Ja, ich weiß, mit einer ähnlichen Schlagzeile wurde dereinst Verteidigungsminister Rudolf Scharping in den politischen Vorruhestand gekegelt.
Und doch passt dieser Spruch bestens zu den aktuellen Ereignissen um die Tötung des Al-Kaida-Führers.
Mancher glaubt, Osama Bin Laden sei wirklich tot“,
titelte zum Beispiel Welt-Online am 4. Mai.
Und weiter:
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Verschwörungstheoretiker zu einer der wichtigsten Wählergruppen in den USA gehören. „Barack Obama sah den Moment gekommen, dass diesen Menschen Gerechtigkeit widerfährt“, erzählt ein ehemaliger CIA-Agent, der noch in engem Kontakt zu seiner Truppe steht. Der Ablauf der Aktion im pakistanischen Abbottabad sei minutiös geplant worden, um bloß keinen Zweifel an den Ungereimtheiten aufkommen zu lassen.
Aus Respekt vor den Verschwörungstheoretikern habe man bewusst darauf verzichtet, Osama Bin Laden in einer Höhle aufzugreifen, sondern zu einer Luxus-Villa gegriffen, so der Ex-Agent.
Ansonsten sei wohl alles noch Plan gelaufen, urteilt der Informant: Keine handfesten Beweise, keine unabhängigen medizinischen Gutachten, stattdessen nur Bilder, die so auch vom 1. Mai in Deutschland stammen könnten.“
Dieser Beitrag lief natürlich in der Rubrik „Glasauge“, unter der Dachmarke „Vorsicht Satire!“
Und doch trifft er genau den Kern. Und das gilt bei weitem nicht nur für Welt-Online, die für ihre konspirologisch veranlagten Leser und Kommentatoren berüchtigt ist.
Dass Bin Ladens Tod das erste Wunder des kürzlich selig gesprochen JP II gewesen ist, mag noch eine recht eigenwillige Deutung sein, und zwar des peruanischen Präsidenten Alan Garcia.
Mehrheitsfähig ist hingegen die Auffassung, der Terrorchef sei schon lange tot. Oder noch am Leben. Oder beides, womöglich gleichzeitig. So ähnlich wie Schrödingers Katze.
„Osama, Obama, Drama“: Nicht nur die Bewohner von Abbottabad, dem Todesort Bin Ladens, halten die Kommandoaktion der USA für eine Inszenierung. Auch in den Leserbriefspalten der Ausgburger Allgemeinen liest man heute, dass …
… eine sehr hohe Summe an Dollars geflossen ist und er irgendwo unbekümmert leben darf/kann.“
Oder:
Stattdessen sollte man davon ausgehen, dass Bin Laden in irgendeinem Geheimgefängnis so lange verhört wird, bis er keine weiteren Informationen mehr preisgeben kann und dann – ohne ordentliche Gerichtsverhandlung, denn er ist ja bereits tot – still und leise hingerichtet wird.“
Vielleicht hat Osama Bin Laden aber auch nie existiert – meint etwa der Vizekanzler des tschechischen Präsidenten Václav Klaus, Petr Hájek.
Oder es gab ihn wirklich, aber er arbeitete mit den USA zusammen:
Geld, viel Geld, haben die Amerikaner dank Waffengeschäften, die durch Osama Bin Laden eingefädelt wurden, in den vergangenen Jahren verdient. Durch den öffentlichen Druck nach dem 11. September 2001 musste allerdings nun der Tod des Terroristen vorgetäuscht werden.“
Und so weiter, und so fort.
Klar, wenn echte Informationen fehlen, schlägt die Stunde der Konspirologen. Allerdings:
An Ockhams Rasiermesser hat sich noch kein Verschwörungstheoretiker geschnitten“,
merkt der Science-Blog zoon politikon aktuell an – und analysiert ausführlich das Entstehen der Bin-Laden-Verschwörung.
Ein Auszug:
Warum werden keine Fotos vom toten Bin Laden veröffentlicht?
Diese Frage taucht zwar (noch) nicht auf, wird aber über kurz oder lang auch im Repertoire sein. Aber wenn man darüber nachdenkt, ist dies eher ein Hinweis für das Gegenteil: Wäre es eine Inszenierung, würde man ziemlich sicher Fotos veröffentlichen.
Wie schwer wäre es für die angeblich so omnipotenten Geheimdienste à la Madam Tussaud eine Wachsfigur auf eine Bare zu legen und ein paar Fotos zu schiessen? Wenn man die Welt steuern kann, sollte man das auch noch hinkriegen. Wenn schon inszenieren, dann richtig. Natürlich, wären Fotos veröffentlicht, würde sich gleich eine Horde von Pseudo-Experten im Internet darüber auslassen, dass dies offensichtlich eine Photoshoparbeit seien.
