Flüchtlinge aus Krisengebieten suchen Schutz vor Krieg, Gewalt und Not, sind häufig traumatisiert von Todesangst, Folter, Prügel und Hunger.
Etliche von ihnen leiden unter Angsterkrankungen, Depressionen oder PTBS.
Da drängt sich doch geradezu die Frage auf:
Was waren die Auslöser? Welche herausfordernden Lebensereignisse hatten diese Frau, dieser Mann, dieses Kind zu bewältigen?“
Ja, welche?
Und wer um alles in der Welt stellt so seine als „Anteilnahme“ camouflierte egozentrische Ignoranz unter Beweis?
Die „Homöopathen ohne Grenzen“ natürlich.
Kaum in Deutschland angekommen, müssen Flüchtlinge und Asylsuchende als Werbeträger für Pseudoheiler herhalten.
Auf ihrer Homepage kündigen die Globulisten heute ein „neues Projekt“ an:
Homöopathie für Flüchtlinge in Deutschland“
Geplant sind – zusammen mit der Organisation Homöopathie in Aktion – „homöopathische Sprechstunden“, bei denen …
… die Gesamtsituation der Geflüchteten in einem ausführlichen Anamnesegespräch“
erfasst werden soll:
Bereits die empathisch geführte Erstanamnese empfinden die Menschen als hilfreich und erleichternd.“
Diese Aussage ist natürlich nicht falsch.
Ebenso ist unstrittig, dass Therapieplätze und finanzielle Mittel für die Behandlung traumatisierter Flüchtlinge knapp sind.
Initiativen wie das „Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachen“ und andere sind daher unbedingt begrüßenswert.
Über die Ethik der „Homöopathen ohne Grenzen“ jedoch haben die Schweizer Skeptiker bereits alles gesagt:
Es geht zunächst um Homöopathie, dann um Hilfe […]
Bis auf die Punkte [… in der Satzung] haben alle Aktivitäten von Homöopathen ohne Grenzen zum Ziel, Homöopathie zu verbreiten.
Es mag zunächst nur wenig nicht verwundern, dass Homöopathen ohne Grenzen Homöopathie verbreiten will, aber im Kontext einer angeblichen humanitären Organisation ist das ein Problem.
Eine humanitäre Organisation hat zum Ziel, Menschen zu helfen, und wählt Werkzeuge, mit denen das zu bewerkstelligen ist. Homöopathen ohne Grenzen hat offenbar nicht zum Ziel, Menschen zu helfen, sondern, Homöopathie zu verbreiten.“
Das wird auch aus der aktuellen Projektbeschreibung deutlich, die nicht bei einem Gesprächsangebot endet:
Vor allem aber stehen uns in der Homöopathie etliche Arzneien zur Verfügung, die ausgesprochen wirkungsvoll in der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse sein können.“
Letztendlich geht es also mal wieder um zwei Dinge: Spendensammeln und Selbstdarstellung.
Wie auch immer sich Flüchtlinge und Asylsuchende Deutschland vorgestellt haben: Aberglaubenmedizin aus dem 18. Jahrhundert haben sie hier bei uns gewiss nicht erwartet.
Zum Weiterlesen:
- Homöopathen ohne Grenzen: Nützt es nicht, schadet es auch nicht? skeptiker.ch am 15. Dezember 2013
- „Ebola-Mission“ von Homöopathen in Liberia gescheitert, GWUP-Blog am 24. November 2014
- Der grenzenlose Irrglaube der “Homöopathen ohne Grenzen”, GWUP-Blog am 4. Dezember 2013
- Homöopathie ist Religion, GWUP-Blog am 25. April 2011
- Unfassbarer Nonsens: Globuli gegen Kollaps-Symptome nach Wespenstichen, GWUP-Blog am 24. August 2015
26. August 2015 um 23:31
Ich frage mich manchmal mit welcher Potenz die Homöopathen ihre ethischen ansprüche verdünnen.
27. August 2015 um 01:49
Die perfekte Gelegenheit für die Märchenerzähler:
Das Setting (ausführliche Gespräche plus ein paar Zuckersüßigkeiten) wird sich in jedem Fall positiv auf die Patienten auswirken – und dann wird kräftig geschwafelt, dass „die Homöopathie“ gewirkt hat.
