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Homöopathie: Achtfach verdünnte Fliegen-Zuckersuppe heute bei Spiegel-Online

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Auch Spiegel-Online schreibt heute über die aktuelle Homöopathie-Debatte – und greift dabei auf ein Experiment aus dem Kinderbuch „Das knallt dem Frosch die Locken weg“ von Dr. Mark Benecke zurück:

Das merkwürdigste Experiment in dem Buch aber erscheint völlig sinnlos: Darin wird eine tote Fliege zuerst im Ofen geröstet, dann zerrieben und gemeinsam mit Zucker in einen Topf Wasser eingerührt.

Ein Teelöffel Fliegenpulverwasser wird dann in einen Topf voll sauberem Wasser gemischt. Und dann das Gleiche noch mal. Und noch mal. Und so weiter.

tkk

Am Ende sollen die Nachwuchswissenschaftler einen Löffel von der achtfach massiv verdünnten Fliegen-Zucker-Suppe kosten. Was vermutlich nie jemand wirklich macht. Dabei wäre es gefahr- und geschmacklos:

„Weder werden euch die Fliegenkrümel schocken, noch schmeckt ihr Zucker“, schreibt Benecke. „Es ist nämlich nix Wahrnehmbares mehr drin.“

Auch der Homöopathie-Artikel aus der FAS vom vergangenen Sonntag ist jetzt online:

Ob [Homöopathika] wirken, diese Frage ist in Deutschland nicht Teil der Zulassungs- und Registrierungsverfahren von homöopathischen Mitteln – hier gelten andere Regeln als etwa für Antibiotika oder Krebsmedikamente, die umfangreiche klinische Studien durchlaufen müssen. Womit wir wieder bei der Techniker Krankenkasse wären, die nach dem Entrüstungssturm auf Twitter mit einer etwas ausführlicheren Stellungnahme nachlegte.

fas

Kundenbefragungen hätten ergeben, dass Versicherte sich komplementärmedizinische Angebote wünschten, hieß es darin. Was gleich die nächsten empörten Reaktionen nach sich zog: Warum dann nicht auch Sehhilfen erstattet würden?“

Gute Frage.

rein

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16 Kommentare

  1. Ich habe einige Kunden, bei denen ist Sildenafil (Viagra) sehr beliebt. Sie müssen das immer selbst zahlen. Könnten die Kassen doch dann auch übernehmen.
    Zumal ein unerfülltes Sexualleben durch sich daraus unter umständen ergebende Depressionen hohe Folgekosten haben kann.

    Auch beliebt wäre bei Versicherten sicherlich, wenn sie nicht die sogenannten Mehrkosten tragen müssten, wenn der Preis eines verordneten Arzneimittels nun mal höher ist als das, was die Kasse gerne erstatten möchte.

    Auf der Beliebtheitsskala der chronisch Kranken wäre sicherlich auch ein Verzicht die ständige Umstellung von Patienten auf Rabattarzneimittel sehr weit oben.

    Es gibt so viel, worein man Krankenkassengeld stecken könnte, was wirklich sinnvoll wäre.

  2. Das Argument mit dem „ist halt gefragt“ geht mir als Brillenträger tatsächlich auf den Senkel.

    Es gibt in etwa gleich viele Brillenträger wie Nichtbrillenträger in Deutschland. Warum wird die Brille denn nicht erstattet? Ist ja nicht so als ob die Brille ein verzichtbares Hilfsmittel wäre.

    Wenn sich eine Krankenkasse wirklich mal abheben möchte kann sie es doch mit der Erstattung der Brille einfach tun.

    Aber die nicht wirksame Homöopathie wird erstattet. Aus Werbezwecken. Es ist zum Wände hochlaufen.

  3. „Homöopathie: Wirksame Medizin oder Geldverschwendung?“
    läuft gerade in der ARD bei „Plusminus“ mit Nathalie Grams

    http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/homoeopathie-medizin-oder-geldverschwendung100.html

  4. Der scheinbar uninformierte Moderator hätte sich bei seiner Abmoderation des Beitrags seinen Spruch „Wer heilt, hat Recht“ sparen können. Diese Aussage wird bei einigen Fernsehzuschauern den im Großen und Ganzen recht ordentlichen Beitrag wieder in Frage stellen (was vielleicht sogar beabsichtigt ist).

  5. @ Pierre
    Ich kann mir gut vorstellen, dass dem Moderator die kritische Positionierung des Beitrages „unangenehm“ war und er das dann mit diesem unsäglichen Spruch ausgleichen wollte.

    Vor einigen Jahren haben wir Skeptiker in Köln „flaschenweise“ Globulis geschluckt. Es war auch ein Kamerateam des WDR dort und fertigte einen Bericht an, der Abends ausgestrahlt wurde. Der Bericht war ok, allerdings stand nach dem Bericht die Moderatorin der Sendung mit einem Homöopathen im Studio und beide zerpflückten den zuvor gezeigten Einspieler. So leicht kann man einen guten Beitrag konterkarieren.

  6. @ langsamdenker

    Man weiß es nicht…

    Als der Bericht begann, dachte ich zunächst, dass er ein Pro-Beitrag zu sein scheint. Dann im Verlauf zeigte sich glücklicherweise doch das Gegenteil.

    Aus meiner Sicht sollte ein Moderator, der nicht weiß, wovon er redet, besser seinen Mund geschlossen halten und nicht die Freiheit besitzen dürfen, deratiges zu sagen.

