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Pro und Contra: Im Fernsehen über Esoterik diskutieren?

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Interessantes Pro und Contra zu einem auch hier bei uns häufig angesprochenen Thema:

„Science Buster“ Florian Freistetter erklärt in seinem Blog, warum er nicht in Talkshows über Esoterik diskutiert.

Der Chemiker und Wissenschaftsautor Marco Körner ist anderer Ansicht:

Man verliert auch, wenn man sich der Diskussion gar nicht erst stellt.“

Wir sehen es ähnlich.

Zum Weiterlesen:

  • Wissenschaft vs. Esoterik: Verstecken hilft auch nicht, marcokoerner.com am 21. März 2018
  • Warum ich in Talk Shows nicht über Esoterik diskutiere, Astrodicticum simplex am 13. März 2018
  • Impfen und die Verantwortung der Medien, psiram am 24. Februar 2015
  • Hilfe, ich bin im Fernsehen! naklar am 28. Januar 2013
  • Hex und hopp: Skeptiker im TV, GWUP-Blog am 29. Januar 2013
  • Kein Schweigeschutz für Scharlatanerie, Skeptiker 1/2008

16 Kommentare

  1. Die Angehörigen des internationalen Wissenschaftsbetriebs haben wohl eher Angst um ihre Reputation und damit um ihre Karrierechancen.

    Florian Freistetter kann man das vermutlich nicht unterstellen, aber den meisten anderen schon. Deshalb halten sich auch so viele pseudowissenschaftliche Mythen in der Bevölkerung, denn als seriöser Wissenschaftler beschäftigt man sich einfach nicht mit „sowas“.

    Leider, denn mit einigen hochwertigen Studien durch renommierte Forscher könnte man zumindest einige der Mythen ein für alle Mal beseitigen.

    Aber es bringt halt mehr Anerkennung nachzuweisen, dass etwas wirkt, als dass etwas nicht wirkt.

  2. Ich kann Florian Freistetters Argumentation schon nachvollziehen. In vielem hat er recht, aber, wie Marco Körner schreibt, man kann nicht nicht kommunizieren. Und wenn man den Esoterikern die Bühne überlässt, können die eben ungebremst und unkorrigiert ihren Unsinn verbreiten und Jünger sammeln. Das sollte man so gut wie möglich verhindern, oder den Effekt wenigstens abmildern.

    Marco Körner trifft es auf den Punkt:
    Das Ziel in einer solchen Debatte ist es deshalb nicht, die andere Seite mit sachlichen Argumenten zu überzeugen. Das Ziel ist nämlich das Publikum. Es geht darum, die Unsinnigkeit der Pseudowissenschaften öffentlich zu machen.

  3. Ich bin da eher der Meinung von Hr. Körner.

    Stichwort Gisch-Galopp: muss man denn unbedingt mit galoppieren?
    Vielmehr kann man doch den Galoppierenden versuchen zu stoppen und auf eine Sache/Aussage festnageln.

    Gerade in Sachen Homöopathie gibt es dermaßen viele leicht zu entlarvende Aussagen, dass man es in einer Diskussion nicht erlauben sollte, von einer Behauptung zur nächsten zu springen, ohne das die erste bis ins letzte Detail auseinandergenommen wurde.

    Beispiel: wer behauptet, Verunreinigungen im Wasser, welches für die Verdünnungen genommen wird, würden sich nicht mit potenzieren, sollte nicht so einfach davon kommen, sondern ein Erklärungsmodell liefern.
    Man kann Situationen herstellen, in denen Schlangenölverkäufer in Erklärungsnot kommen und selbst die besten Argumente gegen die eigene Sicht hervorbringen (müssen).

  4. @nota.bene: Die Mythen kann man leider eben nicht so einfach durch hochwertige Studien beseitigen. Es ist ja nicht so, dass den vielen pseudowissenschaftlichen Mythen zu wenig ausreichend belegte und wissenschaftlich fundierte Hin- und Beweise gegenüberstehen. Wenn das so wäre, würde schon lange niemand mehr von Homöopathie, Chemtrails oder ähnlichem sprechen.

  5. Jedem sollte überlassen werden, ob er sich der Öffentlichkeit in solchen medialen Diskussionen beteiligt oder nicht. Nicht jeder besitzt das passende Nervenkostüm dafür. Ich habe es auch nicht. Natürlich bin ich denen dankbar die dazu in der Lage sind, weil auch ich es wichtig finde, dass solche Diskussionen stattfinden. Aber ich persönlich überlasse das Feld denen die es können.