27. August 2015 um 05:19
Das war schon zurückliegend ein bekannter Hut und wird sich mit zunehmenden Flüchtlingszahlen leider „potenzieren“.
https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2015/02/04/homoopathen-ohne-grenzen-quacksalbern-demnachst-an-traumatisierten-fluchtlingen-in-deutschland-herum
27. August 2015 um 05:27
Hier in München versuchen permanent religiöse Gruppen ihre „Produkte“ unter die Asylbewerber zu bringen. Da werden ganze Informationsstände vor den Eingängen aufgebaut.
In Sachen Homöopathie scheint zumindest in den USA etwas Bewegung zu kommen.
http://www.raps.org/Regulatory-Focus/News/2015/08/24/23049/FTC-Asks-FDA-to–Reevaluate-Framework-for-Homeopathic-Products/
„The agency said that it has received some adverse event reports regarding homeopathic products and said that the 2012 American Association of Poison Control Center Annual Report contained more than 10,000 cases referencing homeopathic products.“
Geht da wohl eher erstmal um falsche Marketingbehauptungen, aber ein paar Knüppel zwischen die Beine der Zuckerkugeldealer können ja auch nicht schaden.
27. August 2015 um 06:07
Gerade bei PTBS kann ein Laie Schaden anrichten. Ein erfahrener Psychotherapeut weiß, wie man Intrusionen und dissoziative Zuständen vor beugt bzw. was trotzdem zu tun wäre. Na dann gute Nacht.
27. August 2015 um 06:54
BESCHÄMEND!
27. August 2015 um 07:00
Gibt es keine Globuli gegen radikalen Islamismus, Mordlust, Machtgier und Verblendung? Vielleicht sollten die Homöopathen ihre Dienste mal den Halsabschneidern vom IS anbieten. Direkt vor Ort.
27. August 2015 um 08:07
Ich finde an der Stelle sind die Homöopathen besser aufgehoben als zur Malaria- oder Ebolabehandlung in Afrika.
27. August 2015 um 08:34
Natürlich stürzt man sich hechelnd auf die Neuankömmlinge. Schließlich wird den meisten wohl das Hintergrundwissen, oder die Möglichkeit, sich dieses anzueigenen, fehlen. Leichte Beute eben… – mir wird schlecht angesichts so viel Unverfrorenheit.
27. August 2015 um 08:35
Ich frage mich gerade, welche Substanzen man verschütteln muss, um die Symptome von Todesangst, Folter, Prügel und Hunger zu behandeln.
27. August 2015 um 09:34
@ Cliff Yablonski:
„Ich finde an der Stelle sind die Homöopathen besser aufgehoben als zur Malaria- oder Ebolabehandlung in Afrika.“
Was möchten Sie damit sagen?
27. August 2015 um 11:34
@ Pierre Castell
Homöopathen für den Weltfrieden – Wie das mit der Erstverschlimmerung sein wird, keine Ahnung.
Halsabschneider vs. Beutelschneider, man dürfte gespannt sein.
27. August 2015 um 11:38
@ nota.bene: Bisher nicht, mir sind nur Globuli gegen schlechte Laune bekannt.
@ Cliff Yablonski: Könnten wir uns auf „weniger unmittelbar schlimm mit reichlich Restbauchschmerzen“ statt „besser“ einigen?
27. August 2015 um 13:40
Na Mahlzeit. In Afrika werden sie rausgeschmissen, hier dürfen sie Flüchtlinge überfallen.
27. August 2015 um 14:15
Damals in Friedland haben sie schon versucht, Aussiedlern „wertvolle“ Töpfe in Sets, dafür auf Pump, zu unverschämten Preisen zu verkaufen, „Geld für Werbeaufkleber am Auto“ und ähnlichen Unfug anzudrehen.
Heute geht man subtiler zu Werke… *würg*
28. August 2015 um 04:45
Im Sinne der Homöopathen esse ich weniger um darüber mehr Kotzen zu können.
28. August 2015 um 16:36
Supervision bei den HOG
Nächster Fall bitte! Lydia!
Also: 34-jährige Patientin, stammt aus Syrien, ist mit ihrer Schwester übers Mittelmeer geflohen, nachdem die Eltern bei einem Bombenangriff im Wohnhaus verschüttet wurden. Wurde von marodierenden Soldaten zweimal vergewaltigt, ihr Mann wurde verschleppt. Schwer traumatisiert, kann sich kaum artikulieren, hat sich fast völlig zurückgezogen, redet, wenn überhaupt, immer wieder über den Bombenangriff. Dauernde Angstzustände, jeder Lärm erzeugt Panik…“
Und?