Das Schöne an einer Verschwörungstheorie ist: Man hat immer Recht und alles beweist immer nur den eigenen Standpunkt.“
„Warum der Wahnsinn boomt“, beschäftigt auch news.de.
Hier verweist man vor allem auf den allmählich anlaufenden Wahlkampf in den Vereinigten Staaten und die „Schreihälse der amerikanischen politischen Debatte“, auch „Conspiracy entrepreneurs“ genannt: Verschwörungsunternehmer.
Auch das Misstrauen in Institutionen spiele eine bedeutsame Rolle: Verschwörungstheorien stünden im Zusammenhang mit einer zunehmenden Entfremdung der Bürger von der Regierung.
Und das gilt hierzulande sicherlich genauso wie für die USA.
Denn verschwörungstheoretische Deutungen können üblicherweise nur dann breite Popularität erlangen, wenn sie …
… mit ihren Inhalten an bereits bestehende Mentalitäten, Ressentiments oder Vorurteile anknüpfen können“,
schreibt der Soziologe Andreas Anton in der Buchneuerscheinung „Unwirkliche Wirklichkeiten – Zur Wissenssoziologie von Verschwörungstheorien“.
So gesehen, wäre wohl die glaubwürdigste Variante, dass nur Prinz William und seine holde Kate vorab über die Aktion der Navy Seals Bescheid wussten. Damit sie ihre geplante Hochzeitsreise nach Jordanien noch rechtzeitig stornieren konnten, wie hier gemunkelt wird.
Für alle weiteren Fragen verweisen wir auf die (englischsprachige) Seite 9/11 Myths > Bin Laden.
Zum Weiterlesen:
- Eindeutig, scheinbar schlüssig – und kaum zu widerlegen, tagesschau.de am 4. Mai 2011
- Von 9/11 bis Bin Laden: Verschwörungstheorien faszinieren, Augsburger Allgemeine am 3. Mai 2011
- Nach Tod von Bin Laden: Verschwörungstheorien blühen, Südtirol online am 4. Mai 2011
- Bin Laden ganz lebendig, taz.de am 4. Mai 2011
- Bin Laden wirklich tot? Basic Thinking Blog am 4. Mai 2011
- Eine (nicht ganz) private Verschwörungstheorie, GeoGraffitico am 27. April 2011
- Glauben nur Spinner an Verschwörungstheorien? GeoGraffitico am 25. April 2011
- Rätsel um Obamas Geburtsurkunde, GeoGraffitico am 23. April 2011
8. Mai 2011 um 08:13
Hübsch ist auch, dass das neueste Werk von Verschwörungstheoretiker Matthias Bröckers auf dem Cover die Explosion der Space Shuttle 1986 zeigt – weil NASA-Fotos kostenlos sind? Bitte einmal vergleichen: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3938060484/mathiasbroeck-21 und http://images.jsc.nasa.gov/lores/S86-38989.jpg . Aber wahrscheinlich war George Dabbelju Bush auch dafür verantworlich…
9. Mai 2011 um 01:09
Ich wollte mich nur kurz positiv zu diesem Artikel äußern. In meinen Augen übertrumpfen diese Verschwörungstheorien nach und nach die Esoterik & co. in Sachen Bevölkerungsverdummung, grad weil sich die Befürworter dieser Theorien so präsent im Netz für ihre Sichtweise einsetzen. Gepaart mit der kritischen Einstellung vieler Menschen gegenüber den USA (die zum Teil ja sehr berechtigt, zum Teil natürlich aber auch schlichtweg primitiver Antiamerikanismus ist) scheint es mir, dass diese Theorien auch sehr schnell, zumindest teilweise, von sehr vielen Menschen übernommen werden.
Die Skeptiker-Bewegung sollte an diesem Punkt viel stärker ansetzen.
29. Juni 2011 um 00:39
Weshalb wir hier jetzt auf „Verschwörungstheroreitiker“ eingehauen?
Dass Bin Laden wahrscheinlich schon lange an seine Nierenerkrankunmg gestorben ist, ist doch sehr wahrscheinlich. Die Amis haben nicht den geringsten Beweis, dass diese den in Abottabat umgelagt haben. Das Video von Bin Laden sich angeblich selbst im Fernsehen anschaut ist der größte Lacher. Das Ohr passt auch nicht zu diesem. Der Pakistan-Experte Christoph-Hörstel meint auch es wäre unmöglichn in diesem Lande so jemanden so lange so zu verstecken.
