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Malice in WQnderland: Ist die QAnon-Queen bei TikTok nur ein „Selbstexperiment“?

| 12 Kommentare

Alles nur ein „Experiment“?

Die TikTokerin „malice in wQnderland“ aka „rebelsoulyah“ hat heute ein Video veröffentlicht, in dem sie ihre monatelangen verschwörungsideologischen Aktivitäten als Fake ausgibt.

Dieses „soziale Experiment“ sei für sie „erschreckend erfolgreich“ gewesen und hätte gezeigt, „wie einfach man die Massen mit den richtigen Methoden in die rechte Falle locken kann“.

Bei Telegram und TikTok hatte die junge Frau mit dem Synonym „rebelsoulyah“ seit Mitte August letzten Jahres vor allem die QAnon-Ideologie verbreitet. Ihre Kanäle haben hunderttausende Follower.

Wie glaubhaft ist dieser Naidoo-Move?

Zunächst einmal nicht sehr, denn:

Ihr „Bekenntnis“ trägt sie in dem gleichen nervig-exaltierten Habitus vor wie ihre früheren Clips. Von seriös wirkender Distanziertheit zu ihrer angeblichen „Kunstfigur“ ist praktisch nichts zu merken.

Die Erkenntnisse, die sie aus ihrem „Selbstexperiment“ gewonnen haben will, sind berückend banal und erschöpfen sich in Phrasen wie „Was es in den sozialen Medien sehr eindeutig gibt, ist eine Echokammer“ oder „Es fehlt Medienkompetenz“ oder „Was sagt das über die Sicherheit im Netz aus“.

In den letzten anderthalb Minuten ihres neuen Videos scheint sie lediglich das Geschäftsmodell zu wechseln und hebt (ab Minute 5:00) zu einer Art fundamentalchristlichen Erweckungspredigt mit unverändert verschwörungsideologischen Untertönen an.

Ansonsten kein Wort der Entschuldigung, keine weiteren Pläne, nichts zu den Spendengeldern, die sie wohl generiert hat.

Entsprechend negativ fallen auch die Reaktionen in den sozialen Medien aus, etwa bei Nothing but the Truth oder Twitter:

Es bleibt wohl abzuwarten, ob dieses angebliche „Experiment“ von irgendeiner Institution begleitet wurde und was in den nächsten Tagen noch folgen wird.

Bei ihrem Youtube-Video findet sich zwar der Hinweis In Zusammenarbeit mit Hey Wolfi.

Der aber hat darunter kommentiert:

„Zusammenarbeit“. Alles klar :)

Update

Mittlerweile hat Hey Wolfi eine Stellungnahme veröffentlicht.

Genau wie wir hat auch der Medienmacher seine Zweifel an dem angeblichen „Selbstexperiment“ und hält den Tenor des Videos insgesamt für wenig glaubwürdig:

Selbst wenn rebelsoulyah nur eine Kunstfigur sein soll, wenn Alice das alles als Experiment gemacht hat, hat sie doch Menschen aktiv geschadet. Die schlimmsten Lügen im Internet verbreitet, andere aufgestachelt und dafür gesorgt, dass Hass, Wut und Ungleichheit im Internet zugenommen haben.

Am Ende bleibt nur das übrig: mehr Schaden als jemals Nutzen entstehen könnte aus dieser Aktion. Ansonsten sagt sie leider nichts. Sie entschuldigt sich auch nicht für ihre Taten, sie hat ihren Account nicht gelöscht und kein einziges ihrer Videos wurde entfernt.

Wie glaubhaft ist also diese Aussage, dass alles nur ein Fake, ein Experiment war?

Zum Weiterlesen:

  • Video: „Hey Wolfi“ über die QAnon-Queen auf TikTok und Telegram, Teil 2, GWUP-Blog am 7. Januar 2023
  • Video: Hey Wolfi über die „Schwurblerkönigin bei TikTok“ aka malice in wQnderland, GWUP-Blog am 18. November 2022

12 Kommentare

  1. Was für ein alberner Stuss.

    Das mag ja jetzt nicht so der ausgewogene, kritisch-skeptische Kommentar sein, zugegeben. Trotzdem …

  2. Was für ein alberner Stuss.

    Ihre „Kehrtwende“ (die ich ihr kein bisschen abnehme), stimmt.