Also ich seh´das so:
Vergewaltigung >>> Kränkung, Demütigung: Staphysagria.
LM 18, 2 Kügelchen.
Staphysagria? Bis Du sicher, Lydia?
Hast Du schon mal darüber nachgedacht?
Bombenangriff >>> Angst vor lauten Geräuschen: Medorrhinum
Wart´mal, wart´mal, wart´mal, ich weiß noch was Besseres:
Arnica!
– Abneigung gegen Reden
– Angst, qualvoll,
– Hypersensibilität
– Lärmtrauma Hörsturz
– Überanstrengung, geistige und körperliche
– Will nicht angefasst werden
– Weigert sich zu antworten
– Zerschlagenheitsgefühl
– Unfälle und deren Folgen
Alles drin, Lydia. Mal wieder die gute alte Arnica.
Wenn wir die nicht hätten, was?
(Tränen der Rührung abwisch…)
Dann sind wir uns also einig! Bei nächsten Termin gibst Du 3 Kügelchen Arnica C30, oder nee, das ist ein komplizierter Fall, nimm´mal besser C200, und davon 4. Dann haben wir´s wohl im Griff.
Weiter gehts, Mädels! Jutta, Du bist dran…
28. August 2015 um 18:42
Wird da so mutig dosiert? Von 3 Stück C30 auf 4 Stück C200, das ist doch ein riesiger Sprung, oder? Als ob man statt einer halben Tablette Ibuprofen jetzt eine ganze Klinikpackung verabreichen wollte. Sage ich als Nichthomöopath, dem die Wege des Hahnemann so oder so unergründlich sind.
28. August 2015 um 19:43
@ excanwahn. Da sieht man´s mal wieder, dass sich die Homöopathie-Kritiker gar nicht auskennen mit der Homöopathie ;-)))
28. August 2015 um 20:05
Ja, weil sie dann das Gefühl haben, daß ihnen geholfen wird…und was bekommen sie? – Zuckerkügelchen…vielleicht freuen sie sich doch über den Extrazucker für den Kaffee *kopfschüttel*
28. August 2015 um 23:10
@Ralf:
Ja, Homöopathen, Naidoo … – allerdings haben auch wir Juristen im Vorstand und im Kernteam.
29. August 2015 um 00:52
@ gnaddrig
Muss aber sein, der Sprung: C30 ist doch nur für vor Weisheitszahn-Op, für die seelische Ebene, für das Feinstoffliche, da braucht es den wirklich harten Stoff.
@ Ralf
Da Schlimme ist, da hast Du recht, dass nach Erstanamnese eben nur noch der Zucker kommt. Was auch sonst bei Homöopathens?
Noch schlimmer ist aber, dass diese(es folgt eine unangemessene Verbalinjurie)Dilettantinnen sich selbst einreden, dass sie mit ein bißchen Anamnese-Mimikry tatsächlich Hilfe leisten.
Starke Chronifizierungstendenzen bei PTBS, Entwicklung von Traumafolgestörungen, Komorbidität mit somatoformen Schmerzstörung,Persönlichkeitsstörung wie Borderline, dissoziale Persönlichkeitsstörung, Essstörungen, affektive Störungen, Substanzabhängigkeit – wen interessierts, wenn man Arnica hat?
Mit Globuli braucht sich selbst die laienhafteste Heilpraktiköse nicht vor schweren, was sag ich, nicht einmal vor schwersten Pathologien fürchten. Und dass es die HOG regelmässig mit schweren Pathologien zutun haben, darauf hat die Chefin dieser HOG-Bande ausdrücklich hingewiesen…
Ich persönlich würde Frau von Wedel gerne mal einen mehrwöchigen Abenteuer-Urlaub mit Familienanschluß in Kobane oder Aleppo spendieren, und danach, nach Flucht übers Mittelmeer oder zu Fuß über die Balkanroute, eine empathische Betreuung durch die Kolleginnen von den HOG – ausschließlich selbstverständlich.
