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Die Taschenspielertricks der philippinischen Geistchirurgen

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Beim WTF-Festival in Leipzig steht am 26. Mai um 16.25 Uhr der Kurzvortrag

Zauber trotz Entzauberung? Gedanken eines Skeptikers

auf dem Programm.

Dabei wird ein kurzer Ausschnitt aus diesem Video „Psychic Surgery“ mit James Randi zu sehen sein:

Heute kaum nachvollziehbar – aber in den frühen 1980ern flogen zahllose kranke und verzweifelte Menschen auf die Philippinen, um sich von „Geistchirurgen“ mit bloßen Händen „operieren“ zu lassen.

Zwischen 15000 und 18000 D-Mark kostete damals so eine Reise zu den vielleicht skrupellosesten Betrügern in der Geschichte der Esoterik.

Und noch immer wird hier und da für diese perfide Gaukelei geworben.

1982 deckte Hoimar von Ditfurth den Schwindel in seiner Sendung „Querschnitte“ auf:

Bei Operationsspektakeln in Hotelzimmern und Heilerpraxen in Manila und Baguio fand er heraus, daß die Wundermänner ihr Publikum mit immer den gleichen Taschenspieler-Tricks täuschen.

Trotzdem lief der „Geistchirurgie“-Boom erst Ende der Achtzigerjahre langsam aus – allerdings nur um Nachahmungstäter wie etwa João de Deus hervorzubringen.

Auch der französische Skeptiker und Zauberkünstler Gérard Majax begleitete damals seinen krebskranken Freund Charles Peille zu einem philippinischen „Geistchirurgen“ namens Tangpao.

In seinem Buch „Die Welt der Illusionen“ beschreibt Majax anschaulich, „wie Tangpao vorging“. Seinen Begleiter konnte er trotzdem nicht überzeugen:

Nach dem „Eingriff“ ging es Charles sehr viel besser. Er war fest von seiner Heilung überzeugt. Drei Tage später flogen wir zurück.

Gleich nach unserer Ankunft rief ich einen befreunderten Arzt, einen Krebsspezialisten, an. Er reagierte mit großer Betroffenheit auf meinen Bericht. Seiner Ansicht nach hatte Charles kostbare Zeit verloren, als er sich weigerte, sich einer Chemotherapie zu unterziehen, aber noch war es nicht zu spät, vorausgesetzt, mit der Behandlung würde unverzüglich begonnen.

Doch der Glaube an den philippinischen Wunderheiler war stärker. Drei Monate später erfuhr ich, dass Charles Peille seinem Leiden erlegen war.

Zum Weiterlesen:

  • Flinke Finger und eine Menge Blut: Als Statist bei einer illusionistischen „Wunderoperation“ von James Randi, Skeptiker 2/2001
  • Fauler Zauber, Spiegel 43/1982
  • „WTF!? – Wissenschaft trifft Freundschaft“ wieder an Pfingsten in Leipzig, GWUP-Blog am 8. März 2023

Ein Kommentar

  1. Joao Teixeira de Faria alias Joao de Deus wurde gestern „in drei Verfahren zu einer Freiheitsstrafe von 118 Jahren, sechs Monaten und 15 Tagen“ verurteilt worden, teilte ein Gericht im zentralbrasilianischen Bundesstaat Goias mit. Insgesamt waren 17 Verfahren gegen den Mann eröffnet worden.

    https://orf.at/stories/3331396/

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