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„Gefühlte Wahrheit“: Sebastian Herrmann im Kortizes-Podcast

| 7 Kommentare

Im November 2019 war der Autor und SZ-Redakteur Sebastian Herrmann beim Humanistischen Salon in Nürnberg zu Gast. Jetzt gibt es einen Podcast dazu:

Wir Menschen glauben gern, dass unsere Überzeugungen auf Fakten beruhen. Doch tatsächlich bestimmen unsere Gefühle, was wir für wahr halten. Das heißt, wir berücksichtigen diejenigen Informationen, die zu unseren Ansichten passen, und blenden aus, was dagegen spricht.

Mit solchen „gefühlten Wahrheiten“ hat sich der SZ-Redakteur und Sachbuchautor Sebastian Herrmann ausführlich auseinandergesetzt. Im Podcast-Gespräch mit Stephan Angene erläutert er, wie wir uns selbst vor Irrtümern und Denkfallen schützen können, und warum es sich lohnt, auch andere vom kritischen Denken zu überzeugen.

Zum Weiterlesen:

  • Buchtipp: „Gefühlte Wahrheit“ von Sebastian Herrmann, GWUP-Blog am 14. April 2019
  • Sebastian Herrmanns „Gefühlte Wahrheit“: Die Dummheit schlauer Menschen, Deutschlandfunk Kultur am 11. Mai 2019
  • Interview mit Sebastian Herrmann: „Wir vergessen zu häufig, was hinter Meinungen steckt“ – Wenn Fakten allein nicht mehr ausreichen, wissenschaftskommunikation.de am 28. Mai 2018
  • Skepkon-Video: „Gefühlte Wahrheit“ vom 5. Juli 2018

7 Kommentare

  1. Sehr informatives Interview. Vielen Dank. Interessant, dass Herr Herrmann, die Entwicklung an Universitäten Stichwort Identitätsideologie kritisch sieht, weil hier der Diskurs tabuisiert wird. Das sieht er sogar als Top Thema für die Skeptiker Community an. Sehr interessant. Hier mal Lesetipps zur Kritik an der Identitätspolitik bzw Identitätsideoogie

    „ PROF. DR. ARMIN PFAHL-TRAUGHBER • 17.03.2021
    Die antiaufklärerische Dimension linker Identitätspolitik
    Immer wieder ist von einer “Identitätslinken” die Rede. Doch was ist damit genau hinsichtlich bestimmter Auffassungen gemeint und welche Positionen werden dort vertreten? Und wie steht es um deren Einstellung zu individualistischen und universalistischen Prinzipien? Antworten auf diese Fragen formuliert der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber in zehn Thesen.“

    https://hans-albert-institut.de/die-antiaufklaererische-dimension-linker-identitaetspolitik

    Und im Skeptiker 1/2021
    „Zynische Theorien“
    Wie Identitätsideologie die Geistes- und Sozialwissenschaften beschädigt
    Martin Mahner, Seite 18ff

    https://www.gwup.org/147-wurzel/archiv-zeitschrift-skeptiker/2245-zeitschrift-skeptiker-1-2021

    Cynical Theories: How Activist Scholarship Made Everything About Race, Gender, and Identity: And Why This Harms Everybody

    https://cynicaltheories.com/

    https://www.sueddeutsche.de/wissen/gendertheorie-maenner-in-ketten-1.4157366

    Das Thema sollte die Skeptiker Community aufgreifen, denn immer wenn Ideologien sich im Wissenschaftsbetrieb breit machen, schrillen bei mir die Alarmglocken

  2. Danke für die links. Oh da kommt was auf die Skeptikerszene zu. Es gibt keine Wahrheit? Relativismus pur? Wissenschaft in der Kritik? Rationalität und Wissenschaft sollen Unterdrückungssysteme sein?