Und das ist jetzt keineswegs unmenschlich, denn bei den HOG durfte ich gerade lesen: Die Psychopharmakologische Forschung sucht seit Jahren nach spezifischen Medikamenten für Traumafolgestörungen – die Homöopathie hat sie schon!
@ Natalie
Ich wusste, dass ich etwas falsch gemacht habe – Aconitum, Opium und Natrium Muriaticum wäre richtig gewesen, oder?
Und Sepia natürlich. Sepia geht immer.
29. August 2015 um 13:13
@excanwahn
Ja, da sieht man mal wieder wie weltfremd die HOGs sind…ich glaube die können sich nicht vorstellen, was diese Menschen erlebt und gesehen haben (ich auch nicht, aber ich habe wenigstens eine Ahnung davon – also habe ich mehr Empathie, als diese empathischen Homöopathen.)
Wer glaubt tieftraumatisierte Menschen mit Zuckerkügelchen heilen zu können, der versteht wirklich wenig von der realen Welt.
Gerade in Krisengebiete werden sie nur wenig mit dieser „Super-Medizin“ erreichen, wenn sie nicht die „Schulmedizin“ im Rucksack haben.
Der „Erfolg“ der Homöopathie in den Wohlstandsländern, wäre auch nicht möglich, wenn nicht die „Schulmedizin“, die ernsten Erkrankungen auffangen würde.
29. August 2015 um 14:47
@ excanwahn: Ok, mag sein, da liegt dann wohl so ein, hihi, Quantensprung zwischen.
29. August 2015 um 19:54
@ excanwahn. Alles richtig, wie immer. Aber nächstes Mal an Olibanum denken in der HOG-Mädchen-Gruppe, ja?
@ Ralf. Doch, ich denke, die können sich das gut vorstellen (vielleicht noch einen Ticken besser als die Betroffenen selbst;-)), aber das schlimme ist, dass sie wirklich meinen, helfen zu können. Also wirklich wirklich.
Hier bei den Skeptikern wird oft so getan, als würden die Homöopathen nur vorschützen, mit den Globuli heilen/helfen zu können. Aber es ist viel schlimmer: sie sind überzeugt, es zu können/tun. Sie verstehen ihre „reale Welt“ nicht mehr, wenn man sie nicht lässt.
Ich will damit nichts schönreden oder gar befürworten, ich will sagen, das Problem ist möglicherweise größer, als befürchtet/dargestellt…
30. August 2015 um 09:34
DIE Homöopathen gibt es ohnehin nicht, das wird eh jeder wissen.
Eine bunte Mischung aus Überzeugungstätern, Ahnungslosen, Scharlatanen und Opportunisten. Wobei meiner Erfahrung nach die Ahnungslosen den Großteil ausmachen. Die verwenden das Zeug ohne groß zu hinterfragen.
Die Überzeugungstäter, die sich jetzt auf die Flüchtlinge stürzen, driften aber schon in Richtung wahnhaftes Verhalten ab.
Ich persönlich habe keinen wirksamen Ansatz, wie man die aus ihrer Parallelwelt holen könnte.
30. August 2015 um 09:37
RainerO:
<< Die Überzeugungstäter, die sich jetzt auf die Flüchtlinge stürzen << Leider nicht nur die: http://www.welt.de/politik/deutschland/article145778712/Scientology-und-Zeugen-Jehovas-werben-bei-Fluechtlingen.html
30. August 2015 um 10:32
@ Bernd Harder:
Eh klar, es werden auch noch andere Gruppen sein, die sich bei der vermeintlich leichten Beute anbiedern.
Wobei ich schon einen Unterschied mache, ob das naive Armutschkerl (ZJ) oder skrupellose Drückerkolonnen (das Hubbard-Gesocks) machen. Die einen sind eher lästig harmlos, die anderen gemeingefährlich.
Aber hier geht es ja um Homöopathen. Gibt es eigentlich den Versuch, ein Gegengewicht herzustellen, um den Flüchtlingen zu zeigen, dass sie ihr gesundheitliches Wohl lieber nicht einer magischen Heilslehre überlassen sollten?
30. August 2015 um 11:09
Scientology soll mal lieber eine Million Euro spenden, damit die Flüchtlinge menschenwürdig unterkommen!