Sicher gibt es viele Spinner, aber hier sitzen die Spinner offensichtlichn im weissen Haus und im Pentagon sowie in den Massenmedien.
Es ist traurig, dass sich eine kritische wissenwschaftliche Webseite hier für so lächerliche Regierungspropaganda hergibt und Leute die ganz offensichtichen Unsinn aufdecken mit Ufo-Spinnen und Astrologen in einen Topf wirft.
Staastterrorismus gibt es , Gladio in den 1970er in Italien hat es bewiesen, alleine deshalb wäre ich schon mal vorsichtige Skeptiker dern offiziellen Versionen von 9/11, 7/7 (London) und co. mit Spinnern in einen Topf zu werfen.
29. Juni 2011 um 11:24
@Mindcontrol:
Klar, Staatsterrorismus gibt es, irgendein Pakistan-„Experte“ sagt dieses und jenes – und schon ziehen wir daraus die Schlussfolgerung, dass die „offizielle Version“ Unsinn ist. Schon klar.
Sehen Sie, *das* ist der Grund, weshalb es in aller Regel korrekt ist, „Ufo-Spinner“, Astrologen und Verschwörungstheoretiker „in einen Topf zu werfen“.
Zwischen Leuten wie Ihnen und echten „Aufdeckern“ wie investigativen Journalisten etc. gibt es nämlich einen wesentlichen Unterschied – denselben, wie auch zwischen Skeptikern und Esoterikern.
Verschwörungstheoretiker gehen von einer vorgefertigen Schlussfolgerung aus („Bin Laden ist doch wahrscheinlich schon lange an seiner Nierenerkrankung gestorben ….“) und suchen sich rückwärts alles zusammen, was zu dieser Auffassung passt (einzelne „Pakistan-Experten“, „Videos“ etc. pp), während sie zugleich alle Belege, die ihre These nicht unterstützen, ignorieren.
Das ist weder Skepsis noch Wissenschaft noch Investigation noch gesundes Misstrauen, sondern Konspirations-„Glaube“.
29. Juni 2011 um 12:46
@ Bernd Harder: Sie bleiben mir den Beweis nach wie vor schuldig, dass die USA Bin Laden in Abottabat getötet haben.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass Bin Laden noch NICHT tot war.
C-Hörstel ist DER Kenner der Materie in Afghanistan und Pakistan. Pakistan funktioniert anders als D. wo jemand sterbenn kann das ein halbes Jahr nicht entdeckt wird.
Weiter im Text: Das Meer liegt mehr als 1000 Kilometer von dieem Ort entfernt, dass hier auf die extremne Schnelle Bin Laden auf eine Schiff transportiert worden ist um ihn nach islamischen Recht mal schnell ins Meer zu kippen macht die Sache nicht gerade glaubwürdiger zumal auch die Hubschraube diese Reichweite gar nicht haben. Wenn ich so eine Leiche verschwinden lassen (auch Beredigung nach islamischen Recht ist so schwer vorstellbar) mache ich mich selber unglaubwürdig. Weiter im Text: Die USA „bewiesen“ ihre Tat mit einen Video wo ein alter bärtiger Mann Bin Laden im Fernsehen sieht und behauptetetn es wäre Bin Laden.
Dass dieses jeder mögliche arabische Opi sein könnte darauf kamen die Massenmedien nicht!
Seiten der 9/11-Berwegung haben mal den Test gemacht und von der Seite das Ohr dieses Mannes mit dem des echten Bin Laden verglichen. Es passt nicht!
Weiter im Text: Dass die USA plumpe Fälschungen von Bin Laden als echten verkaufen ist nichts neues.
1997 glaube ich kam ein Bin-Laden-Droh-Video raus welchen einen Bin Laden mit einen dunklerem Bart zeigt. Auch das Gesicht erinnert nur entfertn an Bin Laden, ein Vergleich der Bilder zeigt, dass das nicht Bin Laden war. Er erzählte lauter alete Dinge, immer wenn er neues erzählte frohr das Bild ein und auch der Ton veränderte sich. Somit war das noch nicht einmal ein gefälschtes Vidoe sondern ein Standbild. Trotdem erzähten uns unsere Massenmedein, dass unsere Geheimdienste dieses „Video“ als echt eigestuft haben. Hallo, da gibt es hier so eine plumpe Fälschung die JEDER entlarven kann aber unsere Dienste die das auch wissen müssten lügen uns bewussst an. Aber nein, es gibt ja keine Verschwörung hier.
Weiter im Text: Sie werfen mir vor, ich würde keine Gegenprobem machen und alles ausklammern was meiner Theorie widerspricht.
