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Chupacabra: Mysteriöser Vampirköter oder Legende?

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Der Februar war mal wieder ein Chupacabra-Monat.

In Texas wurde ein solcher „Ziegensauger“ angeblich fotografiert, in Oklahoma und wiederum in Texas gar erschossen.

Die Behörden indes sprechen in allen drei Fällen von einem räudigen Kojoten.

So war es auch bei der einzigen Chupacabra-Sichtung, über die sogar Der Spiegel berichtete:

2007 fand die Texanerin Phylis Canion 26 tote blutleere Hühner auf ihrer Farm in Cuero, Texas.

Der staunenden Weltöffentlichkeit präsentierte sie sogleich den Übeltäter: einen leibhaftigen Chupacabra, der auf einer einsamen Landstraße 140 Kilometer von San Antonio überfahren worden war.

Diese vampirartige Spezies wird für den bizarren Tod unzähliger Hunde, Katzen, Hühner, Kühe, Pferde und anderer Tiere verantwortlich gemacht. Man findet dann nur noch die grausam verstümmelten Kadaver, aus denen das Blut gesaugt und verschiedene Organe herausgerissen wurden.

Deshalb heißt der Chupacabra auch „Ziegensauger“.

Eine Schönheit sei Canions seltsamer Fund in der Tat nicht gerade, schrieb das deutsche Nachrichtenmagazin:

Hundeartig ist er, wenn auch so gut wie unbehaart. Mächtige, filmvampirhafte Zähne trägt er im langen Maul.“

Was für ein Wesen konnte dieser „Vampirköter“ sein?

Eine Kreuzung „aus drei oder vier“ Tierrassen, mutmaßte die passionierte Jägerin Phylis Canion, es „könnte Wolf mit drin sein“.

Vielleicht sei der, zumindest aber ihr Chupacabra eine Art Mutation oder Kreuzung, die eine Vorliebe für Blut entwickelt habe, statt seine Beutetiere zu fressen.

Der Tierarzt Travis Schaar, der Gelegenheit hat, Canions Fundtier zu begutachten, war sich da aber nicht so sicher:

Ich will nicht behaupten, dass das kein Chupacabra ist. Meiner Meinung nach ist der Chupacabra nur einfach ein Hund.“

Absonderliche Hunderassen gibt es im Mittleren Westen der USA und in Süd- und Mittelamerika tatsächlich eine ganze Menge.

Insbesondere extrem kurzfellige, sogar nackte Hunde sind dort nicht selten, auch wenn …

… bisher keine 20-Kilo-Züchtungen aufgefallen sind, die aussehen wie eine Mischung aus Hyäne, afrikanischem Wildhund, Erdferkel und Chihuahua“,

reportierte Spiegel-Online.

Experten der University of California in Davis machten sich schließlich an eine DNA-Analyse des Ziegensaugers. Und identifizierten den vermeintlichen Chupacabra als „sehr hässlichen Kojoten“.

Genauer gesagt als räudigen Kojoten, der seinen absonderlichen Anblick dem Milbenfraß verdankt. Die allermeisten Video- und Fotoaufnahmen von „Chupacabras“, die im Internet kursieren, zeigen wohl solche kranken Tiere.

Im Jahr 2009 setzte sich der CSI-Falluntersucher Benjamin Radford auf die Spur des geheimnisumwitterten „Chupacabras“.

Der Kryptozoologie-Experte und „MonsterTalk“-Podcaster reiste bis nach „Chupacabra Paradise“, genauer gesagt in den Urwald von Nicaragua, wo es einige besonders eindrucksvolle Sichtungen des „Goat Suckers“ gegeben haben soll.

Am Ende hatten Radford und sein Team zwar so manches blutsaugende Tier getroffen – Moskitos, Blutegel, Vampirfledermäuse –, die Fahndung nach dem Ziegensauger aber blieb erfolglos:

No sightings, no tracks, no reports“,

hielt Radford in seinem Expeditionsbericht fest.

Im Sommer 2011 legte Radford ein ganzes Buch über seine jahrelange Beschäftigung mit dem Thema vor.

Nach zahllosen Zeugenbefragungen, Interviews und eigenen Nachforschungen ist der Paranormal Investigator überzeugt, dass die Attacken des angeblichen Ziegensaugers auf das Konto von wilden Hunden gehen. Und das mysteriöse Tiersterben stets natürlichen Umständen geschuldet gewesen seien.

„Ausgesaugte“ Opfer habe es in keinem einzigen Fall gegeben, immer hätten die Veterinäre und Forensiker noch Blut in den Kadavern nachweisen können. Lediglich die Unkenntnis über elementare biologische Verwesungsvorgänge habe zu dieser Legendenbildung geführt.

