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Video: „Kinderosteopathie“ 2 mit einer Testanleitung

| 10 Kommentare

Teil 2 ist jetzt online:

Kinderosteopathie – Ein perfides Geschäft mit der Angst der Eltern

Ab Minute 13:45 schlägt Hegedüs allen Eltern ein Experiment vor, mit dem sie selbst herausfinden können, was es mit den Versprechungen der Osteopathie auf sich hat.

Zum Weiterlesen:

  • „Unsere Kinder leiden, sie sind in Gefahr!“ Janos Hegedüs über Kinderosteopathie (1), GWUP-Blog am 12. Februar 2023

10 Kommentare

  1. Alternativmedizinische Erfahrungen bei Geburt und im Kleinkindalter durften wir auch machen:

    1. Unmittelbar nach der Geburt, weil die Plazenta nicht sofort kam, wurden meiner Frau von einer Hebamme, die nur dafür rein kam, Nadeln in den Bauch gepikst. Wir hätten auch „Nein!“ sagen können, in der Situation war unsere Aufmerksamkeit woanders.

    Es war aber ein extrem nervige Erfahrung. Die Geburtsärztin stand dem aber wohl auch kritisch gegenüber, und hat nach nach einiger Zeit gesagt „Ich zieh das dann mal raus.“

    2. Bei einem Pekip-Kurs wurde unserem Kind aufgrund von leichten Bauch Unwohl-Sein direkt Bewegungsmangel „diagnostiziert“. Unser Kinderarzt hat uns dabei gut begleitet uns uns gesagt, dass sich die Verdauung ohne Behandlung einspielen wird.

    3. Weil das Kind den Kopf innerhalb der ersten Minuten nicht gedreht hat, wurde von einer Hebamme eine Fehlhaltung „diagnostiziert“. Einer anderen Teilnehmerin des Kurses wurde erfolgreich ein Termin zur manuellen Therapie (oder ähnlichem) aufgeschwatzt. Bei einem vermeintlichen Osteopathen, der den Kopf einrenken würde.

    Witzigerweise wurde in dem Zusammenhang über Ärzte geschimpft, die das nicht unterstützen würden durch Verordnungen, dabei ist der vermeintliche Osteopath selbst ein Arzt wie ich herausfand. Aber auch Ärzte können unnötige Behandlungen vornehmen.

  2. In der Tat ist all das, was Dr. Hegedüs beschreibt, Disease mongering der übelsten Sorte. Unter Beteiligung von erheblichen Teilen der ärztlichen Profession.

    Ich pflege ja immer zu sagen, dass die Osteopathie sich trotz fehlender valider Basis, trotz zweifelhafter Entstehungsgeschichte und trotz invalider Evidenz sich über die Jahrzehnte nach und nach in die medizinische Praxis „eingeschlichen“ hat.

    Gerade bei den Physiotherapeuten ist es teils ein wirtschaftlicher Zwang, das Wort „Osteopathie“ auf dem Praxisschild zu haben, selbst wenn osteopathische Details allenfalls innerhalb solider manueller Therapie hier und da angewandt werden. Über die Motivation von Vertretern der Ärzteschaft, mit Osteopathie aufzutrumpfen, möchte ich gar nicht weiter spekulieren.

    Es ist ein Phänomen, dass trotz vieler sehr klarer Statements – man achte auf die von Dr. Hegedüs gezeigten Quellen – die Popularität dieses unsinnigen Konzepts offenbar weiter zunimmt.

    Dazu mag auch beitragen, dass sich unter dem Dach eines privaten Hochschulanbieters eine Einrichtung etablieren konnte, die unter fadenscheiniger Wissenschaftsmimikry eine „Akademisierung“ der Osteopathie zelebriert und als Ansprechpartner für allfällig anfragende Medien dadurch jemanden mit einem Professorentitel anbieten kann.

    Es ist interessierten Kreisen offenbar gelungen, eine sich gegenseitig befeuernde Spirale von Nachfrage und Angebot in Gang zu setzen.

    Was mit sinnvoller und notwendiger medizinischer Versorgung genau nichts zu tun hat.