In ihren Text hier nannten Sie es einen Beleg, dass wenn die USA wirklich eine Inszenierung gemacht hätten Bin Laden einfach in einer Höhle umgelegt hätten und nicht in einr Stadt. Das die USA mit ihren Verbrechen gegen das Völkerrecht (nichts anderes war diese Aktion) möglicher Weise einfach jemand anders umgelegt haben die Sie auf der Abschussliste hatten und die Gunst geutzt haben dies als die Tötung von Bin Laden zu verkaufen kommen Sie nicht.
Gut ich könnte noch weiter lange Texte über Bin Laden und seine Herkunft und „Machung“ schreiben, belassen wir es aber erst einmal dabei.
Sicher gibt es in der 9/11-Bewegung auch eine Menge selektiver Wahrnehmung ich selber bin davor auch nicht gefeit wie übrigens kein Mensch. Ich selber habe schon anno 2002 kommen sehen als ich das 1. Buch von Andreas von Bühlow über 9/11 gelasen habe, dass die Gegenseite sich wohl mit Genuss auf die ganzen vielen Fehler die ich in seinen Buch entdeckt habe stürzen wird wass dann auch eingettreten ist. Wenn Sie mir „Glauben“ und Einmseitigkeit vorwerfen, so überprüfen Sie das doch mal bei Sich selber, wo Sie hier ganz viele Argumente gegen diese Räuberpistole der USA weggelassen haben.
Tastasche ist, wir sind so konditioniert worden zu glauben was unsere Obrigkeit und unsere Massenmedien erzählen. Wir sind so konditioniert worden uns nicht vorstellen zu können, dass eine demokratisch gewählte Regierung Massenmord an eigener Bevölkerung macht um Kriegsgründe zu haben. Also die Fähigkeit zu „Glauben“ und deren Wahscheinlichleit zur einseitigen Wahrnehmung liegt ist auf der offiziellen Seite m.E. deutlich größer.
29. Juni 2011 um 12:53
@Mindcontrol:
<< Sie bleiben mir den Beweis nach wie vor schuldig, dass die USA Bin Laden in Abottabat getötet haben. <<
Tut mir Leid, aber auch das ist klassische Konspirologen-Agitation: die Beweislastumkehr.
"Beweisen Sie mir erst mal, dass …."
Nein.
Derjenige, der eine Behauptung aufstellt (ob Astrologe, Ufologe, Konspirologe oder Physiker, Chemiker, Literaturwissenschaftler …) ist dafür in der Beweispflicht – nicht umgekehrt.
29. Juni 2011 um 13:14
Beweislastumkehr betreiben Sie hier. Die USA behaupten Sie hätten, Bin Laden getötet, Sie sind in der Beweispflicht. Ich habe meine Hausaufgaben getan und Beweise über gefälsche Bin Laden Videos gebracht. Dass selbe gilt für 9/11. Die USA waren nis zu leztz den Beweisen schuldig, dass Bin Laden 9/11 befohlen hat, für Krieg hat es trotzdem gereicht. Ansonsten ist die Indizienlage dass es sich hier um eine Fake handelt aus oben genannten Gründen eben sehr hoch zumal die US-Regieungen ja nicht gerade selten beim Lügen erwiwscht worden sind.
29. Juni 2011 um 13:27
@Mindcontrol:
Es ist mir zwar neu, dass ich in persona *die USA* bin und daher in der Beweispflicht (auch in dem Beitrag geht es nicht um „Beweise“ versus „Gegenbeweise“, sondern um die Grundlage und Entstehung von Verschwörungstheorien) – aber ich gebe Ihnen in allen Punkten recht, ok?
Klar, weil die Amis bei Watergate, Iran etc. gelogen haben, ist das der Beweis dafür, dass sie es auch jetzt tun, verstehe ….
Vor allem haben sich ja auch samt und sonders alle Theorien der 9/11-„Truthers“ bewahrheitet – und es war ja keinesfalls etwa so, dass viele der VT einfach dadurch zustande gekommen sind, dass eine Reihe von Leuten (Geheimdienste, Flugabwehr etc.) von ihrem persönlichen Versagen und ihren Fehlern ablenken wollten …
Das ist der große Unterschied, den Konspirologen nicht verstehen: Nicht alles, was zunächst einmal tatsächlich widersprüchlich und nicht erklärbar erscheint, ist auf eine „Verschwörung“ zurückzuführen.
Aber triviale Erklärungen (wie individuelles Versagen, Zufälle etc.) haben bei Leuten, die gleich nach der ganz großen (und selbst-definierten) „Wahrheit“ suchen, naturgemäß keinen Platz.