Freifahrtschein für Menschenversuche
„Wer heilt, hat recht“ : Aus dieser verqueren Logik folgt die deutsche Praxis des „Binnenkonsenses“, dank der sich die Vertreter der Komplementärmedizin ihr Gütesiegel selbst verleihen dürfen – ganz ohne unabhängige Kontrolle. Diese Tolerierung der „alternativen“ Medizin stellt wissenschaftliche Methoden und darüber hinaus jede rationale Prüfung auf den Kopf. Mit verheerenden Folgen: Wer sich das bestmögliche alternativmedizinische Etikett besorgt, kann aus dem Vollen schöpfen – Leidtragende sind die Patienten.
Am leichtesten haben es die Verfahren mit dem Etikett der sogenannten „besonderen“ Therapieformen, zu denen Homöopathie und anthroposophische Medizin gehören. Ihre Vertreter dürfen, anders als die regulärer Therapien, selbst bei abstrusesten Verfahren im „Binnenkonsens“ entscheiden, welche Therapien wirken und welche nicht. Diese Menschenversuche – Anwendung von Therapien, deren Wirksamkeit weder belegt noch in ihren Nebenwirkungen geprüft sind – werden durch die Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland seit 1976 erlaubt und sogar gefördert. Auch Kinder geniessen hier keinen Schutz und werden auf diese Weise – wenn ihre Eltern zustimmen – zum Spielball dieser Therapien. Zum Vergleich: in der regulären Medizin bedarf sogar jeder offizielle Tierversuch einer offiziellen Erlaubnis.
Außenseiter-Medizinern, deren Methoden aufgrund mangelnder Lobbyarbeit als alternative Behandlungen „zweiter Klasse“ gelten und ohne dieses Gütesiegel auskommen müssen, können sich häufig auf andere Ausnahmeregelungen berufen.
Qualitätsstandards in der Medizin
Ist es eigentlich zu viel verlangt, wenn man unabhängig vom Etikett allgemeine, hohe Qualitätsstandards in der Medizin einschließlich des objektiven Wirksamkeitsnachweises fordert? Schließlich gibt es doch für viel Nebensächlicheres einen TÜV!
- Sollten wir nicht Wert auf Arzneimittelsicherheit legen?
- Sollten wir nicht objektiv wissen dürfen, ob eine Therapie über die natürlichen Placebo-Effekte hinaus wirkt und welche Nebenwirkungen auftreten?
- Darf es wirklich eine „Therapiefreiheit“ für Menschenversuche geben?
Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Vertreter der regulären Pharmaindustrie dem Misstand nichts entgegensetzen wollen. Viele haben sich längst mit der Quacksalberei arrangiert, da es um zusätzliches Geld geht. Kein Wunder also, dass der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und seinen neuen Chef, Prof. Dr. med. Jürgen Windeler, angreift. Im BPI weiß man nur zu gut, dass die Forderung nach Qualitätsstandards die konventionelle Medizin genauso trifft. Offenbar hat man dort ebenso wie unter den „Komplementärmedizinern“ ein Problem damit, wenn die Gesundheit der Patienten über das Geschäft gestellt wird.
Holen wir die Diskussion zurück auf den Boden der Vernunft und der Wissenschaft! Die Interessen der Hersteller von regulären und alternativen Arzneimitteln dürfen nicht auf Kosten von Gesundheit und Leben gehen. Täuschung darf kein akzeptiertes medizinisches Verfahren bleiben! Wir brauchen verlässliche Qualitätsstandards, die uns Klarheit geben über erwartete Wirksamkeit – über Placebo- und andere unspezifische Effekte hinaus. Solche Standards gelten bei jedem Autokauf als Selbstverständlichkeit. Ist es wirklich zu viel verlangt, diese Standards auch in Gesundheitsfragen zu fordern?
Prüfen wir doch alle Medikamente mit den gleichen Maßstäben! Wenn ein Mittel die hohen medizinischen Qualitätsstandards erfüllt, sollte uns egal sein, unter welchem Etikett es vermarktet wird. Das Problem entsteht erst, wenn ein Etikett zur Umgehung objektiver Wirksamkeitsprüfungen herhalten muss oder zur Lizenz zur Selbstbedienung wird.
