Da man bei der belgischen Skeptiker-Organisation SKEPP (Studiekring voor Kritische Evaluatie van Pseudo-wetenschap en het Paranormale) noch bis Ende September 2013 eine Million Euro für den Nachweis einer paranormalen Fähigkeit gewinnen kann, halten sich die Bewerbungen für den 10 000-Euro-Preis der GWUP in Grenzen.
Entsprechend wurden die jährlichen Psi-Tests der GWUP dieses Jahr zu SKEPP-Vortests umgewidmet.
Von der Durchführung her bestand jedoch kein Unterschied. Über den ersten Test im März berichteten wir hier.
Entspannte Schüler, glückliche Kühe?
Von fünf Bewerbern konnten wir nur drei testen, denn zwei hatten kurzfristig abgesagt.
Der erste Kandidat, der sich am 12. August 2013 im Biozentrum der Uni Würzburg dem Test stellte, war Johann T. aus Kitzbühel.
Er hat eine „Entstrahlungswelle“ erfunden, die bei korrekter Installation angeblich vor diversen „Störungen“ schützt. Dabei handelt es sich um eine gedrechselte Holzscheibe, die in horizontaler Stellung entstören soll, wobei die wellenförmige Seite zum Boden gerichtet sein muss.
Wird sie in eine vertikale Stellung verbracht, verliert sie diese Funktion. T., der seine Welle für 350 Euro vertreibt, gab an, sie schon erfolgreich in Schulen und Ställen eingesetzt zu haben.
Die Schüler seien entspannter und lernten besser, und die Kühe seien glücklicher und gesünder.
Aufgrund der beiden Stellungen Aktiv/Inaktiv bot sich ein Test nach dem 1-aus-2-Verfahren an (Details zur Test-Statistik).
Das heißt, wir machten 50 Durchgänge, wobei jedes Mal ausgelost wurde, ob die Scheibe horizontal oder vertikal zu halten war.
T. wollte dann im Nebenraum mit seiner Winkelrute feststellen, ob die „Störungen“ beseitigt oder wieder vorhanden waren. Die Ratewahrscheinlichkeit liegt hier natürlich bei ½.
Das heißt, nach dem Zufallsprinzip sind bei 50 Durchgängen 25 Treffer zu erwarten. Gefordert sind daher 40 Treffer.
Immerhin erreichte T. 30 Treffer, was durchaus im Zufallsbereich liegt.
Von Placebo-Effekten abgesehen ist seine Energiewelle also als wirkungslos anzusehen.
Kein einziger Treffer
Klaus F. aus Kiel ist Heiler und glaubt, die verschiedensten „Belastungen“ und Krankheiten diagnostizieren und heilen zu können.
Es kommt selten vor, dass Test-Interessenten aus dem Heilerbereich verstehen, dass Heilerfolge letztlich nur in aufwändigen klinischen Studien getestet werden können, nicht an einem Nachmittag bei der GWUP.
Mit gutem Verständnis für die Beschränkungen eines in kurzer Zeit durchzuführenden Doppelblindtests schlug F. also vor, ein mit Wasser gefülltes Glas mit dem Biotensor, einer Einhandrute, aufzuspüren. Dafür bot sich unser 1-aus-10-Test an.
Das heißt, ein Wasserglas wird nach dem Zufallsprinzip unter eine von zehn Abdeckungen gestellt, und der Kandidat spürt dann die richtige auf.
Dieser Test wird 13-mal durchgeführt, wobei der Kandidat mindestens sieben Treffer benötigt, um sich für die nächste Testrunde zu qualifizieren – in diesem Falle für den in Belgien abzuhaltenden Haupttest.
Zu seiner Verblüffung erzielte F. keinen einzigen Treffer.
Er schloss daraus, dass Wasser als Modell für seine Wechselwirkung mit Patienten offenbar doch ungeeignet ist.