    Das vorher war alles andere als albern. Und sollte der vorherige Bullshit tatsächlich nur ein „Stunt“ gewesen sein, war das herausragend hirnlos.

    Halbwegs glaubhaft wäre das nur, wenn sie _vor_ Beginn dieser Aktion einen eindeutigen Beweis (notariell beglaubigtes Schreiben, Video, etc.) produziert hätte.

  3. @Udo Endruscheit:

    Selbst wenn sie an die Inhalte tatsächlich nicht geglaubt haben sollte, bleibe ich bis zum Beweis des Gegenteils dabei, dass sie diese Clips aus Geltungsbedürfnis und finanziellen Interessen heraus produziert hat.

  4. @Bernd Harder @RainerO

    Die Bemerkung mit dem „albernen Stuss“ soll weder das Ärgernis ihres bisherigen „Wirkens“ noch die mit einiger Sicherheit anzunehmende Motivation dazu in Frage stellen.

    Das macht niemand mal eben so. Und wenn doch, dann ist „alberner Stuss“ noch viel zu schwach ausgedrückt.

  5. „Die kleine Alice M. hat sich im Kaninchenbau verirrt. Wir bitten ihre Erziehungsberechtigten, sie im Bällebad abzuholen!“

  6. Durch die Enttarnung von „Hey Wolfi“ ist ihr vielleicht Ungemach entstanden und sie rudert erstmal etwas zurück.

    Überzeugt von ihrem Murks ist sie wohl weiterhin. Christlicher Fundamentalismus passt auch in das Schema.

  7. @ Udo Endruscheit:

    „Was für ein alberner Stuss.“

    Exakt. Und so glaubwürdig, wie wenn du demnächst sagen würdest, du seist eigentlich überzeugter Homöopath und hättest nur als „Selbstexperiment“ vernünftige Argumente beim INH ausprobiert.

    Obwohl, mach doch mal ;-)

    Bei solchen Videos kann man sich fragen, ob deep fakes ein Privileg der Anwendung von KI sind.

  8. „Die da oben“ hat sie in ihrer Predigt aber auch wieder mit drin.

  9. @Martina:

    Ja.

    Zitat von GWUP-Facebook:

    Nachdem man ihr zunehmend auf die Schliche kam, es zu privat und zeitweise auch der Geldhahn abgedreht wurde, hat sie mal eben das Geschäftsmodell gewechselt und flüchtet nun nach vorn. In der ersten Hälfte gibt sie nur zu was ohnehin schon klar war. In der zweiten wird es wieder gewohnt cringe und verfällt in das alte Muster der Manipulation. Nun ja, völlig falsche Zielgruppe. Wer es ehrlich meint, der kommt mit mehr als 10 Minuten, erklärt, wer er ist, was da passiert ist, was in der „Anderswelt“ so los ist und vor allem, was aus der nicht wenigen verdienten Kohle geworden ist.

  10. Kommentar bei Facebook:

    Selbst einige ihre QAnon-Anhänger*innen erkennen in dieser Video Botschaft wieder einige verschlüsselte Aussagen. Unter anderem zum Beispiel die Zahl 17, die in der QAnon Welt eine große Rolle spielt (17 steht für „Q“.) Tatsächlich ist es auch so, dass diese Zahl dreimal in ihrem Video genannt wird.

    In der Tat ist unklar, wie sie auf die „17“ Monate kommt. Ihr erstes TikTok-Video ist vom 16. August 2022 – also vor sieben Monaten.

  11. Kann mich nicht entscheiden ob mich der allgegenwärtige Falschgebrauch des Wortes Experiment mehr stört als dieser billige Versuch sich aus der Verantwortung zu ziehen

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