Claudia Barth, Diplom-Sozialpädagogin (FH), über die kosmisch-göttlichen Ordnungsmuster des Bert Hellinger. Er gilt als der Star der pseudowissenschaftlichen therapeutischen Beraterszene. Seinen Aufstieg erlebte Hellinger in der esoterischen Bewegung der 90er-Jahre, der er ebenfalls wichtige Grundbegriffe für seine Aufstellungskonzeption entnommen hat.
In „Instant-Therapien“, die oft nur innerhalb weniger Minuten ablaufen, stülpt Hellinger schematisierte, vermeintlich medial erschaute Ordnungen eines göttlichen Geistes auf die Familienstrukturen seiner Klienten. Von diesen verlangt er die Aufgabe selbstbestimmter Lebensgestaltung und autonomer Urteilsfähigkeit. Stattdessen fordert er die widerspruchslose Unterwerfung unter das „Schicksal“ und die kritiklose Akzeptanz der jeweiligen familiären und gesellschaftlichen Herkunfssysteme, so Claudia Barth. Das kann so weit gehen, dass seine Klienten innerfamiliäre Gewalt und Missbrauch sowie verbrecherische Regime nachträglich gutheißen müssen, kritisiert die Sozialpädagogin.
Nach seinen „liebesdurchtränkten Worten an Adolf Hitler“ (Zitat Barth), die Hellinger als fiktiven Dialog in seinem Buch „Gottesgedanken“ veröffentlichte, hat sich die therapeutische Fachöffentlichkeit allerdings weitgehend von ihm distanziert. Im In- und Ausland ist seine Methode allerdings beliebt, seine NS-verherrlichenden Sprüche werden mancherorts wohlwollend toleriert. Die Auseinandersetzung mit seinen ist daher immer noch von Nöten. Leider.
Mehr Hellinger-Kritik lesen Sie u.a. bei den Bamberger Skeptikern in einem Bericht zu einem Vortrag von Dr. Colin Goldner: „Niemand kann seinem Schicksal entgehen!“: Zur Kritik an Weltbild und Methode des Bert Hellinger.
13. März 2008 um 22:31
Hier noch ein Buchtipp – die Referentin hat einen Sammelband herausgegeben: Barth, Claudia (2006): Über alles in der Welt – Esoterik und Leitkultur. Eine Einführung in die Kritik irrationaler Welterklärungen. Aschaffenburg. Alibri Verlag.