Seine Erklärung kollidiert jedoch mit der Tatsache, dass die Mutung bei unseren unverblindeten Probedurchgängen, die wir immer jeweils vor und nach dem Doppelblindtest durchführen und bei denen der Kandidat explizit über die Lage des Glases informiert ist, perfekt funktioniert.
Trotz des Misserfolgs kündigte F. an, es zu gegebener Zeit mit einer anderen „Gabe“ zu versuchen: der Feststellung des Geburtsdatums ihm unbekannter Versuchspersonen allein durch übersinnliche Mittel.
Strahlende Kieselsteine
Auch Emil S. übt sich in der Heilkunst, wenn auch nicht hauptberuflich wie der Kandidat zuvor, und auch er meint, mithilfe von Winkelrute und Biotensor diverse „Strahlen“ orten zu können.
In längeren Vorgesprächen hatten wir uns auf die Mutung eines „strahlenden Kieselsteins“ geeinigt. Dieser sollte in einem bestimmten Winkel auf dem Tisch liegen und durch eine selbstgemachte Papierrolle abgedeckt werden.
S. brachte das Material selbst mit.
Wir stellten vor Ort fest, dass die Rollen oben offen waren, weshalb wir darauf bestehen mussten, sie abzudecken. Ein simples Papierhandtuch würde dazu genügen. Glücklicherweise erwies sich die Abdeckung nicht als Mutungshindernis, wie uns S. nach Überprüfung bestätigte.
Auch bei diesem Test nutzten wir das 1-aus-10-Verfahren wie oben beschrieben.
Wie schon der Kandidat zuvor erzielte S. keinen einzigen Treffer. Erklären konnte er sich dieses Versagen nicht, vielmehr verwies er auf die Erfolge seiner Tätigkeit.
Wie üblich konnte sich keiner unserer Kandidaten zu der Erkenntnis durchringen, bei ihrer vermeintlich paranormalen Fähigkeit einer Selbsttäuschung erlegen zu sein.
Zum Weiterlesen:
- Psi-Tests 2013 in der taz, GWUP-Blog am 14. August 2013
- Psi-Tests in WDR 5, GWUP-Blog am 15. August 2013
- Fakers and Innocents: The One Million Dollar Challenge and Those who Try for It, Skeptical Inquirer Vol.29.4, July/August 2005
- Psi-Tests in der Main-Post vom 9. September 2013
16. August 2013 um 17:58
Zitat Artikel
Ha ha, aber erst, wenn auch der letzte „Streber“ sich getraut hat, einen Witz darüber zu reißen und das kann dauern :-)
…und die Kühe sind nur dann glücklicher, wenn man das gedrechselte Ding mit Honig einschmiert und die Fliegen daran kleben bleiben :-)
…und das wird auch nicht in einer Million Jahren passieren…
und das hat jetzt nichts mit einem Dogma zu tun, das ja eine „Glaubenswahrheit“ ist, sondern es ist ein Faktum ;-)
16. August 2013 um 18:05
Was sind die Kandidaten für arme Traumtänzer…
Müsste man sie nicht eigentlich zum Neurologen schicken?
16. August 2013 um 18:07
Ein kleiner Nachtrag:
Auch wenn mein Kommentar etwas spöttisch war, so meine ich doch, daß man den Teilnehmern doch Respekt zollen sollte, da sie wenigstens sich einem Test gestellt haben, was bestimmt nicht viele machen.
16. August 2013 um 18:10
@Ralf:
Ja, das ist schon richtig.
16. August 2013 um 18:23
@ Bernd Harder
Mit ihrem letzten Kommentar verwirren Sie mich sehr.
Sorry, aber Respekt zollen (so Ralf)?
Naja…
16. August 2013 um 18:35
@Pierre Castell:
Nun ja, wenn es den Kandidaten wirklich bei voller Überzeugung um den Nachweis solcher Phänomene für die Wissenschaft geht – dann kann ich dieser Bereitschaft durchaus Respekt zollen.
16. August 2013 um 18:42
@ Herr Harder
Es ist so gut wie unmöglich, 6 Richtige im Lotto zu erzielen.
SO GUT WIE!