10. September 2010 um 13:09
Der wichtigste Punkt wurde übersehen, kein Vertreter dieser Heilmethoden ist bereit, die Wirksamkeit in Selbstversuchen unter Beweis zu stellen.
10. September 2010 um 13:44
Danke für diesen Kommentar. Er ergänzt mein Einführungskapitel aus „Der Pillendreh“ mit gleichem Namen – man muß „leider“ sagen – refflich. Und „trefflich“, weil unübertrefflich ist in der Welt von Voodoo und ESO-Medizin, die gemeinhin verharmlosend mit den Attributen alternativ, komplementär und geanzheitlich angepriesen und verkauft wird.
12. September 2010 um 23:03
wisst ihr dass viele ärzte selber zum homöopathen gehen wenn sie krank sind?wie erklärt ihr euch das?
13. September 2010 um 13:15
@Rainer: weil a) Bildung nicht unbedingt davor schützt falsche Entscheidungen zu treffen
b) das Medizinstudium immer stärker marktorientiert ausgelegt ist, weshalb Kundenservice, parktische Ausbildung etc Großgeschrieben wird, Wissenschaftstheorie / Methodentkritik aber weniger wichtig genommen werden
http://www.zeit.de/2010/37/M-Alternativmedizin?page=1
c) weil das esotherische Doppeldenk auch bei Medizinern funktioniert: die Schulmedizin habe schon in vielem Recht, ‚aber es gibt halt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde bla bla bla‘
d) Weil die zunehmende Vereinzelung der individuen und die wahrgenommene Verschärfung der Konkurrenzsituation Menschen nach ‚ganzheitlichen‘ Systemen allerorten suchen lässt, in denen sie Halt finden (d bedingt abc mit und gilt potentiel natürlich auch für Ärzte & co)
Es ließen sich sicherlich noch einige Gründe mehr anführen, wenn man sich die einzelnen Ärzte anguckt, die zu Homeopathen marschieren, falls es die denn in so nennenswerter Anzahl gibt, dass das eine längere Debatte wert wäre.
13. September 2010 um 13:26
@rainer
Nein, ich weis nicht das viele Ärtze zu Homoöpathen gehen wenn sie krank sind.
Ich würde aber liebend gerne die Quelle deines Wissens kennen lernen, damit ich es weis.
Desweiteren sollte es für die Frage der Wirksamkeit unerhelblich sein wie viele Ärtze zu Homoöpathen gehen oder auch nicht.
14. September 2010 um 21:25
@circulus quelle:hab ich im fernsehen gehört
16. September 2010 um 21:55
@ rainer
Das mag sein, aber hilft mir ehrlich gesagt nicht weiter.
Ein Datum, die Uhrzeit und der Sender würden mir bei der Recherche weiterhelfen.
Allerdings wäre es noch besser ein Video oder einen Artikel der diese Info enthält zu verlinken, Danke!
Desweiteren ist mir immer noch nicht ganz klar geworden, was das Verhalten gewisser Gruppen mit einem Wirksamkeitsnachweis zu tun hat, aber womöglich könnten Sie mir dabei auch weiterhelfen.
MfG
19. September 2010 um 20:46
@ rainer
Kranke ärzte gehen, wenn es denn stimmt, vielleicht zu den homöopathischen Kollegen, damit Sie sehen, wie man besser leben kann. Mit Privat anstelle KassenPraxis oder im Krankenhaus. So ein schönes Leben zu sehen spornt an, und motiviert!
„Sie mögen Leute an Bronchitis und Pneumonie verlieren, aber den Leuten mit leichtem Unwohlsein und mehr Geld als Verstand kann man immer helfen.“
http://www.youtube.com/watch?v=HMGIbOGu8q0
Schöne Woche.
9. Juli 2013 um 20:47
Ihr Träumer!
