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Neue Forderung: Auch der Heilpraktiker für Psychotherapie gehört abgeschafft

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Es kommt etwas in Bewegung.

Nach der Bundespsychotherapeutenkammer fordert auch die rheinland-pfälzische Landespsychotherapeutenkammer und Landesärztekammer die Abschaffung der beschränkten Heilpraktikererlaubnis (Heilpraktiker für Psychotherapie).

Wir sind der Meinung, dass das Heilpraktikergesetz aus dem Jahre 1939 nicht mehr zeitgemäß ist und im Sinne der Patientensicherheit dringend kritisch hinterfragt werden muss“, sind sich die beiden Kammerpräsidenten einig.

„Angesichts der weitreichenden Befugnisse eines Heilpraktikers, die Heilkunde am Menschen ausüben zu dürfen, ist eine Prüfung beim Gesundheitsamt, in der geschaut wird, ob von der Person Gefahren für die Volksgesundheit ausgehen, vollkommen unzureichend.“

Mit dem „Heilpraktiker für Psychotherapie“ befasst sich auch der Science-Blog Gesundheits-Check:

Soll man also die Psychotherapie-Heilpraktiker abschaffen? Oder soll man ähnlich, wie es das Papier des Münsteraner Kreises vorschlägt, auch hier eine „Kompetenzlösung“ anstreben und z.B. für fachlich vorqualifizierte Berufe, z.B. Heilerziehungspfleger, Logopäden oder Ergotherapeuten, einen auf bestimmte Tätigkeitsbereiche spezialisierten „psychosozialen“ Heilpraktiker einführen?“

Parallel dazu hat das Deutsche Ärzteblatt eine Studie über die Empathiefähigkeit von Ärzten veröffentlicht:

In einigen Fällen scheint den Ärzten die Empathiefähigkeit im Verlauf ihrer Laufbahn verloren zu gehen, vermuten die Autoren. Könnte dies an der Belastung durch bürokratische Arbeiten liegen, fragen sie. Ein Viertel ihrer Arbeitszeit müssen Therapeuten heute für Schreibtätigkeiten und Protokolle verwenden. Da bleibe der persönliche Kontakt zu den Patienten vielleicht auf der Strecke.“

Damit sollte die nächste Forderung an die Politik klar sein:

Zum Weiterlesen:

  • Heilpraktiker Psychotherapie – abschaffen oder aufwerten? Gesundheits-Check am 26. August 2017
  • Bundespsychothe­rapeutenkammer will heilpraktischen Psychotherapeuten abschaffen, aerzteblatt am 24. August 2017
  • „Wir sind keine Lobby“: Initiatorin Prof. Schöne-Seifert zum Heilpraktiker-Memorandum, GWUP-Blog am 25. August 2017
  • Das Münsteraner Memorandum und die Heilpraktiker-Zahnärzte, GWUP-Blog am 24. August 2017
  • „Ekelhafte Lobbyistenaktivität“: Münsteraner Kreis zu den Heilpraktiker-Vorwürfen, GWUP-Blog am 22. August 2017
  • Abschaffen oder reformieren: GWUP unterstützt Appell zur umfassenden Neuregelung des Heilpraktikerwesens, GWUP-Blog am 21. August 2017
  • The German ‘Heilpraktiker’ is a dangerous and anachronistic nonsense, edzardernst am 23. August 2017
  • Zeit, Geschlecht, Herkunft: Was die Empathiefähigkeit von Ärzten beeinflusst, aerzteblatt am 25. August 2017
  • Heilpraktiker: Notwendig oder nutzlos? dieausrufer am 1. September 2013
  • Heilpraktiker als Psychotherapeuten, GWUP-Blog am 28. Juli 2013

15 Kommentare

  1. Die Antwort der Politik auf die am Ende gestellte Frage wird sein, dass man darauf vertraut, dass die mündigen Patienten die für sie richtige Therapieform finden.

    So wie der mündige Bürger auch in vielen anderen Fällen die Ausrede dafür ist, wenn man nichts tun will.

    Beim Bemühen um bessere Impfraten fällt der Politik die Toleranz gegenüber spinnerten Heilpraktikern (wie hoch wird ihr Anteil an der Berufsgruppe sein? Keiner weiß es!) dann wieder auf die Füße.

    Zu dumm aber auch.

  2. Es gibt einen einzigen Fall, wo der HP für Psychotherapie einen Sinn haben könnte (mit der Betonung auf KÖNNTE, und in Übereinstimmung zu den analogen Forderungen des Müsteraner Kreises):

    Nämlich bei fertigen Masterabsolventen der Psychologie, die sich nicht in den klinischen Verfahren weiterbilden mögen.

