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„Homöopathie“ im neuen Podcast der Deutschen Welle

| 21 Kommentare

Im neuen Don’t Drink the Milk-Podcast der Deutschen Welle (DW) geht es um Homöopathie:

Does homeopathy work? Health, controversy and the holes in modern medicine

Can we cure loneliness with diluted extracts of the Berlin Wall? Or COVID with diluted arsenic? Host Rachel Stewart follows the story of how a maverick medic from eastern Germany harnessed the placebo effect and exported it worldwide.

A journey across two centuries and three continents, from doctors’ surgeries to supermarket shelves and right into government. What does the popularity of this alternative medicine tell us about patients, mental health and misinformation?

Mit dabei sind Natalie Grams, Britt Hermes und Edzard Ernst.

Obwohl auch homöopathiegeneigte Stimmen zu Wort kommen, garantiert ohne false balance,

teilt Udo Endruscheit dazu mit:

Die HörerInnen erwartet ein munteres Feature, das den Anspruch einlöst, einen Blick auf den Ursprung des Themas und die Rezeption bei verschiedenen Menschen und Kulturen zu werfen. Besonders der Blick „von außen“ auf die deutsche Situation ist schon interessant.

Die Folge (zirka 40 Minuten, auf Englisch) gibt’s als Podcast und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Homeopathy: Can sugar pills fill the holes in modern medicine? dw.com am 13. Dezember 2023
  • Video: „Homöopathie im WTF-Talk“ vom 20. November 2023
  • „Retracted“: Artikel über Homöopathie bei ADHS von Walach und Co. zurückgezogen, GWUP-Blog am 19. Oktober 2023
  • Das Problem mit der Homöopathie, derStandard am 1. Januar 2024

21 Kommentare

  1. Man hat – nicht unbegründet – durchaus das Gefühl, dass die Homöopathie in manchen Kreisen ihr Renommee als „sanfte und natürliche Therapieoption“ endgültig einbüßt.

    Nicht bei den Hardcore-Homöopathieanhängern, natürlich nicht bei professionellen Proponenten, den Herstellern und ihren Interessenverbänden. Aber schon in vielen Berichterstattungen und Medienbeiträgen – q.e.d.

    Viele thematisieren gar nicht mehr die – hinreichend beantwortete – Frage einer arzneilichen Relevanz. Sondern befassen sich vielmehr mit der Frage. wie es sein kann, dass so ein offensichtlicher Unsinn überhaupt noch ein so weit verbreitetes Renommee haben kann.

    Auch Anfragen beim INH drehen sich zunehmend um diesen Topic statt um Fragen zur medizinischen Relevanz. Ein im Entstehen begriffenes größeres Medienprojekt genau zu dieser Fragestellung ist dem INH bekannt.

    Und das ist natürlich gut so. Auch das INH fokussiert schon seit geraumer Zeit nicht mehr allein auf die reine Aufklärungsarbeit. Die „Globukalypse“ mit der im September 2022 gelaunchten Webseite ist ein Projekt, das gezielt diesen Fokus repräsentiert (ohne die Aufklärungsarbeit zu vernachlässigen, natürlich).

    Vor diesem Hintergrund ist es umso bedauerlicher, dass sich politisch an der Globuli-Front, abgesehen von gelegentlichen aufblitzenden Statements, nichts tut. Hat da jemand den Stecker gezogen oder das Internet abgeschafft? Oder das zuständige Referat bem BMG eingemauert?

    Wir machen uns über die Durchsetzungskraft der Alternativmedizinlobby keine Illusionen. Obwohl genau diese immer wieder über „die Skeptikerbewegung“ fantasiert, die – bestens finanziell und personell ausgestattet – in irgendjemandes Auftrag ganze Regierungen und die komplette Medienlandschaft zu indoktrinieren in der Lage sei – und damit versucht, die David-Goliath-Perspektive auf den Kopf zu stellen.

    Aber wir können nicht glauben, dass die Politik sich deren Positionen zu eigen macht, mit welcher Begründung auch immer, und dabei die eigenen expliziten Gesundheitsziele (wie z.B. die Förderung der Gesundheitskompetenz und eherne Grundsätze der Gesundheitsökonomie) auf dem Lobbyaltar opfert.

    Genau deshalb sind Beiträge wie der DW-Podcast so wichtig. Sie gehen von der Selbstverständlichkeit einer medizinischen Irrelevanz von Homöopathie aus und widmen sich eher der soziologisch- psychologischen Frage, wie sich ein solcher „Glaube“ überhaupt so hat etablieren können. Vielleicht lockert das, wenn die Stimmen in diesem Sinne mehr werden, ein wenig auch die politische Erstarrung in der Sache.

