Noch ein Video von Jörg Wipplinger:
Als „Straubinger-Problem“ bezeichnet Wipplinger das Phänomen, dass …
… vernünftige Menschen mit Recherchekenntnissen bei eindeutigen Themen im absurden Nirvana [landen].
Sein Appell:
Checkt die Basics oder lasst die Hände von einem Thema!
Jüngstes Beispiel ist ein Report-Bericht über angebliche „schwere Nebenwirkungen“ der HPV-Impfung.
In einem „seeeeeeeeeehr langen Thread“ kommentiert der Blogger Nullius in Verba bei Twitter den Beitrag:
So, wir haben hier also einen Beitrag, der mit vagen Behauptungen und zweifelhaften „Experten“ arbeitet, den größeren Kontext ignoriert und bei dem auch am Ende der Hinweis darauf, dass andere Impfungen ja ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis haben, nicht mehr viel hilft.
Auch Natalie Grams und Joseph Kuhn haben sich dazu geäußert.
Fraglich ist, ob die Sendung von Report Mainz zu einer besser informierten Entscheidung der Jugendlichen und ihrer Eltern oder eher zu deren Verunsicherung beigetragen hat. Dass schwere Nebenwirkungen der HPV-Impfung sehr selten sind, kam nur am Rande zur Sprache, die klare Risiko-Nutzenabwägung gar nicht. War der vermeintliche Skandal wichtiger?
Das „Straubinger-Problem“ hat in Sachen „Lichtnahrung“ schon zu Todesfällen geführt. Ist Report allerdings egal – die feiern sich lieber selbst für „investigative Recherche auf hohem Niveau“.
Zum Weiterlesen:
- Das Straubinger-Problem, diewahrheit am 3. Dezember 2018
- Nebenwirkungen der HPV-Impfung – und der Medienbericht darüber, Gesundheits-Check am 19. Dezember 2018
- Boilover: The Cochrane HPV Vaccine Fire Isn’t Really About the Evidence – but it’s Critical to Science, Absolutely Maybe am 18. September 2018
- Zoff um die HPV-Impfung, Süddeutsche am 19. September 2018
- Aktuelle Diskussion um Cochrane, EBM-Netzwerk am 26. September 2018
- Wichtig: Die HPV-Impfung – auch für Jungen, Susannchen braucht keine Globuli am 11. November 2017
24. Dezember 2018 um 02:18
Ein weiterer veritabler Skandal aus dem Bereich des ör Rundfunks in Sachen Gesundheit und Wissenschaft. Leute, die ihre Sensationshascherei selbst bei diesen Themen nicht im Zaum halten können, sollten in den Boulevard wechseln, aber bitte in die unterste Etage.
Die HPV-Impfung hat eine lange Geschichte hinter sich, die so um 2007 ihren Anfang nahm und von jeder Menge Lügengeschichten und Impfgegnerpropaganda begleitet war. Selbst nach den uneingeschränkt positiven Erfahrungen, die Australien mit den frühen Impfstoff bereits gemacht hat (und die derzeit zu einer Durchimpfungskampagne mit Gardasil 9 dort führen mit dem Ziel, das Cervixkarzinom gegen Null zu drücken) ist die HPV-Impfung ganz offensichtlich der neue Lieblingsgegner der Schwurbelfraktion.
Danke für deren Unterstützung, Report Mainz.
Dass das HPV-Virus und die wesentlichen Subtypen (die von Gardasil 9 mit abgedeckt werden) insgesamt für rund 50 Krebsvarianten verantwortlich sind und eine Beschränkung auf Mädchen der reine Blödsinn wäre (was ja erst vor kurzer Zeit ja die Erstattungsfähigkeit für die Impfung von Jungen durch den G-BA herbeigeführt hatte), wird geflissentlich vom Tisch gefegt.
Wie immer – die scheinbar skandalösen Einzelfälle und die Sensationshascherei geraten in den Vordergrund. Da der durchschnittliche Zuschauer genau darauf geprägt ist – was scheren mich Statistiken des RKI, ich halte mich an das was ich sehe – verfehlt Report Mainz genau das, was deren Aufgabe ist: Aufklärung. Wer erzählt die Gardasil-Story, die all die Attacken und Halb- bis Unwahrheiten nachzeichnet, die es so gab?
Ich verrate es: Susannchen, die keine Globuli braucht:
https://susannchen.info/?p=2325
27. Dezember 2018 um 18:12
„War der vermeintliche Skandal wichtiger?“
Ich wage mal eine Antwort, die sich mir als relativ regelmäßigem Konsumenten insbesondere des SWR, aufdrängt:
Ja.
Ich schaue mir bei SWR 3 relativ häufig Sendungen wie Marktcheck an. Sehr oft (nicht immer, manche Beiträge sind auch gut) werden da Sachen zu „Skandalen“ stilisiert, die gar keine sind:
Zitronenlimonade, bei der die Hauptzutat nicht Zitronensaft ist? Die Hersteller wollen uns über den Tisch ziehen! Vermeintlich undurchsichtige Preise bei Nahrungsmitteln (obwohl der 100g/ kg Preis eindeutig angegeben werden): Verbrauchernepp! Usw.
Da kann ich mir, ohne die Sendung gesehen zu haben, vorstellen, wie der Report aus Mainz rüberkommt. Die Information der Bürger ist doch nicht mehr wichtig (sonst gäbe es vielleicht auch noch Telekolleg), es geht um Zuschauerzahlen, und die bekommt man mit langweiliger Information nicht.