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Die „Reichsbürger“ und Staatsdelegitimierer warten nur auf das nächste Thema

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Für die heutige Ausgabe haben zwei Reporter der WamS

… Treffen von Reichsbürgern besucht, mit Wortführern und Aussteigern gesprochen sowie mit Experten inner- und außerhalb der Sicherheitsbehörden. Es ergibt sich ein Bild mit vielen Skurrilitäten – und die Erkenntnis, dass die Szene sich wandelt und neue Zielgruppen erschließt.

Was gibt’s in dem Beitrag Neues zu erfahren?

Seinem Königreich seien mittlerweile fast 6000 „Staatszugehörige“ beigetreten. In der nächsthöheren Stufe, der „Staatsangehörigkeit“, gebe es 750 Anhänger. Wer aufgenommen wird, entscheide Fitzek zusammen mit einem „Medium“, das die Schutzgeister der Aufnahmewilligen befragt. Eingenommen habe das KRD bislang um die zehn Millionen Euro.

Allerdings:

Dem Königreich schlössen sich zu viele „Betreuungsfälle“ an, klagt er. Er brauche aber zupackende Unternehmer. „Sobald der erste Jurist da ist, wird das Königreich ganz schnell fünfmal oder zehn Mal so groß sein wie bisher“, sagt Fitzek.

Warum „der Staat dem kein Ende bereitet“, bleibt offen.

Offenbar schieben sich das Innenministerium von Sachsen-Anhalt, der Landesverfassungsschutz und der Oberbürgermeister von Wittenberg gegenseitig die Verantwortung zu. Lediglich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat erneut Strafanzeigen wegen des Verdachts unerlaubter Bank- und Versicherungsgeschäfte gestellt, die von der Staatsanwaltschaft Halle bearbeitet werden.

Was aber meint Fitzek mit „Betreuungsfällen“?

Dazu sagt der Kriminalpsychologe Jan-Gerrit Keil vom Landeskriminalamt Brandenburg:

Ihre Biografien seien von Brüchen gekennzeichnet: eine Firmenpleite und hohe Schulden; eine gescheiterte Beziehung; Misserfolg im Berufsleben. Die Schuld suchten Reichsbürger nicht bei sich – sondern beim Staat.

Einmaliges Scheitern könnten diese Menschen verkraften. „Aber beim zweiten Mal wird es schwierig.“ Einmal im „Kampfmodus“ gerieten Reichsbürger oft immer tiefer in den Strudel abstruser Verschwörungstheorien.

Ein Urteil gegen Birkmann und seine Mitstreiter wird 2024 erwartet.

Die Anklageschrift sei praktisch fertig, heißt es in Justizkreisen. Im Fall einer Verurteilung dürften Dutzende führende Köpfe des Milieus für viele Jahre ins Gefängnis gehen.

Nichtsdestotrotz ziehen Lennart Pfahler und Ulrich Kraetzer das Fazit:

Die 1871er werden mit ihren wirren Vorstellungen weiterhin verzweifelte Geister finden, die einen Schuldigen für ihr aus den Fugen geratenes Dasein suchen. Gruppierungen wie dem Königreich Deutschland dürfte es auch künftig gelingen, mit Esoterik- und Gemeinwohl-Fantastereien jene an sich zu binden, denen bei der Suche nach dem Sinn des Lebens der Kompass abhandenkam.

Die Widersprüchlichkeiten einer komplexer werdenden Welt und die Weigerung von immer mehr Bürgern, ihrem Staat gelegentliche Überforderungen zu verzeihen, dürften der Szene weitere Anhänger bescheren.

Eben noch war es das Unverständnis über die Corona-Maßnahmen, das viele in die Arme der „Staatsverweigerer“ trieb. Nun ist es die Ablehnung der Unterstützung der Ukraine.

Das nächste Thema wird folgen – und die Reichsbürger und Selbstverwalter, die „Souveränisten“ und „Staatsdelegitimierer“ warten nur darauf.

Zum Weiterlesen:

  • Im Reich der Fantasie, welt+ am 5. November 2023
  • Der „Reichsbürger“-Putsch um Prinz Reuß sollte am 8. Dezember 2022 stattfinden, GWUP-Blog am 13. August 2023
  • Drei Jahre danach: „Warum haben Sie mitgemacht?“ beim Sturm auf den Reichstag, fragt die Zeit 45 Teilnehmer, GWUP-Blog am 24. August 2023
  • Reichsbürger: Wie es zum Sturm auf den Reichstag kam, zeit.de am 29. August 2023
  • Sturm auf den Reichstag: „Es gab Faustschläge, man wurde mit Fahnenstangen angegriffen“, zeit.de am 29. August 2023
  • Video: Besuch im „Königreich Deutschland“ mit Audienz, GWUP-Blog am 13. Juli 2023

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