PHARMAMEDIKAMENTE werden NICHT unabhängig auf ihre Wirksamkeit geprüft!
Überlegt mal ganz scharf, warum Naturheilverfahren wenig bis gar nicht von den Krankenkassen gezahlt werden,
Stichworte: Wirkstoffpatente & Profit – für Big Pharma! Nicht für den Patienten/die Gesundheit …
Aber nehmt mal lieber mal schnell ne Aspirin und Benzodiazepine und schlaft weiter!!!…
Aber kommt ja nicht mal auf die Idee, euren Kopf einzuschalten, und Sachen zu hinterfragen…
„Wenn die Massenmedien das sagen, dann ist das auch so…“
Zu Risiken und Nebenwirkungen………..
Armes Deutschland…
9. Juli 2013 um 20:56
@xy:
Aber kommt ja nicht mal auf die Idee, euren Kopf einzuschalten, und Sachen zu hinterfragen…
Seltsam, genau der Gedanke ist mir bei Ihrem Schwachfug auch gerade gekommen …
Armes Deutschland…
Sie haben noch den „Deutschen Michel“ und „Nur die dümmsten Kälber …“ vergessen, dann haben wir doch gleich alle drei Standardphrasen der deutschen Leserbrief-Pupser beisammen.
9. Juli 2013 um 21:19
Nach Bruns und Metepec nun xy.
Leute kauft euch einen Sonnenschirm, wenn ihr die Sonne nicht ertragen könnt…
9. Juli 2013 um 22:51
@ Bernd H.:
Merkwürdig – keine Gegenargumente…
Kann nur die „aus dem Sandkasten“ (oh wei, eine weitere Floskel!!) bekannte „du selber“-Argumentation und Kritik an einer Floskel feststellen.
Fragt sich, wer auf geistigem Tiefflug unterwegs ist:-D
Heute schon ne Aspirin statt frischer Luft, Wasser und ausreichender Bewegung gg. Kopfschmerzen, als Mangelerscheinung von zuvor genanntem, genommen?
Und nicht vergessen, morgen Margarine zu kaufen, um den Cholesterin-Spiegel zu senken *prust*
„Meine Bildung hab‘ ich aus dem Fernsehen“ *sing*
9. Juli 2013 um 23:00
@xy:
Merkwürdig – keine Gegenargumente
Tun Sie doch bitte nicht so, als wollten Sie ernsthaft Argumente hören.
Sie brauchen nur das Stichwort „Homöopathie“ oder „Alternativmedizin“ in die Suchmaske des Blogs einzugeben, dann bekommen Sie Hunderte Artikel, die sich argumentativ damit befassen.
Dann finden Sie zum Beispiel die drei Links/Artikel unten und vieles, vieles mehr.
*sing*
Noch einmal: Auf Ihre kindischen Albernheiten erwarten Sie nicht wirklich eine Antwort, oder?
http://evidentist.wordpress.com/2011/01/08/hp-verschwoerung/
https://blog.gwup.net/2013/04/21/skeptiker-als-pharma-soldner/
https://blog.gwup.net/2013/04/18/homoopathie-wenn-bose-skeptiker-hoffnungen-zerstoren/
9. Juli 2013 um 23:14
Margarine, Cola Light, Maggi Fix („ohne“ Geschmacksverstärker – LAUT GESETZ!), und weitere Industrieabfälle.. – wohl bekomm’s! :-D
9. Juli 2013 um 23:16
@xy:
Gute Nacht.
Kommen Sie gerne wieder, falls Sie irgendwann mal in der Lage sind, zum Ausdruck zu bringen, was genau Sie wollen. Wenn Sie sich über Cola und Maggi auslassen wollen, verziehen Sie sich bitte dorthin:
http://www.foodwatch.org/de/
9. Juli 2013 um 23:31
@xy:
Zu viel am Räucherstäbchen gelutscht oder drückt der Aluhut aufs Großhirn? Traust du dich überhaupt ins Internet – da kommen nämlich auch giftige Strahlen raus, jaja! Lies mal nach und bleib besser offline: http://www.hochbuerder.org/
10. Juli 2013 um 00:13
@xy:
Gegenargumente gibt es normalerweise nur dann, wenn man wenigsten den Anschein erweckt, ernsthaft diskutieren zu wollen. Kam mir bei Deinem ersten Beitrag nicht so vor, aber wenn Du willst können wir das gerne tun.
