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Anthroposophische Medizin: Krank durch schlechtes Karma?

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Obwohl viele Menschen Produkte der anthroposophischen Kosmetik- und Arzneimittelhersteller „Wala“ und „Weleda“ verwenden, dürfte den wenigsten klar sein, dass sich hinter den Tropfen, Cremes oder Globuli zum Teil haarsträubend esoterische Ideen verbergen.

Prof. Edzard Ernst erklärt bei spiegel.de, was es mit der Anthroposophischen Medizin auf sich hat:

Geschützt durch den Sonderstatus der „besonderen Therapierichtungen“ bediene sich die anthroposophische Medizin „einer Fülle von magischen, alchemistischen und astrologischen Vorstellungen früherer Jahrhunderte“.

Zum Beispiel:

  • Krankheiten haben laut Steiner oft einen karmischen Ursprung:

Betroffene schwerer Erkrankungen werden kaum Trost im Gedanken finden, dass ihr Leid die Folge von Verfehlungen im vorherigen Leben ist.

  • Ein beliebtes und vielfach untersuchtes Medikament der anthroposophischen Medizin ist die Mistel.

Die Evidenz ist jedoch widersprüchlich und in der Gesamtschau nicht überzeugend.

  • Hinzu kommt, dass einige anthroposophische Ärzte dem Impfen skeptisch gegenüberstehen oder sogar vom Impfen abraten.

Meine Haltung dazu dürfte klar sein: Es ist aus medizinethischer Sicht völlig unverantwortlich, Kindern vermeidbares Leid zuzumuten oder ihnen potenziell lebensrettende Impfungen vorzuenthalten. Auch eine esoterisch verklärte Weltanschauung ändert daran nichts.

Der politische Einfluss der Anthroposophen und Homöopathen indes scheine „über den Placeboeffekt hinaus zu wirken“, schreibt Ernst abschließend mit Verweis auf das jüngste Zurückrudern von Karl Lauterbach.

Zum Weiterlesen:

  • Anthroposophische Medizin: Krank durch schlechtes Karma? spiegel.de am 11. April 2024
  • Anthroposophische Medizin: Sie quälen sich mit Schmerzen, taz am 29. Januar 2024
  • Weleda kommt mir nicht ins Haus, taz am 4. Dezember 2023
  • Schmacke: „Die Besonderen Therapierichtungen aus dem Sozialgesetzbuch streichen“, GWUP-Blog am 2. Januar 2016
  • „Anthroposophische Medizin“ bei den Science Cops, GWUP-Blog am 16. März 2024

Ein Kommentar

  1. Hundert Jahre nach Hahnemann, der sich in gewisser Weise unter den Bedingungen seiner Zeit und den Altlasten der vorwissenschaftlichen Ära um medizinischen Fortschritt bemühte (und dabei Irrtümer produzierte) entwarf Steiner eine komplett okkulte Lehre, aus denen er seine „Medizin“ ableitete, die als Konzept weder Logik noch Erkenntnis aufweist.

    Ohne Hahnemann damit überhöhen zu wollen – der gute Samuel war dabei mit redlichen Versuchen, medizinischen Fortschritt zu schaffen, dem völlig abgedrehten Hellseher Steiner weit, weit voraus.

    Immerhin ein Unterschied. Bemerkenswert, weil der Ältere zwar auch aus esoterischen Wurzeln schöpfte, aber sich dessen noch gar nicht bewusst war (der Begriff „Esoterik“ ist weit jünger als die Homöopathie), aber nicht ein komplett okkultes Wolkenkuckucksheim zur Grundlage seiner Lehre machte wie der gut hundert Jahre jüngere Steiner.

    Wir haben mehr dazu:

    https://susannchen.info/homoeopathie-und-anthroposophie-geht-das-zusammen/

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