30. August 2015 um 12:16
@RainerO.:
<< Gibt es eigentlich den Versuch, ein Gegengewicht herzustellen << Den Versuch schon: http://www.tagesspiegel.de/politik/warnung-vor-infektionskrankheiten-aerzte-fordern-mehr-medizinische-hilfe-fuer-fluechtlinge/12240674.html
1. September 2015 um 21:44
@ Natalie
Ihre Worte: …ich will sagen, das Problem ist möglicherweise größer, als befürchtet/dargestellt…
Schon lange, und zusammen mit vielen anderen, auch mein Reden.
Um zu sehen, welche Dimensionen das Problem manchmal erreichen kann, lohnt sich ein wenig Benchmarking mit Spitzenkräften wie Annette Prollius. (http://www.dr-annette-prollius.de/.)
Ich nehme an, dass Colin Goldner jemanden wie Prollius vor den Augen hatte, als er seine geflügelten Worte von Fällen – entweder für den Psychiater oder für den Staatsanwalt – sprach.
Aber nicht immer kommt der Irrsinn so krawallig, quasi mit Fanfarenbegleitung daher. Viel problematischer erscheinen, bei genauerer Betrachtung, jene Einwohner der homöopathischen Parallelwelt, die mit wissenschaftlicher Attitüde, dezent aber konsequent, den Unsinn unter die Leute bringen.
Ich denke da an jemanden wie Dr. med. Ingrid Pfanzelt.
Vor einigen Wochen hatte ich ihr Machwerk „Homöopathie und Psychotraumatologie“ in den Händen. Die mit den HOG eng verbandelte Autorin, in München niedergelassene Fachärztin für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie – und Homöopathie -, konstruiert darin mit ungezügelten Analogien eine geistige Verwandtschaft zwischen der Freudschen und der Hahnemannschen Ideenwelt.
Das offensichtliche und alleinige Ziel: Die Rechtfertigung der therapeutischen Praxis, anstelle mühsamer und zeitaufwendiger Psychotherapie, Globuli zu verordnen, in dem sie auf die in den Arzneimittelbildern diverser homöopathischer „Arzneien“ zu findenden, „psychischen Aspekte“ abstellt.
Dabei werden die Arzneimittelbilder mit einer Selbstverständlichkeit als Ausdruck realen, vor allem aber kausalen Geschehens wahrgenommen, dass es einen graust.
Gerade homöopathische Arzneimittelbilder, gerade dieses Element der Homöopathie, das selbst in Homöopathie-internen Kreisen massive Auseinandersetzungen auslöst, weil, Dank der Abstrusität des Verfahrens, praktisch jeder Unfug unkontrolliert, besser unkontrollierbar, Einzug in die Materia Medica halten kann, gerade diese Arzneimittelbilder nimmt diese Ärztin – ohne jedes Zeichen kritischer Distanz – für bare Münze.
Als ob es die Auseinandersetzungen nie gegeben hätte. Und was das für Auseinandersetzungen waren und immer noch sind: Beim Krieg um die Bilder braucht es nicht mal Anmerkungen seitens der Skeptiker, da geraten Homöopathen schon untereinander in Rage und gehen sich an die Kehle.
In Paragraph 144 des Organon schreibt Hahnemann unmissverständlich: “Von einer solchen Arzneimittellehre sey alles Vermuthete, bloß Behauptete, oder gar Erdichtete gänzlich ausgeschlossen; es sey alles reine Sprache der sorgfältig und redlich befragten Natur.”
Daran erhitzende sich die Gemüter, entzünden sich Streitereien, bis sprichwörtlich die Messer fliegen.
Der kanadische Homöopath André Saine, wie man bei der WissHom, der aus dem DZVHÄ heraus entstandenen „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie“ meint, „einer der meistgefragtesten Lehrer für Homöopathie überhaupt“, schrieb 2001, angesichts der ungebrochen anwachsenden Zahl von Arzneien und Arzneimittelbildern eine Brandrede, bei der es im Grunde nur darum ging, dass die klassischen Homöopathen die sogenannten Seelensymptomen, die seit Kent zunehmend die Arzneimittelbilder besetzen, für ziemlichen Nonsens halten.