Wie wir aber alle wissen, gibt es in der Regel wöchentlich mindestens einen Spieler, der durch Zufall die 6 Richtigen trifft.
Nun stellen Sie sich bitte mal vor, Herr Harder, dass IRGENDWANN mal ein Kandidat das „Glück“ hat, den Zufall zu besiegen.
Steigt der Respekt dann sogar zum Glauben an die Echtheit des „Wunders“?
16. August 2013 um 18:58
Hallo Herr Castell,
die Kandidaten waren bis jetzt ausnahmslos Leute, die von ihren Fähigkeiten überzeugt waren.
Keiner von ihnen hegte auch nur ansatzweise den Gedanken,
a) einen Trick zu versuchen oder
b) einfach mal den Zufall herauszufordern, wie beim Lottospielen.
16. August 2013 um 19:15
@ Bernd Harder
„Keiner von ihnen hegte auch nur ansatzweise den Gedanken,
a) einen Trick zu versuchen oder
b) einfach mal den Zufall herauszufordern, wie beim Lottospielen.“
O.K., habe ich verstanden.
Aber was glauben Sie, WENN jemand aufgrund von Zufall 100% Trefferquote erreicht hat (vielleicht in dem absolut unwahrscheinlichen Fall, dass er es zweimal (schafft)?
Klar, man muss ja irgendwo anfangen und den Kandidaten eine Chance geben.
Dennoch würde ICH dann noch immer nicht an die Fähigkeiten des Wundermenschen glauben.
Übrigens:
Ich kenne eine stadtbekannte Kölnerin (persönlich), die vor Jahren 6 Richtige hatte. Und – ich verbürge mich für den Wahrheitsgehalt dieser Zeilen – nur kurze Zeit später hatte sie nochmal 6 Richtige.
Gerne kann ich Ihnen privat nähere Angaben machen. Der Fall ging seinerzeit groß durch die Kölner Presse.
16. August 2013 um 19:20
@Pierre Castell:
Die mathematisch-statistischen Feinheiten der Tests kann ich nicht wiedergeben, davon verstehe ich im Detail zu wenig.
Aber die GWUP-Tests sind ja nur „Vortests“. Wenn ein Kandidat besteht, ginge es dann weiter bei SKEPP in Belgien oder JREF in den USA. Also es gibt in jedem Fall mehr als zwei Durchgänge.
16. August 2013 um 21:20
@Pierre Castell
Es gibt viele „Rutengänger“, die sagen würden: „Ich brauche mich keiner (wissenschaftlicher) Überprüfung stellen (ich habe das nicht nötig), ich weiß, was ich kann…“
Diese Leute haben sich zumindest dem Test gestellt und ich wollte mit meinem letzten Kommentar, meinen ersten etwas abschwächen – weil er mir so vorkam, als könnte man jetzt hier lustig über die Teilnehmer lästern…
und das wäre hier unangebracht, die GWUP will ja keine Freak-Show veranstalten ;-)
16. August 2013 um 23:03
Die erwähnten Teilnehmer an diesem Test scheinen eher bemitleidenswerte Zeitgenossen zu sein. Keine geldgeilen Betrüger?
Was mich sehr freut ist, dass man die Ergebnisse solcher Tests den zahlreichen Gläubigen solcher Fähigkeiten um die Ohren hauen kann.
Und zwar immer wieder, bis sie es vielleicht mal kapieren.
Dafür besten dank
17. August 2013 um 06:50
»Die Wissenschaft hat unser Verständnis der Natur deshalb vorangebracht, weil das wissenschaftliche Ethos auf drei entscheidenden Grundsätzen beruht:
(1) Man folge den Hinweisen, wohin sie auch führen.
(2) Verfügt man über eine Theorie, muss man bereit sein, sie mit gleichem Nachdruck als falsch zu beweisen, wie man sich bemüht, ihre Richtigkeit zu belegen.
