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Warum zerschneiden Verschwörungstheoretiker ihren Personalausweis?

| 8 Kommentare

In einem Welt+-Artikel

… erzählt Giulia Silberberger von einem „aktuellen Trend“ unter Verschwörungstheoretikern – dem Zerschneiden des eigenen Personalausweises:

Bei dem kleinen ausgeschnittenen Stück handelt es sich um den RFID-Chip, der in Ausweisen eingebaut ist, um Fälschungen zu verhindern. Über ein Lesegerät können so Foto, Name, Geburtsdatum, Wohnort und Postleitzahl angezeigt werden.

https://www.facebook.com/DerGoldeneAluhut/

In den sozialen Netzwerken ist der Chip aber zunehmend Gegenstand einer Verschwörung geworden: Über ihn könne jeder Bürger dauerhaft geortet und überwacht werden, so der Vorwurf. Im Netz wimmelt es von Anleitungen, wie der Chip deaktiviert werden könne. Eine beliebte Methode ist es zum Beispiel, das Dokument für eine Minute bei 600 Watt in der  Mikrowelle aufzuwärmen.

https://www.youtube.com/watch?v=0RXgNRwoVRs&t=

Auch Mimikama hat sich mit diesem Nonsens schon beschäftigt:

Was der Mann da seinem Personalausweis entfernt hat, ist der sogenannte RFID Chip. RFID bezeichnet eine Technologie zur Lokalisierung und automatischen Identifizierung durch Radiowellen.

Was nun aber so gruselig klingt und den Herrn im Video bestätigen mag, ist aber technisch gar nicht so einfach möglich. RFID Chips wie der im Ausweis arbeiten nämlich mit NFC (Near Field Communication).

Wie der Name schon sagt, muss ein Lesegerät sehr nahe am Ausweis sein, um Daten auslesen zu können, im Falle des Personalausweises einige Zentimeter.

Theoretisch könnte man Lesegeräte produzieren, die diese Reichweite erhöhen […] Die Praxis zeigt aber, dass allenfalls eine Erhöhung bis auf wenige Dezimeter möglich ist, eine Erhöhung, wie sie in in einem anderen Video beschrieben wird („über einen Kilometer“) technisch nicht machbar, zumindest heutzutage noch nicht.

Zum Weiterlesen:

  • Kampf gegen Aluhüte, Welt+ am 22. Februar 2019
  • Lachkampf, brand eins 12/2017
  • Wie klug ist es, den Chip aus dem Personalausweis zu entfernen? mimikama am 18. Februar 2019
  • Der goldene Aluhut #73: Ein Mondwitz, volume.at am 19. Februar 2019
  • Rezension zu „Handbuch der Verschwörungstheorien“, hagalil am 27. Februar 2019
  • Facebook: Auch Moderatoren anfällig für Verschwörungstheorien, heise am 26. Februar 2019
  • A Skeptical Guide through the Conspiracy Rabbit Hole, Skeptical Inquirer Volume 43.1, January/February 2019
  • Video von SitP Wien über das europäische Forschungsprojekt COMPACT zum Thema Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 23. Februar 2019

8 Kommentare

  1. Woooow… na da haben die Herrschaften ja wieder eine supergeheime Verschwörung der Regierung aufgedeckt. Respekt!

    Dieser RFID-Chip ist so geheim, geheimer gehts nicht! Und dass in der Broschüre, die jeder zum elektronischen Personalausweis dazu bekommt, an mindestens drei oder vier Stellen auf diesen Chip eingegangen wird, hat GAR NICHTS zu sagen! Ist trotzdem geheim!

    Ich warte jedenfalls drauf, bis irgendein Reichsbürger das Telefonbuch entdeckt und da eine Verschwörungstheorie drauß bastelt.

    https://www.personalausweisportal.de/SharedDocs/Downloads/DE/Flyer-und-Broschueren/eID_Broschuere.pdf;jsessionid=5F8AB0BD81D2E36864F8827F88B0062B.1_cid322?__blob=publicationFile&v=3

  2. Oder man käuft sich eine Geldbörse die RFID abschirmt. Preiswert in jedem Lederwarengeschäft zu erwerben. (Manchmal hilft Alufolie tatsächlich. ;) )

  3. Oder man lässt den Personalausweis einfach zu hause in einer Schublade liegen.

  4. Kilometer-Reichweite für RFID-Leser wird es nie geben. Die Reichweite sinkt mit der 2. Potenz der Entfernung, und das gilt für beide Richtungen.

    Mit einem Leser in 1km Abstand zur Karte würde das Signal querende Vögel grillen (ist verboten), und der Empfänger des Kartenlesers müsste gleichzeitig um Einiges empfindicher sein als GPS-Empfänger (dass das jemand hinbekommt, ist bei derart schwachen und außerdem kurzen Signalen verdammt unwahrscheinlich).

  5. Ha, Ha
    So ein Chip ist doch lächerlich…jeder, der ein Smartphone hat, wird dauernd bespitzelt, sogar Audioaufnahmen werden gemacht und ausgewertet.
    Datenschutz? Privatsphäre? – Das gibt es schon lange nicht mehr…

  6. @ Ralf i.V.:

    „sogar Audioaufnahmen werden gemacht und ausgewertet“

    Und wer macht das?

  7. @noch’n Flo
    „sogar Audioaufnahmen werden gemacht und ausgewertet“

    Ich weiß zwar nicht, was der Vorredner meinte, aber zur Spracherkennung werden Audioaufnahmen gemacht, versendet und ausgewertet. Siehe z.B.: https://www.bfdi.bund.de/DE/Home/Kurzmeldungen/DSkompakt_Sprachassistenten.html

    Das reicht natürlich nicht zur Superverschwörung, aber über die Risiken sollte man sich bewusst sein.

  8. Man sollte den VT`lern mal sagen,das der sicherste Platz fürn Perso im Mund ist,
    Amalganplomben schirmen die Signale ab!
    Und dann hört sich der VT`ler auch noch wirklich richtig unverständlich an!!!
    Muhahahahha

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