  3. @Udo Endruscheit

    Ich pflege ja immer zu sagen, dass die Osteopathie sich trotz fehlender valider Basis, trotz zweifelhafter Entstehungsgeschichte und trotz invalider Evidenz sich über die Jahrzehnte nach und nach in die medizinische Praxis „eingeschlichen“ hat.

    In den USA sind sie schon einen Schritt weiter. Dort darf man schließlich mit offiziellem Segen „osteopathische Medizin“ studieren und auch den Doctor of Osteopathic Medicine (DO) machen, der dem MD gleichwertig ist.

  4. Leider tragen da auch die öffentlich rechtlichen zu einer sehr unkritischen Haltung bei.

    Beim sonst geschätzten Bayerischen Rundfunk kam schon mehrfach unter der Rubrik Wissenschaft und Forschung eine quasi Werbesendung zum Thema. Wenn man einfach nur Osteopathie BR kugelt, kommen schon haufenweise Beiträge zum Thema:

    https://www.br.de/nachrichten/bayern/osteopathie-die-methode-der-helfenden-haende,T90Qx9P

    Felix

  5. @RPGNo1: War nicht Charlies Bruder in der Serie „Two and a Half Men“ auch „Doctor of Osteopathic Medicine“? Solche Darstellungen in dem Medien transportieren natürlich auch ein gewisses postives Bild in die Köpfe der Zuschauer. Den wahren Hintergrund dürften die wenigsten wissen, die das gesehen haben.

  6. @Retho

    Ich habe „Two and a Half Men“ nie gesehen. :)

    OT: Allerdings habe ich mitbekommen, dass der Darsteller des Jake Harper, Angus T. Jones, sich als streng bibeltreuer Hardcore-Christ geoutet hatte und so gar nichts von der Serie hielt. Die Gage hat er trotzdem 10 Jahre lang gern eingesteckt. Ein echter Pharisäer eben.

  7. @RPGNo1:

    Ich habe „Two and a Half Men“ nie gesehen. :)

    Im Kern geht es darum, dass „Alan Harper“ sich tatsächlich selbst gerne als „Doktor Harper“ und Arzt tituliert, von Bruder und Mutter aber als „Quacksalber“ und Scharlatan bezeichnet wird.

    Charlie Harper z.B. weigert sich standhaft, sich von ihm behandeln zu lassen.

  8. @Bernd Harder

    Danke. :)

  9. @RPGNo1, @Bernd Harder

    Alan Harper fungiert als „Chiropractic Doctor“. Nicht als Osteopath. Das gilt selbst für US-Verhältnisse als eine gewisse Anmaßung und ist in etlichen Staaten auch untersagt.

    Was den „OD“ in den USA angeht, so muss man realisieren, dass das voll ausgebildete Mediziner sind, die aber so etwas wie eine „Facharztausbildung Osteopathie“ haben. Der OD ist ein ganz offizieller akademischer Titel, der von Yale (wo die Titelakkreditierungen ausgesprochen und verwaltet werden) auch legitimiert ist.

    Die können also legitimerweise als Vollmediziner praktizieren und ihren Titel US-weit führen. Genau dieser Status ist es ja, der bei den „deutschen akademischen Osteopathen“ die Begehrlichkeiten weckt.

    Immerhin haben sie es an der Steinbeis-Hochschule Berlin schon 2015 zu einer „Forschungsprofessur für Manuelle – und Osteopathische Medizin“ gebracht (Bindestrich wie im Original). Akkreditiert vom Berliner Senat. Echt.

    Wie fachkundig man bei den Akkreditierungsstellen ist und wie bereitwillig man geneigt ist, die „akademische Landschaft zu beleben“, haben wir ja seinerzeit bei dem Versuch gesehen, eine „Homöopathische Akademie“ (aka Hogwarts am Chiemsee) in Traunstein zu installieren.

    Insofern bin ich dem Bundesverwaltungsgericht mehr als dankbar, dass es diese Ansprüche der Osteopathen schlicht mit dem Argument verworfen hat, die Methode sei weder ausreichend beschrieben noch abgegrenzt.

  10. @Udo Endruscheit

    Auch hier ein „Danke“ für die zusätzliche Aufklärung.

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