(3) Entscheidend für die Wahrheit ist letztlich das Experiment, nicht die Genugtuung, die man aus seinen Überzeugungen a priori ableitet oder auch aus der Schönheit oder Eleganz, die man seinen theoretischen Modellen zuschreibt.«
aus: Lawrence M. Krauss, Ein Universum aus Nichts, München 2013, S. 14
Ich denke, das macht die GWUP mit diesen Tests.
17. August 2013 um 08:21
Für den kommenden „Geburtstagstest“ stelle ich mich als unbekannte Person gern zur Verfügung. Wollte immer schon beim PSI-Test dabei sein…
17. August 2013 um 12:40
Der 1 aus 10 Tests ist ganz schön hart. Wundert mich gar nicht, dass die Kandidaten keinen Treffer erzielt haben. Es handelt sich ja hier um Bernoulli-Prozesse.
Wenn jemand eine Position aus 10 Möglichen raten muss, ist die Wahrscheinlichkeit dafür bereits p=0,1 und Gegenwahrscheinlichkeit q=1-p=0,9. Bei 13-maliger Wiederholung liegt die Wahrscheinlichkeit für 7 Treffer bereits bei P(X=7)=(13 über 7) * p^7 * q^5 = 10296 * 0,0000001 * 0,59049 = 10296 * 0,000000059 = 0,000607464
(wenn ich mich nicht irgendwo verrechnet habe).
Das wäre in etwa, als ob man das eine Glas Wasser aus 1646 herausfinden müsste. Die Wahrscheinlichkeit keinen Treffer zu erzielen liegt dagegen bei P(X=0)=(13 über 0) * 0,1^0 * 0,9 ^13 = 1*1*0,254186583 = 0,254186583.
Weitere Wahrscheinlichkeiten:
P(X=1)= 13 * 0,1 * 0,9^12 = 0,367158397
P(X=2)= 78 * 0,1^2 * 0,9^11 = 0,244772265
P(X=3)= 286 * 0,1^3 * 0,9^10 = 0,099722034
usw.
Letztlich kann man nicht ganz verhindern, dass man solche Tests durch zufälliges Raten besteht, man kann aber die Wahrscheinlichkeit des Eintretens stark verringern.
Um die 30 Treffer aus 50 bei dem 2 aus 1 Test zu erhalten, liegt die Wahrscheinlichkeit allerdings noch bei:
P(X=30) = (50 über 30) * 0,5 ^ 30 *0,5 ^ 20 = 0,041859149
Also immerhin 4 von 100 Kandidaten würden so bestehen.
17. August 2013 um 13:02
Das bringt mich auf eine praktische Beschränkung der Tests. Unter der Annahme, dass es 7 Milliarden Menschen auf der Welt gibt, würde ich die Tests so anlegen, dass höchstens einer der 7 Milliarden die Tests durch zufälliges Raten bestehen kann. Das schließt den Zufall nicht ganz aus, reicht aber für praktische Anwendung aus, nicht wahr?
Wenn nicht, könnte man das noch etwas verschärfen: ein halber Mensch aus 7 Milliarden oder ein Viertel.
17. August 2013 um 13:22
@next:
<< Wundert mich gar nicht, dass die Kandidaten keinen Treffer erzielt haben. << Mich schon. Ich glaube, Sie haben nicht ganz verstanden, dass die Tests kein Lotteriespiel gegen den Zufall sind, sondern dass die Kandidaten üblicherweise eine Erfolgsquote von 100 Prozent angeben - vorher.
17. August 2013 um 13:47
@Bernd Harder
Aber das sind sie doch!? Wenn die Tests tatsächlich die _Fähigkeiten_ der Kandidaten überprüfen würden, müssten in den Tests der tatsächliche Wirkmechanismus der behaupteten Fähigkeiten ermittelt werden.