  6. @vincent: Schön wär’s. Einen geübten Gish-Galoppierer kriegt man kaum je festgenagelt. Auf egal was man sagt kontert er mit einem neuen Schwall von irrelevanten, ablenkenden oder beleidigenden Behauptungen oder Unterstellungen. Der geht auf nichts ein, sondern weicht aus und ersäuft einen in Worten. Entweder man wird ärgerlich, dann gilt „Wer schreit hat unrecht“, oder man gibt entnervt auf, weil der einfach den längeren Atem hat. Game over.

  7. Ich bin am überlegen, ob man denn überhaupt die rationale Position nur als Gegensatz zur irrationalen, esoterischen begreifen muss?!

    Ist es denn nicht an sich immer eine Chance, die wissenschaftlich-kritische Sicht darzulegen, nicht um der Ausgewogenheit willen, sondern weil es richtig ist, Wissen zu verbreiten? Muss doch gar nicht immer „nur“ als Reaktion auf Quatsch geschehen.

    Jede Chance, die sich bietet, steht auch für sich. Und in Bezug auf solche Diskussionsrunden denke ich eher, dass Emotionen mehr entscheiden als das Gegenüberstellen von Fakten oder das Debunken von Falschaussagen.

    Das wird irgendwie gerade von Skeptikern gern vergessen ;-)

  8. @ Natalie Grams

    „Und in Bezug auf solche Diskussionsrunden denke ich eher, dass Emotionen mehr entscheiden als das Gegenüberstellen von Fakten oder das Debunken von Falschaussagen.“

    Das denke ich nicht. Ja, sie werden beeinflussen, aber entscheiden?

    „Das wird irgendwie gerade von Skeptikern gern vergessen ;-)“
    Soll heißen?

  9. Wenn Menschen sich immer für Fakten entscheiden würden, müssten wir hier doch gar nicht diskutieren, wie man sie vermittelt ;-) Was ich meine ist, dass das Wie des Gesagten mindestens so entscheidend ist wie das Was.

  10. @Natalie Grams

    Aber diese Emotionen sollten nicht aus einem „Vakuum“ kommen. Es ist bestimmt nicht von Nachteil wenn auch Emotionen ein solides Faktenfundament haben. Emotionen mögen das Werkzeug des Gemüts sein, Fakten sollten aber das Werkzeug des Rationalen, des Aufgeklärten sein. Und man muss das noch nicht ein mal trennen.

    Auch rationale und aufgeklärte Menschen besitzen ein Gemüt. Es ist sicherlich nicht falsch bei einer Diskussion seinem Gegenüber, mittels Emotionen, zu signalisieren wie verzweifelt oder genervt man doch inzwischen ist oder sein kann, wenn beispielsweise immer wieder die gleichen, schon längs widerlegten Sachverhalte, in die Diskussion geworfen werden und ähnliches. Das steht absolut jedem zu der sich an Diskussionen beteiligt.

    Aber in den Emotionen sehe ich eben diesen Fundament nicht sondern eher in den Fakten.

    Und ich gebe ja auch zu, dass ich auch gerne Diskussionen verfolge wenn es emotional wird *gg Ich stamme ja auch nur von Primaten ab ;)

  11. Öffentliche Pro & Contra-Diskussionen über Esoterik funktionieren am besten, je weniger man pro & contra diskutiert.

  12. @ Natalie Grams

    „Was ich meine ist, dass das Wie des Gesagten mindestens so entscheidend ist wie das Was.“

    Gut, dann habe ich Sie richtig verstanden.

    Genauso ist es ja auch in der Show-Branche. Da gibt es z. B. ausgezeichnete Täuschungskünstler (im Volksmund: Zauberkünstler) die sich aber in ihren Shows nicht gut verkaufen können und ihr Erfolg deshalb geringer ist als der von Kollegen, die als Profi verstanden haben, dass nicht nur zählt, was man zeigt, sondern auch – oder ganz besonders – WIE man es zeigt bzw. präsentiert! Und der vielleicht schlechtere „Tricktechniker“ hat mehr Erfolg als der Gute, weil er vom Publikum aufgrund seiner besseren Ausstrahlung besser ankommt. Das Gleiche findet man auch oft bei Moderatoren.

    Nur bin ich der Meinung, dass es bei wissenschaftlichen Diskussionen eigentlich mehr auf Fakten ankommen sollte. Aber es stimmt: In TV-Sendungen kommt ein „unsympathischster“ Skeptiker sicher nicht so gut rüber als ein freundlicher netter Skeptiker.

