Dr. Janos Hegedüs hat in seinem Youtube-Kanal Sprechstunde mit Dr. Hegedüs erstmals ein Q&A-Video veröffentlicht:
Eine Menge Fragen haben auch wir Dr. Hegedüs gestellt – nachzulesen im aktuellen Skeptiker (1/2022).
Einige Auszüge:
GWUP: Ärzte gibt es mittlerweile einige bei Youtube, die dort sowohl „Patienten aufklären“ als auch ihr „Marketing ankurbeln“, wie derhausarzt.digital schreibt. Zum Beispiel Dr. Johannes Wimmer (NDR Gesund), Dr. Konstantin Wagner (Gynäko.Logisch) oder Dr. Christian Schulze (Ihr Sportarzt). Auch Ihre Videos drehten sich zunächst um Themen wie Reflux, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Zöliakie – ehe sich der Kanal zum entschiedenen Sprachrohr gegen Pseudomedizin und Corona-Mythen wandelte. Wie kam’s?
Janos Hegedüs: Diese Ausrichtung war so tatsächlich nicht geplant. Ursprünglich sollte „Sprechstunde mit Dr. Hegedüs“ dazu dienen, Patienten zu informieren und ihre Gesundheitskompetenz zu fördern. Die Idee dazu kam mir beim Nachtdienst in der Notaufnahme.
Schon in Ungarn hatte ich im Rettungsdienst gearbeitet und dort so einiges erlebt. Als ich nach Deutschland kam und hier meine ersten Dienste machte, sah ich, dass die Probleme überall die gleichen sind. Viele Patienten können mit ihren Beschwerden überhaupt nicht umgehen. Da fehlt jedes Verständnis für den eigenen Körper und wie man Symptome einordnen kann, ohne sie zu übertreiben oder herunterzuspielen.
Da ich niemand bin, der immer nur meckert, wollte ich daran etwas ändern. So ist der Youtube-Kanal entstanden.
Eine Zäsur markierte dann der zehnte Beitrag vom 9. August 2018. Schon in der Ankündigung heißt es: „In diesem Video nehme ich den Kampf gegen Scharlatane auf. Ich stelle Ihnen Frau Dr. Friederike Feil vor und erzähle Ihnen, welche Irrtümer sie verbreitet. Darmreinigungskuren, Rohmilch mit Laktase, Entgiftung durch die Haare… Wenn Sie wissen wollen, was wahr und was unsinnig ist, schauen Sie sich dieses Video an.“ Was ging dem voraus?
Ein Freund hatte mich zu einem Vortrag von Frau Feil in einem Fitnessstudio mitgenommen. Er meinte, sie sei Ärztin und ich solle mir das doch mal anhören.
Schon im Vorfeld fiel mir auf, dass die Dame keine Medizinerin ist, sondern bei Wikipedia als „internationale Sport-Ernährungsspezialistin“ firmiert und ihre Veröffentlichungen einen recht fragwürdigen Eindruck machen.
Genau so lief auch die Veranstaltung. Ich war zunächst hin- und hergerissen, ob ich mich als Arzt outen sollte, beließ es dann aber dabei, ein paar kritische Fragen zu stellen. Die Leute im Publikum reagierten darauf eher genervt. Die fanden das gar nicht so gut, dass ich die Behauptungen von Frau Feil in Frage stellte und konnten nicht so richtig nachvollziehen, warum ich das alles wissen wollte.
Also habe ich ein Video dazu gemacht und den Link auch dem Studio und, soweit möglich, den Vortragsbesuchern geschickt. Jetzt waren die Rückmeldungen überwiegend positiv – was mir wiederum einen Motivationsschub gab.
Wie geht es nach Corona mit Ihrem Youtube-Channel weiter?
Derzeit sind wir noch so ein wenig in der Corona-Krise gefangen. Mit „wir“ ist meine Frau mitgemeint, die mich seit längerem unterstützt. Da sie auch Ärztin ist, teilen wir uns die Lektüre der Studien, auf die wir in den Videos eingehen, besprechen sie abends gemeinsam und schreiben dann unsere Gedanken zu einer Art Skript zusammen.
Die „Sprechstunde mit Dr. Hegedüs“ wird auch nach Corona weitergehen. Die Themen gehen uns sicher nicht aus. Allerdings sind wir immer noch auf der Suche nach dem richtigen Format dafür. Wir möchten die Zuschauer natürlich auch unterhalten, die Inhalte sollen leicht verständlich rüberkommen, ohne dass die Seriosität darunter leidet. Daran arbeiten wir noch.
Sie bieten via Patreon Fördermöglichkeiten an. Dazu gab es nicht nur im GWUP-Blog einige Fragen.
Das war eine unmittelbare Folge des besagten Gerichtsverfahrens. In einem Punkt hatte ich mich tatsächlich angreifbar gemacht: Mein Kanal hatte nämlich kein Impressum. Das war durchaus Absicht, weil ich nach all den Drohungen, die ich bekam und immer noch bekomme, keine unerwünschten Hausbesuche von seltsamen Leuten haben wollte.
Das Gericht entschied aber, dass die Nonprofit-Videos, die ich in meiner Freizeit und aus Überzeugung produziere, dennoch als geschäftliche Angelegenheit im Rahmen meiner ärztlichen Berufsausübung betrachtet werden müssen. Das bringt neben der Impressumspflicht einiges an zusätzlichen Anforderungen mit sich, die allesamt Geld kosten – neben den Aufwendungen für den zweijährigen Rechtsstreit.
Wir hätten den Kanal auch ohne externe finanzielle Unterstützung weitergeführt, aber die Patreon-Abos geben uns ein bisschen zusätzliche Sicherheit. Reich werden wir damit nicht. Und ist auch nicht das Ziel.
Als Einzelheft kann man den Skeptiker hier bestellen.
Zum Weiterlesen:
- „Ein Jahr Corona – Im Schatten des Aluhuts“: Dr. Janos Hegedüs blickt zurück, GWUP-Blog am 1. Mai 2021
- Video mit Janos Hegedüs: Bhakdi, Compact und Co. – Querdenker und der Krieg gegen die Ukraine, GWUP-Blog am 25. März 2022
- Interview mit Janos Hegedüs: „Der Unwissenschaftlichkeit etwas entgegensetzen“, Skeptiker 1/2022