Welt-Online hat das Video-Interview mit André Sebastiani von 2020 wieder nach oben geholt (im Bezahl-Angebot):
Waldorfschulen erziehen zum irrationalen Denken
Ein Auszug:
Welt: Oft wird ja behauptet, dass die individuelle Förderung einen sehr großen Stellenwert hat. An der Waldorfschule habe ich allerdings gelesen, dass einige Schüler regelrecht in Schubladen gesteckt werden. Wie passt das denn nun zusammen?
Sebastiani: Eigentlich gar nicht. Individualität und Freiheit, das sind Vokabeln, die Anthroposophen allgemein häufig und gerne im Munde führen. Aber wenn man dann mal schaut, was es damit wirklich auf sich hat, dann bleibt da eigentlich nicht viel übrig.
Also zum einen ist das Karma ja mal eine reine Zuschreibung. Ich persönlich glaube nicht, dass es damit irgendetwas auf sich hat, befürchte aber, dass Waldorflehrer ihre Schüler auf das Karma, was sie da erkannt zu haben glauben, festlegen könnten.
Dann hätten wir diese Temperamentenlehre, die eine grobe Einteilung in Grundcharaktere vornimmt. Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, das ist die sogenannte Jahrsiebtelehre und nach der geht die Waldorfpädagogik davon aus, dass sich Kinder in Siebenjahresschritten entwickeln, und treffen auf der Grundlage umfangreiche Annahmen, was Kinder in welchem Alter schon machen können und was eben nicht.
Und darin liegt z.B. der Grund, warum an Waldorfschulen häufig der Schriftspracherwerb verspätet einsetzt, also warum man nicht direkt am Anfang loslegt und Lesen und Schreiben lernen. Jeder Erstklässler kommt in die Schule und möchte gerne Lesen und Schreiben lernen oder kann das sogar schon ein bisschen. Aber Anthroposophen gehen davon aus, dass man erst nach dem oder mit dem Zahnwechsel im zweiten Jahrsiebt, also ab dem siebten Lebensjahr, wenn der sogenannte Ätherleib geboren wird, dass man erst dann anfangen sollte, Lesen und Schreiben zu lernen, weil das vorher schädlich sein soll.
Welches Ausmaß haben denn eigentlich diese Probleme? Betrifft das nur eine kleine Anzahl von Waldorfschulen, oder gehen sie eher davon aus, dass es sich da um ein generelles Problem handelt? Wie Steiner-gläubig und esoterisch verbrämt sind diese Schulen denn heute?
Da die esoterischen Konzepte, die die Lehrkräfte häufig im Kopf haben, nicht so offen kommuniziert werden, transportiert es sich dann gar nicht so zu den Schülern.
Ich habe jetzt gerade wieder Kontakt zu einem ehemaligen Waldorfschüler gehabt, der dann selber Waldorflehrer werden wollte und dann erst auf dem Waldorflehrerseminar mit all dem esoterischen Unsinn konfrontiert wurde und daraus für sich auch den Schluss gezogen hat, dass er selber aufklären möchte, und er startet dazu einen eigenen Podcast.
Und man muss wissen, dass der Bund der Freien Waldorfschulen die Namensrechte hält an der Marke Waldorf. Waldorfschule darf sich also nur nennen, wo auch Waldorf drin steckt. Dafür sorgt man schon, und man kann die Esoterik nicht einfach weglassen, weil sie halt zentral ist für das Menschen- und Weltbild.
Und so wenig Anthroposophie als Fach unterrichtet wird, so sehr ist Anthroposophie aber Bestandteil jedes einzelnen Faches.
Was gibt’s sonst noch Neues beziehungsweise Neueres?
Der AnthroBlogger hat da etwas entdeckt …
… und MedWatch ging der Sache nach:
Verantwortlich ist Diplom-Pharmazeut Torsten Veith […] 20 Jahre lang habe sich niemand an seinen Texten gestört, erklärt Veith weiter. Nur jetzt scheint das Thema für ihn eine gewisse neue Brisanz aufgenommen zu haben. Daher habe er nun auch die Literaturempfehlungen entfernt. „Im Grund steht jetzt nur noch im Text, dass Impfungen existieren“, sagt Veith. „Wer nur die eindimensionale Haltung vertritt, dass Impfung gut seien, wird nun glücklich sein.“
Und noch ein interessanter Thread, der Sebastianis Ausführungen unterstreicht:
Zum Weiterlesen:
- Gefährliche Esoterik: „Waldorfschulen erziehen zum irrationalen Denken“, Welt-Online am 30. Mai 2022
- André Sebastiani im Welt-Video: „Waldorfschulen erziehen zum irrationalen Denken“, GWUP-Blog am 1. November 2020
- Text auf Website hunderter Apotheken befeuert Impf-Skeptiker, medwatch am 10. Juni 2022
- NGF053: „Anthroposophie in der Wirtschaft“ vom 24. Mai 2022