Schönes Beispiel (vielleicht auch für Schulvorträge), wie aus Mustersuche Verschwörungsmythen entstehen:

Angeblich sendet Britney Spears immer wieder Geheimbotschaften, um darauf aufmerksam zu machen, wie übel ihr es unter der Vormundschaft ihres Vaters Jamie Spears (beziehungsweise mittlerweile der Familienvertrauten Jodi Montgomery) ergehe.

Das wird jedenfalls unter dem Hashtag #FreeBritney (dasselbe bei Facebook) hingebungsvoll diskutiert.

Die Zeichen: zum Beispiel ein gelbes T-Shirt (mitten im Sommer!) und die Semiotiken „Call 911“ in ihrem Wimpernkranz (das Originalfoto findet sich hier):

Die 38-jährige Sängerin steht seit einem Psychiatrieaufenthalt 2008 unter Vormundschaft, die am 22. August neu verhandelt wird. Warum Britney vier Wochen vorher eine Riesenwelle mit „versteckten Hilferufen“ machen sollte, obwohl sie sich bald selbst vor Gericht erklären kann, ist nicht so recht ersichtlich.

Don’t believe everything you read and hear,

schrieb sie im April 2019 bei Instagram.

Nur eins ist sicher: Sollte die zwölf Jahre lange Vormundschaft demnächst aufgehoben werden, feiern Spears‘ verschwörungsgläubige Fans das als Triump für „FreeBritney“. Denn selbstimmunisierend sind Verschwörungsmythen ebenfalls.

Vice kommentiert treffend:

Die die Art und Weise, wie Fakten, Meinungen, Aussagen von „Quellen“ und vermeintliche „Hinweise“ hier durch die Netzgemeinde vermischt werden, [ist] ein Trauerspiel, in dessen Mittelpunkt zu ihrem eigenen Leid mal wieder Britney Spears steht.

Frei ist sie nicht. Aber befreien kann sie sich letztlich nur selbst. Wenn man ihr als Fan dabei helfen will, kann man ihr entweder sagen, dass man sie und ihre Musik mag – oder sie einfach in Ruhe lassen.

Zum Weiterlesen:

• Muss Britney Spears befreit werden? FAZ am 21. Juli 2020
• Wie Britney Spears von der Pop-Prinzessin zum Problemfall wurde, stern.de am 22. Juli 2020
• Was wirklich hinter #freebritney steckt, vice am 16. Juli 2020