    Hierzu sei mir erlaubt, etwas auszuholen: Nach dem Studium, das heutzutage mit dem Master abschließt, haben Psychologen keine Approbation (im Gegensatz zu Ärzten), sondern müssen für diese als psychologischer Psychotherapeut noch eine postgraduale Weiterbildung durchlaufen.

    Im Gegensatz zu einer Weiterbildungszeit ist diese aber nicht nur unbezahlt, sondern kostet im Gegenteil auch viel Geld, das bei Instituten für Kurse, Seminare und so weiter ausgegeben werden muß und dauert mehrere Jahre.

    Das heißt, dass wir es mit einem sehr kleinen privilegiertem Kreis zu tun haben, der sich solch ein anachronistisches „Lehrgeld“ überhaupt leisten kann. Diskussionen über ein Studium der Klinischen Psychologis, welches direkt zur Approbation führt, wurden bislang von den psychotherapeutischen Berufsverbänden vehement abgelehnt, und ich mutmaße mal, daß es hier um Konkurrenzneid und wegbrechende Einnahmen aus der postgradualen Ausbildung gehen dürfte.

    Ich kann jeden mit dem Studium fertigen Psychologen verstehen, der sich das nicht antun mag oder kann, weil ihm das Geld fehlt.

    Ergo: Wenn Abschaffung des HP füür Psychotherapie, dann zunächst nur für Nichtstudierte, und danach gerne komplette Abschaffung (aber eben erst dann!), wenn die Psychotherapeutenausbildung endlich reformiert worden ist.

  3. @ borstel:

    Sie beschreiben die Motivation vieler Psychologen, am HP festzuhalten, ganz zutreffend. Zwei ergänzende Anmerkungen:

    1. Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, statt durch die HP-Lösung mit den Weiterbildungskosten auch die Weiterbildung selbst einzusparen, eine bezahlte Weiterbildung einzuführen (wobei sich ein kleinerer Teil der Weiterbildungskosten auch jetzt schon über die Behandlungsfälle refinanziert). Die Weiterbildungsinhalte sind wichtig, auch für Psychologen, weil das Psychologiestudium das bisher auch bei einem Schwerpunkt Klinische Psychologie nicht vollumfänglich leistet (z.B. was die Praxis angeht) und zudem Psychologen ja auch andere Studienschwerpunkte, z.B. ABO-Psychologie etc., haben können.

    2. Davon abgesehen: Die Reform der Psychotherapieausbildung steht bevor, es könnte durchaus auf eine Master=Approbationslösung hinauszulaufen: http://www.dgvt.de/aktuell/verein/positionen-stellungnahmen/ausbildungsreform/aktuelles/

  4. Es gibt eine drastische Unterversorgung an Therapeuten mit Kassenzulassung, Wartezeiten von bis zu einem Jahr sind eine Zumutung für die betroffenen Patient*innen. Wenn da vom anderen Ende, den privat zu honorierenden Psychotherapien, etwas Entlastung kommt, finde ich das nur gut. Und in der Psychotherapie spielt vor allem die Erfahrung eine große Rolle, weniger die Ausbildung, die sich offenbar über weite Strecken wie ein Statistik-Studium anfühlt.

    Es scheint hier den Verbandsfunktionären nur um die Erhaltung von Pfründen zu gehen. Wenn sie sich für die unterversorgten Patient*innen interessierten, würden sie mehr Kassenzulassungen fordern.

  5. @ Rolf Mueller:

    „Und in der Psychotherapie spielt vor allem die Erfahrung eine große Rolle, weniger die Ausbildung, die sich offenbar über weite Strecken wie ein Statistik-Studium anfühlt.“

    Erfahrung kann aber niemals die Grundlagen aus dem Studium ersetzen. Die HP-Psychotherapeuten haben diese aber nicht (und was sie für „Erfahrung“ halten, ist oft auch recht abenteuerlich).

    „Es scheint hier den Verbandsfunktionären nur um die Erhaltung von Pfründen zu gehen. Wenn sie sich für die unterversorgten Patient*innen interessierten, würden sie mehr Kassenzulassungen fordern.“

    Das tun sie doch schon seit langem.

    Sorry, aber „wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.“ ((c) D. Nuhr)

  6. @noch’n Flo:

    Was auch zunehmend klarer wird, ist, dass wir die (angeblich) besondere Fähigkeit von Heilpratikern zur „Empathie“ und zum „Zuhören“ nicht überschätzen sollten.

    Die Heilpraktiker-Kommentare hier

    http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2017/08/26/heilpraktiker-psychotherapie-abschaffen-oder-aufwerten/

    sind an Fanatismus, Ignoranz, Borniertheit, Kenntnislosigkeit, Unbelehrbarkeit, Aggressivität etc. kaum zu überbieten.