    Am INH solls nicht liegen. Wir haben nicht bereits fast acht Jahre Aufklärungsarbeit geleitet, um das Thema versanden zu sehen, weil die Entscheider in Politik und Gesundheitswesen sich sträuben, das Problem Homöopathie als Problem ernstzunehmen.

    Wir argumentieren schließlich nicht mit „Homöopathie ist doof“, sondern mit „Wir klären auf – Sie treffen die Wahl“. Wir betreiben Aufklärung, keine Demagogie. Mit uns darf man weiter rechnen. Gern geschehen.

  2. Ja, das Thema ist im BMG eingemauert. Zu viele andere Baustellen.

    Auf keinen Fall will man da jetzt noch BILD-Schlagzeilen wie „Ampel-Irrsinn: Lauterbach erlaubt das Kiffen und verbietet harmlose Globuli“.

    Im Mai findet in Lindau am Bodensee der diesjährige Homöopathie-Kongress statt. Die Eröffnungsrede wird der renommierte Medizinhistoriker Dietrich von Engelhardt halten, Mitglied der Leopoldina.

    Vielleicht sollte er mal zum Gespräch in den DW-Podcast eingeladen werden?

  3. Das INH hat also ein Gefühl und stellt Behauptungen auf, die es im Beitrag nicht begründet und endet mit qed – was zu beweisen war. Qualitätsaufklärung! Sarkasmus off.

    Produktiver Vorschlag: Wie wäre es, wenn sich GWUP, INH et al. direkt an das BMG oder die Abgeordneten im Parlament wenden und die Lobby-Arbeit nicht den Homöopathen überlassen.

  4. @Carsten Ramsel

    Warum so harsche Kritik an dem Versuch einer aktuellen Positionierung in einem Blogkommentar? Wir wissen, was wir wissen. So schlecht vernetzt sind wir nicht.

    Aber seis drum.

    Was den zweiten Teil angeht: Bitte mal auf unsere Webseite schauen, da gibts die Kategorie „Offene Briefe“. Dort findet man eine Menge direkter Interventionen bei Politik und Entscheidungsträgern, BMG, Ministerpräsidenten, Abgeordnete im Gesundheitsausschuss von Bundestag und EU-Parlament, gesundheitspolitische Sprecher der Fraktionen …

    Unsere Arbeit beschränkt sich keineswegs auf das Betreiben unserer Webseiten. Schade, dass das offenbar nicht so bekannt ist.

    Ach ja, im Lobbyregister der Bundesregierung sind wir auch eingetragen. Damit wir nicht noch eins aufs Dach kriegen, wenn wir mit Abgeordneten / Regierungsmitgliedern Kontakt aufnehmen.

  5. @Joseph Kuhn:

    Wir wissen wohl, und haben auch Verständnis dafür, dass das BMG mit einer langen Liste von anderen „Baustellen“ eingemauert ist.

    Genau aus diesem Grund haben wir in unserem letzten Offenen Brief nach Berlin auch „nur“ darum gebeten, das Thema Homöopathie auf der Agenda zu halten, da wir wissen, dass Änderungen im Arzneimittelrecht in der laufenden Legislaturperiode offiziell nicht geplant waren / sind (siehe Koalitionsvertrag).

    Nur: Wenn kein politischer Fortschritt gelingt, so lange ein erklärt homöopathiekritischer Gesundheitsminister amtiert, dann ist das Thema nach der nächsten Wahl begraben. Für geraume Zeit, ist zu befürchten.

    Die Diskrepanz zwischen der erklärten Sicht von Lauterbach und der politischen Grabesruhe in der Sache mag viele Gründe haben – für unser Anliegen ist sie aber auf jeden Fall essenziell.

  6. „Ampel-Irrsinn: Lauterbach erlaubt das Kiffen und verbietet harmlose Globuli“

    Diese Schlagzeile wird’s hoffentlich nie geben, denn um ein Verbot sollte es nicht gehen.

    Die Parole muss heißen „Homöopathie raus aus den Apotheken und rein in die Drogeriemärkte“. Direkt neben die Spirulina-Tabletten und selbstverständlich ohne jedes Wirksamkeitsversprechen.

    Und wenn man’s dann noch als „Befreiung“ verkauft (Endlich! Kein Apothekenzwang mehr! Globuli noch nie so günstig!)…

  7. @ INH:

    Ich fürchte, auf der bundespolitischen Ebene ist das Thema im Moment begraben. Was nicht heißt, dass es nichts mehr zu tun gäbe.

  8. @Christian

    Die Parole muss mE sogar heißen „Homöopathie raus aus den Apotheken und rein in die Supermärkte, Tanke, Drogeriemärkte, überall“, und dann auch zu realistischen Preisen = Cent-Beträge.

    Direkt zu den Süßwaren wie TicTac, Bonbons usw. Ist ja purer Zucker.

