Leicht zu lesender Einführungsartikel bei Vice:
Warum glauben wir eigentlich an Horoskope?“
Ein Auszug:
Um eine Sache direkt vorwegzunehmen: Es gibt absolut keinen erwiesenen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Befinden und Verhalten und irgendwelchen Sternenkonstellationen […]
Vielleicht ist die wirklich interessante Frage an der Astrologie gar nicht unbedingt, ob es albern ist, daran zu glauben oder nicht.
Vielmehr sollten wir uns fragen, wie es ein derart unwissenschaftliches Esoterikthema so sehr in die Mitte der Gesellschaft (und diverse Frauenmagazine) geschafft hat. Und was das eigentlich über unser alltägliches Ringen mit uns selbst und anderen aussagt.“
Zum Weiterlesen:
- Warum glauben wir eigentlich an Horoskope? Vice am 3. September 2015
- Astrologie-Vortrag mit Florian Freistetter bei SITP in Hamburg jetzt als Video, GWUP-Blog am 23. August 2015
- Astro-Geschwurbel, GWUP-Blog am 28. Oktober 2012
- “Mein Horoskop stimmt immer!” Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013 (mit zahlreichen Links zum Thema Hellsehen und Wahrsagen)
5. September 2015 um 07:18
Die wissenschaftliche Fachbezeichnung für Horoskop lautet schlicht WITZ!
5. September 2015 um 09:50
o.T. bzw. analog zur Ayurveda-Vergiftung:
Momentan geht ja dieser Bericht durch die Nachrichten:
http://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/tostedt/blaulicht/grosseinsatz-in-handeloh-inzmuehlen-mehr-als-30-menschen-verletzt-d66166.html
http://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/handeloh–massenvergiftung-mit-drogen-auf-tagung-in-niedersachsen-6435798.html
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Strafverfahren-nach-Massenvergiftung-mit-Drogen,handeloh104.html
„Amphetaminvergiftung“
Dabei wird auf die Art der Tagung nicht weiter eingegangen.
„Laut eigener Homepage handelt es sich bei der „Tanzheimat“ um ein Tagungszentrum, das von der Stiftung „Heilende Kräfte im Tanz“ (HKiT) geführt wird.“
„Wie die Betreiberin mitteilte, treffen sich die 29 Heilpraktiker und Homöopathen regelmäßig in der Tagungsstätte.“ :-) :-)
Erstverschlimmerung?
Eine mögliche Erklärung:
http://www.gabrielefischer.com/index.php?option=com_content&task=view&id=162&Itemid=203
http://www.heilende-kraefte-im-tanz.de/tanzpaedagogik-ausbildung/termine-preise-ausbildungen
5. September 2015 um 10:20
Das kann ich auch!
FSMoSophische Astrologie
http://fsmosophica.org/2014/08/26/fsmosophische-astrologie
Ramen.
5. September 2015 um 12:02
Die viel drängendere Frage: Warum glauben wir eigentlich der Vice – dieser Bildzeitung für Otto-Normal-Hipster. Warum nicht auf Texte zurückgreifen, die auch die Popularität der Astrologie aus der Gesellschaft, in der wir leben, begreifbar machen will ( https://istifhane.files.wordpress.com/2012/04/starsdowntoearth.pdf ) anstatt nur zwei, drei psychologische Nonsense-Effekte zu nennen. Ebenso drängend: Warum glauben wir dieser Pseudo-Psychologie? Unter Experimentalbedingungen – also schon immanent kritisiert – ist ihre Varianzaufklärung bereits so gering, dass damit nicht zu erklären ist, warum ihre popularisierte Verwendung (wenn man das überhaupt so sagen kann; die Sozialpsychologie selbst ist ja mehr Pop-Science für Reader’s Digest oder Vice-Leser) so weit verbreitet ist. Vermutlich weil ihre Erkenntnisse eine ähnlich simple Erklärung für die Welt liefern, wie es Astrologie tut.
5. September 2015 um 15:31
@Abe:
<< anstatt nur zwei, drei psychologische Nonsense-Effekte << Wieso "anstatt"? Esoterik hat üblicherweise mehrere Komponenten, warum sie verfängt - gesellschaftliche ebenso wie individual-psychologische und noch einige weitere. Und was genau ist an den genannten Effekten "Nonsens"?