Das kann man so generell nicht sagen – was man sagen kann ist, dass die zur Zulassung nötigen Wirksamsnachweise vom Pharmaunternehmen geliefert werden müssen und dazu gibt es in meinen Augen auch keine Alternative – wer sollte denn sonst die finanzielle Last und das Risiko tragen?
Homöopathika hingegen (um die geht’s ja u. a. im Blogbeitrag) werden meist gar nicht auf Wirksamkeit geprüft – und geschieht es doch einmal (z.B. so), wird das Ergebnis geflissentlich ignoriert.
Weil sie nicht oder zumindest nicht besser als konventionelle Behandlungen wirken, und somit unnötige Kosten verursachen.
Und was sollen die Krankenkassen davon haben? Die wollen gesunde Mitglieder, die einzahlen und nix kosten, nicht chronisch Kranke die dank teurer Medikamente ein einigermaßen normales Leben führen können.
Wie kommst Du jetzt auf den Trichter? Wer gleiche Qualitätsstandards für alle fordert nimmt permantent Medikamente? Dieser Logik kann ich nicht folgen.
Gib’s zu, Du hast den Blogpost, den Du kommentierst, noch nicht eimal gelesen. Dort werden eindeutig nicht nur für „Naturheilverfahren“, sondern für alle Behandlungen/Medikamente medizinische Qualitätsstandards gefordert.
Wer (außer Dir) hat hier irgendwas über Massenmedien gesagt?
Ist natürlich besser, wenn die gar nicht erst untersucht werden, dann braucht man den Anbieter der „Therapie“ danach nicht erst fragen, der kann dann nur sagen „ist mir nix bekannt“.
Niemand hier schlägt Medikamente als Ersatz für eine gesunde Lebensweise vor (wie kommst Du darauf?), aber im Fall des Falles bin ich ganz froh, dass ich in der Apotheke etwas wirksames gegen Kopfschmerzen bekommen kann.
Hat hier auch niemand vorgeschlagen. Es geht im Blogpost (immer noch) darum, welche Qualitätsstandards angelegt werden sollen, wenn die Wirksamkeit eines Medikaments/einer Behandlung untersucht wird. Kannst Du da zustimmen, dass für alle die gleichen, möglichst strengen, Regeln gelten sollten? Falls nicht: warum?
10. Juli 2013 um 12:07
@poetwarrior: Wie cool ist denn bitteschön diese webside?? Alleine schon „Geholfene“ und „Ungeholfene“, hehe.
10. Juli 2013 um 15:22
@Vincent
Vor der „Dr. Gernot Hochbürder Stiftung“ kann ich nur warnen! Dort kann man seine Bankkarte hinschicken und diese wird dann mittels der aktiven Polymerisations-Umkehrung von den gefährlichen „Chipkarten-Viren“ gesäubert. Das hab ich auch gemacht, aber leider war dann mein Konto leergeräumt, weil man auch seine PIN angeben soll.
Jeder seriöse „Reinigungsdienst“ will die PIN nicht wissen, da es für das Verfahren nicht benötigt wird – einfach nur die Chipkarte einsenden und gut ist’s…
14. Juli 2013 um 23:54
Ihr wisst das die http://www.hochbuerder.org mit euch werben?!
„GWUP – Themen Erdstrahlen
Im Buch „Erdstrahlen als Krankheits- und Krebserreger“ des Gustav Freiherrn von Pohl wird nicht einmal belegt, dass Krebserkrankungen besonders häufig bei Internetseiten mit Wasseradern auftreten.
Auch die (zunächst skeptischen) Bamberger Skeptiker haben unsere Beweise geprüft und dann sofort ihre sehr umfangreiche Website von Erdstrahlen gesäubert!“