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„This freaks us out“ – Haben „Die Simpsons“ Trump vorhergesagt?

| 11 Kommentare

„This still freaks us out“?

Haben „Die Simpsons“ tatsächlich schon vor 16 Jahren den US-Präsidenten Donald Trump vorausgesagt?

trump

Nicht wirklich.

Wie üblich verbreiten Disclose.tv und andere Verschwörungsmedien bestenfalls Halbwahrheiten – denn die obige Szene stammt nicht aus dem Jahr 2000.

Richtig ist, dass in der „Simpsons“-Folge „Bart to the Future“ (Erstausstrahlung am 19. März 2000) Barts Schwester Lisa neue Präsidentin der USA geworden ist und davon redet, den Scherbenhaufen zu beseitigen, den „President Trump“ hinterlassen hat:

Wie Sie wissen, haben wir von Präsident Trump eine ziemliche Haushaltskrise geerbt. Wir sind pleite.“

Hellseherische Fähigkeiten?

Nicht unbedingt, denn Donald Trump hatte sich bereits 1999 für die Nominierung als Kandidat der Reform Party beworben, die Kampagne aber bald wieder beendet.

Der Episodenschreiber Dan Greaney sagte dazu im März dieses Jahr dem Hollywood Reporter:

It was a warning to America. And that just seemed like the logical last stop before hitting bottom. It was pitched because it was consistent with the vision of America going insane.“

Erst in den darauffolgenden Jahren kursierten verschiedene Artikel und Videos in den sozialen Medien mit Titeln wie

Top 10 Times the Simpsons Predicted the Future“

Darin ging es zum Beispiel um den FIFA-Skandal oder den Tigerangriff auf den Bühnenmagier Roy Horn in Las Vegas – und eben auch um einen US-Präsidenten Donald Trump:

trump_2

Diese Rolltreppenszene, auf die auch Disclose.tv abhebt, findet sich aber gar nicht in der Simpsons-Episode vom Frühjahr 2000, sondern in diesem kurzen Video vom Sommer 2015, nachdem Trump seine Kandidatur bekanntgegeben hatte:

A close encounter with Donald Trump’s hairpiece sends Homer on an extraordinary journey.“

Viel interessanter ist indes die Frage, wie es jetzt weitergeht:

trump_3

Wer hätte das gedacht: Laut den „Simpsons“ investiert Trump in Bildung.

Zum Weiterlesen:

  • Was heißt ein Präsident Trump für die Wissenschaftskommunikation? Relativ einfach am 9. November 2016
  • ‚Simpsons‘ Writer Who Predicted Trump Presidency in 2000: „It Was a Warning to America“, Hollywood Reporter am 16. März 2016
  • Trump Canard, snopes am 24. September 2015
  • Fünf Vorhersagen: Was Trump laut den „Simpsons“ anstellt, Berliner Morgenpost am 9. November 2016

11 Kommentare

  1. Wo liegt da der Witz bzw. wie definiert man PLEITE ? Wenn ich lese, dass die USA inzwischen mit 19,8 Billionen Dollar verschuldet sind,dann ist das wohl bereits ein Super Scherbenhaufen.(Die paar Scherben,die Trump vielleicht da zusteuern sollte,sind was für Heuchler) Hier lebt ein ungesundes System auf Kosten der Zukunft seiner Kinder und Enkel! Im übrigen ist die BRD mit 2 134 Milliarden EUR verschuldet.Es wird also mal Zeit, dass die Simpsons auch hier einmal eine Rolltreppenszene gestalten…

  2. @Martin:

    Witzig fand ich die Simpsons eigentlich noch nie, allenfalls latent gesellschaftskritisch.

  3. @crazyfrog:

    Das Thema ist jetzt natürlich in:

    „What a Trump Presidency Means For Science“:

    http://motherboard.vice.com/read/what-a-trump-presidency-means-for-science

  4. Aber trotzdem wurde die Satire durch die Realität eingeholt.

    Ich glaube im Jahr 2000 hätte niemand einen Präsidenten ‚Trump‘ für möglich gehalten und man hat das auch nicht bis zuletzt geglaubt, da auch die Umfragen ‚Clinton‘ favorisierten.

    Das Zeitalter des Postfaktischen ist jetzt endgültig eingeläutet!