Saine formulierte mit unüberhörbaren ironischen Untertönen: “ Die von diesen modernen Lehrern (er meinte solche Homöopathen wie z.B. Sankaran) unterrichtete Materia medica ist größtenteils eine Erfindung ihres “brillanten Geistes”. Sehr zum Unglück für die Homöopathie und für die Kranken ist die große Mehrheit der praktizierenden Homöopathen heute von solchen falschen Lehrern beeinflusst, die den Berufsstand in Verwirrung und Verunsicherung stürzen.“
Da brodelt es also gewaltig und berechtigt. Wobei „berechtigt“ im Sinne der Homöopathie eine andere Bedeutung hat, als „berechtigt“ im Sinne der Skeptiker.
Fassen wir nämlich den Stand der Dinge zusammen, bleibt als Ergebnis jeder objektiven Begutachtung, dass nicht nur die Seelensymptome, sondern eben auch der ganze Rest der in den Arzneimittelbildern zu finden Symptomen, nicht mehr als eine Sammlung von Lebensäußerungen ist, zu deren Entstehen die jeweilig zu prüfende Arznei allerhöchsten über den Placebo- oder den Nocebo-Effekt beigetragen hat.
– Es gibt keinen Beleg dafür, dass zwischen den aufgezeichneten Symptomen ein Arzneimittelprüfung und der eingenommene Arznei irgendein Zusammenhang besteht. Wissenschaftlich seriöse Prüfungen zeigen unmissverständlich, dass „Prüfsymptome“ die von der Verum-Gruppe produziert werden, sich nicht von den „Prüfsymptomen“ der Placebo-Gruppen in soweit unterscheiden, dass eine eindeutige Zuordnung bestimmter Symptome zu einem Mittel möglich ist. Wie auch, bei Prüfpräparaten jenseits der Avogrado-Grenze?
– Homöopathische Arzneimittelprüfungen waren und sind üblicherweise Welten entfernt von allgemeingültigen Prüfungsstandards, deren Ziel es ist, ein objektives Ergebnis zu gewährleisten: Keine Verblindung, kein Randomisierung, keine Placebo-Kontrolle, die Prüfer selbst Homöopathen…
Allein dieser spezielle homöopathische Standard garantiert völlig untaugliche Ergebnisse.
– Die Ergebnisse der meisten Arzneimittelprüfungen sind nicht reproduziert, die Ergebnisse sind nicht verifiziert.
Und wenn die Prüfungen doch mehrfach wiederholt wurden, führten andere Ergebnisse als die in früheren Prüfungen festgestellten, nicht zu einer Infragestellung der Ergebnisse (was man eigentlich annehmen sollte), sondern – einfach, simpel und verantwortungslos – zu einer Ergänzung des Symptom-Katalogs.
– Was ebenfalls nicht vergessen werden darf: Für eine enorme Anzahl von Arzneien der Materia Medica existieren überhaupt kein Prüfungen.
Wie die Bilder dieser Arzneien zustande kamen, darüber darf man gerne spekulieren. André Saine redet da von „frei erfundenen, fantasievollen Arzneimittelbildern“, was die Sache wohl ziemlich genau trifft.
Das alles, die gesamte Fragwürdigkeit der Materia Medica, müsste der Ärztin Pfanzelt bekannt sein, als Homöopathin dürfte auch die interne Diskussion an ihr nicht vorübergezogen sein, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hat.
Was also ist fachlich von einem Arzt zu halten, der in seiner ärztlichen Praxis Verfahren anwendet, die nicht nur pauschal (und damit oberflächlich), sondern im Detail, in jeder kleinen Einzelheit, als Unsinn identifiziert wurden?
Der, weil ihm die Möglichkeit der objektiven Kontrolle seiner subjektiven (und falschen) Wahrnehmung durch die wissenschaftliche Methodik gegeben ist, bei der Anwendung dieser Verfahren sich selbst (und natürlich auch seine Patienten) ganz bewusst hinsichtlich der Behandlungserfolge täuscht, oder zumindest fahrlässig seinen diesbezüglichen Erkenntnisprozess als Mediziner gefährdet.
Was ist weiterhin von einem solchen Arzt zu halten, der seine invaliden Ansichten, die jedoch mit dem Nimbus gesicherten medizinischen Wissens versehen sind, als Ausbilder an einen laienhaften Rezipientenkreis weitergibt, dem jede Grundlage für eine fundierte kritische Wertung des vermittelten Stoffes fehlt?