    „Das wird irgendwie gerade von Skeptikern gern vergessen ;-)“

    Also wenn ich mir die vielen TV-Auftritte von Bernd Harder anschaue, dann wird deutlich, wie man es richtig macht. Denn Herrn Harder gelingt es immer wieder aufs Neue, Fakten äußerst sympathisch und für den Zuschauer leicht verständlich zu vermitteln. Wer ihn sieht, spürt sofort „Ein angenehmer Mensch, dem man sehr gern zuhört.“ Aus meiner Sicht: Vorbildlich!

  13. Emotionen sind das Salz in der Suppe. Man sollte sich mal die großen Reden von Politikern und Demagogen anschauen.Die Anwesenden applaudieren diesen Leuten nicht nur wegen möglicher Fakten die so vortragen sondern wegen der Gefühle, die sie antriggern und anheizen.

    Beispiele: „, „America first !“ oder „Wir schaffen das“ etc… Die Menschen sollen hier suggestiv von Gefühlen die man ihnen impliziert mitgerissen werden, ohne zu denken ! Die Nazis hatten mit Goebbels einen Propagandaminister,der diese Manipulation der Massen (leider) meisterhaft beherrschte.

    Auf emotionaler Ebene erreicht man beinahe alle Menschen,was beim Wissen und bei Fakten leider nicht möglich ist…

  14. Mir scheint eines der Probleme zu sein – und das habe ich an verschiedenen Stellen schon behandelt – dass der „Boden“ für das Entlarven von Unsinn in medialen Gespächsrunden allzu wenig vorbereitet ist. Will sagen, die Medien selbst sorgen noch allzu oft dafür, dass eine falsche „Ausgewogenheit“ dem geneigten Zuschauer präsentiert wird, schon in den Ankündigungen geht es immer um ein pseudoausgeglichenes Pro und Contra. Der Journalismus darf schon Stellung beziehen, wenn es um offensichtlichen Blödsinn geht, da ist „Ausgewogenheit“ keine Tugend.

    Immer wieder kommen Ankündigungen von Sendungen so etwa in dem Gewand daher, na, da geben wir doch mal den Skeptikern Gelegenheit, auch was zu sagen… Mit Ankündigungsfragen wie „Wirkt Homöopathie?“ oder „Homöopathie – Heilung oder Humbug?“ Warum schreibt man nicht „Eine Heilslehre aus alten Zeiten – Unsinn im Gewand verantwortlicher Medzin“ – und zwar ohne Fragezeichen…

    Ausnahmen bestätigen die Regel, und sie nehmen erfreulicherweise zu. So wie vor kurzem bei ServusTV, wo sinnvollerweise vor der Diskussionsrunde im Hangar 7 der exzellente Beitrag von Addendum zur Homöpathie lief und sinnvoll den Boden bereitete für die Bewertung der folgenden Debatte.

    Für mich erhebt sich gelegentlich die Frage, ob man mal alle Freundlichkeit beiseite lassen sollte und den Vertretern der Wahnsinnsfraktion offen ins Gesicht sagen sollte, dass man bei ihnen nur mit Schopenhauer fragen könne: Ist dies nun Dummheit oder Niedertracht?

    Bei Prof. Frass z.B. neige ich dazu…

    Ich kann Florian Freistetter gut verstehen, teile aber seine Ansicht ganz und gar nicht.

  15. @Martin

    Das ist eben die Kunst die man bei solchen Diskussionen beherrschen sollte. Im Rausch der Emotionen Wissen zu vermitteln und in der Argumentation konsistent zu bleiben *gg Ja ja.. ich muss schon an der Stelle grinsen ;) Zumindest wenn ich so an die eine oder andere öffentliche Diskussion so denke, bei denen mit zunehmender Hemmungslosigkeit der Gefühle sich die rhetorischen Katastrophen ihren weg durch so eine Talkrunde bannte.

    Ich erinnere mich da sehr wage an Nina Hagen und Joachim Bublath *g Ach ja…

    Und nein… nicht dass wir uns jetzt falsch verstehen. Ich mag Nina Hagen, so ist das nicht. Ich mag sie wirklich. Aber sie hat trotzdem eine an der Waffel ;) Und wenn sie in ihren Innersten immer noch ein klein wenig… ein bisschen Punk geblieben ist so wie ich, dann wird sie mir das nicht übel nehmen.

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