Der Standard berichtete in den vergangenen Wochen über den millionenschweren Betrugsfall einer Schamanin. Die 44-jährige Mariana M., genannt Amela, soll mit Unterstützern in Österreich, Deutschland und der Schweiz „Menschen um einen zweistelligen Millionenbetrag geprellt haben.“ Einige ihrer Unterstützer sind bereits gefasst; sie ist weiterhin flüchtig.
Aber zunächst chronologisch: Am 04.02. titelte der Standard: „Millionenbeute bei falscher Schamanin in Wien und Niederösterreich sichergestellt„. (Was unter einer „richtigen“ Schamanin zu verstehen ist, bleibt indes offen.) Kriminalisten konnten eine Schamanin ausfindig machen, die eine Dame um einen sechsstelligen Betrag gebracht hatte:
Die österreichische Staatsbürgerin, die sich „Amela“ nannte, soll eine 56-Jährige in Wien-Döbling auf offener Straße angesprochen und okkulte sowie wahrsagerische Kräfte vorgetäuscht haben. Zur Befreiung von Flüchen und zur Abwendung eines angeblich vorhergesehenen Todesfalles wurde Bares gefordert und in Wien und Baden auch übergeben. Der Schaden liege im hohen sechsstelligen Eurobereich, hieß es Mitte Jänner in einer Mitteilung der Polizei. Bei Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich wurden nicht nur Okkult-Gegenstände sichergestellt, die bei Séancen verwendet worden sein dürften. Schmuck und Münzen, die ebenfalls entdeckt wurden, dürfte die mutmaßliche Betrügerin ihren Opfern herausgelockt haben.
Der nächste Artikel zu diesem Fall folgte am 10.02. Amela wird nun „per europäischem Haftbefehl gesucht„. Ihr 29-jähriger Sohn wurde gefasst. Bei einer Hausdurchsuchung konnte sich Zugang zu ihrem Safe verschafft werden:
Die Sicherstellung des Millionenbetrags an Geld, Gold und Schmuck in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) war nach einer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angeordneten Hausdurchsuchung erfolgt, teilte die Polizei am Montag mit. Beamte des LKA und der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität waren mit dem Einsatzkommando Cobra ausgerückt, ein Tresor musste geöffnet werden. Darin fanden sich laut dem Landeskriminalamt 4,1 Millionen Euro und 2,1 Millionen Schweizer Franken (2,23 Millionen Euro), zudem 5100 US-Dollar und 500 Deutsche Mark.
Außerdem gibt es neue Informationen zu dem Betrugsfall an der 56-Jährigen:
Das Geld wurde ihr dem LKA zufolge im Frühjahr 2024 in drei Tranchen zu 3000, 64.000 sowie 660.000 Euro übergeben. Nachdem sie diese Summen erhalten hatte, brach der Kontakt ab. Die „Schamanin“ sei aufgrund des Reinigungsrituals in ein schweres Koma gefallen, teilte eine andere Frau telefonisch mit.
Im Artikel vom 20.02. wird über zwei Festnahmen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft berichtet. Außerdem konnten bei einer erneuten Hausdurchsuchung in Maria Enzersdorf weitere Wertgegenstände gefunden werden:
Dabei wurden Feinsilber, Bargeld, Schmuck, Gold und Luxusuhren „mit einem noch festzustellenden Wert“ sowie Waffen und Munition sichergestellt.
Der zweite Artikel vom 20.02. bringt noch weitere Details zur zweiten Hausdurchsuchung:
Zudem wurden bei einer zweiten Hausdurchsuchung kiloweise neue Wertgegenstände gefunden, wie ein Ermittler dem STANDARD sagt. Diese wurden in einem versteckten Bereich in einem ehemaligen Schwimmbecken gelagert.
So liefen Amelas ‚Reinigungsrituale‘ ab:
Laut den Ermittlern lief die Masche so ab: M. gab sich als die Schamanin „Amela“ aus. Sie sprach Menschen auf offener Straße an, schmeichelte ihnen und ging ein Gespräch ein. Bald darauf wollte „Amela“ auch eine fragwürdige Aura wahrgenommen haben. Mithilfe von Tarotkarten, Kristallen und okkulten Symbolen sah sie also die Zukunft ihrer Opfer vorher. Und die sollte beängstigend sein, wie sie ihnen mitteilte: Eine Angehörige sei vermeintlich verflucht. „Amela“ könne gar deren Tod voraussehen. Was ihr Gegenüber tun könne, um das furchtbare Schicksal abzuwenden? „Amela“, die über magische Kräfte verfüge, könne „Reinigungsrituale“ durchführen. Damit lasse sich der Fluch brechen. Nur: Das sei anstrengend und teuer.
Mariana M. ist weiterhin auf der Flucht. Alle weiteren Informationen zum Fall und zum Haftbefehl befinden sich auf der Seite der LPD Niederösterreich.
Zum Thema:
- Artikel: Okkult-Betrug in Millionenhöhe: Zwei weitere Festnahmen, Der Standard vom 20.02.2025
- Artikel: Okkultismus-Betrug: Kriminalisten gehen zahlreichen Hinweisen nach, Der Standard vom 14.02.2025
- Artikel: Geld, Gold und Schmuck: Falsche Schamanin ergaunerte Millionenbeute, Der Standard vom 10.02.2025
- Artikel: Millionenbeute bei falscher Schamanin in Wien und Niederösterreich sichergestellt, Der Standard vom 02.04.2025
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