  7. @ langsamdenker:

    Das – wahrscheinliche – Unbehagen des Moderators ist die Frucht einer inzwischen jahrzehntelangen Konditionierung in den ÖR-Medien auf einen Popanz namens Ausgewogenheit. Die modische Auflösung von Tatsachen in ein Konglomerat von Narrativen hat hier seine Wurzeln – und, in seiner schwärzesten Ausprägung, auch die Welt der „alternative facts“.

  8. Vielleicht ist die Wirksamkeit einer Brille noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ;-)

  9. @ TP:

    Die Wirksamkeit von Cannabais scheint es zumindest noch nicht zu sein – oder warum verweigern da plötzlich die Kostenträger unisono die Erstattung, geben sie aber problemlos für HP?

  10. Immer, wenn Du denkst, dümmer geht’s nicht mehr…
    http://de.webfail.com/d95b5c44e2f

  11. @ TP
    „Vielleicht ist die Wirksamkeit einer Brille noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ;-)“

    Doch schon, aber Brillen bekämpfen nur die Symptome und regen nicht die Selbstheilungskräfte an

  12. @noch’n Flo
    *facepalm*
    Aber es wird trotzdem genug „Gläubige“ geben, die diesen Müll für teuer Geld kaufen werden.

  13. @ TP: Das mit der Brille lässt mich stutzen. Kennt irgendjemand eine Eso-Therapie, die von sich behauptet, Kurz- oder Fernsichtigkeit erfolgreich und nachhaltig bekämpfen zu können? Ich habe noch von keiner gehört. Naja. Deren Erfolglosigkeit wäre wohl auch zu offensichtlich ;)

  14. @akkordeonator
    Zu wenig Phantasie? Eines der potemkinschen Dörfer der Quackindustrie sorgt für „Aufklärung“:

    „Die ganzheitliche Therapie bei Augenkrankheiten
    Eine ganzheitliche Therapie bei Augenkrankheiten konzentriert sich nicht ausschliesslich auf die Augen, sondern schafft für die Augen ein Umfeld, in dem es ihnen überhaupt erst möglich ist, wieder gesund zu werden.
    Die erforderlichen Massnahmen einer ganzheitlichen Therapie bei Augenkrankheiten bestehen daher aus den folgenden zehn Schritten:
    Die zehn Schritte für gesunde Augen

    1. Entsäuerung
    Die Entsäuerung (inkl. einer adäquaten und basischen Mineralstoffversorgung, z. B. mit der Sango Meeres Koralle) zur Schlackenausleitung ist für das gesunde Auge eine wichtige Präventionsmassnahme. Weitere Informationen finden Sie z. B. hier: Übersäuerung beeinträchtigt das Wohlbefinden

    2. Basenüberschüssige Ernährung
    Eine basenüberschüssige Ernährung (inkl. solcher Lebensmittel, die besonders die Augengesundheit positiv beeinflussen und die das Auge gleichzeitig vor negativen äusseren Einflüssen schützen können) versorgt das Auge mit allen erforderlichen Nährstoffen und schützt es vor Schadstoffen.
    Weitere Informationen finden Sie auch hier: Warum basische Ernährung?
    Basische Rezepte finden Sie hier.“
    ….und so weiter und so fort……..
    https://www.zentrum-der-gesundheit.de/sehschwaeche-ia.html

  15. @akkordeonator

    Es gibt ja auch das sogenannte „Augentraining“ nach Bates und Selby wo meistens nur angedeutet bzw nahegelegt wird, daß man damit Fehlsichtigkeit wegtrainieren könne. Belege Fehlanzeige.

    -aber immer so formuliert, daß der Anbieter aus dem Schneider ist.
    :http://www.vhs-landshut.de/programm
    /gesundheit.html?event_ID=16971-1316-1712042020&action%5B22%5D=event
    Der Spaß kostet nicht wenig und wird natürlich von der hiesigen Volkshochschule angeboten…..

    Skeptische Grüße
    Felix

  16. @ Catweazle & Felix:

    Besten Dank für die Aufklärung. Jetzt beschäftige ich mich seit über zwei Jahrzehnten mit unterschiedlichen Bereichen der Eso-Szene, beobachte Etliches quasi in „freier Wildbahn“ in meinem persönlichen Umfeld und habe davon nichts mitbekommen. Da hätte ich dann doch das machen sollen, was ich meinen Mitarbeitern permanent predige: Immer vom daF ausgehen!

    Die ZdG-Infos sind sehr umfangreich und für Normalverbraucher nicht so ohne Weiteres zu durchschauen, so mein erster Eindruck als Laie. Vor allem weil dort anscheinend durchaus seriöse Quellen und Aussagen bunt mit datenunterfütterungsfreien Behauptungen gemischt sind.

    Ich weiß nichts über die Forschung bezüglich Verbesserung von Sehschwächen, im Wesentlichen erwarte ich mir aber von seriösen Artikeln über diesbezügliche Behauptungen sofort klar sichtbare Hinweise zu jeder Menge Vorher-Nachher-Studien. Und zwar nicht in Form von bloßen Befragungen, ob der oder die Betroffene jetzt den Eindruck hat, besser sehen zu können, sondern in Form von Studien, die alles Subjektive nach Möglichkeit ausschließen.

    Und dann bleibt es einem wieder nicht erspart, tiefer in die Materie einzutauchen, um den wissenschaftlichen Weizen von der esoterischen Spreu zu trennen …

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