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„Ansammlung von Unsinn“: Crowdfunding-Aktion für die Analyse des Schäferhund-Hoax

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Im April 2016 berichtete Die Zeit über einen seltsamen Vorfall.

Kürzlich veröffentlichte die Hauszeitschrift des Hannah-Arendt-Instituts an der TU Dresden, Totalitarismus und Demokratie, einen Aufsatz mit dem Titel „Der deutsch-deutsche Schäferhund – Ein Beitrag zur Gewaltgeschichte des Jahrhunderts der Extreme“.

Die Autorin, eine gewisse Christiane Schulte, ausweislich ihres Autorenfotos eine junge Frau mit langem blonden Haar, behauptete in dem Aufsatz, dass viele Schäferhunde, die die DDR-Grenze bewachen sollten, von Hunden abstammten, welche von den Nazis einst in den Konzentrationslagern eingesetzt worden seien […]

So erschien der Text also und hatte nur ein Problem – er war ein einziger Schwindel. Das Hannah-Arendt-Institut ist, um im Hunde-Bild zu bleiben, Pardon: ordentlich auf die Schnauze gefallen.“

Bereits im Februar 2015 hatte die vorgebliche „Christiane Schulte“ (in Wahrheit eine anonyme Aktivistin „einer Gruppe von kritischen Wissenschaftler_innen“) einen ebenfalls frei erfundenen Vortrag zum selben Thema gehalten.

Referat wie Artikel waren eine Ansammlung von Unsinn. Ziel der „satirischen Intervention“ sei „ein Plädoyer gegen den akademischen Konformismus“ gewesen, schrieben „Christiane Schulte & Freund_innen“ später bei Telepolis.

Der Wissenschafts-Hoax à la „Der Penis als Klimakiller“ (2017) oder Sokal (1996) erregte einiges Aufsehen und wurde unter anderem bei einem Workshop an der TU Berlin im Oktober 2016 diskutiert.

Allerdings:

Wir sind der Ansicht, dass hier noch vielmehr gesagt werden muss“,

schreiben die beiden Organisatoren der Fachtagung, Dr. Enrico Heitzer und Dr. Sven Schultze, bei der Crowdfunding-Plattform Startnext.

Die Forscher wollen 1500 € einsammeln, um die Ergebnisse des Workshops vom Herbst 2016 „in Buchform einem breiten interessierten Publikum zur Verfügung zu stellen“. Zielgruppe seien …

… alle, die sich für die gegenwärtige Situation der Geistes- und Kulturwissenschaften, für Human-Animal Studies, für Science-Hoaxes und deren Rezeption in Deutschland interessieren; kurzum: für alle, die meinen, dass den Fragen und Problemen, die dieser „Schäferhund-Hoax“ aufgeworfen hat, in Tiefe und Breite nachgegangen werden sollte.“

Der Sammelband soll im Berliner Vergangenheitsverlag erscheinen und an ausgewählte öffentliche Bibliotheken verschenkt werden.

Die GWUP ist in diese Aktion nicht involviert – wir weisen lediglich darauf hin.

Zum Weiterlesen:

  • TU Dresden: Das Hunde-Elend, Zeit-Online am 14. April 2016
  • Kommissar Rex an der Mauer erschossen? Telepolis am 15. Februar 2016
  • Das ist der beste Wissenschafts-Hoax, den wir seit Langem gesehen haben, Vice am 17. Februar 2016
  • Der Hund im Bade, Neues Deutschland am 1. November 2016

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