    Oder zu den bunten Zuckerstreusel beim Backzubehör.

  9. @INH

    Wenn die selbst ernannten Aufklärer dieselben Fehlschluesse und Rhetoriken benutzen wie die Schwurbeler, die sie kritisieren, gibt es ein Glaubwürdigkeitsproblem.

    Gefühle und unbegründete Behauptungen führen nicht zu einem mathematischen Beweis, wie es qed nahelegt. Diese Kritik zu ignorieren und dann den nächsten Beitrag lieber auf einen Vorschlag zu stützen, zeugt davon, der Kritik aus dem Wege gehen zu wollen. Beides, offene Briefe haben politisch kaum Bedeutung. Sie dienen üblicherweise der Selbstvergewisserung.

    Aber sei’s drum.

  10. Lauterbach will Homöopathie [und anthroposophische „Medikamente“] als Kassenleistung streichen

    Bei den gesetzlichen Krankenversicherung klafft eine enorme Finanzierungslücke. Nun macht Gesundheitsminister Lauterbach Sparvorschläge. Einer davon ist besonders brisant.

    https://archive.is/cWwVL

    Das wird mächtig Ärger unter den Homöopathen auslösen. Auch wenn laut Meldung „nur“ 10 Mio € eingespart werden.

  11. @ RPGNo1, Carsten Ramsel:

    Dass Lauterbach das wirklich angeht, glaube ich erst, wenn ich den Referentenentwurf sehe. Dann streue ich gerne etwas Asche auf mein Haupt.

    Lauterbach müsste, um die Homöopathie als Kassenleistung im SGB V zu streichen, vermutlich zuerst den Binnenkonsens im Arzneimittelrecht angehen, weil der die Wirksamkeitsfiktion schafft. Mal sehen.

  12. @Joseph Kuhn:

    Es ist rechtssystematisch ziemlich problematisch, in der Tat, die Homöopathie / Anthroposophie minimalinvasiv nur aus der Kassenerstattung zu entfernen. Soweit mir bekannt ist, gibt es da beim BGM aber schon eine Weile Überlegungen, wie das geschehen könnte. Wie tragfähig die sind, weiß ich natürlich nicht.

    Klar, die Ursache allen Übels ist der Binnenkonsens und damit die Arzneimitteleigenschaft. In die Kassenerstattung gelangen die Mittel ja einfach über den Satzungsleistungskatalog in § 11 Abs. 6 SGB V. Da steht ja gar nichts zu Homöopathie / Anthroposophie, die rutschen da ja seit 2012 (Reform Daniel Bahr) nur rein, weil sie unter die Möglichkeit fallen, nicht verschreibungspflichtige Mittel per Satzungsleistung erstattungsfähig zu stellen.

    Wenn man da jetzt reinschreibt „ausgenommen die Mittel der besonderen Therapierichtungen“, gibts Probleme wg. Gleichbehandlung und v.a. wegen der Einheit der Rechtsordnung. Das führt dann eben wieder zurück zur Arzneimitteleigenschaft. Ein Zirkelschluss.

    Und das ist wohl nicht das einzige Problem.

    Die Beträge, die aktuell wieder gehandelt werden, umfassen ja ganz offensichtlich auch wieder nur die reinen Medikamentenkosten. Die Vermutung ist nicht unberechtigt, dass die Honorarzahlungen für die homöopathischen Therapien via Homöopathie-Selektivvertrag den größeren Anteil an den Kosten ausmachen. Belastbare Zahlen dazu sind mir nicht bekannt, aber es dürfte wohl so sein.

    Das auszuklammern ist nicht sehr zielführend, vor allem, wenn Lauterbach die Causa in den Kontext der Finanzierungserfordernisse stellt. Aber da dürfte es noch größere Probleme geben als bei den Medikamenten.

    Der Selektivvertrag ist ein eigenes Rechtsinstitut, das keine direkte Verbindung zur Arzneimitteleigenschaft von Homöopathika hat. Er ist zudem eine im Rahmen von zivilrechtlicher Vertragsfreiheit zustande gekommene Vereinbarung, deren Abschluss das SGB V den Beteiligten freistellt.

    Eigentor?

    Eigentlich ja auch ganz einfach – die Kassen müssten die Selektivverträge nur kündigen … So unrealistisch scheint mir das gar nicht zu sein.

    Man kann allerdings die Legitimität (nicht die Legalität) des Homöopathie-Selektivvertrages auch anzweifeln. Es gibt gute Gründe dafür, den Selektivvertrag zur Homöopathie für eine Sinnentstellung der Regelung de §§ 73c / 140 SGB V zu halten.