In den Tests wird aber nur überprüft, ob ein Kandidat mehr Treffer erzielt, als durch zufälliges Raten erreicht werden kann. Die Tests klären insofern überhaupt nicht, ob der Kandidat die Fähigkeit tatsächlich besitzt, sondern nur, ob sich sein „Erfolg“ durch Zufall erklären lässt. Und das auch noch a’la Monte Carlo, d.h. bei einem Durchfallen beim Tests ist sicher, dass er die angegebenen Fähigkeiten nicht besitzt, aber wenn er besteht, könnte trotzdem noch der Zufall seine Hand im Spiel haben (Unwahrscheinlich aber möglich).
Die Kandidaten wiederum haben ihre Gründe, warum sie selber an die Fähigkeiten glauben. Und dazu gehören nun mal eher schlechte Kriterien, wie „Kundenzufriedenheit“, also eher subjektive Einschätzungen. Eher selten ist, dass die Kandidaten vorher schon mal eine objektive Untersuchung durchgeführt haben.
17. August 2013 um 15:51
@ Bernd Harder
„Mich schon.“
Ich verstehe das so, dass Sie also zunächst den Kanditaten glauben (ihre Angaben über ihre Trefferquoten).
Ist das richtig oder verstehe ich irgendwas nicht?
17. August 2013 um 16:15
@Pierre Castell:
Sie haben Recht, das ist alles ein wenig missverständlich.
Meine Antwort ist im Zusammenhang mit der von „next“ aufgeworfenen Frage nach Zufall und Wahrscheinlichkeiten zu sehen und müsste vollständig lauten:
„Es steht Ihnen frei, die Psi-Tests auf ein ausgeklügeltes Spiel mit statistischen Wahrscheinlichkeiten zu reduzieren und sich daher nicht darüber zu wundern, dass es bei manchen Durchgängen nicht mal einen einzigen Treffer gab.
Mich wundert das indes schon, wenn ich von der eigentlichen Intention der Tests ausgehe und zugrunde lege, dass die Kandidaten üblicherweise über unser Signifikanzniveau zunächst milde lächeln und stets davon ausgehen, dass sie in jedem Test die voller Trefferzahl erreichen werden, weil sie anscheinend ernsthaft von ihren unfehlbaren Fähigkeiten überzeugt sind und z.T. gar nicht verstehen, warum überhaupt eine Zufallsgrenze etc. erforderlich ist.“
Heißt: Wir könnten zum Bestehen der Tests auch 100 Prozent Treffer zur Bedingung machen und wären dabei immer noch bei dem, was die Kandidaten von sich selbst behaupten.
Und *das* wollen wir testen, keine statistischen Wahrscheinlichkeiten.
17. August 2013 um 17:20
@ Bernd Harder
Danke, nun habe ich es (endlich) verstanden;-)
17. August 2013 um 21:01
Zitat next
Nun ja, das setzt aber voraus, daß diese „Fähigkeiten“ und „Wirkmechanismen“ auch wirklich existieren – sie müßten quasi schon erforscht sein, dann könnte man Tests entwickeln, um die Fähigkeiten zu testen; da das aber (noch ;-)) nicht der Fall ist, muß man sich mit solchen statistischen Tests zufriedengeben;
diese Tests sind das erste Mittel, um festzustellen, ob es überhaupt solche „Fähigkeiten“ gibt, oder ob es sich nur um zufällige Ergebnisse handelt.
Dieses „Werkzeug“ ist absolut legitim und wer dieses Werkzeug anzweifelt oder verwirft, der verhindert dadurch auch eine wissenschaftliche Erforschung solcher Phänomene.
19. August 2013 um 11:39
Imteressante Diskussion, auch wenn es anscheinend immer noch einige Missverständnisse bzgl. der PSI-Tests gibt.
Ich denke, es ist begrüßenswert, dass es doch einige Menschen gibt, die sich von ihren ‚Fähigkeiten‘ überzeugen wollen, da sie von diesen tatsächlich überzeugt sind. Diese Menschen verdienen den gleichen Respekt wie andere (vielleicht noch mehr als denjenigen, die sich weigern, es testen zu lassen), zumal man Ihnen Betrug nicht wirklich unterstellen kann, sind sie doch davon überzeugt, es wirklich zu können.