    Vielleicht sind aber auch der Brexit und Präsident Trump nur eine notwendige Reinigung, daß die Welt wieder zur Vernunft kommt und vielleicht auch die etablierten Politiker wieder etwas von ihrem Elfenbeinturm herunterkommen.

    Auf jeden Fall sind die Töne, die der Präsident Trump bisher zum besten gab, um einiges milder.

    Um nochmal auf 2000 zurückzukommen, damals hätte ich das niemals für möglich gehalten, aber im Jahre 2016 war ich mir sogar fast sicher, daß Trump Präsident wird, auch wegen der Simpsons-Folge ;-)

  5. @ Ralf i.V.:

    „Vielleicht sind aber auch der Brexit und Präsident Trump nur eine notwendige Reinigung, daß die Welt wieder zur Vernunft kommt und vielleicht auch die etablierten Politiker wieder etwas von ihrem Elfenbeinturm herunterkommen.“

    Wünschenswert wäre es, ich halte das jedoch für unwahrscheinlich.

    Bis in die 1980er-Jahre hinein hatten die meisten Politiker in Deutschland vor ihrer Politkarriere noch einen „normalen“ Job erlernt und darin gearbeitet. Heutzutage sind viele Politiker – nicht nur in Deutschland – Berufspolitiker. Sie haben in den Jugendorganisationen der Parteien angefangen, dann meistens irgendein Studium absolviert, jedoch in dem entsprechenden Fach nie (oder nur sehr kurz) gearbeitet. Stattdessen haben sie Karriere in ihrer Partei gemacht und müssen nun ihren Posten bzw. ihr Mandat mit Zähnen und Klauen verteidigen – weil sie sonst nichts Anderes haben. Allenfalls ein paar Spitzenpolitiker können darauf hoffen, einen gut dotierten Job in der Wirtschaft zu bekommen, wenn sie mal nicht wiedergewählt werden.

    Solche Leute haben natürlich kaum noch Ahnung davon, was das „normale“ Volk beschäftigt, von seinen Sorgen und Nöten. Und das wiederum spüren die Wähler und fühlen sich nicht mehr wahrgenommen. Einzig die Linke und die AfD haben noch einen hohen Anteil politischer Quereinsteiger – m.E. mit ein Grund für ihre hohe Credibility bei ihren Wählern.

    Aber es ist aus genau diesen Gründen ein frommer Wunsch, dass die Politiker in Europa aus den Geschehnissen dieses Jahres lernen werden – mit den notwendigen Konsequenzen würden sie ja ihre eigene Existenz gefährden.

    Ich habe den Brexit schon Monate im voraus vorausgesagt, ich habe bereits vor eineinhalb Jahren, als es nur ein Gerücht war, Donald Trump würde bei den Vorwahlen antreten (bekanntgegeben hat er dies erst einige Wochen später), vorausgesagt, er würde dann zum Präsidenten gewählt werden. Für beide Voraussagen wurde ich von vielen Leuten nur belächelt, von manchen sogar für verrückt erklärt (inkl. meiner eigenen Frau). (Schade eigentlich – ich hätte auf Trump wetten sollen; zum damaligen Zeitpunkt gab es auf ihn Wettquoten von 1’000:1!)

    Jetzt wage ich wieder eine Vorhersage: Marine LePen wird im kommenden Jahr die Präsidentenwahl in Frankreich gewinnen. Und in den Folgejahren wird es mehrere Voksabstimmungen in EU-Ländern über den Austritt aus der EU geben.

    Es gibt haufenweise Parallelen bezüglich der politischen Weltlage zwischen heute und den 1920er-Jahren – und es werden immer mehr. Damals wie heute gab es einen starken Diktator in Moskau. Das Bürgertum Europas entdeckte immer mehr seine nationalistische Seite, die Ausländerfeindlichkeit nahm stetig zu. Auch damals gab es schon Handels- und Wirtschaftsbünde in Europa – wer war noch gleich das erste Land, das seinerzeit aus dem Goldstandard austrat? Ach ja, die Briten. Es gab auch schon weltweite Freihandelszonen sowie völlig überbezahlte Banker, die für diverse Finanzkrisen gesorgt haben (der „Black Friday“ 1929 war nur die schlimmste davon). 1920 wurde in den USA ein Präsident gewählt, der ebenfalls politischer Quereinsteiger war, vorher hatte er sich ein Verlagsimperium aufgebaut und fiel später vor allem durch diverse Skandale und seine imposanten öffentlichen Auftritte auf – Warren G. Harding.

