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Mädchen und Esoterik

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Mit den „Jungs- und Mädchenfragen“ bei jetzt.de haben wir uns hier im Blog schon mal beschäftigt.

Damals ging es um das Thema: „Mädchen, warum wollt ihr Hexen sein?“

Heute lautet die Jungs-Frage: „Mädchen, warum seid ihr so anfällig für Esoterik-Kram?“

Ein Auszug:

Engelsforschung, Sternzeichen, Power-Armbänder, Pendel, Wahrsager, Raiki, Zen, Rückführungen, Heilsteine, Tarot, Schwingungen aus dem Universum… Ich würde behaupten, dass bei den Anhängern dieser und hundert anderer Schwurbeleien auf zehn Frauen nur ein Mann kommt. Und selbst Damen, die sich für supernüchtern ausgeben, ertappt man irgendwann bei einem Hang zur Makrobiotik, Homöopathie oder mit einem Glücks-Ratgeber auf dem Nachtkästchen.“

Mit einigen Jahren „skeptischer“ Erfahrung und nach zahllosen [meist sinn- und fruchtlosen] Diskussionen im Familien- und Freundeskreis kann man sich die „Mädchen-Antwort“ schon denken – trotzdem ist es immer wieder deprimierend:

[…] Ich kann nicht leugnen, dass in mir ein großes Verlangen nach einem tieferen Verständnis des Universums brodelt. Wenn in meinem Kopf alles zu kompliziert wird, wünsche ich mir, dass sich mir etwas Großes offenbart und mich von meiner Orientierungslosigkeit wegbringt. Ich will dann ausschließlich an so Sachen glauben wie Bauchgefühl und Liebe, positive Energien und überhaupt: alles schön einfach, bitte.

Die Präposition „Ur“ wird oft hergenommen, um so Sehnsüchtlinge wie mich aus meinen schwersten Stunden zu locken. Sie taucht ja nicht umsonst auf beinahe allen esoterischen Produktbeschreibungen auf und sagt: „Ich bin so alt und weise, dass ich nicht einmal mehr als zwei Buchstaben brauche, um meine allumfassende Autorität zu beweisen! Benutze mich und ich verspreche, alles was gerade bedrohlich erscheint, zu einem nichtigen Nichts zerfallen zu lassen!“

In einigen Situationen ist das ein sehr verlockendes Versprechen und bevor ich darüber nachdenken kann, packt mich ein Verlangen nach einem Bad in Vulkanerde und fernöstlichen Drachenblutsalbungen und schon wandert der „Ur-Tee der heiligen Glücksgötter“ in meinem Einkaufswagen. […]

Andererseits: Erschrickt nicht jeder geistig einigermaßen gesunde Mensch bei dem Gedanken daran, dass die Welt nur in unserem Kopf stattfindet und dass, wenn uns einmal jemand kräftig ins Gehirn prügelt, alles vorbei ist? So vorbei, dass man noch nicht mal „für immer vorbei“ sagen kann, um diesen Zustand zu beschreiben? Keine Seele, keine übrigen Energien, die in ein „Ur“-Reich fliegen, keine ewige Party der Glückseligkeit?

Ich finde das zermürbend.

Und deshalb strampelt in mir manchmal, wenn mir ein Horoskop oder andere angebliche Übersinnlichkeiten in die Hände geraten, eine kleine Hoffnung los. Sie will, dass es doch etwas gibt, das über uns wacht und das die Dinge irgendwie regelt. Wenn schon kein Gott oder andere Gespenster, dann ja vielleicht zur Not die Sterne.“

Wir finden das zermürbend.

Zum Weiterlesen:

  • Mädchen, warum seid ihr so anfällig für Esoterik-Kram? jetzt.de am 23. Dezember 2011
  • Frauen und Esoterik: Der sechste (Un)sinn, GWUP-Blog am 21. September 2010
  • Häppchen für den Hai, GWUP-Blog am 23. November 2010

 

Ein Kommentar

  1. Trixi: Warum da kein Astronomiebuch gelesen wird, steht doch gleich im nächsten Satz: „Wenn in meinem Kopf alles zu kompliziert wird, …“

    Ein Astronomiebuch (eines, das wirklich erklärt und nicht nur hübsche Bilder zeigt) ist den meisten Leuten halt zu kompliziert – da müsste man ja mitdenken… auf’s Bauchgefühl hören ist doch viiiel einfacher!

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