Leider ist mir schon öfter zugetragen worden, die GWUP wäre arrogant und hochnäsig und würde sich über Andersdenkende lustig machen, was nicht im Sinne der Idee der GWUP ist. Gerade weil die Menschen davon überzeugt sind ist Spot und Hohn der falsche Weg, ich denke aber, in den meisten Fällen wird das gut gehandhabt.
Ein paar Anmerkungen:
„Was mich sehr freut ist, dass man die Ergebnisse solcher Tests den zahlreichen Gläubigen solcher Fähigkeiten um die Ohren hauen kann.“
Gute Idee, bringt nur nicht das Geringste.
Es lassen sich keine Parallelen ziehen. Die Ausreden sind vielfältig, ‚der andere konnte es nicht wirklich‘, Störquellen oder ‚Er hat es sich halt eingeredet, ich kann es tatsächlich, das zeigt meine Erfahrung‘.
Irrationalität kann man nicht mit rationalen Argumenten geradebiegen und gegen Erfahrungen helfen Argumente eher selten, siehe Homöopathen, was mich zu meinem zweiten Punkt bringt:
„Wenn die Tests tatsächlich die _Fähigkeiten_ der Kandidaten überprüfen würden, müssten in den Tests der tatsächliche Wirkmechanismus der behaupteten Fähigkeiten ermittelt werden.“
Nein. Ganz im Gegenteil. Der Punkt ist bei der Homöopathie ähnlich gelagert.
Man würde damit das Pferd von hinten aufzäumen. Bevor ich mir Gedanken über einen Wirkmechanismus mache muss erst einmal eine Wirkung festgestellt werden. Und genau dafür sind die Tests gedacht. Das Ergebnis der Testpersonen bzgl. ihrer eigenen Behauptungen muss also signifikant sein, d.h. eindeutig nicht vom Zufall bestimmt.
Genau *das* zeigen die sowohl verblindeten als auch unverblindeten Tests.
„Die Tests klären insofern überhaupt nicht, ob der Kandidat die Fähigkeit tatsächlich besitzt.“
Wäre das Ergebnis 50/50 würde das sogar stimmen, es könnte Zufall oder sein Können sein, hier würde sich jedoch Occam’s Rasiemesser anbieten.
Bei einem Ergebnis von 0 von 13 Versuchen erübrigt sich jeder Gedanke an einen Wirkmechanismus.
Hätte der Kandidat ein signifikantes Ergebnis gehabt, z.B. 7 von 13 und kann er dieses reproduzieren (wenn der Zufall also wiederholbar ausgeschlossen werden kann), *dann* kann man sich Gedanken darüber machen, *wie* es funktioniert.
Viele Grüße
19. August 2013 um 13:12
Zitat next
Dem würde ich zustimmen. Das Bestehen der ersten Testphase würde in der Tat noch längst nicht bedeuten, dass der Kandidat eine paranormale Fähigkeit besitzt. Er könnte nur einfach Glück gehabt haben, er könnte getrickst haben, oder wir könnten methodische Fehler gemacht haben. Man müsste also weiter testen. Wichtig ist aber das Ausscheiden: Da der Test gerade für Kandidaten mit angeblich starken Fähigkeiten ausgelegt ist, kann man damit zeigen, dass sie diese starken Fähigkeiten nicht haben. Und davon ausgehend generalisierend: dass es diese starken Fähigkeiten nicht gibt.
Gerade Personen mit diesen angeblich starken Fähigkeiten sind es ja, die oft damit öffentlich auftreten oder Geld verdienen. Niemand würde einen Wahrsager, Wünschelrutengänger oder Heiler in Anspruch nehmen, der nur eine Erfolgsquote von 52,6% angibt… Wie Bernd Harder richtig sagte, behaupten unsere Kandidaten in aller Regel eine Trefferquote von 99-100%, so dass sie unsere Forderung nach 80 bzw. 90% als großzügig empfinden, weil sie meinen, das „mit links“ zu schaffen.