    „About Cynical Theories
    Have you heard that language is violence and that science is sexist? Have you read that certain people shouldn’t practice yoga or cook Chinese food? Or been told that being obese is healthy, that there is no such thing as biological sex, or that only white people can be racist? Are you confused by these ideas, and do you wonder how they have managed so quickly to challenge the very logic of Western society? In this probing and intrepid volume, Helen Pluckrose and James Lindsay document the evolution of the dogma that informs these ideas, from its coarse origins in French postmodernism to its refinement within activist academic fields. Today this dogma is recognizable as much by its effects, such as cancel culture and social-media dogpiles, as by its tenets, which are all too often embraced as axiomatic in mainstream media: knowledge is a social construct; science and reason are tools of oppression; all human interactions are sites of oppressive power play; and language is dangerous. As Pluckrose and Lindsay warn, the unchecked proliferation of these anti-Enlightenment beliefs present a threat not only to liberal democracy but also to modernity itself. While acknowledging the need to challenge the complacency of those who think a just society has been fully achieved, Pluckrose and Lindsay break down how this often-radical activist scholarship does far more harm than good, not least to those marginalized communities it claims to champion. They also detail its alarmingly inconsistent and illiberal ethics. Only through a proper understanding of the evolution of these ideas, they conclude, can those who value science, reason, and consistently liberal ethics successfully challenge this harmful and authoritarian orthodoxy—in the academy, in culture, and beyond.“
    https://cynicaltheories.com/

  3. Das Buch kritisiert auch den Fundamentalismus der Identitätspolitik

    Judith Sevinç Basad
    Schäm dich!: Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist

    https://www.westendverlag.de/buch/schaem-dich/

  4. Bevor es zu einseitig wird: Hier (leider hinter der Paywall) eine Argumentation, warum Identitätspolitiken trotz ihrer restriktiven Momente vorerst notwendig bleiben:

    https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/april/das-erbe-von-68-identitaetspolitik-als-kulturrevolution

    Der Artikel wendet sich gegen einen identitätspolitischen Essentialismus, aber auch gegen eine Kritik an Identitätspolitiken, die darauf hinausläuft, „unnormale“ Menschen wieder unsichtbar zu machen.

  5. @julianeklein

    „Oh da kommt was auf die Skeptikerszene zu.“

    Ganz so neu sind die Fragen, die Sie – vermutlich rhetorisch – stellen, nicht. In der Philosophiegeschichte lässt sich eine „Traditionslinie“ von Nietsches Moralphilosophie, Heideggers Sprachphilosophie und Technikkritik bis zu Michel Foucault und Judith Butler ziehen.

    Ich vermute ähnliche „Traditionen“ auch in den anderen Gesellschafts- und Geisteswissenschaften, da kenne ich mich aber zu wenig aus. Die politischen Implikationen sind ebenfalls nicht mehr ganz frisch. Was ist Alice Schwarzers’ Feminismus anderes als Identitätspolitik?

    @Joseph Kuhn:

    Vielen Dank für Ihren Hinweis.

  6. @Carsten Ramsel, ja danke für den Hinweis: Ich kenn mich in der Philosophie nicht so aus, ich sag auch nicht, dass das neu ist, aber Potenzial zur Beschädigung von Wissenschaftlichkeit und Fakten scheint heute größer als früher.

    Ich finde es auch interessant, dass die Antiwissenschaftlichkeit und Ablehnung von Fakten/Wissenschaft und ihre Methoden auch in den Sozial-/Geisteswissenschaft und konkret der Identitätspolitik nicht genügend reflektiert wird, weil man ja anscheinend für die richtige (gute) Sache kämpft.

    „Die Genderforscherin Andrea Geier kritisiert eine Gleichsetzung von linker und rechter Identitätspolitik. Dadurch, sowie durch Begriffe wie „Cancel Culture“, „kommen Positionen in den Raum, die so tun, als ob Rassismus und Rassismuskritik irgendwie dasselbe seien“, sagte Geier im Dlf.“

    https://www.deutschlandfunk.de/genderforscherin-geier-zu-identitaetspolitik-wir-muessen.694.de.html?dram:article_id=493281

    Das Problem ist, dass hier auch von Rechten und Rechtsextremen und Identitären schnell Applaus erfolgt, weil man Linke kritisiert. Dennoch muss Kritik an Linken auch möglich sein.

    Auch wenn die Rechten, Nationalisten, Reichsbürger, Demokratiefeinde die größere Gefahr für eine freiheitlich demokratische Weltordnung sind, sollen Ideologie oder Antiwissenschaftlichkeit auf Seiten der Linken auch kritisiert werden (dürfen).

  7. @ClaudiaKo

    Dass die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften so anfällig für weltanschauliche Einflussnahmen sind, liegt meines Erachtens daran, dass ihre Ergebnisse etwas mit „uns“, also „unser Selbstbild“, zu tun haben, wovon sich die Naturwissenschaft mehrheitlich emanzipiert haben.

    Sonst stimme ich Ihren Ausführungen vollkommen zu.

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