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Zeit-Online: Florian Aigner über die „verquerte Welt“ der Wissenschaftsfeindlichkeit

| 1 Kommentar

Gestern Abend beim European Skeptics Congress:

Heute bei Zeit-Online:

Aigner schreibt:

Vielleicht ist diese Erkenntnis ein wichtiger Schlüssel, um das Problem der Wissenschaftsfeindlichkeit anzupacken: Man muss immer mitkommunizieren, welche Aussagen welchen Grad an Zuverlässigkeit haben.

Manche Fragen haben eine klare wissenschaftliche Antwort, andere nicht. Manche wissenschaftlichen Thesen sind wackeliger als andere – nicht weil sie von weniger klugen Leuten stammen, sondern weil nicht jede Fragestellung dieselbe Präzision erlaubt. Wer einfache Antworten auf komplexe Fragen liefert, macht einen wissenschaftlichen Fehler und untergräbt das Vertrauen in die Wissenschaft.

Wird Covid-19 durch Coronaviren ausgelöst? Ja, das ist ein Fakt, daran besteht kein Zweifel.

In welchen Situationen sind Schulschließungen epidemiologisch sinnvoll? Das ist kompliziert, diese Frage sollte man auf Basis wissenschaftlicher Fakten klären, aber niemand hat eine einfache Formel, mit der man das ausrechnen kann.

Hier passieren Fehler, hier muss man in der Wissenschaftskommunikation fair und selbstkritisch bleiben: Wenn Wissenschaft sich selbst mehr Autorität anmaßt, als gerechtfertigt ist, macht sie sich angreifbar und spielt Wissenschaftsgegnern in die Hände.

Zum Weiterlesen:

  • Querdenker in Österreich: Verquerte Welt, Zeit+ am 10. September 2022

Ein Kommentar

  1. In der Tat ist „Denken in wissenschaftlichen Kategorien“ eben NICHT trivial (nicht dichotomisch) und auch NICHT das Besetzen einer „Wahrheitsposition“.

    Naturwissenschaftliches Denken ist Denken in Wahrscheinlichkeiten, das Zur-Kenntnis-Nehmen und Abwägen dessen, was gegeben, was wahrscheinlich und was unwahrscheinlich ist.

    Und das ist von Topic zu Topic eben anders. Das allerdings scheint das Fassungsvermögen vieler Leute zu übersteigen.

    Und ich weiß, dass ich mich wiederhole:

    So lange wissenschaftliches Denken, und zwar in dieser Grunddifferenzierung, nicht bereits schulisch vermittelt und Wissenschaft in weiten Teilen der Allgemeinheit als „auch nur ein Glaube“ oder „reine Ideologie“ gesehen wird (wem sage ich das hier im GWUP-Blog), so lange sind Menschen außerstande, Meinungen von Fakten zu unterscheiden und werden jeder „Meinungsinflation“ immer wieder unterliegen, weil sie unreflektiert Grundbedürfnisse zu bedienen scheint.

    Und insofern trifft es Florian Aigner – nicht zum ersten Mal, ich erinnere mich gut, wie er einmal einem fehlgeleiteten Zyniker, der die skeptische Szene als eine Art selbstgefälligen Wissenschaftskult ansah und das auch noch im „Standard“ publizierte, die Leviten las.

    Und das ist unser aller Aufgabe als (selbst-)kritische Skeptiker. Macht ja sonst keiner.

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