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Facebook ohne jeden Plan: Quack wird wiederhergestellt, die Aufklärung darüber gelöscht

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Ist Facebook dabei, sich “dieses Jahr einen Goldenen Aluhut zu verdienen”, wie einige Kommentatoren meinen?

Jedenfalls herrscht bei Facebook derzeit heillose “Verwirrung statt klarer Regeln”, was das Vorgehen gegen Fake News, Verschwörungstheorien und Quacksalber angeht, schreibt auch MedWatch.

So sind mittlerweile einige gelöschte Quack-Gruppen wiederhergestellt worden. Oder es gibt ein unverständliches Hin und Her darum. Als Beispiel nennt MedWatch die Gruppe „MMS-Einläufe nach Klinghardt & Kalcker“:

Facebook habe „festgestellt, dass sie nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstößt“, erklärt das Unternehmen noch am Montag vergangener Woche – obwohl in dieser Gruppe auch der Austausch über die rektale Anwendung des Produktes gepflegt wird. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat allerdings bereits seit 2012 vor MMS gewarnt.

Später nahm Facebook die Gruppe dann doch offline. Dienstag war sie dann erneut freigeschaltet, später am Tag verschwand sie jedoch wieder aus dem sozialen Medium.”

Offenbar hat Facebook keinerlei taugliche Kriterien zur Hand, um Gruppen inhaltlich und ihrer Intention nach realistisch zu beurteilen. Das betrifft sowohl bedenkliche Nonsens-Propagandisten als auch die Aufklärung über deren Machenschaften.

Derzeit scheint es zu reichen, dass Chlorbleiche-Säufer, Chemtrail-Gläubige und Ufo-Freaks missliebige Kritiker einfach massenhaft melden und Facebook springt ihnen willfährig zur Seite.

Prominente Opfer sind aktuell zum Beispiel Die lockere Schraube – Aufklärung über die Verschwörungsszene und Nothing but the Truth – Aktiv gegen Chemmies und andere VT’ler.

Letztgenannte Gruppe wurde im vergangenen Jahr bei einer Konferenz der Parlamentarischen Versammlung des Europarats zum Thema Verschwörungstheorien ausdrücklich empfohlen. Die Mitbegründerin Stephanie Wittschier ist darüber hinaus ein gefragter Gesprächspartner der Leitmedien wie zum Beispiel der FAZ.

Bei den Ruhrbaronen hat Co-Admin Kai Wittschier (NbtT und Lockere Schraube) einen Beitrag über den Vorgang veröffentlicht:

Aus unserer Sicht handelt Facebook hier willkürlich. Es ist eine Art Losverfahren, welche Gruppe oder Seite denn heute dran glauben muss. Eine wirkliche Struktur ist nicht erkennbar. Was in den Gruppen steht, scheint ziemlich egal. Mit den Reaktionen auf das NetzDG hat sich FB keinen Gefallen getan.”

Für die Lockere Schraube ist derzeit eine Ausweichseite angelegt worden.

Auf Anfrage sagte uns Stephanie Wittschier:

Wieso dürfen Tier- und Kindesmisshandlungsgruppen (was MMS-Gruppen zum Teil nun mal sind) auf Facebook weiterhin existieren und weiterhin Chlorbleich-Einläufe bei Kinder empfehlen und Misshandlungen von Tieren – und solche Gruppen und Seiten wie die unsere, die über die Gefahren der MMS- und anderen Verschwörungsgruppen aufklären und vor ihnen warnen, werden gelöscht oder blockiert?

Da läuft doch gewaltig etwas falsch. Wir sind der Auffassung, dass es höchste Zeit wird, dass Facebook endlich einmal damit anfängt, sich Seiten und Gruppen genau durchzulesen.”

Da Facebook üblicherweise keinerlei Auskunft gibt (auch MedWatch und uns nicht), werden Nothing but the Truth und Die Lockere Schraube juristischen Beistand einholen.

Hoffnungen auf ein dauerhaftes Ende der Aufklärung brauchen Chemmies und Schwurbler indes nicht zu hegen:

Unsere User sollen sich keine Sorgen machen, wir werden immer wiederkommen und weiterhin aufklären über die irrwitzige, aber leider auch sehr gefährliche Verschwörungsszene. Uns wird man nicht so leicht los.”

Update vom 17. Februar: Die lockere Schraube ist mittlerweile wieder freigeschaltet worden.

Zum Weiterlesen:

  • Gefährliche Gesundheitsinfos: Facebook schafft keine Transparenz, medwatch am 14. Februar 2018
  • Facebook und das undurchsichtige Löschsystem, Ruhrbarone am 13. Februar 2018
  • Facebook bekommt ein Image-Problem, Südkurier am 14. Februar 2018
  • Facebook will Gruppen-Nutzung stark ausbauen, derStandard am 9. Februar 2018
  • Großes Mimimi: Facebook sperrt die Chlorbleiche-Säufer, GWUP-Blog am 3. Februar 2018

3 Kommentare

  1. Mit wahllos Sperren und der üblichen intransparenten Arroganz wird Facebook sich nicht mehr lange behaupten können:

    „Facebook ist in ernsthaften Schwierigkeiten – die Abwärtsspirale hat begonnen„. „Facebook sollte wie die Zigarettenindustrie reguliert werden.“ Wohl kaum ein Internet-Konzern steht aktuell so unter Beschuss wie das einstige Vorzeige-Startup Facebook.“

    http://meedia.de/2018/02/12/digitaler-sumpf-unilever-droht-facebook-wegen-fake-news-und-hassrede-mit-anzeigenentzug-aktie-gibt-nach/

    http://meedia.de/2018/02/15/investmentlegende-george-soros-facebook-macht-suechtig-wie-ein-casino/

  2. Mit wahllos Sperren und der üblichen intransparenten Arroganz wird Facebook sich nicht mehr lange behaupten können:

    Scheint da auch so angekommen zu sein:

    „Wir arbeiten hart daran, diese Risiken zu neutralisieren „, schrieb der Facebook-Produktmanager Samidh Chakrabarti in einem Blog-Eintrag im Januar. Facebook wolle 10.000 Mitarbeiter einstellen, die hasserfüllte Inhalte löschen sollen.

    Wobei „hasserfüllt“ nicht unbedingt gutes ahnen lässt was inhaltliche Kriterien angeht.

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