    In Deutschland machte sich immer mehr eine Anti-Europa-Haltung breit, vor allem getriggert durch den Vertrag von Versailles und die nachfolgenden Forderungen anderer Staaten. Und nicht zu vergessen: die NAP (die sich später in NSDAP umbenannte) wurde ursprünglich auch von Intellektuellen und Leuten aus der Wirtschaft gegründet – die aber angesichts der politischen Verschiebung in der Partei recht schnell das Weite suchten (wie heutzutage bei der AfD). Die europakritische Haltung dieser Partei war aber beireits in den Anfangszeiten vorhanden.

    Langsam kann einem schon Angst und Bange werden. Hat die Menschheit wirklich nichts aus der Vergangenheit gelernt?

    (Und ich hoffe wirklich SEHR, dass ich meine – schon vor ein paar Jahren 2 Freunden abgeschlossene – Wette verliere, dass bis spätestens zum 100jährigen „Jubiläum“ 2033 der Reichstag in Berlin wieder brennen wird.)

  6. Floh hat völlig Recht.

    Übrigens hatte auch ich „vorausgesagt“ dass Trump (leider) Präsident wird. Gut, das kann im Nachhinein jeder behaupten, aber ich selbst weiß, dass dies der Wahrheit entspricht.

    Habe übrigens eine neue „Voraussage“ gemacht. Da sie etwas gewagt ist, möchte ich sie nicht öffentlich machen. Aber ich habe sie gestern Herrn Harder schriftlich mitgeteilt, so dass ich meine Vorhersage später in ca. 12 Monaten nachweisen kann.

    Nein, ich möchte mich nicht als Hellseher versuchen.

    Nein, ich bin fassungslos und mir blieb beim Frühstück (als ich von Trumps Sieg erfuhr) das Brötchen im Hals stecken. Ich verspürte eine Ohnmacht und war (obwohl ich es erwartet hatte, allerdings hoffte, dass es doch anders kommt) geschockt.

    Dummheit und Frechheit haben gesiegt.
    Ob so etwas auch in Deutschland möglich wäre? Ja!!! (sorry, aber die drei Ausrufezeichen müssen ausnahmsweise mal sein).

    Wenn die Menschen hierzulande nicht bald wieder die Vernunft in ihre Köpfe lassen, werden wir spätestens bei der übernächsten Wahl (wenn nicht schon früher) auch bei uns einen Kanzler haben, der für Angst und Schrecken sorgen wird!

  7. @ Pierre Castell:

    „Wenn die Menschen hierzulande nicht bald wieder die Vernunft in ihre Köpfe lassen, werden wir spätestens bei der übernächsten Wahl (wenn nicht schon früher) auch bei uns einen Kanzler haben, der für Angst und Schrecken sorgen wird!“

    Stilecht mit Mini-Oberlippenbart und Seitenscheitel.

  8. @noch’n Flo

    Jetzt wage ich wieder eine Vorhersage: Marine LePen wird im kommenden Jahr die Präsidentenwahl in Frankreich gewinnen. Und in den Folgejahren wird es mehrere Voksabstimmungen in EU-Ländern über den Austritt aus der EU geben.

    Ja, das befürchte ich auch und halte dies aber weitaus gefährlicher, als ein Präsident Trump – er polterte im Wahlkampf, um die Stimmen der „Wutbürger“ zu bekommen – anders ist es bei Marine LePen, die ist davon wirklich überzeugt…und das würde auch europaweit die Rechts-Populisten pushen.
    Ja, Berufspolitiker sind ein Problem, da normalerweise Abgeordnete „Menschen aus dem Volk“ sein sollten, die die Lebenswirklichkeit kennen und auch die Arbeitswelt, mit allen ihren Sorgen und auch die Sorge um die Altersarmut, die durch die demografische Entwicklung Realität sein wird.
    Die Probleme der Zukunft werden nicht geringer, sondern werden zunehmen und auch komplexer werden – darauf sollte nicht mit einfachen Antworten geantwortet werden, sondern mit Verantwortung, die eine „ehrliche“ Politikregeneration übernehmen sollte…
    ja, ich weiß alles fromme Wünsche ;-)

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