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Warum Homöopathie eine Pseudowissenschaft ist

| 8 Kommentare

Der Vorsitzende des GWUP-Wissenschaftsrats, Dr. Nikil Mukerji, und Prof. Edzard Ernst erklären im Philosophie-Journal Synthese, warum Homöopathie eine Pseudowissenschaft ist:

Es geht darin auch um eine Abgrenzung des Begriffs „Pseudowissenschaft“ von „Para“- und „Proto“-Wissenschaften.

Aber was macht nun konkret Homöopathie zur Pseudowissenschaft? Diese Forschungslücke versuchen die beiden Autoren zu schließen, indem sie einen „neuartigen, auf Bullshitology basierenden Ansatz für das Abgrenzungsproblem“ verwenden:

Following this approach, we have argued that homoeopathy should be regarded as pseudoscience because its proponents claim scientific standing for it and produce argumentative bullshit to defend it, thus violating important epistemic standards central to science.

Update vom 16. September

Zum Weiterlesen:

  • Why homoeopathy is pseudoscience, Synthese 200, 394 (2022)
  • Natalie Grams-Nobmann: Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus, denkangebot am 31. August 2022
  • FAS: Homöopathie und ihre angebliche Wirksamkeit „kraft gesetzlicher Erstreckung“, GWUP-Blog am 5. September 2022

8 Kommentare

  1. Die einfachste Interpretation von Pseudowissenschaft ist, wenn eine Methode bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten zwar behauptet, aber nach wissenschaftlichen Kriterien den Beweis dafür nicht liefern kann.

    Das trifft für die Homöopathie par excellence zu.

    Das Abgrenzungsproblem im epistemologischen Sinne tritt bei der Homöopathie insofern gar nicht mal so sehr in den Vordergrund wie bei anderen Problemstellungen. Die Schwierigkeit ist, dem ständigen Bestreiten und Widersprechen der homöopathischen Szene (und der Tatsache, dass sie damit immer wieder Eindruck schindet) immer wieder entgegenzutreten.

    Dieses Widersprechen bewegt sich immerhin in einem Spektrum vom stillschweigenden Negieren des ontologischen Naturalismus als Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnis (Prof. Harald Walach) bis zu einem eher platten Ableugnen und Umdeuten empirischer Fakten und Definitionen (die meisten Homöopathen).

    Insofern, könnte man ein wenig böse sagen, ist die Einstufung der Homöopathie als Pseudowissenschaft kein epistemologisches, sondern ein phänomenologisches Problem …

  2. Immerhin hat man jetzt eine seriös zitierfähige Quelle für die Aussage, dass die Homöopathie keinerlei Wissenschaft ist. Wobei der Begriff „Cargo Cult Science“ (Richard Feynman) ja nicht vom Tisch ist: Sie tun so, als ob.

    Ich wette aber mal fünf Euro in Popcorn, dass es Homöopraktiker geben wird, die den Artikel nicht verstehen und wegen Beleidigung vor Gericht ziehen.

  3. Es kursieren in den sozialen Medien gerade Aufrufe zu einer Petition mit dem Titel „“HOMÖOPATHIE“ RAUS AUS DER ÄRZTLICHEN WEITERBILDUNG,ABER WEITERHIN ALS REGELLEISTUNG FÜR KINDER?“
    Initiatoren der Petition seien Edzard Ernst, Jörg Kachelmann und Dr. Hans-Werner Bertelsen.

    Hab bisher nichts von dieser Petition gehört. Existiert die Petition tatsächlich oder ist das vielleicht nur eine sehr gut gemachte Phishing-Seite?

  4. @Taqman:

    Nein, diese Petition gibt es:

    https://www.openpetition.de/petition/online/homoeopathie-raus-aus-der-aerztlichen-weiterbildung-aber-weiterhin-als-regelleistung-fuer-kinder/

    Ich halte solche Online-Petitionen allerdings für vollkommen sinnfrei und habe vor langer Zeit schon entschieden, darauf nicht mehr hinzuweisen, egal zu welchem Thema.

    Ich vermute, die meisten unserer Kommentatoren sehen das ähnlich, z.B.:

    https://blog.gwup.net/2021/12/27/spaziergaenger-eskalationen-ueber-die-weihnachtstage/#comment-144115188075954869

  5. @Bernd Harder

    Ja klar. Online-Petitionen sind natürlich Quatsch, aber mit einer einzigen Ausnahme:

    https://epetitionen.bundestag.de/epet/peteinreichen.nc.html

    Wenn es da innerhalb von vier Wochen 50000 Unterzeichner gibt, muss sich ein Ausschuss des Bundestages in öffentlicher Sitzung das Anliegen des Petenten in öffentlicher Sitzung anhören.

    Aber danke für die Info, dass die Petition tatsächlich ernst gemeint ist. Mir kam das auf Twitter nämlich irgendwie seltsam vor.

  6. Und zur Erinnerung:

    Die Erstattbarkeit der Homöopathie durch die Krankenkassen ist ein Skandal, aber nicht das Hauptproblem. Nach ihrer hypothetischen Abschaffung würde sich die Politik die Hände reiben („na denen haben wir es aber gegeben!!“) und dann erstmal jahrzehntelang nichts mehr tun.

    Der absurde gesetzliche Arzneimittelstatus der Globuli bliebe aber genauso stehen wie die irreführende Apothekenpflicht, die Speziallücke im Kennzeichnungsrecht, die getäuschte, irrgläubige und geschröpfte Öffentlichkeit und die Gefahr durch Quacksalber und unterlassene richtige Medizin.

    Ah, und eine der Eingangstüren in die Irrationalität.

    Also: Überlegt Euch, was ihr fordert. Es könnte in Erfüllung gehen.

  7. @ 2xhinschauen:

    Die Politik würde schauen, wie die Reaktionen in der Öffentlichkeit sind. Dann entweder auch das Arzneimittelrecht angehen oder eben nicht.

    Ihre Empfehlung wäre, die Kassenerstattung aus taktischen Gründen, weil sie so skandalös ist und sich damit mobilisieren lässt, beizubehalten? Aber wozu dann?

  8. Nein, ich hatte meine Gründe ja schon erläutert. Selbstverständlich bin ich nicht für die (Beibehaltung der) Kassenerstattung

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