5. September 2015 um 16:41
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde das Original-Paper hauptsächlich produziert, um auf eine prekäre Form der Validierung in der noch verhältnismäßig jungen Klassischen Testtheorie hinzuweisen: Der subjektiven Übereinstimmung mit den Testpersonen. Die Items in dem Test sind aus Horoskopen genommene Allsätze.
Der Nonsens ist diese Überhöhung zu einem Alltagsphänomen und ihre Austauschbarkeit.
Ich bin es – als Psychologe – ein wenig Leid, immer wieder in solchen Artikeln zu lesen „Ja, dafür ist Effekt soundso verantwortlich. Den hat [kurze Erläuterung des peppig aufgebauten Experiments]…“ usw. usf.
Ich könnte zig andere Effekte nennen, die das ebenso ‚erklären‘, also ebenso einen (sehr geringen) Anteil an der Varianzaufklärung haben. Für den Vice-Leser hört sich das aber am plausibelsten an, weil das einem das Gefühl einer sehr einfachen Erklärbarkeit gibt.
Das erhebt diese ganzen psychologischen Effekte in den Rang einer wissenschaftlich legitimierten Astrologievariante: Den glauben an einfache aber wirkende Gesetze hinter eigentlich sehr komplexen Phänomenen.
Das geht aber völlig an der Spezifik von Astrologie vorbei. Dennoch werden gerade diese Effekte immer zur Erkärung herangezogen, obschon sie eben nicht nur in der Astrologie und beim Cold Reading vorkommen, sondern praktisch überall.
Die eigentlich Frage, die solche Effekte nicht beantworten können, ja gar nicht wollen, ist, warum Menschen an Astrologie ‚glauben‘. Aber als eine Form von ungeglaubtem Glauben. Warum sich das trotz/wider besseren Wissens Aufrecht erhält.
Ergänzend zu dem oben empfohlenen Text „Aberglaube aus zweiter Hand“/“Stars Down To Earth“ vielleicht noch – vom selben Autor – der Aufsatz „Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie“, in dem die These vertreten wird, dass die Kraft der Erklärung für solche Phänomene gerade nicht der Psychologie zufällt, sondern der Soziologie, weil eben die treibenden Kräfte nicht aus der individuellen oder meinetwegen auch allgemein-menschlichen psychischen Disposition heraus zu erklärenn sind, sondern aus der Subjektkonstitution, also wie der Mensch in der heutige Welt vergesellschaftet wird.
Das ist natürlich für so eine Vice-Autorin zu anstrengend, die will lieber von peppigen Phänomenen berichten, mit denen man sich lustig machen kann. Der Artikel dient nicht der Aufklärung, sondern schielt auf den Effekt.
6. September 2015 um 01:57
Zitat Abe
Super Erklärung – deren kann ich mich auch anschließen…finde auch, daß der „Astrologieglauben“, kein wirklicher Glauben ist, sondern „systemtechnisch“, gesellschaftlich inhärent zu sehen ist…
die „archaischste“ Religion ist der Glaube an die Sterne und deren Auswirkungen auf uns…die frühe Menschen versuchten den Himmel zu deuten – es hatte auch pragmatische Auswirkungen, wer den himmlischen Kalender versteht, der kann auch den Ackerbau beherrschen und kann dadurch seine Sippe ernähren…berühmtes Beispiel: Stonehenge…
@Abe, ich weiß, das Sie es nicht so „erklären“ würden und es vielmehr gesellschaftsinhärent sehen würden – gleichsam eines modernen Ritus, aber ich glaube, es steckt dahinter ein archaischer Ritus, wie ich es versuchte in meiner Auslegung darzulegen.
27. September 2015 um 11:04
Elizabeth Teissier ist gerade life im “ZDF-Fernsehgarten on tour” zu Gast und versprüht ihre astrologischen Märchen. Zudem prahlt sie mit ihren Prognosen aus ihrem letzten Buch, von denen angeblich viele eingetroffen sind.
“2001 erhielt Elizabeth Teissier trotz Protestes einiger Gelehrter ihren Doktortitel in Soziologie an der Universität Paris V („Kritische Studie zur Astrologie und ihrer Ambivalenz Faszination/Ablehnung in den postmodernen Gesellschaften“).” (Quelle: Wikipedia)