    Denn ersichtlich geht es dort um Gruppen, für die eine einheitliche und gebündelt strukturierte Versorgung aufgrund ihrer (chronischen) Krankheitsbilder angestrebt werden soll.

    Das ist aber der homöopathieaffine Teil der Patientenschaft genau NICHT. Hier geht es um eine Gruppe, die nicht ein Krankheitsbild und insofern ein einheitliches Versorgungsinteresse verbindet, sondern nur die Affinität zu einer bestimmten „Therapie“form. Man vergegenwärtige sich den Unterschied. Soll das wirklich so durch die Möglichkeit der Selektivverträge intendiert gewesen sein?

    Etwas Ähnliches gälte wohl auch bei der von Lauterbach angesprochenen Möglichkeit einer Zusatzversicherung. Homöopathieaffinität ist doch kein versicherbares Risiko, sondern eine persönliche Präferenz, die dann ja wohl auch jede/r in Anspruch nehmen würde, der/die eine solche Versicherung abschließt.

    So richtig vorstellen kann ich mir nicht, dass eine Versicherungsgesellschaft eine Versicherung anbietet, bei der damit zu rechnen ist, dass sie jeder in Anspruch nimmt, der sie abschließt …

    Die alten Zusatztarife sind ja seinerzeit von Spahn aufgehoben worden, weil es dem Vernehmen nach nur noch wenig mehr als 500 Versichere gab. Vermutlich zur Erleichterung der Versicherer (eine Aktion, die vom Bundesrat mit allerlei grotesken Einwänden zunächst zurückgewiesen wurde).

    Keinesfalls will ich Lauterbachs Vorstoß aber öffentich zerreden. Er soll mal machen!

  13. Liebe alle, ich melde mich aus der Versenkung zurück, weil ich mich über die aktuellen Entwicklungen so freue.

    Ich versteh aber euren ,Pessimismus‘ nicht so ganz. Was politisch geschaffen wurde, kann auch politisch rückgängig gemacht werden.

    Und die Zeiten sind reifer denn je… (Nicht dass wir gerade keine anderen Probleme in der Welt hätten, aber die Erstattung von Homöopathie und Co. bleibt trotzdem falsch)

  14. Wenn ich lese, was für ein Aufwand betrieben wurde und wird, um Globuli als Arzneimittel zu adeln und – so vermute ich – damit wesentlich mehr Geld verdienen zu können als es mit Haushaltszucker möglich wäre…

    Eigentlich müssten doch die Konsumenten homöopathischer Mittel ein Interesse daran haben, dass dieser ganze preistreibende Tamtam unterlassen wird und Globuli nach den Regeln der Marktwirtschaft zu Pfennigpreisen in den Regalen eines jeden Drogerie- oder Supermarkts erhätlich sind.

    Sind das wirklich die gleichen Leute, die sich einerseits dermaßen verarschen lassen und andererseits über Big Pharma schimpfen?

  15. @Natalie Grams

    Also, ich bin nicht pessimistisch, sondern freue mich still. Ganz nach dem alten Sprichwort „Kleinvieh macht auch Mist.“ :D

  16. Hallo Natalie Grams,

    ich habe schon so viel von dir gehört und gelesen und freue mich, dich hier mal ‚persönlich‘ zu treffen.

    Eine kurze Frage habe ich auch gleich: Wenn oder eher falls der Binnenkonsens jemals abgeschafft wird, gilt das dann ja leider nur für die Humanmedizin, richtig?

    Ich könnte ja mal gucken, wie das in Ländern ist, in denen Homöopathie nicht staatlich gefördert wird (Österreich, Schweiz zB), aber ja, vielleicht weiß das jemand hier auch so.

  17. @Christian:

    Zuletzt 2012 konnte man in den Umsatzstatistiken des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller lesen, dass der Durchschnittspreis für Homöopathika ÜBER dem Durchschnittspreis der verschreibungspflichtigen Mittel liege. Bemerkenswert, wenn man auch hier wohl noch statistisch größenordnungsmäßig bereinigen müssre.

    Danach fand sich eine solche Angabe in den BAH-Statistiken allerdings nicht mehr … Und alle derzeit genannten Zahlen halte ich nicht für wirklich valide. Hier wird m.E. verschleiert was das Zeug hält. Mehr als die von Lauterbach genannten 10 Mio. sind es ganz sicher. Selbst dann, wenn man die Honorare für die Therapien rauslässt und auch den Regelleistungsanteil für Kinder und Heranwachsende.

    Aber darum gehts jetzt erstmal gar nicht. Wenn den Satzungsleistungen ein Riegel vorgeschoben wird, dann ist das ein Fanal. Weiteres wird folgen, wie die Beispiele England, Frankreich, Spanien zeigen.

  18. @ Udo Endruscheit:

    „Er soll mal machen!“

    Ja, unbedingt.

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