19. August 2013 um 17:08
@ next:
Genau genommen ist die Behauptung, „bei einem Durchfallen beim Tests ist sicher, dass er die angegebenen Fähigkeiten nicht besitzt“, auch nicht ganz richtig.
Er könnte ja tatsächlich 99% Trefferquote haben, aber einfach riiiieeeesiges Pech beim Test… ;-)
20. August 2013 um 19:22
Mit Zauberkünstlern können diese Leute nicht mithalten, Daivd Cooperfield konnte 2001 sogar einmal die Lottozahlen richtig „vorhersehen“, dass sollten die nächsten Testpersonen doch überbieten können, sollten ihre Fähigkeiten echt sein.
http://www.shortnews.de/id/311719/copperfield-hat-die-richtigen-lottozahlen-vorausgesagt
20. August 2013 um 19:44
@ Randifan
Den Trick, scheinbar Lottozahlen vorauszusagen, beherrschen viele Zauberkünstler (nicht nur D. C.). Eine uralte Nummer (für die es zig Vorführtricks gibt).
Unter Testbedingungen werden dies aber die wenigsten Zauberkünstler bewerkstelligen können.
Wie Herr Harder schon erwähnte:
Die Testpersonen sind keine Trickser, sondern von ihren Fähigkeiten überzeugt.
Vielleicht werden wir zukünftig tatsächlich mal jemanden kennen lernen, der echte „übernatürliche“ Fähigkeiten hat…
21. August 2013 um 07:44
Neben dem Copperfield-Lottozahlen-Trick gab es doch noch etwas viel Schöneres:
1998 zur Fußball-WM gab es einen „Magier“, der 2 Tage vor Beginn des Turniers das Finale samt Ergebnis auf einen Zettel schrieb, diesen (vermeintlich) in einen Umschlag steckte und dann (vermeintlich) in einem Tresor verwahrte.
Geplant war eine Öffnung des Tresors zwei Tage nach Ende des Turniers. Dumm nur, dass dieser Tresor in der Harald Schmidt Show stand und statt die Fußball WM abzuwarten hat Schmidt den Tresor bereits am nächsten Abend geöffnet und … … nichts darin gefunden (ist ja klar, der Magier wollte einen Zettel mit dem richtigen Ergebnis bei Öffnung des Tresors auf irgend eine Art – die Pierre Castell möglicherweise kennt – einschmuggeln).
Das Ganze ging damals übrigens vor Gericht:
http://www.berliner-kurier.de/archiv/entzaubert–magier-wut-trifft-harald-schmidt,8259702,7626674.html
http://www.wallstreet-online.de/diskussion/354654-1-10/magischer-wm-tipp-zauberer-und-brainpool-einigen-sich-vor-gericht
22. August 2013 um 08:55
Natürlich ist es schade, dass sich die Kandidaten nicht zu der Erkenntnis durchringen konnten, einer Selbsttäuschung aufgesessen zu sein. Aber ich habe dafür auch ein bisschen Verständnis. Die wenigsten Menschen haben sich schon einmal mit der Unzuverlässigkeit unserer Wahrnehmung beschäftigt oder mit den vielen Möglichkeiten, wie uns unser eigenes Gehirn in die Irre führen kann.
Dazu kommt, dass für diese Kandidaten ihre vermeintlichen Fähigkeiten ein bedeutender Teil ihres Selbstbilds und Lebensinhalts geworden sind. Sie halten dies manchmal für den Zweck ihres Daseins, Kranke per Handauflegen zu heilen oder Leute vor gefährlichem Elektrosmog/Erdstrahlen/Funkstrahlen/Wasseradern etc. zu schützen. Es ist nicht leicht, so etwas aufzugeben.(Und manches Mal seinen Broterwerb gleich dazu.)
Es bleibt aber dennoch die Hoffnung, dass der PSI-Test mit seiner nüchternen Methodik bei den Kandidaten zumindest ein Samenkorn gesät hat, das vielleicht mit dem Abstand einiger Jahre doch noch gedeihen kann.