistenz von etwas beweisen. Die Nicht-Existenz von Außerirdischen, von Erdstrahlen, von Psi-Kräften oder gar vom Pumuckl ist aber nicht beweisbar. Auch mit jemandem, für den das Ergebnis bereits feststeht und der nur nach bestätigenden Belegen für sein Weltbild sucht, ist eine Diskussion kaum möglich – ich denke da beispielweise an die Anhänger des Turiner Grabtuchs. So sieht Fundamentalismus aus. Wir setzen stattdessen auf die bewährten Methoden der Wissenschaft und auf kritisches Denken. Nur so können wir so gut wie derzeit möglich ausschließen, dass wir uns selbst täuschen oder getäuscht werden – sei es nun versehentlich oder arglistig.

Apropos Fundamentalismus und Wissenschaft: Schwerpunkt der nächsten GWUP-Konferenz im Mai ist der Kreationismus, also der Glaube an die biblische Schöpfungslehre. Ist das nicht eher ein amerikanisches Problem?

Amardeo Sarma: Es wäre schön, wenn es so wäre. Aber auch in Deutschland breitet sich kreationistisches Gedankengut aus – häufig noch in der liberaleren Version des Intelligent Design. Prominente Politiker in Thüringen und Hessen beginnen, die biblische Schöpfungslehre in den Schulunterricht einzubringen. Auch hier geht es darum, etwas anderes als Wissenschaft als alternativem Zugang zu verlässlichem Wissen einzuschleusen. Um zu verstehen, wie die Welt funktioniert oder entstanden ist, taugt die Bibel jedoch genauso wenig wie esoterische Bücher.

Wie reagiert die GWUP?

Amardeo Sarma: Es ist allerhöchste Zeit, den Kreationismus in Deutschland kritisch zu betrachten. Ich meine, die GWUP-Konferenz ist eine hervorragende Gelegenheit, die Argumentation der Kreationisten zu prüfen und kritisch abzuklopfen. Zum Teil sind das sehr raffinierte Argumentationen. Wer sie aber kennt und durchschaut, geht ihnen nicht auf den Leim. [Flyer zur GWUP-Konferenz 2008 als PDF, ca. 4MB]

GWUP-Konferenz 2008

Artikel zum Kreationismus:

Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

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