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Kugelblitz im Labor erzeugt?

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Interessante Meldung bei grenzwissenschaft-aktuell:

Wissenschaftler vom Department of Chemistry an der US Air Force Academy in Colorado haben im Labor eine Plasma-Entladung erzeugt, die für eine halbe Sekunde so ähnlich wie ein Kugelblitz aussieht:

Allerdings sei nicht wirklich klar, ob es sich bei diesen kugelkörmigen Entladungen tatsächlich um die Laborvariante echter Kugelblitzphänomene handelt, erklären die Forscher im Journal of Physical Chemistry.

Als Weiteres wollen sie nun die Lebensdauer ihrer künstlich erzeugten „Plasmakugeln“ verlängern, um die Eigenschaften der Plasmoiden zu untersuchen.

Der Physiker Alexander Kendl, Professor am Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck, hatte 2001 im Skeptiker über Kugelblitze geschrieben und dabei auf die Problematik von Plasmamodellen hingewiesen:

So sollte eine Plasmakugel der beobachteten Größe aufgrund der hohen Temperaturen wie ein Heißluftballon rasch nach oben steigen und durch die ständige Abstrahlung von Energie rasch an Leuchtkraft verlieren, was beides nicht beobachtet wird.“

In seiner Arbeit „Transcranial stimulability of phosphenes by long lightning electromagnetic pulses“ von 2010 geht Kendl davon aus, dass Kugelblitze nur eine magnetisch induzierte Sinnestäuschung sind:

Lange Blitzentladungen erzeugen Magnetfelder, wie sie die Medizin bei der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) einsetzt. Bei der TMS werden Hirnbereiche angeregt, was Illusionen hervorruft – Geräusche, Gerüche oder Figuren.

Beim Gewitter können die Magnetfelder die kugelförmigen Leuchteindrücke, wissenschaftlich Phosphene genannt, bewirken. Zumindest in manchen Fällen könnte dieser Effekt die ungewöhnlichen Erscheinungen erklären.“

Dem stehen zahlreiche weitere Theorien über die Natur des mysteriösen Phänomens gegenüber.

Wenigstens bleibt das Thema spannend.

Zum Weiterlesen:

  • Kugelblitze – Ein Phänomen zwischen Physik und Folklore, Skeptiker 2/2001
  • Kugelblitze: Physik, Folklore, Einbildung? GWUP-Blog am 24. Mai 2010
  • Further Insight into the Nature of Ball-Lightning-Like Atmospheric Pressure Plasmoids, The Journal of Physical Chemistry (DOI: 10.1021/jp400001y)

5 Kommentare

  1. Was ist daran jetzt so richtig neu?

    http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/1019996/

    http://www.ipp.mpg.de/ippcms/de/presse/archiv/05_06_pi.html

    Y. H. Ohtsuki, H. Ofuruton: Plasma fireballs formed by microwave interference in air. In: Nature. Nr. 350, 1991, S. 139–141

    Weiterhin: Zitat Kendl:
    „So sollte eine Plasmakugel der beobachteten Größe aufgrund der hohen Temperaturen wie ein Heißluftballon rasch nach oben steigen und durch die ständige Abstrahlung von Energie rasch an Leuchtkraft verlieren, was beides nicht beobachtet wird.“

    Das ist doch genau das was man in dem Video sieht?

  2. @Gernot Buth:

    Stimmt, ja.

    Aber Kendl sagt auch:

    << was beides nicht beobachtet wird. << Ich ergänze: " ... wenn Augenzeugen von Kugelblitzen berichten." Aus diesem Grund hält er diese Plasma-Theorie für fragwürdig, auch wenn man in der Tat Kugelblitz-ähnliche Gebilde im Experiment erzeugen kann. Die Frage ist aber, ob diese Plasma-Entladungen wirklich dem nahe oder gar gleichkommen, was für gewöhnlich an "Kugelblitzen" berichtet wird. Da haben die genannten Forscher ja selbst ihre Zweifel. << Was ist daran jetzt so richtig neu? << Nur die Methodik. Das, was Sie zitieren, testete die Theorie von dem Siliziumdampf, der in natura entstehen soll/könnte, wenn Blitze in Sand o.ä. einschlagen. Allerdings sind Kugelblitze - angeblich - auch schon in Flugzeugen beobachtet worden, wo es keinen Sand o.ä. gibt - so verstehe ich es zumindest.

  3. Nö.
    Die Versuchsanordnung im Journal of Physical Chemistry weist eine auffallende Ähnlichkeit mit der vom IPP auf, von Siliziumdampf ist bei beiden keine Rede. Die IPP-Gruppe wird auch zitiert im Journal of Physical Chemistry. Das Video #3 des IPP sieht dem Anfang des o.g. Youtube-Videos ziemlich ähnlich. Da scheint es doch wohl mehr um Verbesserungen im Detail (Elektrolyte, Schlierenoptik…) zu gehen als um eine wissenschaftliche Sensation.

  4. @Gernot Buth:

    In dem von Ihnen verlinkten Artikel steht:

    Das abkühlende Silizium verdichtet sich dann zu einem so genannten Aerosol, einem Gemisch aus schwebenden Teilchen und Gas, das sich durch Ladungen auf der Oberfläche zu einem Ball organisiert. Die Oxidation des Siliziums durch Luftsauerstoff bringt diesen Ball schließlich zum Glühen.

    Bei dem aktuellen Experiment steht:

    Das Ergebnis dieser Analysen legt nahe, dass Wasserdampf und Kohlendioxyd gemeinsam mit weiteren, bislang noch nicht genauer identifizierten Komponenten im Innern der Plasmabälle vorhanden sind.

  5. Ich hatte in meinem ersten Beitrag drei verschiedene Artikel verlinkt. Mein zweiter Beitrag bezog sich – klar erkennbar – auf den zweiten, den vom IPP.

    Bitte jetzt nicht in diesem Stil weitermachen. Erst lesen und verstehen was ich geschrieben habe.

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