    Erschreckend.

    Jeder Politiker sollte das mal lesen, bevor er/sie das Heilpraktikerwesen verteidigt.

  7. Andere Online-Medien machen gerade identische Erfahrungen mit Heilpraktikern:

    „Wenn der „Reinkarnationstherapeut“ gegen Aufklärung wettert“:

    https://hpd.de/artikel/wenn-reinkarnationstherapeut-gegen-aufklaerung-wettert-14724

  8. @Bernd Harder

    Nennen wir das Kind doch beim Namen. Es geht den kommentierenden Heilpraktikern schlicht um das, was sie den Ärzten, dem Münsteraner Kreis, der Pharmaindustrie usw. immer vorwerfen: Besitzstandswahrung, Knete, gesellschaftliche Anerkennung und Wohlwollen.

    Sie sind jetzt aufgeschreckt, weil ihre Schamanentätigkeit unter kritische Beobachtung kommt, und sie feststellen, dass ihre Argumente weniger denn nichts wert sind.

    Letztendlich ähneln sie in ihrem Verhalten sehr ihren Brüdern und Schwestern im Geiste, den Homöopathen mit den entprechenden Lobbyverbänden.

  9. @Rolf Mueller

    „Es scheint hier den Verbandsfunktionären nur um die Erhaltung von Pfründen zu gehen. Wenn sie sich für die unterversorgten Patient*innen interessierten, würden sie mehr Kassenzulassungen fordern.“

    Bei welchem Verband sind Sie denn Funktionär?

    Wie die richtig konstatieren ist das Angebot an approbierten Psychotherapeuten zu gering um den Bedarf zu decken. Pfründe zu verteidigen ist damit nicht nötig.

    „Psychotherapeuten“ nach dem HPG sehen allerdings ihre Rechtsgrundlage bedroht und verteidigen (wenig überzeugend) ihre Einnahmequelle.

  10. @ Universallaie:

    Es gibt keine „Psychotherapeuten nach dem HPG“. Die Berufsbezeichung „Psychotherapeut“ ist in Deutschland durch Gesetz den approbierten Fachleuten vorbehalten, Heilpraktiker dürfen sich nicht so nennen.

  11. @Joseph Kuhn

    Deswegen hatte ich die Anführungszeichen nur um ‚Psychotherapeuten‘ gesetzt, sorry wenn das dennoch missverständlich war.

  12. >> Es geht den kommentierenden Heilpraktikern schlicht um (…) Besitzstandswahrung, Knete, gesellschaftliche Anerkennung und Wohlwollen

    Ja aber das können die doch alles bekommen, wenn sie sich der Münsteraner Initiative anschließen!!

    Endlich eine anerkannte Ausbildung, endlich Rechtssicherheit, endlich eine Kassenzulassung, endlich raus aus dem Zwielicht, endlich ein konstruktiver Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitssystems.

    Nur der Anspruch, das alles ganz ohne oder mit unregulierter Ausbildung und mit Jodeldiplomen haben zu wollen, dieser Anspruch muss aufgegeben werden. Kann man ja irgendwie auch verstehen.

    Die ganzen Glaubenskrieger, die jetzt rumbrüllen und ihren Hass rauslassen, schießen sich doch nur in den eigenen Fuß und erledigen sich selbst.

  13. Landespsychotherapeutenkammer und Landesärztekammer Rheinland-Pfalz setzen sich gemeinsam für die Abschaffung der beschränkten Heilpraktikererlaubnis ein.
    https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/assistenzberufe/article/941920/heilpraktiker-debatte-psychotherapeuten-stecken-revier-ab.html

  14. „Zu Besondere Fähigkeiten zur Empathie und zum Zuhören“:

    Beides hat etwas mit ZUWENDUNG zu tun. Das Gegenteil von Zuwendung ist ABWENDUNG. Vielleicht wenden sich zuviele Menschen in dieser HochLeistungsGesellschaft voneinander ab und es entsteht ein Gefühl sozialer Kälte und Einsamkeit ? (Ist uns der flaschensammelnde Rentner oder der Bettler oder der Nachbar wirklich so gleichgültig ? )

    Mir scheint, dass diese „Heilpraktiker“ sich ihrer Nieschenfunktion in dieser Gesellschaft sehr wohl bewußt sind ! Empathie ist eine ganz normale menschliche Eigenschaft und basiert auf (Mit fühlen)Mitgefühl.

    Schade,wenn man für dieses Gefühl „Heilpraktiker“ in Anspruch nimmt und teuer bezahlt…

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