Gestern machte die AOK Plus (Sachsen und Thüringen) Negativ-Schlagzeilen wegen ihrer dreisten Homöopathie-Lügenwerbung:
Heute erklärt der Vorsitzende des AOK-Bundesverbands:
In einem MedWatch-Interview sagte Martin Litsch:
MedWatch: Als Vorstand der AOK NordWest haben Sie einen Tarif für Homöopathie eingeführt.
Litsch: Ja, weil sehr viele Kunden das nachgefragt haben. Mit Blick auf die Marktsituation müssen sie schon sehr tapfer sein, diesen Wahltarif nicht einzuführen.
Würde es helfen, wenn das Bundesgesundheitsministerium den Kassen die Erstattung verbieten würde?
Natürlich würde das die Situation grundlegend ändern. Wir setzen uns immer für Evidenz in der Medizin ein, ich würde es in jedem Fall unterstützen.
Es geht bei den Kassen also um rein werbliche Erwägungen.
Dann sollte sich der Herr Spahn wohl baldmöglichst mit G-BA-Chef Josef Hecken zusammensetzen, der schon länger die Streichung der Homöopathie aus den Satzungsleistungen der Kassen fordert.
Und was fällt den Oberlobbyisten der Zauberzucker-Zunft dazu ein?
Wenig mehr als sinnbefreite Rechenschiebereien:
Da verweisen wir doch gerne nochmal auf unseren Blogpost „Nichts ist immer zu teuer“, Frau Bajic.
Und die #Globukalypse rollt weiter:
- Laut Insight Health wurden im ersten Halbjahr erneut weniger Homöopathika verkauft.
- In Frankreich gerät die Homöopathie zunehmend unter Druck.
- Die Spiegel-Ausgabe über pseudomedizinischen Humbug verkaufte sich überdurchschnittlich gut (und der parallel erschienene Focus-Titel über Schwurbel-Professor Grönemeyer „unter dem Soll“).
Und wer kämpft mit Zähnen und Klauen für den Bestandsschutz der Homöopathie?
Die pharmazeutische Industrie.
Kann man sich nicht ausdenken.
Zum Weiterlesen:
- AOK-Chef Martin Litsch: „Wir würden ein Verbot der Homöopathie-Erstattung unterstützen“, MedWatch am 18. September 2018
- Globukalypse: G-BA-Chef gegen Apothekenpflicht und Erstattung für Homöopathika, GWUP-Blog am 13. September 2018
- Homöopathie-Debatte: Diese Hersteller sind am stärksten betroffen, apotheke adhoc am 14. September 2018
- Homöopathie in Frankreich: Ein Streit um Geld und Glauben, Spiegel-Online am 17. September 2018
- Cover-Check: Der Spiegel punktet mit dem “Boom der Alternativmedizin”, stern und Focus unter Soll, meedia am 18. September 2018
- Jetzt anmelden: „Evidenz und Wunderheilung“ in Berlin, GWUP-Blog am 7. September 2018
- EBM-Netzwerk: Forderung nach mehr Evidenzbasierung im Leistungskatalog der GKV, GWUP-Blog am 4. September 2018
- Bento: Warum immer mehr Krankenkassen Globuli zahlen, obwohl sie nichts bringen, GWUP-Blog am 27. April 2018
- Globukalypse: Kassenaufsicht kritisiert Homöopathie-Erstattung, GWUP-Blog am 10. April 2018
- Nachgefragt 014: „Was ist evidenzbasierte Medizin?“ vom 14. Juni 2018
18. September 2018 um 20:21
Tja.
Die Fronten klären sich. Wird auch Zeit.
19. September 2018 um 08:00
Habe ich schon mal an anderer Stelle im Netz geschrieben, aber die Idee gefällt mir, daher hier noch einmal:
Meinetwegen können die homöopathischen Mittel in der Apotheke bleiben. Voraussetzung: Die Hersteller liefern zu jedem Mittel eine reproduzierbare homöopathische Arzneimittelprüfung (doppelt verblindet, randomisiert, placebokontrolliert). Ich denke, das wäre sogar im Sinne der Homöpathen. Die könnten dann sicher sein, wo D200 xyz drauf steht, da ist das auch drin.
Mittel, für die diese Prüfung nicht erfolgreich ist, die kommen dann ins Süßwarenregal im Supermarkt.
Ok, niedrige Potenzen wären hier nicht so betroffen, aber Arsen D1 gibt es auch so nicht im Verkauf.
19. September 2018 um 09:28
Was für eine Heuchelei der AOK! Absolut ekelhaft!
19. September 2018 um 12:38
Der AOK-Chef ist da wenigstens ehrlich: Es geht ums Geldverdienen und nicht ums Patientenwohl. Er kann sich ja in der Fiktion der vorgeschalteten „Beratung“ durch Ärzte, Heilpraktiker und Apotheker sonnen.
Die Frau Bajic argumentiert dagegen m.E. unehrenhaft: Egal, ob es 0,223% oder 0,00001% sind, die eingespart werden könnten: Es sind 100% ihres eigenen Einkommens, um die es ihr geht.
19. September 2018 um 15:26
„Evidenz hin oder her“:
DZVhÄ verabschiedet sich endgültig von jeder evidenzbasierung.
https://twitter.com/homeopathy_inh/status/1042016335054741504
19. September 2018 um 18:47
Dass die pharmazeutische Industrie kritisiert, ist doch klar: ein Mittel, das umso wirksamer ist, je weniger man davon braucht, ist doch ein ökonomischer Traum.
20. September 2018 um 11:40
In Paris hat die oberste Gesundheitsbehörde des Landes eine Überprüfung der Wirksamkeit homöopathischer Mittel eingeleitet – deren Resultat das Ende der Erstattungsfähigkeit bedeuten kann.
https://m.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/internationales/stunde-der-wahrheit-fuer-die-homoeopathie/