Aber was ist mit den vielen Beschreibungen des Chupacabras?

Der echsenähnlichen Mimikry, der ledrigen, graugrünen Haut, den kräftigen Hinterbeinen, auf die das Wesen sich manchmal erhebt, den rotglühenden Augen und den Stacheln auf dem Rücken?

Auch darüber machte Radford sich seine Gedanken – und fand eine erstaunliche Parallele.

Der erste Steckbrief des Chupacabra wurde im August 1995 von Madelyne Tolentino in Puerto Rico skizziert. Die Zeichnung, die nach ihren Angaben entstand, zeigt ein Geschöpf, das viele von uns kennen.

Und zwar aus dem Kino.

Es handelt sich offenkundig um den Mensch-Alien-Klon „Sil“ in dem Hollywoodfilm „Species“, dargestellt von Natasha Henstridge.

Und wann hatte der Science-Fiction-Streifen in Puerto Rico Premiere? Genau vier Wochen vor der allerersten Sichtung des Chupacabra durch Madelyne Tolentino.

Die Ausbreitung der Chupacabra-Sichtungen von Puerto Rico aus weist zudem alle Merkmale einer Wandersage auf.

Jeder nicht gleich erklärbare Überfall auf Haustiere wird sogleich dem Chupacabra in die Schuhe geschoben. Und je häufiger darüber berichtet wird, desto mehr Sichtungen gibt es.

Vermutlich handelt es sich bei den Chupacabras um verschiedene Raubtiere, die gelernt haben, wie leicht sich Haustiere reißen lassen.

Den Rest erledigen die Phantasie von Menschen, die im Dunkeln irgendetwas nicht genau gesehen haben, sensationsgierige Medien, gefälschte Bilder und das Internet.

Und zum Schluss: Auch die neueste Hoaxilla-Folge dreht sich um die legendäre Kreatur.

Zum Weiterlesen:
  • Hoaxilla #151 – ‘Chupacabra’ vom 3. März 2014
  • Latest chupacabra nonsense – A Texas inbred, Doubtful News am 4. Februar 2014
  • Over enthusiastic guys kill a mangy coyote, Doubtful News am 11. Februar 2014
  • Mangey coyote makes headlines as chupacabra in Texa, Doubtful News am 26. Februar 2014
  • Chupacabra: Vampir-Köter in Texas, Spiegel-Online am 1. September 2007
  • Chupacabra And/Or Very Ugly Coyote? strangemag.com am 14. Juli 2007
  • Tracking the Goat Sucker, Fortean Times im Januar 2010
  • Benjamin Radford: Tracking the Chupacabra – The Vampire Beast in Fact, Fiction and Folklore. University of Mexico Press, Albuquerque 2011
  • Is Natasha Henstridge The Chupacabra?Badass Digest am 17. Januar 2012
  • Every friggin’ dead thing is “CHUPACABRA”! Doubtful News am 28. Juli 2013
  • Der blutrünstige Ziegensauger, Süddeutsche am 17. Mai 2010
  • Bernd Harder: Sie sind mitten unter uns. Herder-Verlag, Freiburg 2012
  • Chupacabra: a legend or real-life monster? Kob 4 am 23. Februar 2015

8 Kommentare

  1. Das war auch mal ein Thema in den X-Files (Folge 84)…soweit ich mich erinnern kann, war das auch eine der besten Folgen (auch recht „brutal“)…es wird mal wieder Zeit, daß ich mir die Serie ‚reinziehe… :-)

  2. Falls ich einen diesbezüglichen Link übersehen haben sollte, sorry:
    http://www.hoaxilla.com/hoaxilla-151-chupacabra/

  3. @JolietJake:

    Das war eine seltene und unabgesprochene, fast taggleiche Parallelität.

  4. In der freien Wildbahn gibt es Tiere, die sind viel furcherregender als der Chupacabra. In Georgia wurde ein mehr als 350 Kilo schweres Wildschwein erlegt, aber solche Tiere können nicht den Gruselfaktor eine Chupacabra vorweisen, auch wenn normale Wildschweine gefährlich sein können.
    http://www.snopes.com/photos/animals/hogzilla.asp

  5. Hallo bin ganz neu unter den Bloggern :o) Deine Seite ist sehr sympathisch werde jeden Tag reinguckn :o) Habe mir erst gestern das Buch von Fischinger gekauft und gleich verschlungen: „Der Wolf im Monsterpelz“ sehr zu empfehlen. Wenn ich fertig bin mit meinem Grundgerüst im Blog werde ich ganz sicher über dieses Buch auch berichten :) GLG und ich würde mich freuen wenn ihr auch mal (wenn alles fertig ist) bei meinem Blog vorbeiguckt Alles Liebe

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