Verletzt so ein Arzt nicht sämtlich ethischen (und auch ein paar standesrechtliche) Regeln seinen Berufs? Müssen unter solchen Voraussetzungen nicht Zweifel an der Tauglichkeit zur Ausübung des Berufs angemeldet werden? Versagen hier die zuständigen Behörden, denen der Entzug der Approbation obliegt, in Gänze?
Gerade im Hinblick das hier diskutierte neuste HOG Projekt, sind die Einflüsse der Ärztin Pfanzelt auf die HOG-Argumentation deutlich nachvollziehbar. Die Hybris der HOG-Heilpraktikösen ist im nicht geringen Maße auf den Unsinn zurückzuführen, den Pfanzelt in ihren Vorträgen verkündet, denn sie liefert das, was Homöopathen lesen und hören wollen:
„Die Psychopharmakologische Forschung sucht seit Jahren nach spezifischen Medikamenten für Traumafolgestörungen – die Homöopathie hat sie schon!“
Wie weit sich Dr. med. Pfanzelt mit solchen Überzeugungen von den Grundlagen vertretbarem ärztlichen Handelns entfernt hat, zeigt schon ein kurzer Blick in die AWMF-Leitlinie zu PTBS.
„Seit etwa 15 Jahren liegen vergleichende Studien zur Wertigkeit von pharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlungsansätzen bei Patienten mit PTBS vor. Dabei wird das Primat der Psychotherapie vor Pharmakotherapie betont (von Etten 1998). Die NICE-Guidelines empfehlen die traumazentrierte Psychotherapie mit dem höchsten Empfehlungsgrad und betonen, dass Pharmakotherapie nicht Methode der ersten Wahl sein sollte.“
Nur, „Homöopathen ohne Grenzen“ ist ein Verein medizinischer Laien, sprich homöopathisch behandelnder Heilpraktiker. Welche HOG-Schwester ist also tatsächlich in der Lage, traumazentrierte Psychotherapie inhaltlich zu leisten? Von der fehlenden beruflichen Qualifikation, genau so wie auch von der praktischen Unmöglichkeit, eine oft mehrwöchige Behandlung überhaupt anbieten zu können, wollen wir gar nicht erst reden.
Was bleibt da mehr als Kügelchen, wenn man als grenzenlose Heilpraktiköse dort mitmischen will, wo man eigentlich nicht das Geringste zu suchen hat?
Aus juristischer Sicht hat man bei der derzeitigen gesetzlichen Situation wohl kaum eine Chance, gegen diesen Unfug prophylaktisch vorzugehen. Allenfalls bei ganz konkreten Verstößen bietet der § 11 der ärztlichen Standesordnung möglicherweise Handhabe gegen akademische Heiler aus dem Paralleluniversum.
Gegen die Machenschaften der HOG scheint aber kein anderes Kraut gewachsen, als Aufklärung über den geballten Unsinn und Interventionen bei den Organisationen der Flüchtlingshilfe.
Liberia hat vor geraumer Zeit die Zuckerkugel-Heiler vor die Tür gesetzt – die dortigen Behörden haben sich erst gar nicht auf den offensichtlichen Unfug eingelassen, als ein paar „ächte Heilkünstler“ dem Ebola-Virus mit Saccharose an den Kragen gehen wollten.
Deutschland dagegen lässt sich Pseudomedizin vorspielen und adelt die Homöopathie mit ihrem zynisch-parasitären Verhältnis zur wissenschaftlichen Medizin jeden Tag aufs Neue, anstatt sich an die alten Geschichten zu erinnern, bei denen Teer und Federn eine tragende Rolle spielten.
Um auf den Hinweis auf ungeahnt große Probleme zurückzukommen: Jedes Mal, wenn aus Wunschdenken wahrhaft dumme Ideen gerinnen, wünscht man sich jemanden – quasi einen „Gott der geordneten Gedanken“ – herbei, der dann, wenn der Unsinn konkret wird („Halt mal eben mein Bier, ich muss da mal ein Buch schreiben…“), mit einem kräftigen Schlag gegen den Hinterkopf und unmissverständlicher Ansprache (so in der Art „Sachma, Alte(r)! Sachma, bist Du besoffen oder was?“) dafür sorgt, dass der Turm aus halbdurchdachten Ideen, insuffizienter Bildung und außerordentlichen Fähigkeiten zum Selbstbeschiss in sich zusammenfällt.
So einer fehlt. Das ist unser tatsächliches Problem. Deshalb haben wir Homöopathen.